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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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Heidelberaer Tagblatt.

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18SS

Telegraphische Depesche»

Wien, 29. Mai.

hn.te Vormittaq um N Uhr ,»"t der
Südbahn nach Italien abgererst. Auf
dem Weqe nach^dcm Bahnhofk wurde er
von einer qroßcn Volksmenge enthusiastisch

Bern, 29. Mai. Garibaldi hat
Como wicder verlasscn und die österrei-
chischen Truppcn aus Camerlata verjagt.
In Como nl'crnahm ein sardinischcr Te-
lcgraphist ftatt des österreichischcn dcn
Dicnst am Tclegraphcnamt. Gencral Niel
wll »ut französischen Hülfstruppen in
Scjio i>alcnde angekommcn scin und der
östcrreichische Gencral Urban gegcn Ga-
ribaldi anrüstcn. Daö Veltlin und dcr
lombardische Bczirk Lecco sollen aufstän-
disch sein und Freicorps sich dort bildcii.

Florenz, 28. Mai. Rußland, Prcu-
ßcn, England und dic Türkei habcn die
provisorische Regierung Toscana's nicht
anerkannt. Die Vertrcter dieser Staatcn
haben ihre Flaggcn cingezogen.

Preußen und Ocstcrreich gegcn
H?rankreich.

(Fortsctzung.)

So lange kcin äußcrcs odcr inncrcs

Fürstcn und Völkcr
umschlang ) war cs daö dpnastische Jn-

dic Politik Frank-
rnchs d'e Dcntschcn in dcr Gctheilthcit
erhielt die Fursten gcgcn cinander auf-
hcßte, den cincn anf Kostcn dcs andcrn
bcreichcrte und die Herrschaft über Dcutsch-
land sich sicherte. Der dcutsche Bund so
schwach dics Band lmmeihin sein »'iaq,
hat wenlgstcns die gute Folge gchabt, dicsc
Politik Frankrcichs für dic Iiikunft nn-
möglich zu riachcn. Denn kcine b'ockungcn
und Vcrführungen könncn cincn dcutschcn
Fürstcn bcwcgcn, den Schutz Frankreichs
zu snchcn und mit demselbcn sich gegcn
Dcukschland zu vcrbünden. Dcr alte Wcg
ist verspcrrt, aber die Polttik gcgen Deutch-
land bleibt dieselbe, cs muß cin ncuer
Weg gesucht werdcn. Napolcon I- trat
als Crobercr auf, Napoleon III erschcint
als Wcltverbksscrer. Tie zwcitc Vor-
sehung kann nicht Allcs auf ciiimal be-
ftreiten, zucrst wird Jtalicn glücklich ge-

Äm ehemallgcn Lcutschcn Reich hatten die Nctchs-
stanLe Las Rccht LcS KriegcS unter etnander Unk dcs
Bundniffcs mit dcn AuSländern.

macht und in zwcitcr Linie kommcn wir
an die Rcihe. Sicgesgcwiß, wic dcr
Kaiser ist, wird die völligc Uebcrwältigung,
viellcicht sogar dic Thcilung Oesterrcichs
keine großen Schwierigkeiten finden, wcnn
nur die übrigcn Deutschen sich ruhig ver-
halten. Alsdann wird für uns gesorgt.
Unberufcn und unbercchtigt wird dcr Kai-
scr dcn dcutschcn Bnnd, den Zollvcrein
iind dic andcrcn bcstehcndcn Verträge für
revisionsbcdürftig erklärcn, die Ncvision
dicser Vcrträge ist für die Nuhe und das
Glück dcr Völkcr, zur Verhütung von
Revolutioncn nnd im Jntercssc der Civi-
lisation dringcnd nothwcndig; man wird
allerdings die Ncugestaltung dcs ganzcn
Deutschlands 'auf friedlichcm Wege ver-
suchcn, indem man die öffentliche Mcinung
aufklärt, wie jetzt übcr Jtalicn. Wcnn
cs zum äußerstcn kommcn soüte (wovor
uns dic Vorschung bewahren möge), so
wird dcr Kaiser auch hierin scincm großcn
Oheim nachahmcn, der, wie uns Hcrr
de la Gucronniöre vcrsichcrt, Deutschland
und Jlalicn crobert hat, nm sie cines
Tages erst rccht deutsch und italicnisch zu
machcn.

