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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0017

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Hetdelberger Tagblatt.

9t"

Erscheint, Monmgs auögenormneu/.'läglich.
Preis nnt Untcrhaltnngsblatt '.'ierteli. Z6kr.

Mittwoch, 22. Dezembet

JnsertionSl

cile

'ür dic Zspaltigr Prtii.
od« >-»r„ l?.

L8r8.

Friedrich. v»n Gvltes Giiadrn,
Mroßherzo.a ooi, Badcn, Herzoq
vo ii Zalirinaeii.

Nachdem Wir der Gvtlcsdieiist-
L r d n u ii.q, ivelche Ilnier evanqclischer
Oberkirchenrath aus Grund der von UnS
qciiehnügten Bcschliitü' der Gcneralspnode
von l85'> ansqearbeitct bar, ilnsere Bc-
stätiqung crtbeilr. aucb qestaitct habcn,
vaß dieselbc niinmrlir z„r Nittvcnduiig gc-
dracht werdc, hubcn Wir llns übcr die
Arl nnd Weisc dcr Ciniuhrung Bvrtrag
erstattcn lasscn.

Tcni lüid vorgclcqten Enrwnrs eiirer
Einsiihruiigsverordnnnq ertheilcn Wir hicr-
nüc Unst-re Gencbimgung und wollcn, daß
nach vcn darüi aiisgcstclltcn Grnndsätzei,
versahren wcrde. Jm Hinblick auf dic
Wichtigkcit vcs Gcqcnstankeö fiihlen Wir
Uns jcdoch bcwogcn, zur Bcscitiqunq jcden
Zweiscls über Uiiserr Absschten, dabci
iivch Folqcndcs besonders zu crklären:
t) Djx cinfachc Zonn dcr Gottcsdicnst-
Ordnung ist, wic Dics auch von der
Generalspnobc beantragt n»d i» Un-
serm höchstLii Beschcit voni 14. Feb-
ruar l85ss ausgcsprochcn wvrden,
die allgemeiil giltigk, nur sie ist znr
allgemeinen EinführUlig bcstiinmt. Die
aussührlichere oder erweitcrte Ord-
nung ist nnr gestattct, damit solche
Geniciiidcn, wclchcn ciiie ciitwilkcl-
terc liturgische Form Bcdürfniß ist,
ihre Bksriedigung sinden können.Dic-
selde soll dahcr nur da znr Ilnwen-
dung koinmen, wv es von der Ge-
Mkinde qewünscht und von dem Ober-^
kirchenrath »och besonkers gcnehnüqt
wird.

2) Tic Gesühle Gewohnhciten dcr
Gcuicindcn sollcn gcbührcndc Bc-
rücksichtigung findcn. Wir wcrdcn
dahcr knncrlei Zwang zulassen und
da, wo »ach vvraiisgkqcmgkiin- Be-
lchrung gcgcn cinzelne Bestlinmniigcn
der neucn Ordnnng noch Bcdcnken
obwaltcn, gcciqnctc Abänderi,„qk,i zu-
gestchcn, oder auch gestattcn, daß die
beanstaiidctcii Bkstimmungcn vorerst
ausgcsetzt blcibcn.

Wir crwartcn von dcn Gkisllichin, daß
sse in dcm Geistc der Mildc nnd dcr Rück-
sicht für die Gewvhnheiten nnd Wnnsche
der GeniciiidkN vorschreiten, von dcn Gc-
meinden, daß sic mit vertrauensvollcm
Sinne cntgcgenkommcii, und bittcn z»
Gott, Er wolle die neuc Ordnnng der

unirten cvanqelischen Kirche dcS Landes
ziim Seqen qcrcichcn lassen.

Mit dem Bollzuq diescr Unserer alier-
höchstcn Entschlicßiinq wird Unscre obcrste
cvangelische Kirchcnbchördc hicrmit be-
austraqt. '

Gcgcbcn zn Karlsrnhc, dcn 20.

lgcz.) Friedrich.
(qcz.) Nüßlin. '

)ez. 1858.

va » zclisch c v O vvrkirchcnvalh.
Kärlsruhe, 2l>. Dczcmbcr 1858. Dic E>»
'führiing der ncucn GottcSdicnstorbnung betrcffenb.

