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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0515

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Heidelberger Tagblatt.

sr 118

Mkm!, Mmtags erin.

l'ch. Preis mitUnierh°ttu"g«bl--N v--r-«

jährlich 3«

. Jnsertionsgebübrcn siir die»sp»ltige Pr. -«

Samftag, 21. Ma» . b«» w.-ve.,.....18ÄN.

Telegramme

s ch'lr"» nss» z d-m !>>-

Fregatte cincm uorwkg'schen K-ipttan, von
Vcncdia konuncnd, bcdcutct, alle ostcrrcr-
chischcn Häfcn, ausgcnommcn Triest
und Ancona, sncn m Blokadezu-
stanv erklärt. , (K. Z.)

Wren, 19. Mai. Das „Reichsgesetz-
blatt" bringt mchrere kaiscrl. Patente, be-
trcffend die Erhöhnng der directen
und indirccten Steuern. Die Gc-
werb-, Grund-, Hauszins- und Einkom-
mensteuern werden um 20 Proc., die Ver-
zchrungsstcuer und die Steucr aus inlän-
dischcn Zncker, dic Salzprcis- und Stcm-
pelsteuer um 20 oder 15 Proc. erhöht.
Die Einkommensteuer von Werthpapieren
wird nicht erhöht. Die „Wien. Ztg." sagt,
damit scicn die Maßregeln zur Erhöhung
des Staatseinkommens abgeschloffcn.

Paris, Donnerstag, 19. Mai. Die
Scssion dcs gesetzgebcnden Körpcrs ist bis
zum 28. Mai vertagt.

Alessandria, 18. Mai. Die Armee
^S""'süt sich thätig, stclltStraßen, Brückcn
und Ei,enbahncn hcr, die vom Feinde zer-
stor wurden. Die Oesterreicher setzen

,hre Erhebungen in Vercclli fort. Hun-
dcrt Dcsicrreicher habcn vergebens ver-
s»^- "nen Posten von acht Mann auf-
zuhebcn. Morgens war lebhafte Kano-
nade gegcn die am rechten Poufer (wo?)
angebundenen Barken. Wl'r crwidcrten
nicht. Resultat ohne Bedeutung

(Moniteur.)

Die militäriscke StellungDeutsch-

lands Frankrerch ftegenüber.

Aus einer unter vorstehendcm Titel er-
schienenen Schrift entnchmen wir folgcnde
Schildcrung übcr die nulitärische Bedeu-
tung Dcutschlandö und Frankreichs. Der
französischcn Opcrationsarmee von550,000
Mann stehen mindcstens 1 Million Deutsche
gcgcnübcr; dabei sind abcr blos 130,000
Mann für Algier und das Jnnere Frank-
reichs gcrechnet, und Man setzt die Chancen
des Kaisers schon viel zu günstig, wenn
man das Land mit seineu unheimlichcn
inneren Zuständen als durchaus neutral
annimmt, währcnd diedeutschen Fcldarmccn
um deßwl'üen vl'el stärker sein werden,
weil man bei der jcßigen Einmüthigkeit

