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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0569

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Heidelberger Tagblatt.

sr^ isi.

jührlich 36 ir-

Dienstag, 7. Zum

Jnskrlionsgkbuhrm sur d,e 3spal,i»e Be.
tiljkilk »ber bkren Raum werdkn mi, n
berechnki.

18SS.

Telegramme

Wien, 4. Iuni. D°s Abcndblatt der
"W'cner Zeitunq" cntha't mchrerc Tele-
gramme qus Verona. ^stcrn und heute
wurden die Truppen °us Anlaß des Vor-
dnngcns dcs Fcindcs b.s Novara zu-
sammeuqczogcn. Die Haup.macht ging in
conccntrirtcr Stcllung auf das lmke (lom-
Lardischc) Ufer dcs Ticino zuriick. Das
Hauptquartier wurde nach Abbiategrasso
verlegt. Dcr Kaiser ist in Verona mit
der Organisation dcr vermehrten Streit-
kräftc beschäftigt. FZM. v. Heß ist nach
dem Hanptquartier abgegangen. Zur Ilnter-
stützung der Truppcn dcs Herzogs von
Modena sind einige weitere Gefechte vor-
gefallen. Die Brigade Jablonowski ist
in Modena eingeriickt. Nächster Tage
werden wichtige Ercignisse am Kriegs-
schauplatze crwartet.

Paris, 4. Juni. Eine Depesche aus
dcm französisch-sardiilischen Hauptquarticr
von heute Morgen 9^ Uhr meldet, daß
die Alliirten gestern den Tessin über-
brückten und der Uebergang der Armee
nach einem Kampf mit den Oesterreichcrn
bcgonnen hat. Dic Ocsterreicher erlittcn
beträchtliche Verluste, zogen sich zurück und
licßen eine (!) Kanone, 'vicle Waffen und
Munition auf dem Platze.

Paris, 4. Zuni. Die alliirten Ar-
meen haben den Tessin passirt und die
Ocsterreicher zuruckgeschlagen. Bestätigung
abzuwarten. Wir verdanken diescs Tele-
gramm eincr freundlichen Privatmitthci-
lung.) (Karlsr. rq.)

Paris, 4. Juni. Aus Turin, vom
Z. d., Abcnds: Em Bulletin bcstätigt dcn
Rückgang der Ocstcrrcicher an den
Ticino. Sie vcrließen schnell die Po-
Linie bei Valcnza und beganncn gestcrn
aüch Mortara zu räumen. Jn letzter
Nacht (2./3.) verließen die Korps Zvbel,
Schwarzcnberg, Lichtenstein Mortara in
der Nichtung auf Vigevan», Bereguard»,
Pavia (sämintlich an'dcm Ticino gelcgen).
Bei dem schncllen Rückzug ließ der Feind
sogar Getreide und andere Gegeustäude,
die er rcquirirt hatte, zurück. Hcute Mor-
gen besuchte dcr König den Kaiser (in
Novara?).

Bern, 4. Juni. Urban stcht mit
einer starken Truppenabthctlung und 16
Kauouen bei Bizzire v am Varcscr-See.
Garibaldi's Vorposten stchen in Eamcr-
lata, das piemontesische Korps unter Cial-
dini zu Sesto Calende.

Bern, 4. Iuni. Die Bewohner von
Varese, denen von dcn Oesterrcichern
cine Kontribution vvn 3 Mill. Lire, bin-
nen 24 Stunden zu liefern, auferlcgt war,
konntcn nur 1 Million zusammenbringcn,
worauf die Stadt der Plünderung preis-
gegebcn wurde. Während dcr Plünderung
crfolgte Garibaldi's Angriff, der mit cincm
Sieg cndete. Hierauf wurde Como von
ihm zum zweitcn Male besetzt.

Die Oesterreicher räumten Nobbio. Der
Kaiscr Napoleon und der König von Sar-
dinien sind von Novara bis Trecate
(zwci Stunden vom Tessin) vorgerückt.
Die Picmontescn unter Cialdini halten
Sesto Calcnde.

Bern, 6. Iuni. Eine Dcpcsche aus
Lugano meldet, daß die Alliirten den
Tessin bei Tubigo überschritten und gestcrn
bcreits bei Magenco standen. — Garibaldi
hat Como vcrlassen und rückt gcgen das
Urban'sche Korps, das nun von zwei
Seiten gefaßt wird.

Ponte di Magenta, 4. Juni,
11 Uhr Nachts. Der Kaiser an die
Kaiserin. Großer Sieg. 5000 Ge-
fangenc und 15,000 getödtcte oder vcr-
wundete Feinde. Später Einzclheiten.
(Ucber Paris.) (Bad. Lztg.)

