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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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[Mitteilungen des Deutschen Werkbundes]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0290

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Dr. Riezler ergriff darauf das Wort, um
den Einfluß der Industrie in den kul-
turellen Ablauf unserer Zeit einzuschalten.
Er glaubte voraussehen zu können, daß
die Individualität, als Träger der Kultur,
wie es uns die Renaissance gebracht hat, einer
Zeit weicht, die wieder ähnlich wie das Alter-
tum und das Mittelalter das Individuum in die
Anonymität und die kulturelle Einheit zurück-
weist. Freiherr von Pechmann wies in einer
beifällig aufgenommenen Rede darauf hin, daß
die Form des Ingenieurs ohne Mithilfe des
Werkbundes ein Ausdruck seiner Ideen geworden
ist, daß aber die wichtige Arbeit des Werk-
bundes nun erneut einsetzen müsse, um die
gute Gebrauchsform sowohl dem Fabrikanten
als dem Kaufmann und dem Käufer nahezu-
bringen.

Über die Sitzung der Werkstattgruppe, die am
25. Juni vormittags im Rathause stattfand, wer-
den wir noch einen besonderen Bericht bringen.
In Essen fanden noch eine ganze Reihe von
Besichtigungen statt, und es war wohl für die
meisten Besucher eine große Überraschung, zu se-
hen, was die Sladt .an neuzeitlichen Arbeiten und
Werken zeigen konnte. Eine Ausstellung Essener
Künstler gab zusammen mit der Ausstellung der
Kunslgewerbeschule den Eindruck eines durch-
aus neuzeitlich gerichteten einheitlichen Willens,
der sich hier sehr stark vor allem mit dem Pro-
blem der Farbe befaßt. Körners Börsenbau, die
Kruppsiedlung Margaretenhöhe, das Kruppsche
Walzwerk und die Industrieanlagen des Ruhr-
tals waren eine wertvolle Illustration des The-
mas der Tagung. Die reiche und einzigartige
Sammlung moderner Malerei im Folkwang-Mu-
seum war für diesen Zweck in einer sehr guten
Auswahl neu aufgestellt, und Dr. Kestner wußte
in liebenswürdiger Weise für den abwesenden
Museumsleiter die Teilnehmer zu führen. Die
Stadtverwaltung Essens hat in jeder Beziehung
Überreichliches geboten, und man hatte das Ge-
fühl, daß es nicht nur von ihr als eine repräsen-
tative Angelegenheit aufgefaßt wurde, die Teil-
nehmer zu bewirten und ihnen die Tage so an-
genehm als möglich zu gestalten, sondern daß
sie die Wichtigkeit dieser Tagung in kultureller
Hinsicht damit betont wissen wollte. Beim Fest-
abend im Kaiserhof wies Oberbürgermeister
Bracht auf die Ausstellung „Licht und Farbe"
hin, die für das nächste Jahr für Essen end-
gültig gesichert ist. Bruckmann dankte für die
herzliche Aufnahme und ließ seine Worte in ein
Hoch auf die Stadt Essen ausklingen. Am
2 5. Juni nachmittags fuhren die Teilnehmer
nach Krefeld. Hier wurden das Kaiser Wilhelm-
Museum mit einer aus Anlaß der Ta'gung stalt-
findenden Sonderausstellung, die Weberei- und
die Färbeschule besichtigt. Im Museum begrüßte
unser Vertrauensmann Oppenheimer die Teil-
nehmer und Museumsdirektor Dr. Creutz über-
nahm die Führung durch die Ausstellung. Der

Abend vereinigte Gäste und Gastgeber in der
Stadthalle, wo eine Festaufführung der Immer-
mannschen „Schelmischen Gräfin" in Campen-
donkscher Inszenierung vor sich ging. Am Sams-
tag empfing die Stadt Düsseldorf in der Gesolei
den Werkbund. Nach einer Führung durch die
Ausstellung wurde die gemeinsame Mittagstafel
im Rheinterrassenrestaurant eingenommen, wo ein:
Vertreter des Oberbürgermeisters die Teilnehmer
begrüßte. Nach einer Besichtigung des Plane-
tariums und einer Dampferfahrt auf dem Rhein
fand eine Festlichkeit im Rheingoldsaal
der Gesolei statt. Am Sonntag wurden
in Duisburg das Museum, der Ehren-
friedhof und der Hafen besichtigt. Auf
einer Rundfahrt durch den Hafen führte Ober-
baurat Pregizer und erläuterte diesen größten
Binnenhafen der Welt.

Wie selten eine Veranstaltung des Deutschen
Werkbundes war gerade diese Tagung geeignet,
weitere und besonders wichtige Kreise für den
Werkbund zu interessieren und ihnen seine Ideen
nahezubringen. Keiner der Teilnehmer wird die
Tagung verlassen haben ohne das Gefühl, daß
hier in öffentlichen Veranstaltungen wie in pri-
vaten Besprechungen wichtige Vorarbeit für kom-
mende Aufgaben geleistet wurde.

DD

Die Württ. Arbeitsgemeinschaft des Deutschen
Werkbundes hielt am 12. Juni d. J. ihre
6. ordentliche Mitgliederversammlung im Stutt-
garter Handelshof ab. Der Geschäftsbericht, der
Kassenbericht und der Voranschlag wurden ge-
nehmigt und der Verlegung des Beginns des.
Geschäftsjahres vom 1. April auf den 1. Januar
zugestimmt. Zu Rechnungsprüfern wurden die
Herren Julius Faber und Walter Kreis gewählt.
Da in einer Vorstandssitzung der bisherige Vor-
stand beschlossen hatte, in seiner Gesamtheit
zurückzutreten, wurde der gesamte Vorstand neu
gewählt. Die Wahl ergab folgende Besetzung:
1. Vorsitzender Bruckmann, 2. Vorsitzender
Pankok, 3. Vorsitzender Borst, 1. Schatzmeister
Schwarz, 2. Schatzmeister Walz, Bonatz, Pf lei-
derer, Docker, Wagner, Schnede, Hildebrandt,.
Pazaurek, Lörcher, Küpper, Buschle, ■ Lauten-
schlager, Jehle, Frey.

Dieser Vorstand soll sich noch durch Zuwahl
ergänzen.

Bei dem Wettbewerb des Verlags Alexander
Koch zur Erlangung von Entwürfen für schlichte
Wohnräume erhielten die Mitglieder R. Stolz,
Kirchheim/Teck, den ersten Preis und Architekt
W. Gutmann, Frankfurt a. M., einen dritten Preis.
R. Stotz erhielt einen ersten Preis bei einem
Wettbewerb des Württembergischen Landes-
gewerbeamts für feine Holzwaren mit Intarsia.
Bei einem engen Wettbewerb für ein Plakat der
Jahresschau Dresden 1927 „Ausstellung das
Papier" erhielt unser Mitglied Professor Otto
Lange, Dresden, den ersten Preis.

VERANTWORTLICH FÜR DEN IN HALT: DR. LÖTZ, BERLIN W 35, SCHÖNEBERGER .UFER 36 A, 1
 
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