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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Scholz, Curt: Aus der Werkstatt des Keramikers
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0326

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Curt Scholz, Grötzingen/Baden

hierin sind von Anfang an gehemmt, weil dem auch die Formkomplexe in ihnen selbst
sie sich des Umwegs über eine Skizze und wirken so verschieden, daß jedes ein grund-
einen Dreher als Mittelsmann bedienen sätzlich anderes Gesicht erhält und es dem
müssen, dessen künstlerische Fassungskraft differenziert erlebenden Künstler unmög-
schon erstmalig den Ver.wirklichüngsgrad lieh ist, sie einander auch nur annähernd zu
des Beabsichtigten begrenzt. So bleiben oft vergleichen.

relativ unentwickelte formale Äußerungen Es kommt vor, daß ein Bildhauer eine
eines Künstlers bestehen, während sein far- figürliche Arbeit in Ton modelliert und
biges Denken sich viel differenzierter offen- dann überlegt, in welchem Material er sie
bart und weit über diese Stufe hinausweist. ausführen lassen will. Er läßt beispielsweise
Wir müssen nun auch feststellen, daß eine zum Versuch ein Stück in Kunststein und
Form künstlerisch nicht eindeutig be- eins in glasierter Keramik ausführen. Es
stimmt ist durch ihre stereometrische Be- gibt eine harte Enttäuschung, denn Vorstcl-
grenzung. Sie ist vielmehr untrennbar von lung und "V erwirklichung waren bei der Ar-
Farbe und Struktur der Oberfläche, die erst beit auf die durch Farbe und Wirkung des
ihr definitive Bedeutung verleihen. Stereo- Moclelliertones gegebene Formdefinition
metrisch völlig identische Gebilde sind als eingestellt, und so kann sich nur in dem vor-
Gegenstand künstlerischer Betrachtung un- gestellten Material das Gewollte offenbaren,
möglich einander gleichzusetzen, wenn ihre Soll das Werk in Bronze leben, so muß
Oberfläche fürs Auge bei einem die Quali- schon beim Modellieren ihre Individualität
täten des blanken Messing, beim anderen die die Vorstellung beherrschen — das Tonmo-
des Marmor, beim dritten die der Terra- dell erscheint dann unzulänglich, wie im
kotta, beim vierten die einer blank und fein- andern Fall die Ausführung. Dieses Mo-
rissig glasierten, tiefblaufarbigen Keramik ment ist künstlerisch wichtiger und ent-
erkennen läßt. Diese Individuen werden scheidender als die mehr das technische und
nicht nur als verschieden groß erscheinen, praktisch-handwerkliche Gewissen angehen-
was sich in bezug auf eine beurteilte Um- den Forderungen, die in Werkzeug und me-
gebung entscheidend auswirken muß, son- chanischer Qualität des Werkstoffs begrün-

Töpfe Gurt Scholz, Grötzingen/Baden

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