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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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Heidelberger Tagblatt.

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Mkinl, M°n,°gs -uSgkN-mmcN' >°S-

ltch. PreismitUiUerhaltungsblatt

jährlich 3ü kr.

Dounerftag, S. Mai

Jns-r,'°»sgkbi>bren ,ur die 3sp<>>.ig, P,. ^

m,ri„ °drr derrn Rnmn w«d°n ,„i. ,I 8

Telegraphische Depcschen

Turin, Montag dcn 2. Mai. Nach

eincm vsfizirllcn Biilletin koi^ciittlir» „ch
die Oestcrieichcr a„ dcr Scsta. Noch
kcin Zusammenstoß uttv "och kc,'ic Be-
weqimc, an dcm rcchtc"

Turin Montaq dcn 2. Mai. Ottilay
hat Novara cinc starkc Lc cnsm.ttcl- und
^onraacrcauisitio" anfcrleqt ber sLtrafe

de7 K ffachk» WcrrhcS. Dic Oestcrrci-
ch„ ' Ln b-s-k'

Pnrma' Sonntag den 1. Mai Abds.
(Ucber Paris.) Gestern war Mani-
festation vor dem Kvniglichen Pallast.
Die Offfzicre verlangten Namens dcr
Truppen sich mit der sardinischcn Armce
zu vereinigeii. Die Herzogin hat Parma
verlaffeii, nachdcm sie eincn aus den
Minlstern gebildetcn Regcntschaftsrath
eingcsetzt hat. Die Prinzen reisten cben-
falls dicsen Morgen ab. Die Rnhe
wurde nicht gestört.

Ueber L. Napolcon's persönliche
Stcllung

Borigeö Jahr waren dic Kugeln, Dolchc
und Boinbcn der Italicner, dic er zu fürch-
ten hattc.^ Dicse Gefahr bcseitigte er,
indem er sich ber Sache Italicns annahm,
und nun hat er gemeine Sache mit Ruß-
land gemacht, und hat das allgemeine Ber-
dammnngsurtheil des civilisirken Europas
zu fürchten. Hcutc vicllcicht schon bricht
er anf, den ^Beschl über ein großes Hecr
zu übcrnehmeii. Abcr die grvßc Masse
dcS ciiglischcn, wie scines eigcnen VolkeS,
vcrhält ssch kalt und sclbst feiiidlich gegcn
den Herrfcher, der sich kcin Gewiffcn daraus
machte, durch offcnc Anstalten z„
rieiendaftcn Kricge dcn curopäischcn Frie-
dcn zu gcfäffcdcn, und dcr Rußland zu
skincm Kameraden nahm. Zleht ins
Aeld mit dem Bewußtser'n, daß dle Al-
kianz, dic ihm zuerst eliie Stkl-
lung in Europa qab, durch den er-
stcn Kanvnenschffß ver in diescm

Feldzuge fällt, zci-trnmnlert wird.
Von dcm Lägc an, va vas französischc
Heer auf dcn Fciiid stößt, wird England
von allen auswärtlgen Bezikhmigcn un-
abhängig. Von der Stunde, da dcr fran-
zösische Kaiser di'e Gränze c,nxs Landes
überschrcitct, das ni'cht ihm gehört, stcht
cs England frei, die Rolle zu waylcn, die
ihm paßt, und wcnn diese Nolle wahr-
fchkilrlich auch Fricden ist, sv wird sie boch

gewiß nicht solch oi'ne AUianz nnt Frank-
rcich sein, wie die zur Bci'legung der
oiieittalischen Frage. In wenigcn Ta-
gcn also wird Paris der Gcgcnwart
deS Kaisers bcraubt sein, und das nicht
aiif Lie Zcit -riner Spazierfahrt nach der
Bretagne oder nach Osborne. Gesctzt,
daß sich x,ne Krankheit cinstekt, daß in
saris jich das Gcrücht von seincm Todc
verbreitet, oder daß die schlimmste aller
Befurchtungcn eines Bonapartistcn in Er-
fiilluiig geht, waö foll dann aus dcm
Kal'icrreich werden, deffcn Krone auf das
Haupt ei'nes dreijährigcn Kindes über-
gchen würdc? Napolcvn III. will sclbst
deii Oberbcfehl überiiehmen. Obglcich un-
gefähr in dem Altcr stehend, in welchem
sein Ohcim starb, ist xx „jcht älter, als
Marlborough war, da er seine Siegcs-
laufbahn antrat, und ein Jüngling, l)er-
glichcn mit den Generalen, denen Ocstcr-
rcich sci'nc Geschickc anvertrant. Dennoch
ist dcr Entschluß der Tuilericn kein ge-
wöhiilichcr. Aber was will ein Monarch
in L. Napoleons Lage machen? Wcnn er
Krieg anfüngt, dcnkt cr doch an Siege;
solglich an cinen Feldherrn, der als Rct-
tcr Frankreichs und Befreicr Jtalicns znm
Himmel crhoben wird. Soüte er einem
seiner Generalc Gclegenhcit gebcn, scin
Ncbenbnhlcr, viclleicht sein glücklicher Nc-
benbuhler und Nachfolger zu werdcn? Nun,
die nächstcn Wochen müssen cs entschciden,
ob Frankrcich noch die militärische Ueber-
legenhcit bcsitzl, die es in biesem Iahr-
hundert errang, oder ob wir in dic Ver-
gangenheit zurückblicken müffen, um ein
Seitciistück zu ciner Reihe östcrreichischer
Sicge zu sindeii.