Än sämmtlichc Großhcrzogl. Dekanatc znr weitercn
Eröffnung a» bic Gcistlichcn - unb Kirchciigemcinbc-
räthc:

Scinc Königliche Holieii der Großhcr-
zog habcn aticrgnädigst zu bcfehlcn gcruki, daß »,m-
mchr zur Einfiihrung bcr Gottcsbicnstorbnung, wic
sic daS bereits in dcn Händen der Gcistlichen 'befind-
lichc Kirchcnbnch ciiihäli. geschrillcn werdcn sollc.
Jndcm wir Dics dcn Gojff„h,r„ „,,o Kjrchciigcineindc
räll;cn cröffncn, licgt uns iin allcrhöchstcn Anslrag
zuglcich ob, dic Art und Wcisc scstzuschcn, in wclcher
Lic Einsührung zu crfolgen hat.

So scbr Scinc Königlichc Hohcit als
Schirmhcrr dcr cvangclischen LandeSkirche oinerseits
die »crfassutlgSniäßigc Ordimiig ciiigchalien, nnd da-
rum auch die von der letzien Generalsynodc in Be-
trcff der GvttcSdienstordnung gcfaßten und allcrhöchft
sanktionirtcn Bcschlüffc durchgcsührt wiffen woile», so
gehcn Höchstdicsclbeu andercrscits doch zuglcich von
dcm Grundsatze auö, der auch in unsercr an die Gc-
neralsyiiodc gcmachtcu Vorlagc uittcr dcn Mittcln
und Wegen der AuSfnhrung dic crstc Siellc cin-
nimnil, dast iiämlich aus dcm rcligiöscn Gcbictc äu
ßcrcr Zwang ebcn so iinznlässig alL crfolgloS sei,
dagcgen nur DaS Wcrtb imd Daucr habe, «as mit
inncrcr Ucberzeugung und Zustimmung geschchc. Jn
dicsem Siiinc habcn Höchstdiesclbcn allcrgnädigst vcr-
fügt, daß dic tzciiisi'ihriliig der ncucn Gottcsdicnst-
ordniiiig allmälig und mü gcbührcnder Bcrüiksichti-
gung der Gcfühlc und Gewohnhcüen dcr Gemcindcn
stattfinden svllc. Diese Gvttesdicnstvrdnung will nicht
angcsehen scin als cine Last, wclchc den Gcmeindcn
aufgenöthiql wcrdcn svll, sondcrn als cinc Gabc,
wclchc denftlben znr Erbauung auf den Grund un-
sercs evangelischcn Glaubcns und zur Förbcrung des
christlichcn LebcnS bargebvtcn wird, dahcr sic wohl
von dcn Gcmeindcn niü dcr glcichcn Gcsinniiiig auf
genommeii zu werdcn vcrdient, auS dcr sie gcflossen ift,

Wir habcn die auf vielfachc, namciülich auch bci
dcr Kirchenvcrcinigung l82l geinachte Erfahrungcn
gegrimdktc Uchcrzcngiing, daß in dcr oorlicgcndcn
Angelegcnheit sast AUcs auf dic Stcllung, wclche die
Gcistüch,-,, jhr gegenübcr einnehmcii, und auf das
Verfahrcn, daö sic hcobachten, ankommt. Wir müffcii
daher dlc gcrcchte Erwartiing auSsprcchen, daß sie
ebcn so wenig cinc gcgncrischc SicUung cinnchmen,
alS eincm rücksichtsloftn, drängcndcn Eifer, dcr mehr
schabc», als fördcrn kann, sich hingebcn werdcn, JnS-
besonbcrc wcisc,, wir sic an, bci bcr Eiiiführung ber
ncuen Gottcsbicnstordnung nicht einftitig oorzuschrci-
tcn, sondcrn sich dariibcr mil dcn Küchcngcn-.cindc-
räthcn zu benchmcn imd mit dicscn gcmcinsam zu
vcrfqtzrrn. Zu dcn Lciücrcn abcr hcgcn wir das
Veriranen, daß s>c die'Gcistlichcn bct ihrcn pflicht-
mäßigcn Bcmühungc.n gcircnlich uiiterstützkii, »nd
üherhaupt yqs Jhrige thun «crdcn, durch Bclehrnng
und fteimdlichen Zusprnch auf die Gemüther cinzu-
wirken.

Hiernach vcrordnen «ir „stt qllcrhöchster Gcnehmi-
gung im Einzclnen, wic

1) Die Geistlichen habcn j„ yr„ öffciülichcn Got-
tcsdicnslcn sowohl, alS bci den ci„zcliicn gotteSdicnst-
lichcn Haiidliingeii aiijdatt dcr bisiftrigcii Agcudc sich
dcs ihncn bercüs zugsieiidctcii Kirchrnduchs zu bc-
dicnen. Jn Bczichunq aut das Taufformular bc-
haltcn wir ims ,-ine besondere Wcismig a„ rjc Gcist-
ltchen »or.

