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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0093

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Heidelberger Tagblatt.

R 12

Erscheint, MontagS attSaellommen, täg-
lich. Preis mit Uiuerhaltungsblatt viertei-
jährlich kr.

Samstag, Januar

^nierlionsgebühren für Vie gspaltige Pc-

n.-ci!- °der vcrcn Raum wcrdcn mi>2Ir.
bcrechnct.

18S»

Der Kricgsschr^cken an dcr
Bör,e

„ c c «e rrern cl'ncr Panik in die
Die Borsc fa)" pxs Falixns

andere und U'"g,.schwindigkcit deffclbrn.
vermchrt ,n Paris grvßc Spie-

Da bckannt lst, Börse hinans in dic
lcr, mclche '''.^^ucn, am Wagbalkcn dcr
Pvlitik h""' Mic drübcn ziehcn, sv vcr-
Kurse hnbt' Spmptvmc die grvßtc Auf-
dicncn Dic stattgchabtcn Schwan-

mcrksarn^ Rcntenbaromctcrs dürfcn die
kungcn^^sj^cr vvn Bvrscnpapicren gcwiß
fs^" gbcrtricben ängstigcn, da, wcr nicht
5,'f,r. braucht, gcwiß am bestcn thut, Wcrthe
ichc im Augcnblick dcr Panik loszuschlcu-
vcrn. Als Symptome dcr politischcn Lagc,
u„d uamcntlich dcr Stimmung in Paris,
sind dic Kursschwankungen um so beachtcns-
' rther- Ells cin Wink für die Wcnigen
0,.icaslustigen in Paris könnten sie vor
Allcin diencn. Wenn der Krcr>-c i»"-

yitlcn' dicncn. Wcnn dcr Krcdit der drci-
^ cozt"6gen Rente schon vor dcm Strcich
so crniedrigt, wie möchte die Laune
Dörse bei ciner Kriegscrklärung wcr-
p,„i. Zu cincm Krieg gchört dreierlei:
Gcld und Gcld. Aus Finanzübcr-

dcn

Gcld.

-—^uv V'nanzuvcr-

schüffc» lann aber Frankrcich den Krieg
uicht führen; im Gegenthci! kann es vor
schwebcnden Schuldcn schon jetzt sich kaum
xührcn,da es die Depositen-, Departcmcntal-
U„d Gemeinde-, die Sparkaffengclder, den
ArlM'bddtationsfonds (aus deu Einstehcr-
kauttdtttu), den vermchrtcn Bankfonds
shundct'i )),lllioncn Gulden) bis zum
Dclauf ffdn mehrcren Hundert Millioncn
Gulden tii die laufenden Ausgaben auf-
ucsvgen 'lnlchcn würdcn also nöthig
ivei'dcn- abcr wollte man die Koi-
vitalistcn hicfür sindcu, wenn fctzt schon
bft den crsten ernstcn Kricgsgerüchtcn
Asillionen Kapitals die Rentc wegwerfen
u«d flichen! Bei eincr Uebcrspamning'der
Stcuerkraft, wie sie nur fl'auzösischer Fi-
.„anzkunst bis jctzt gcluiigen, sind Frank-
reichs Säiulden, die fundirtcu m,o na-
mentlich dic schwcbcndcii, vcrhältnißmäßig
arößer, als diejenigen Ocstcrrcichs. Sar-
'dinicns Krcdit abcr bcdarf gar schr cincr
Stützc, statt cine solche gcwährcn zu kön-
Der alte »«rvu« .«lum ^eren-
.Inrum das Grld, svllte dcmnach dcn
^cistsporncn der imperialistischcn Bcfrei-
une? Jtalicns cin.ge Skrupel cinflvßcn.
U.,d gcwiß ist dieses Moment noch immcr
eines dcr festcsten Fuiidamcnte dcr Frie-
denshvffnuug; in hohcn und emflußreichcn

Krcisen in Paris ist man so solidarisch
und unmittclbar mit dcr Bdrse vcrbundcn,
daß von hier aus Allcs geschchen wird,
dcn aus den Fugcn wcichcndcn Fricden
zusammcnzulcimcn. Man darf indcsscn
auch die Kchrscite dicses Raisoiincmcnts
nicht übcrschcn, die Erwägung: daß dic
französische Politik schon sehr bedcnklich
ticf sich eingclaffcn habcn müßtc, wcnn
sic, trotz dieses Börscnschrcckcns und im
Widcrspruch mit ihrcm frühcrcn Verfahrcn
bci ähnlichcn Vorgängcn, nicht mchr das
einzige Bcruhigungsinittcl anzuwcndcn,
wcnn sie nicht mehr die offenc unumwun-
dene Erklärung zu gebcn vcrmöchte, daß
sic gegcnüber Ocstcrreich und in Italien
die europüischcn Verträge eben so gewiffcn-
haft zu beobachten gedenke, wie andere
Mächtc und namcntlich Deutschland das
öffcntlichc Necht Frankreichs achten.

D e u t s ch l a n d.