Preußen und Oesterreich gegen
Frankreich.

(Fortsetzung.)

Wenn Napoleon 111. der Sieger bleibt,
so muß Ocsterreich den Frieden so an-
nehmen, wie er dictirt wird. Der Ver-
lust der Lombardei und Venedigö ist un-
vermcidlich und wcun Napoleon auch die
Mäßigung beweiscn wollte, die er vor
demselbcn so sehr von sich rühmt, er ist
durch gcheime Verträge mit Sardinicn
und durch die öffcntliche Meinung ge-
zwungen, dies grvße Opfer von Oestcr-
"ich zu fordern. Wcnn er etwa, nm der
Welt zu zeigcn, daß er Franzose und
Prinz von Gcburt ist und eincn cdlercn
Charakter hat, als Napolcon I., dcn Ver-
lust so großcr und schöner Länder durch
irgend eine anderweite Entschädignng wie-
der vergütcn wollte, wo wäre sie hcrzu-
nehmcn? Aus Deutschland! Eine zweite
Bedingung des Friedcus ist die Auflösuuq
des dcutschen Bundcs, der gekündigt wird,
wie ein Miethsvertrag und dänn noch
gewisse Versprechungen sür gcwisse Fälle.
Diese Bedinguiig ist dem Kaiser noth-
wendig, damit die zweite Revision dcr

Verträge von 1815, die gegxn Deutsch-
land, mn so leichter von Statten gchc.

Vei dieser zwciten Rcvision hat nun
ein Nachfolgcr Napoleon I. noch übcr ver-
schzcdcne andere Dinge mit Prcußcn ab-
zurcchncn. Zur Vergeltung der unwür-
digen Bchandlung, wclche Preußen und
der König von 1806—1812 erfahren habcn,
hat man bei der Vertheilung dcs König-
rcichs Westphalen untcr desscn frühere
Landesherrn in den Fri'edensschlüssen und
Verträgen von 1814 und 1815 dessen
König, Hicronpmus Bonaparte, nicht ein-
mal des Nenncns gewürdigt. Sein Name
ist in keinem der Verträge genannt. Dic-
ser Mann, dessen Krone damals ohne Sang
und Klang begraben wurde, lebt noch und
wenn er inzwischen sterben sollte, so hin-
terläßt er einen Sohn und Erbcn. In
der Erbschaft liegt eine Königskrone, auf
die der ehemalige Besitzcr nicht verzichtet
hat und dic ihm ausdrücklich von Niemand
aberkannt ift. Man wird mir nicht bc-
streiten können, daß es durch die Jsolirung
Oestcrrcichs so kommen kann. Prcußen
wird alsdann den Kampf gegen Frank-
rcich aufnchmen, wie jctzt der Kaiscr von
Ocsterreich. Aber der Ausgang ist für Prcu-
ßcn sehr zwcifclhaft, wie in allcn Fättcn
wo man gegen drcifachc Kräfte sich schlagen
soll. Oder hat Iemand besondere Gründe,
zn der Vermuthung, daß Napoleon III.
für scine Bettern weniger gut sorgen wird,
wie Napolcon I. fiir seine Brüder nnd
Schwäger? Ich wenigstens kenne solche
Gründc nicht und bin dcßhalb dcr Mci-
nung, daß es wohlgethan sci, sich auf
Allcs gefaßt zu halten, was kommcn kmin.
Ein angeblichcr Prinz Murat ist jctzt schon
Candidat siir das Königreich Ncapcl. Wa-
rum nicht cin Prinz Jerome für das neu-
geborene Köniqrcich Westphale» ^

Es ist alsonichtso, wie Manche ,agen,
daß Preußcn am Po dcn Rhem verthei-
dige. Vielmehr wird Preußen nicht nur
den Rhcin am Nhcin pertheidigen, sondcrn
auch für seine ganze Zukunft und Eristcnz
das Schwcrt füh"N, wenn es an Oester-
reichs Seite gegen Frankrerch kämpst. Es
qibt steitungen, welche nvch fragc» und

untcrsuchcn, ob denn Deutschland mit dem
Blut seiiicrSvhnedas Ukbcrgewi'chtOester-

reichs »nd einen Zustand in Ztalicn vcr-
theidigen solle, der uncrträglich st' und
kcinc Frcihcit und keincn Fortschritt auf-
kommcn lassc. Andcre sagc»: Oesterreich
lnuß nachgeben, um den Krieg zu ver-
ineiden, einige Opfer müssen des Friedens
 
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