Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

DOI Kapitel:
Mai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0473

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger Tagblatt.

sr^ L«8.

Erslbemt, MonlagS

lich. Prki« mi. Un!erhal,ungSbl°tt -,er,e,

iäbrlich »b >r-

Dienstag, 1V. Ma» 1839

Telegraphische Depeschen

Paris. SamStaq, dcn ^- ^ai. Zu
Milgltcdern dcs Rcgcnt.chatts^
ernannt: Naillant unv WalclvSti, aroycr

zum Senalor und c^l"" ^^ ^^^^^
denten Dclanale zu»- Zuftiziinnl>tcr, -nan-

don 'um Kncasm...ister, der Herzog von

zu>" Minister. Vaillant

tst^ auch 'zum Generalstabschcf der italie-
nischen Armee ernannt worden. - Eine
Note »» Moniteur (zur einschläfernden
Bcruhigung Dcutschlands bestiimnt) sagt:
Es sei unrichtig, daß Frankreich einc Ar-
mce am Rhcin vercinigt habe (wahrschein-
lich so wenig als an den Alpen?) Die
Garnisonen seien nicht um cin einziges
(das glaub' wer will) Rcgiment vermehrt
worden. Wenn dcr Kaiscr dem Mar-
schall Pelissier das Koinmanto einer
Beobachtungsarmee gab, so geschah dies,
um auszudrücken, daß, wenn unscre Grän-
zen bedroht wären, alle Garnisoncn eine
Armee unter Kommando dcs Hcrzogs von
Malakoff bilden würden. — Der Moni-
tcur mcldct ftrner: -llord Cowlep sci
nach London abgereist, aber blos wegen
Familienangelegenhciten; er werde am
Sonntag oder Montag zurück sein.

Paris, 7. Mai. England hat der
Hamburgcr Regierung mitgctheilt,
daß un Fallc eincs Kriegs 'des dcutschen
Bundcs mit Frankreich England dic Han-
delssch'sse nicht beschütze.

Bern, 6. Mar. Dcr französische Ge-
sändte Turgot notisizirt: der Kaiser be-
fkhle allen Korpskommandantcn strcnge
Bcobachtung der tcrritorialcn Schifffahrts-
und Handelsrcchte neutraler Staaten,
erwarte aber strenge Ncutralität aller
Schweizcrbiirg.r. Der Bundcsrath sendet
ferner ein Bataillon Sl. Esaller
Rakctcnbatterie nach Tessin. Nom Kricgs-
schauplatz anch gar nichts.

Turin, Freitag den 6. Mai, Abends.
Die Oesterrcichcr habcn Trino und Po-
bietto (unmittelbar am Po bei Trino ge-
legen) besctzt, zogcn sich d<m„ wieder auf
Dercclli zurück, wo die Truppen sich ver-
wehrten. — Sie haben siebcu Boqen dcr
Scriviabrücke verbrannt. Eine piemon-
tcsische Patrouille bemachtigtc sich
Materialie«, die vom Femd aufgeschichtet
warcn, um eine Brücke übcr die Scsia
zu schlagen. — Die Gaz. piemontese Nikl-
det die Bcschlagnahme allcr österrcichische,,
Schiffe in sardimschen Häfen. Ncutrales

Eigenthum an Bord dieser Schifse soll
geachtet werden.

London, 7. Mai. Marschall P cbi s-
sier rcist heute Abend ab; wie cs heißt,
würde ihn Hr. v. Persignp crsetzen.—
rord Cowley ist gestern hierhcr gekom-
mcn und sofort mit Lord Malmcsbury in
Konsercnz gctretcn.

Vom Kriegsschauplatz

Der ,,Allg. Ztg." wird berichtet: „Die
Oesterreichcr haben ihre Streitkräste zu
Vercelli vermchrt und Werke zur Ver-
thcidigung crrichtet; sie habcn Trin» und
Pobietto besetzt. Dic Vorposten stchcn zu
Trouzano (bei Santhia, fünf Stunden
wcstlich von Vcreelli in dcr Rlchtung auf
Chivasso). — Von Tortona haben sie
sich (gleichwie von Sale am linken
Scriviaufcr) lctzte Nacht zurückgezogen,
nachdem sie sieben Spannungcn über die
Scriviabrücke verbrannt hatten. — Zu
Piacenza hat man den Abbruch der
Häuser im Festungsrayon befohlen."

