Abwandlungen geschahen. Viel Geist und Arbeil
wurde so vergeudet. Das ist auch ein Teil der
Tragödie des Kunstgewerbes.
Diese falsche Einstellung wäre nicht, hätte die
Industrie eine wirklich sinngemäße Massenware
herausgebracht. Es erhellt ohne weiteres, daß
man ein Maximum an Geld und Können in die
Vorbereitung einer Form stecken kann, wenn
diese nicht in zehn oder zwanzig, sondern in
Millionen von Ausführungen das aufgewandte
Kapital verzinst, so daß, wenn irgendwo, so
gerade hier Höchstleistung möglich wäre. Von
der Elektroindustrie wissen wir, daß aus Mate-
rial, Herstellungsvorgang und Gebrauch Schön-
heit zu schöpfen ist. Aber bei den Gebrauchsarti-
keln hat man damit noch kaum in der Frage-
stellung begonnen. Die Kunstindustrie verharrt
weiter in Unkunst, ahnt, kaum die in ihrer Materie
schlummernden Möglichkeiten und deren Ausdeh-
nung auf alle Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
In dieser Beziehung können wir nicht anspruchs-
voll genug sein. Die schönste Lackierung kann
nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Einrich-
tung unserer Küchen höchst unbefriedigend ist.
Kein Raum enthält so viele Funktionen, die or-
ganisierend zu gestalten sind, obwohl hier alles
so unmittelbar vorliegt. Die Amerikaner haben
ihre Küchenschränke schon recht geschickt ent-
wickelt, während wir über ein paar Porzellan-
einsätze nicht hinausgekommen sind. Es braucht
hier nicht wiederholt werden, daß eine Intensi-
vierung der Unterbringung und Raumdisposition
Wege und Kraft sparen. Noch kaum erfaßt sind
die Möglichkeilen einer durchgreifenden Elektri-
fizierung. All diese betriebstechnischen Probleme
sind zugleich solche der Gestaltung, die wir sehr
nötig haben, und zwar bis zum Kochtopf, der
heute noch keineswegs die richtige Form hat.
Eine Angelegenheil, von ausgesprochen kultureller
Bedeutung ist die Wahl des Materials. Die Bau-
kunst hat damit schon allerlei Entdeckungen er-
lebt, die sich praktisch wie ästhetisch auswirken
könnten, wenn auf diesem Wege technisch mehr
geschähe. Nun hat noch immer jeder neue Versuch
die Widerstände im Handwerk zu überwinden, das
mit den ungewohnten Werkstoffen nicht Be-
scheid weiß. Wenn derart das Handwerk sich
selber im Wege steht, so muß hier eine Neu-
belebung versucht und die Liebe zum Material
geweckt werden. Wenn wir dem Handwerk den
aussichtslosen und der Allgemeinheit nicht zu-
träglichen Weifkampf mit der überlegenen In-
dustrie ersparen wollen, haben wir ihm seine
eigentlichen Aufgaben aufzuweisen. Sie liegen,
wie das Wort schon sagt, in den Arbeilen von
Hand, dir immer dort notwendig werden, wo
es sich nicht um Serien wäre handelt. Also wo
aus einer bestimmten Idee ein Raum zu schaffen
ist. Hier ist eine Besonderheit zu erfüllen, die
natürlich nicht in der Person des Künstlers, son-
dern im Sinn seiner Aufgabe zu sehen ist, in der
er aufgehen soll. Derartige Anlässe sind jene
festlichen Räume, wie sie jede Schule neben den
uniformen Klassenzimmern in der Aula, jedes
Verwaltungsgebäude neben den typisierten Büros
in seinen Silzungssälen und Hallen aufweist,
und wie sie sich auch in den reicheren Wohn-
häusern aus spezieller Bestimmung und gehobe-
ner Bedeutung immer wieder ergeben.
Hier ist das Feld für reichste Werkkunst, stärkste
Intuition, und dies wird keine Verschwendung
und kein Talmi sein. Hier mögen sich Geist
und Handgelenk regen, um so mehr, je weniger
sie mit gewerblicher Stapelarbeit mißbraucht und
abgestumpft wurden.
