Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

DOI Kapitel:
Mai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0539

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger Tagblatt.

A»- 12 Sarnstag, 28. Mai yz

iäbrli» 3« kr.

Telegraphische D-peschen

Paris. 25. Mai. Aus Dern wird

ttlegraphirt: Garibaldi .stuiVarese

vcrbarricadirt mit 5000 Mann ohne Ka-
nonen. Die Ocstcrrcichcr, die bci Varese
stchen, haben Kanonen. Dcr Kampf hat

Paris, 26. Mai. Aus Alessandria
Voni 25 Mai meldct dcr „Moniteur":
„Dcr Kaiser hat eini.qe Stnnden in
Voahcra zuc,cbracht. Nichts ist wegen
pes Äufbruchs bestimmt (rien lixe pvur
llvnart).

Bern, 26. Mai. Heute Morgen hör-
tcn dic Dewohner von Mogadino cine
Kanonade aus der Gegcnd von Varcse.

'san glanbt, die Ocstcrreicher hätten sich
nach Camcrlata zurückgczogen. Valsorda
und Annova (Orta und Anuonc? beide
sardinisch) sind von Oesterreichern besetzt.
Von allcn Ki'rchthürmcn ertönt fortwäh-
rendes Sturmläutcn. Ueber Luvino und
Maecagno (Lombardei) flattcrt dic ita-.
licliische Tricolorc. Vor Arona (sardinisch)
Wurde ein östcrrcichischer Kriegsdampfer
zurückgewiesen. Jn Chiasso (Ct. Tcssin)
ist das Standrecht publicirt. Die Be-
völkcrnng des Veltlin hält sich noch ruhig.

Genua, 25. Mai. Der in Gcnua
erschcinende Corricre mercantile bchauptct,
Tunis habe Piemont zwei Regimenter
angebotcn. (Schr unwahrscheinlich, ob-
wohl der tuncsische Bep an dcn alqcrischcn
Turcos bereits stamm- „„d reliqionsver-
wandtc Thei nehmcr an der civilisircndcn
M.ssion im allurtcnLager vorfindcn würdc.)

Konltantinopel, 18. Mai. sUeber
Paris und Marscille, Priva tnachrich-
tcn.) Die Psorte hat ver,proche„, C„za
giizuerkennen (ist schon öftcr gcmeldet „,,d
lvidersprochcn wordcn). — Drei türkische
Kricgsschiffe gchen ins adriatische Meer.

Preußen und Oesterreich geqen
Frankreich

Unter diesem Titcl hat der Staatspro-
curator a. D. F. G. i?e u e, ein bekann-
ter Name von ächt dcutscher Gesinnung,
im vorigen Monat eine Schrift gcschrieben,
die ein jeder Dcutscher, jeder

Preuße, recht ticf bcherzige„ sollte. Wir
werden unsern Lescrn ei„e„ Dienst er-
wcisen, wenn wir emlge Stellen daraus
mittheilcn. .. .

Ueber das bekannte Pamphlct vo„ ^ a
Gueronniere urthcilt Leue also:

Wer Sinn und Absicht solchcr franzö-
sischen Staatsschriften richtig auffassen will,
der muß zucrst französisch zu lcsen ver-
stchen. Diese Kunst geht von der Voraus-
sctzung aus, daß Afles gelogen sei vom
Anfaiig bis ans E„de u„d daß auch wahre
historische Thatsachen, richtige Schlußfol-
gerungcn aus densclben und Grundsätze
des Rechts und der Moral doch zu be-
trügcrischen Absichten verwendet wcrden.
Wcr sich auf eine Widerlegung einlaffen
wollte, wcil cr noch an eincn Rcst von Ehr-
lichkeit glaubt und die aufrichtige Meinung
des sichkbarcn odcr uiisichtbaren Verfassers
zu hörcn mcint, der tüuscht sich selbcr und
kämpft mit Windmühlcn. Das Einzige,
was man aus solchcn Schriften crfährt,
ist: wic die Franzosen wünschcn, daß An-
dere die Sache anfchcn und übcr ihre Ab-
sichtcn und Motive urthcilen möchten, und
sie habcn auch kcincn Zwcifel daran, daß
es ihncn wirklich gclungen sei. Sie düukcn
sich nämlich vicl klüger, als andcrc Leute
und haltcn sich unbedcnklich für die erste
Nation der Welt. Mangels Lobcser-
hkbungcn durch Anderc besorgen sie dies
Gcschäft sclbst „„d das gut und rcichlich.

in„u<-,l,v ä la tete cle la vi-
vlliüatitt» (Frankreich stcht an der Spitze
aller Gcsittung) wird hcute wie vor hun-
dert Jahrcn von Männcrn vcrkündet, die
sich durch die clendcstcn Prahlereien zum
Spott und Gelächtcr dcr Welt machten.