aücr deutschen Völker kcine so großcn
Besatzungen für das Jnnere brancht, die
sehr hoch bcmeffcnen Festungsgarnisonen
im Südcn und Wcstcn viclfach zu den
operirciidcil Truppen schlagcn nnd über
eine Masse von Freiwilligen verfügen
wird. Frankrcich vcrmag also nur dann
etwas gcgen Dcutschland, wenn diescs
uneinig nnd wcnn mächtige Bundesge-
nossen auf Seiten Napolcons stehen. Ehe
beide Bedingungen crfüllt sind, wäre cs
Wahnsinn, dasselbc zum Kampf heraus-
zufordern. Frankreich würdc in wcnig
Monaten von der dcutschen Uebermacht
erdrückt, Paris dcr Schauplatz für die
lctzte Scene im lctzten Akte scln. Von
den beiden Faktorcn (Zwicspalt in Deutsch-
land und Alliirtc) ist nur der erstcre von
entscheidendcm Gcwicht; ohne ihn nützt
Frakikreich auch frcmde Hülfe nicht viel.
Ein einiges Dcutschland ist stark
genug, ganz Europa die Spitze
zu bieten: man lege diesc furchtbare
Kraft in die Hand eincs fähigen Manncs
und der Welttheil ist sein. Ällein Frank-
rcich wagt auch bei einem Krieg mit
Oesterrcich allein bei manchcn günstigen
Chanccn immcr noch entsctzlich vicl. Die
von dcr sranzösisch-sardinischcn Armcc un-
tcrstützte Revolutioii in Ztalicn wird gleich
eüier übcrladcncn Minc zurückgcschlagen
und jcnseits dcr Alpen eine weit größere
Verwüstung anrichtcn, als dicsscits der-
selben. Es ist möglich, Ocstcrreich außer-
halb des Bundesgebiets zu besiegcn; abcr
zum Friedcn zwingcn kann man es nur
auf diescm Gcbiet. Oesterreich kann nicht
einmal seine italienischcn Provinzen ver-
lieren, bevor es seine Position in Tprol ver-
lorcn hat: schon dies allein oder der Ver-
such, die österrcichische Flotte in den Häfen
Jstriens zu vcrnichtcn, bcdingt einen Kricg
mit dem deutschen Bund. Frankrcich hätte
(und dies war von jc unsere Anstcht) nicht
gleich die stärkste Front, also weder den
deutschen Bund, noch Oestcrrcich bcdrohen
sollen: es mnßte dic schwächste von allen
angreifen, England. Die Demüthigung
dieses Landes 'wäre m einigcn Monaten
voübracht gewesen: Jntcrventionen zn
Gunsten Englands wären, von Rußland
vcrhindcrt, ohnc Zweifcl zu spät gekommcn.
Der günsti'gste Zcitpunkt war die Ver-
werfung der Verschwörungsbill im cng-
lischen Parlament; dadurch hättx das fran-
zöstsche Nationalgesühl eincn ungkheuren
Schwung erhaltcn, und auch die Zuständc
im Jnnern hätten sich merklich gebessert.

Dcr Krieg aber, wie ihn Frankrcich setzt
cinlcitet/kann und wird große Verändc-
rnngcii in Europa bcwirkcn; zum Vor-
theil Frankreichs kann er nicht
ausschlagen.

Vom Kriegsschauplatz

Die Nachrichten vom Kriegsschau-
platz melden immcr nur von theilweisen
Truppenbewegungcn, die kcin Bild der
wahren Stellungen gebcn können. Nach
dcn sardinischen Bulletins scheint es, daß
die Oesterrcichcr gegenwärtig ihr beson-
deres Augcnmerk darauf rickten, am rechten
Poufer bci Stradclla und Broni sich fest-
zusetzen und die Poübcrgänge zu besetzen.
Jm Trcbbiathal scheincn sie sich nur mit
vorgeschobcnen Beobachtungsposten ein-
zulassen. Die Alliirtcn dagegcn sollen sich
bei Valcnza und Casalc sammeln, wo sie
unter dcm Schutz der dortigcii Festungs-
wcrke einen gcsichcrteren ilcbergang in
die Loinelll'na habcn. Sie suchcn die vom
Feind zerstörtcn Wcge, Brücken undBahncn
wieder hcrzustellen. Jn Aleffandria hält
L. Napoleon fast täglich Kriegsrath und
besichtigt die Lagerstcllung der Umgcbung,
Diese piem. Hauplfestung ift fast ganz
in Händcn der Franzosen, dcren Gesammt-
stärke die für die Ocsterreicher sehr be-
dcnklichc Höhc von 250,000 Mann cr-
rcichen soll. (?) Dic Eiscnbahn Casale-
Valcnza-Alcffandria-Tortona ist sür die
Alliirtcn von größtem Werth, da sie ihnen
dic willkürlichc Bewcgung anf ihrer gan--
zen Schlachtlinie gcstattet. Schon dcs-
halb wird es für die Ocsterrcicher var-
theilhaft sein, sie da nicht anzugreifcn.
Eiu Vortheil der französisch-saedinilcheil

Stellung ist es auch, daß sie zum Theil
hügeligesLand inne haben, dicOcsterreicher
das durchschnittendste, ha'b vcrssimpfte,
ficbererzcugcnde Terrain vcr Rnswäffe-
rungsfelder dcr Lomeüina. Bei San Sal-
vatore haben die Jtaliener eine Warte,
von wo sie bis Pavia bm die Bewegun-
gen der Oesterrer'cher überschauen. Jn
Älcssandria wurdc ein osterr. Hauptmann
vvn einer Mailändcr Schauspiclcrin crkannt
und verrathe". Auch ein Visconte Prasca
di Casale, Vctter des Ministcrs Eadorna,
stand nach der Jndep. am 13. Mai als
österreichischcr Spion vor cinem sardini-

schcn Kriegsgericht.

Nach der Oeftr. Korrcspondcnz besteht
das französischc Geschwader im adriatischen
Meer auö zwei Linicnschiffen und einer
Fregatte.
 
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