Wer die Wiederbelebung des Handwerks bei
der Geschmackskultur anfaßt, geht fehl. Wir
brauchen Schlosser, die für Behandlung und
Dimensionierung des Eisens das Gefühl haben —
brauchen Glaser und Tischler, die wissen, was ihr
Werkstoff hergibt, und allen Aufgaben gewachsen
sind — brauchen Maler, die gut grundieren,
tönen, lasieren, überleiten, spritzen können, kurz,
alles was gebraucht wird, fertigbringen. Dagegen
nutzt es nichts, wenn sich ein Meisler einen Kunst-
schüler engagiert, der ihm die gewagtesten Ent-
würfe macht, daß er aber nicht bei einer differen-
zierten Ausmalung mit absolut sichern Gehilfen
zur Stelle ist, weil angesichts des minderwertigen,
täglichen Arbeitsbedarfs die höheren Künste des
Handwerks verschwunden sind. Zunächst muß die-
ses erst einmal wieder erworben sein. Um Ge-
schmack und Einfall soll man sich nicht sorgen.
Wir haben nun einmal heute die Trennung von
Kunst und Werk. So soll man die Künstler an
der Form schaffen lassen, der standardisierten so-
wohl wie der einmaligen besonderer Anlässe. In
ferner Zukunft wird dies alles zusammenfließen,
so wie es früher war. Zunächst aber heißt es,
die geteilte Arbeit richtig erkennen und auch wirk-
lich leisten.
Es konnte sich für uns nicht darum handeln
anzuklagen; denn man wüßte nicht, wo an-
fangen. Von den Kunstschulen bis zu den Ge-
werbetreibenden und dem Publikum sind alle
verantwortlich. Aber in einer Zeit, die große
repräsentative Ausstellungspläne erwägt, schien
es notwendig, vorher erst einmal die Diagnose zu
stellen und den Weg zur Gesundung zu suchen.
Wir stehen vor einem Entweder-Oder: Industrie
oder Einzelleistung, nicht aber dieses Konglome-
rat aus beiden. Indem der Industrie die ihr ent-
sprechende Bolle zugewiesen wird und die Be-
griffe sich reinlich scheiden, kann das Handwerk
wieder ein Faktor der künstlerischen Kultur
werden.
wurde so vergeudet. Das ist auch ein Teil der
Tragödie des Kunstgewerbes.
Diese falsche Einstellung wäre nicht, hätte die
Industrie eine wirklich sinngemäße Massenware
herausgebracht. Es erhellt ohne weiteres, daß
man ein Maximum an Geld und Können in die
Vorbereitung einer Form stecken kann, wenn
diese nicht in zehn oder zwanzig, sondern in
Millionen von Ausführungen das aufgewandte
Kapital verzinst, so daß, wenn irgendwo, so
gerade hier Höchstleistung möglich wäre. Von
der Elektroindustrie wissen wir, daß aus Mate-
rial, Herstellungsvorgang und Gebrauch Schön-
heit zu schöpfen ist. Aber bei den Gebrauchsarti-
keln hat man damit noch kaum in der Frage-
stellung begonnen. Die Kunstindustrie verharrt
weiter in Unkunst, ahnt, kaum die in ihrer Materie
schlummernden Möglichkeiten und deren Ausdeh-
nung auf alle Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
In dieser Beziehung können wir nicht anspruchs-
voll genug sein. Die schönste Lackierung kann
nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Einrich-
tung unserer Küchen höchst unbefriedigend ist.
Kein Raum enthält so viele Funktionen, die or-
ganisierend zu gestalten sind, obwohl hier alles
so unmittelbar vorliegt. Die Amerikaner haben
ihre Küchenschränke schon recht geschickt ent-
wickelt, während wir über ein paar Porzellan-
einsätze nicht hinausgekommen sind. Es braucht
hier nicht wiederholt werden, daß eine Intensi-
vierung der Unterbringung und Raumdisposition
Wege und Kraft sparen. Noch kaum erfaßt sind
die Möglichkeilen einer durchgreifenden Elektri-
fizierung. All diese betriebstechnischen Probleme
sind zugleich solche der Gestaltung, die wir sehr
nötig haben, und zwar bis zum Kochtopf, der
heute noch keineswegs die richtige Form hat.