Ein Turiner Bulletin vom 5. Mai,
10 Uhr Morgcns, sagt, die Oester-
reicher müsscn bei Frasinctts bcdcutend
gelittcn haben, eS kann aber Näheres
nicht angeben, wodurch die Mi'ttheilung
bedcutungslos wird. — Nach demselbcn
Bulletin standen am 4. die Oesterreicher
4000 Mann stark in Castelnuovo am
rechren Scriviaufer; sie waren dahin, von
Eornale, wo sic eine Brücke über dcn
Po geschlagcn hattcn, gekommen, zogen
sich abcr wiedcr zurück.

Turincr Bricfc de'r Jndcpcndance schätzen
dic sardinische Armce auf 90,000 Mann
guter Truppcn. Schon in 14 Tagen rcch-
ncn sic auf cinen Zuzug von 1,2,000 Mann
aus Toskana. Dcr vom König von Sar-
dinicn nach Florcnz cntsendete General
Ulloa wird Alles in Bewegüng setzcn,
ei'nen stattlichen Zuzug auf die Beine zu
bringen. (Ulloa ist cin geborncr Neapoli-
tancr und Militär von Profession. Jm
Jahr 1831 schon vcrschwor er sich gegen
die neapolitanische Regierung. Nach einem
leichten Arrest von wcm'gcn Wochen wurde
er begnadigt. Bald darauf konspirirte er
vou Neuem, ohne scin Avancement zum
Lieutcnant und zum Kapitän zu per-
schmähen. Als 1848 die konstitntionelle
Rcgicrung eingcführt wurde, schärftc cr
den süngeren Offizieren des Regimcnts
cin, im Falle eincr revolutivnärcn Bewe-
gung niemals auf die Jnsurgenten schießcn

zu lassen, und als der Gencral Pcpe'gegen
den Willcn des Königs an der Spitze von
1500 Mann von Bologna nach Venedig
eilte, desertirte er mit. Manin machte
ihn zum General. Nachdem die Revolu-
tion in Vencdig niedergcschlagcn war, zog
sich Ulloa nach Paris zurück, wo er sich
mit schriftstellerischen Arbeitcn beschäftigte.
Vor etwa sünf Wochcn ist er nach Jta-
lien zurückgekchrt.) — Jn Novara, Vige-
vano und Mortara war die Gegcnd künst-
lich unter Wasser gesctzt. Gyulai hat den
Bürgermeistcrn befohlen, die Schleusen in
Ordnung zu bringen und zu halten, und
dcn Wasserablauf zu bcwirken, widrigcn-
falls die schuldigen Ortschaftcn bestraft
werden würdcn. Der Turiner Korrcspon-
dent der Jndependence, der dieß meldet,
gibt die der Stadt Novara und Um-
gebung auferlegte Naturalkontribution auf
100,000 Mannschafts- nnd 20,000 Pferds-
rationen an. -

Genua, 30. April. Wenn die An-
kunst dcr französischen Truppen in
diescm Maßstab fortdauert, so ist die An-
nahme gcwiß nicht übertrieben, daß man
in wenigen Tagen 100,000 Mann bei-
sammen haben wird. — Die Landleute
der Lomellina und bei Vercelli scheinen
keine cnthusiastischcn Anhängcr des Kriegs
zu sein, denn sie weigerten sich einstimmig,
lhre Feldcr zu überschwemmen. Es mußte
zuletzt Gcwalt angewcndet, und das Ter-
rain auf Befehl der Militärbehörden durch
die Sappeurs einer Genieabtheilung un-
tcr Wasser gesetzt werden.

Mailand, 2. Mai. Das fliegende
Korps Urbans, dieses Ucberall nnd
Nirgends, hat gestern in unscrn Gassen
scine Bayonctte gezeigt; zu allen Thoren
zog es herein, zu allcn Thorcn wimmelte
cs hinaus; die gutcn Mailünder sind ganz
verwirrt übcr diese Massen, welche aus
dem Boden hcrauszuwachseft/chkinen. Mit

gemessencm Schritt, eincr Riesenpatrouille
vergleichbar, marschirt diese Sicherheits-
wache durch unscre Stadte; wehe dem,
der sie reizt. Dcm Blitz gleich wird sie
hcrabschmcttcrn auf die Stadt, welche den
Burgfriedcn bricht. Die Festungen
unscres Landcs sind in den Bclagerungö-
zustand crklärt wordcn; die Uebcrtragung
der Civilgewalt an dcn Militärkomman-
dantcn Gyulai, dem der Gcncral der Ka-
vallerie, Graf Wallmodrn, als Stellver-
trctcr bcigegcben wurde, hat für-die Be-
völkerung keine Angclegcnhciten, als die
Waffenablieferung, wodurch sie in ihren
 
Annotationen