2) Hinsichtlich bcr beidcu Orbnungcn, bic für den
GoücSbicnst aufgestcllt sind, ocrwetftn wir auf DaS,
waS im-Kirchcnbuch selbst S. X I. fg. darübcr gcsagt
ist, und bcmcrkc» dabci, daß dic cinfachc Ordnung
als dic Rcgel angefthen wcrkcn soll, oon wclcher nur
da, wo cin destünmlcr Wunsch in dcr Gcmciudc oor-
handcii ist, auf Aillrag dcS Kircheiigemcindcraths und
mit Zustimmung dcS ObcrlirchcnraibS zur crwcitcitcn
fvrtgcschrütcn wcrdcn kann. Ein solcher Ucbcrgang
zur aiissührlichereii' Ordnung wird jcdoch imnierbin
nur danu zulässig seiu, weiin sich cinc Gcmcindc tn
die ciiifachc oollständig ciiigelcbi hat.

3) Ucber dicjcnigeii Bestiminlingcii dcr cüisachen
Ordnung, deren Bcobachlung nicht »crbindlich, svndcrn
'ftcigcgebcn ist, wie namenüich dic Anwcndiiiig dcr
Responsoricu, dic Wahl uutcr den sic crsetzcndcn
Liedcrvcrftn, dic bcidcn Formen tco Sündcnbckcniit
niffcs nnd der Gnadenvcrsichcning, daS bci bcsondcren
Fällcn gcstattctc Ricdcrknicn, haben sich dic Gcist-

lichcn mit den Kirchcilgciucinderätbcii zu vcrständigcn,
»nd jc nach dcn Vcrhäüniffcn und Ziiständcn drr
GeMeinden zu beschlicßc».

4) Solltc die Einfübruug dcr einsachcn GottcS-
dienstvrdiiiliig in dcr sich möglichst au dic bisbcrigc
änschlicßcndc Fvrm (Pos. 3) nack vcrgeblich ver-
siichicr Bclchrnng iinb Bcrständigiing vorcrst noch
bei kinci Gemeindc auf Schwierigkcücil stoßcn, so
hat ber Kftchciigcmcinberath Berathung zu pflcgen
imb ftlnc ctwaigcn Anirägc untcr uäbcrc-' Bcgrim

bung derselbcn auf bcm geordneteii Wcgc burch das
Dckaual hicher gclangcu zu laffcu, woraus wir 'dic
allerhöchste Eiüschließung barüher einholcii wcrden,
welche sormcllc Acnbcruiigeii, ohne bic wünschcns-
werihc imb notbwcnbigc Gcmciiisamkcit scc Gottks-
bicnstco in iinscrcr cvangclischen Laiitcsküchc wcscnt-
lich zu bccüürächiigcn, zugclassen wcrdcn sollcn.

Dic Dckanatc wcrdcn fnr dcn Vollzug vorsicbcn-
der Verfügung in dcm oben angedeiüetcn Sinnc bc-
svrgt ftin und überall, wo es dessen bcdarf, den
Gcistüchcn und Kirchcngeineindcräthen mit Rath und
That an d!c Hand gehen. Zuctlcicki beauftragcn w!r
sie, nach drci Monaien übcr dcn'Stand der Angc--
legenheit in ihren Diözeftn Bcricht zu erstattcn.

Ullman n.

D e u t s ch l a » !».

4 Heidelberg, 20. Dez. Heiite Vor-
nii'ttaq mn ll 'Uhr verschied nn 78.
lfi'bensjahre, nach 24täqiqem Kraiiken-
lagcr Herr Gehcrmc Rath D enrcr —
einer nnserer qeachtetstrn Mitbürqcr »nd
hochqeschätzt vo» alle» denjrniqcn, wrlchc
ihni »ähcr standcn. — Wcr den Vcrbltchc-
nen aus ftl'ner Wirksamkclt als Borstand
des hiestqcn Obcramtes kannte, wird ihm
dft Anerkennunq strenqcr Rechtllchkeit »nd
qroßer Hnmanltät zoücn, und dcm Ver-
storbencn ein chrendes Andenken in ftinem
Herzen. bewahrcn.
 
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