Eine Angelegenheil, von ausgesprochen kultureller
Bedeutung ist die Wahl des Materials. Die Bau-
kunst hat damit schon allerlei Entdeckungen er-
lebt, die sich praktisch wie ästhetisch auswirken
könnten, wenn auf diesem Wege technisch mehr
geschähe. Nun hat noch immer jeder neue Versuch
die Widerstände im Handwerk zu überwinden, das
mit den ungewohnten Werkstoffen nicht Be-
scheid weiß. Wenn derart das Handwerk sich
selber im Wege steht, so muß hier eine Neu-
belebung versucht und die Liebe zum Material
geweckt werden. Wenn wir dem Handwerk den
aussichtslosen und der Allgemeinheit nicht zu-
träglichen Weifkampf mit der überlegenen In-
dustrie ersparen wollen, haben wir ihm seine
eigentlichen Aufgaben aufzuweisen. Sie liegen,
wie das Wort schon sagt, in den Arbeilen von
Hand, dir immer dort notwendig werden, wo
es sich nicht um Serien wäre handelt. Also wo
aus einer bestimmten Idee ein Raum zu schaffen
ist. Hier ist eine Besonderheit zu erfüllen, die
natürlich nicht in der Person des Künstlers, son-
dern im Sinn seiner Aufgabe zu sehen ist, in der
er aufgehen soll. Derartige Anlässe sind jene
festlichen Räume, wie sie jede Schule neben den
uniformen Klassenzimmern in der Aula, jedes
Verwaltungsgebäude neben den typisierten Büros
in seinen Silzungssälen und Hallen aufweist,
und wie sie sich auch in den reicheren Wohn-
häusern aus spezieller Bestimmung und gehobe-
ner Bedeutung immer wieder ergeben.
Hier ist das Feld für reichste Werkkunst, stärkste
Intuition, und dies wird keine Verschwendung
und kein Talmi sein. Hier mögen sich Geist
und Handgelenk regen, um so mehr, je weniger
sie mit gewerblicher Stapelarbeit mißbraucht und
abgestumpft wurden.
Wer die Wiederbelebung des Handwerks bei
der Geschmackskultur anfaßt, geht fehl. Wir
brauchen Schlosser, die für Behandlung und
Dimensionierung des Eisens das Gefühl haben —
brauchen Glaser und Tischler, die wissen, was ihr
Werkstoff hergibt, und allen Aufgaben gewachsen
sind — brauchen Maler, die gut grundieren,
tönen, lasieren, überleiten, spritzen können, kurz,
alles was gebraucht wird, fertigbringen. Dagegen
nutzt es nichts, wenn sich ein Meisler einen Kunst-
schüler engagiert, der ihm die gewagtesten Ent-
würfe macht, daß er aber nicht bei einer differen-
zierten Ausmalung mit absolut sichern Gehilfen
zur Stelle ist, weil angesichts des minderwertigen,
täglichen Arbeitsbedarfs die höheren Künste des
Handwerks verschwunden sind. Zunächst muß die-
ses erst einmal wieder erworben sein. Um Ge-
schmack und Einfall soll man sich nicht sorgen.
Wir haben nun einmal heute die Trennung von
Kunst und Werk. So soll man die Künstler an
der Form schaffen lassen, der standardisierten so-
wohl wie der einmaligen besonderer Anlässe. In
ferner Zukunft wird dies alles zusammenfließen,
so wie es früher war. Zunächst aber heißt es,
die geteilte Arbeit richtig erkennen und auch wirk-
lich leisten.
Es konnte sich für uns nicht darum handeln
anzuklagen; denn man wüßte nicht, wo an-
fangen. Von den Kunstschulen bis zu den Ge-
werbetreibenden und dem Publikum sind alle
verantwortlich. Aber in einer Zeit, die große
repräsentative Ausstellungspläne erwägt, schien
es notwendig, vorher erst einmal die Diagnose zu
stellen und den Weg zur Gesundung zu suchen.
Wir stehen vor einem Entweder-Oder: Industrie
oder Einzelleistung, nicht aber dieses Konglome-
rat aus beiden. Indem der Industrie die ihr ent-
sprechende Bolle zugewiesen wird und die Be-
griffe sich reinlich scheiden, kann das Handwerk
wieder ein Faktor der künstlerischen Kultur
werden.