Mannheim, 13. Jan. Das poli-
tischc Wetterglas ist im Steigen, die
Börse macht wiedcr cin freuiidlichcs Gc-
sicht, die Fonds gehcn hinauf. Das ist
die Ausbeute der hcutigen nciiestcn Nach-
richten und gewiß eine willkommcne. —
Es dürfte anzunchmen sein, daß an eine
ernstliche Gefährdung des Friedcns, wenn
auch die Gelüste dazu hier und da vor-
handen gcwcscn sciu mochtcn, jctzt schon
nicht mchr zu deiikcn ist. Daß die preu-
ßische Thronrcde mit keineni Wort der
Berwickelungcn dcr lctzten Tage gedacht
hat, scheint darauf hinzudeuten, daß man
denselben in Berlin kcin großes Gcwicht
beilegt.

Ladcnburg, 12. Jan. Dcr hiesigc
und Ncckarhäuscr evangclische Kirchen-
gcmcinderalh hat in seiner gcstrigcn Sitzung
dcn cinstimmigcn Beschlnß gefaßt, daß
das neuc Kirchenbuch nicht eingeführt,
sondern die seitherige Gottcsdienstordiiung
bcibehalten bleibt. ' (M. I.)

Aus dcr Diözcsc Arciburg dcn 11.
Januar. Das erzbischöfliche Ordi'nariat
i» Frciburg hattc vcrfügt, daß dcr Christcn-
lehrbesuch der erwachsencn Jugend bis
zum 20stcn Jahre fortgesctzt wcrdcn sollte.
Dicsc Verfügung wurde auch dcn Gc-
uieindcn Vvn den Gcistll'chen' verkündct,
von Seitcn dcr weltlichcn Bchördcn abcr
sofort erklärt, daß cs bei dem 18. Jahre
zu verblciben habc und darüber hinaus
ctwa vvrkommcnde Versäuninisse nicht zu
ahnden seien.

Darmstadt, 11-Ianuar. Dic Vor-

stcllnng von ungcfähr 80 cvanaclisckicn
Gcistlichcn i»i,crcs Großhcrzo^b,„1w, wo-
rin, nachdcm bcmcrkt worvcn, daß, wcn»
dcr gegenwärtigcn „Noth imftrcr evan-
gclischcii Kirchc" nicht in Zeitcn gesieucrt
wcrde, dcr Bcstand der Kirchc, danur z„-
gleich abcr auch dcr Bcstand dcs Staates
auf das Höchste gefährdct sei, vcrschi'cdcne
Bcschwerdcn in dcr Nichtung dcr ncucrcn
badischcn Kirchcnagcndc aufgcstcllt sind,
und wvran die Bittc sich rcihti S. K. H.
dcr Großherzog mögc, als mit dcr Espi-
kopalgcwalt übcr dic evangclische Landcs-
kirchc bctrautcr Souvcräu', befchlcn, daß
die dem Wcscn und dcm Bekcnntniß der
drci evangclischen Konfcssioncn (Luthc-
riscbe, Reformirte und Unirte) entsprc-
chcnde kirchliche Rcpräscntation »nd der
entsprecheude Organisinus bcschafft wcrde,
soll nicht günstig aufgcnoinincn wordcn
scin.

Berlin, 12. Ian. In der heutigcn
crstcn Sitzung dcs Hcrrcnhauscs wurde
dcr Prinz Hohenlohe zum crsten Präsi-
dentcn und der Graf Eberhard zu Stol-
bcrg zuin crstcn Vize-Präsidcntcn ge-
wählt.

— Die verschiedenen Fraktioncn des
Abgcordnctcnhauscs hieltcn gcstcrn Abcnd
Vorversammlnngen. Die am zahlrcich-
sten besuchtc war die des Grafcn Schwc-
rin. Bci der Fraktion Mathis waren
etwa 25 Mitglicker versammelt, zu dc-
ncn Hcrr von Usedom und die Hcrrcn
v. Bethinaiin gehörtcn. Der Vcrsa»"»-
lung dcr Rechten wohntcn ciiiige 30 Mi't-
glicder bei.

— Eincr der Rcdaktcurc des Wag-
ncr'schen Staatslcrikvns, Dr. Monc m
Hcidelbcrg, ist auSgctrctcn »"b bczcichnct
in einer öffcntlichcn Erkläruug das Un-
tcrnchmcn als iiiiierli'ch und änßerlich

bankerott. -

— II.Ian. (F. Pz ) Der Rcdaktcur
der hiesigcn Volkszc'timg, Franz Dunkcr,
stand hcute wegc» drei besch„>b,^x,. Ar-

tikel, die uiitci dcn Ucberschriften: „Altcs

und Neucs", dcr Stinz dcs Ministcriums
Mantciiffcl",.uttd „Prcußcn und dic Dc-
mvkratic" crschicnen warcn, vor dcm Kri-
ininalgcrichk- ^er Gerichtshof crkannte
nur i'n dcm letzten Artikcl öffcntliche Schmä-
hiiiigen und verurtheilte dcn Angckla'gten
z„ eincr Geldbuße von 20 Thlrn., oder
7 Astsikn Gefängniß.

Weimar, 12. Jan. Dl'e Ervffnung
dcs Landtags r'st niinmchr endgültig auf
den 23. d. fcstgesctzt.
 
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