Das Manifest des Kaisers in der Schrift
l>Ia>ittleon lll. et l'Italie stellt als Gc-
gcnstand dic Freihcit und Einhcit Jtalicns
auf. Wcr hat den Kaiser dazu bcrufen?
Welchcr Fürst, wclchcs Volk Jtaliens?
Niemand! Er meldet sich unberufen als
dcr Veriheidiger Jtaliens an, er will die
Völkcr gegcu ihrcn Willen bcglückcn. Mög-
lich, daß dic Rcgierung dcs Königs von
Sardinien ihn cingeladcn hat, aber das
kann hier nicht in Betracht koinmcn. Denn
der König von Sardinicn vcrhchlt scine
Gestnniiiigcu u„d Absichten in keiner Art,
cr will Italicn für sich crobern und darum
dic Oestcrreichcr hinaustrcibcn. Das ist
sein Wcg z„r Einhcit Ztalicns. Den
hat abcr das Manifest nicht gcbilligt, nicht
cinmal crwähnt. Auf dicse Weise würde
der Papst die weltliche Herrschaft „ber
den Kirchenstaat vcrlicren und das kann
der Kaiser Napolcon unmöglich billigcn
und gutheißen, wenn cr seine eigcne Krvne
behalten will.

Und was begründct die Berechtigung
des Kaisers? denn wenn ein Fürst cin

frcmdes Land crobern will, vtx Bx-
wohner gegcn ihren Willcu einig,
glücklich zu machcn, so werdcn six
fragcn dürfcn, mit welchcui Nccht er koi„,„x.
Völkcrrcchtlich ist die Jntervention erlaubt,
wenn in einem Landc solche Unruhcn aus-
brechcn, daß die Regierungen bcnachbarter
Lünvcr dadurch gefährdct wcrden. Zuin
Ausbruch von Ünruhen ist es noch nicht
gekommcn; aber der Verfasser sicht sie
kommen und zur Vorbeugung muß der
Kaiscr die politischc Gestalt Jtaliens ver-
beffcrn. Zn dcm Munde cines französischcn
Staatsraths, dcr die Gcschichtc seines
Landes kennen wird, ist diese Furcht vor
Revolutionen eitel Spiegclfechtcrei. Alle
Rcvolutionen scit 70 Jahrcn sind in Frank-
reich entstandcn und habcn sich von da
übcr Ztalien und andcrc Lündcr verbreitct,
nicmals aber umgekchrt. Was hätte auch
am Endc Frankrcich zu bcfürchten, wenn
alle Jtaliener sich glcichzcitig erhöbcn?
Ein Staatsrath, der seinen Kaiser mit
dcr Furcht vor Ncvolutionen einführt, ist
ein sehr ungcschicktcr Advocat; cin Kaiser
von Frankreich soll sich vor nichts fürchten.

(Forts. folgt.)

Deuts^hland.

Karksruhe, 26. Mai. Durch aller-
hvchstc Ordre vom 24. d. M. wird dem
in Nuhcstand versctztcn Obcrlicutenant
Rückert der Eharakter als Hauplmann,
mit der Erlaubniß, die Uniform des Ar-
meckorps zu traqcn, erthcilt.

Mannheim, 25. Mai. Jn dcm

Gartcn deS katholischcn Bürgerhospitals

blühcn bereits einzelne Rcbcn. (M->o>)

Vom Renchthal.mcldct »>an cinen
bedeurendcn Abschlaa dcs Schctt- und
Bauholzes. '

Von der Alb, 26. Ma>. Von allen
Scitcn kommcn Klagcn ubcr eme hand-
greifliche Umg e h u n g d cs Vcxbotes

der Schlachtvich-Ausfuh^ darin
bestehend, daß nian das Bieh auf deut-
schem Boden schlachtet und nun das
Fleisch ausführt. Diese Manipulation,
die schon ftit Zahren im Gang ist nnd
für die cs i» Dcutschland zahlrciche Agen-
ten qibt, soll jctzt schwunghaftcr bctrieben
wcrdcii, »ls jemals. Allgcmcin rst der
Wunsch' daß daö Vcrbot dcr Ausfnhr
dcs Schiachtviehs ausdrücklich auch auf
das Flcisch ausqedchnt wcrdcn möchte.

München, 22. Mai. (F. P.) Das
baperische Heer wird binnen Kurzem
 
Annotationen