Die Pläne dcs Kaiscrs enthüllten sich
glcichsam von sclbst, sie trcten aus dem
tiefcn Dunkel seiner Scele an das hclle
Sonnenlicht hervor. Die Politik Frauk-
reichs gegcn Dcutschland ist dicselbe ge-
blicbcn, nur müffcn neue Wege gesucht
wcrdcn. Mit Untcrhandeln u»d Vcrspre-
chen kann man kcin Glied des deutschen
Bundes davon ablösen; aber durch dcn
Kricg kann cs gelingcn. Die italicnischen
Besitzuiigkn Ocstcrrcichs bicten cinen schein-
baren Vorwand dar und gewährcn die
Hoffnung, Oestcrreich zu isolircn und um
so sichcrcr zu bcsiegcn. Wcnn dics mäch-
tigste Glicd überwültigt ist, dann wird
das Revisionsverfahrcn gegen die übrigcn
fortgesctzt, die bishcr, wcnn sic Frankrcichs
Wünschc crfüllcn wollcn, ruhigc Zuschaiier
waren und darum kcine großcn Schwierig-
keitcn darbicten wcrdcn.

Das nächstc Z,el dcs Kricges in Jtalien
ist die AblosungOestcrreichs vom Deutschen
Bunde und das letztc Zicl die Wiedercr-
oberung dcs Rheinlandes und Bclqieiis
Um dics noch bcsser zu bcgründcu' muß
sch für meine Vvm Rhein entfernt woh-
nenden Landsleute etwas weiter zurück-
gehen. Sic werdcn unglaublich findcn,
'was ich ihnen sage; mdcssen kann ich es
wisscn, da ich 15 Jahre lang an dcr bcl-
gischen und französischen Gränze gewohnt

habe und mcine rheinischen Landsleute
wcrden es AUe bcstätigen. Durch den
crstcn Pariser Friedcn ist Frankreich auf
die Gränzen znrückgeführt wordcn, die es
beim Beginn dcs crstcn Revolutionskriegcs
hatte. Seit jcncr Zcit ist die Wicderer-
obcrung dcs Rheines das allgemeine Ver-
langcii der Franzoscn und in dcr That
eine fire Jdce gcwordcn. Sie rcden da-
von mit der größten Unbefangeiiheit gegen
jedcn Dcutschen als von einer Sachc,
wclche sich von selbst verstcht und über
die alle Mcnschcn cinvcrstandcn sind. Sie
nenncn dcn Rhein dienatürlicheGränze
Frankreichs. Dies Wort ist tcchnisch
gcwordcn und hicr, wie in s» vielen an-
dcrcn Fällen, muß ein gangbarcs Wort
den fchlcndcn Begriff crsetzen. Denn die
natürliche Gränze cines Landcs bestimmt
sich durch die Gränze des Volkes und
diesc wicdcr durch die Sprache. Wo die
Einwohiicr ausschließlich französisch reden,
da ist Frankreich und wo sic ausschließ-
lich dcutsch rcden, da ist Deutschland. Wcnn
wir also die natürlichen Gränzen
unseres La„dcs fordern wollten, so hätte
uns Frankrcich ganz Elsaß und dcutsch
Vothringcn herauszugeben. So wcit dcn-
ken dic Franzoseu in ihrcr fircn Jdce nicht,
daß das Recbt für beide gleick ist und
wir so viel Anspruch auf dic natürlichcn
Gränzen Dcutschlands haben, wic sie auf
dic Frankreichs, wcnn dcnn cinmal vie
Gränzen nach dcr Natur und nicht nach
Friedensschlüffen gezogcn werdcn sollcn.
Auch so wcit dcnkcn sic in ihrcr siren
Jdee nicht, daß es cine belcidigcnde An-
maßiing ist, wenn cin Volk zum andern
sagt: Unfcre natürlichcn Gränzcn licgen
mittcn in Eiircur Lande, gebt
diesscits licgcnde Gebict hcraus. Zch habe
Jhncn dicw Bclcidigung mnner in fol-
gcndcr Wcise vergollcn. Uch gab ihnen
m allen Stücken nach, »"d nachdem wir
vollkommen ciniq gcwordcn charen, sragte
ich: Aber warum kommt Zhr „scht vie
linke Rheinseitc zurückzunchmcn? Das Land
ist da, und dcr Rhem ch da, six warten nur
auf Eure Ankunft. Diese Worte inachtcn
sie zuerst stutzig' bann schimpften sie cnt-
sctzlich auf 'hre Regterung; hcsonders war
Louis 'vhil'pp der Vcrräther an Frank-
reichs Rccht und Ehre.

Bom Kriegsschauplatz.

Dcr Kaisep Napoleon hat folgenden
Tagesbcfehl erlasscn: Allgemciner Befehl
 
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