Vvm KriegSschauplatz

Die Bcwegungen der Ocsterrcicher er-
folgeii langsam. Rach dem Turiner Te-
lcgramm vom 2. „concentrirtcn" sie sich
an der Scsia nnd habcn sie bereils übcr-
schritten, da sie Vercclli schon besetzt ha-
ben. Diese Conecnlration kann wohl
nur die Korps deS rcchten Flügels oder
Centrums betrcffen, wclche am 29. und
30. Aprr'l von Pavia und Abbiate Grasso
auS über dcn Ticino gegangen und am
30. April und 1. Mai Mvrtara und No-
vara besctzt hatten. Diese beiden Orte
Ii'egcn je in glcichem Abstand vom Ticino
und von der Sesia. Die Sesia ist ein
Fluß, wclcher wcstlich vom Tici'no, abcr
parallel nnt dicscm von Borgo Sesia bis

iintcrhalb Easalc, wo cr ,,,
die picmoittcsischc Ebcne durchströme. Die
Sesia, die ihre Quelle am Monte Rosa
hal, blcibt auch von Borgo Sesia an in
der Ebene noch sehr reißend und hat steücn-
weise ein '/^ Stunde breites Beit und
sumpfigcs Ufer. Si'c bcrührt Vercelli, in
Lcffcn Nähe die von Novara (nordöstlich)
und die von Mortara (südöstlich) kommen-
den Eiscnbahncn in einander münden.
Vcrschiedcnen Andeutungen nach habcn die
Pi'cmoitteseii hinter dem nächsten Parallel-
fluß dcr Scsia, hi'nter der 5 bis 6 deutsche
Mcilen von Vcrcclli in dcn Po fallendcn
Dora Valtea vcrschanzte Stellungen inne,
insbesondcrc bei Rondissonc und bci Chi-
vasso (an der von Vercelli nach Turin
führendcn Eisenbahn). Diese Stcllung ist
von den Gcneralcn Canrobcrt und Niel
alsbald nach ver Ankniift i'n Turin in
Beglettung Victor Emanuels in Augen-
schcin gcnommcn worden. Dahin sollen
auch die Korps diescr bciden Generale,
dic übcr den Moitt Gcncve (5800' hoch)
und den Monl-Eeni's-Paß einrücken, so
wic die übcr die Scealpcn (Cvl-di-Tcnda-
Paß) hcrkommenden Truppcn Baraguay
d'Hillicrs dirigirl wcrden, obwohl bis zum
30. April nach der Turiner Opinione die
Franzoscn bei Susa am Alpenfuß stehen
gebliebcn waren, wohl um sich dort zu
sammelii. An der Dora Baltea müßte
in cinigen Tagcn eine Schlachr um Turin
gcschlagen werden, falls die Oesterreicher
übcrhaupt weiter vorrücken und sich nichl
damit bcgnügcil, zwischen Sesia »nd Ticin
in Feindeslandden Fciiid zu erwarten. Iede
Vcrmitthung hicrüber ist gewagt. Schwer-
lich aber kaiin das nördiiche österrcichische
OperationskorpS auf dcr Ebcnc an ber
Dora Baltca schlagcn, wcnn nicht südlich
davon die piemontcsische Stcllung bei den
Fcstungen Casalc und Alcssandria von
Pi'acciiza und Pavia hcr ü« Schach gx-
halten wird. Durch dic friedliche Rcvo-
lution lin rückwärts gelcgencii Parma, die
so eben nach dersclben ^chablone wie in
Florenz vor sich gcgangen ist, wcrden dic
Oesterreicher h>er vur wenig sich

beunruhigt sühlen. Die plemoiitesischen

am kangeniee Arvna, Antra,
lanza sind von den Oestcrrcichcrn besetzt.

Deutschland.

Lkarlsrnhe, z DaS hcntc erschieneiic

Rcqicrungsblatt Nr 20 enihält:

III. Versügungcn und Lckanntuiachungen der Mt-
ntsterien. Bekanntmachuiige» dkS großh. Mtniste-
 
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