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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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Heidelberger Tagblatt

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Tamftag, lS. März

Jnskrft-nSgkbiihrtn sär bik 3sr°„i^ m ^ ^

,i,n,k °dkr d-rkn «°mn wcrdkn n.. 1839.

D eutschla"^

Karlsruhe 8. März- ^

viklrn Vrrkinüqnngrn, d.e

^s't.iat.on Rcchnunq zu
geq nwan.grn S --,"h,„

Vo?brrc.tunk,r" g<-.'acht, so daß drr nach-

^riud, wcnn ihm das Gclustc

elnes^übcrrhc'N's^kn Bcsuchs gekoinmcn
wärc' uuscr» Staat so widerstandSfählq
arfundcn hä"c, wie scine Verhältniffe cö
nur iracud crlaubcn. Dcm Militärwcscn
wurde c.'ne großc Aufincrksainkcit gcwik-
mct, und cs kann vcrffchcrt wcrden, daß
d.c Aiisriistnng nach Quantität und Qua-
lität keincm ciiidercn deutschcn Staate nach-
ficht. Im nächsten Monat gchcn wicder
Bcforderungkii iin Militärdienstc sor sich;
ei'ne Anzahl KricqSschülcr wird zu^Portc-
pcrfähndrichs crnannt wcrdcn. (S. M.)

Karlsruhe. 9. März. Wolltcn wir
hicr ven gestern von dcn Zipsclkappcn-
Narren dcs Polvtcchnlknins gcgkbcncn
Maskcnzug nach volleui Verdi'enstc
wiirdi'gcn, so inüßtcn dcinsclben fast cben-
sovicl'Spaltcn, als sctzt Zcilcn gewidinct
nKrden. Wir bcgnügen uns dahcr i'n
nachfolgcndcr Mltthcililiig das Intcrcffan-
tcste hcrvorziihebcn. Das bcim Bcginn
dcs Zugcs ctwas unfrciindli'che Wctter
ändertc bald scine trübe Launc, und cin
hcitercr Tag begünstigte nun das buntc
Lebcn u»d Trcibcn auf den mit ci'ner
zahlloscn Mcnge bcdcckkcn Straßcn, durch
wrlche der Zug untcr den hellen, munter»
Marschklängen zwei'er Musikbandcn sich
bewcgte. Slnf dcm erstcn Wagcn dcS
Zuges war ein Zelt mit schmuckcn Sol-
datcn. Jn ei'ncm zweitcn, mit Koffcrn

reich bcladencn Rci'sewaacn saßcn cnglische

Familicn mi't dcn gcwöhnlichcn knglischcn
Neiscrcqnisitcn ini vergrößcrtcn Maßstabe.
Hintcr ihncii fuhr cinc Patcnt-Mchl-,

Wasscr- und Straßcnbcwäffcrungsmühle,
worauf die ganze Müllerfainilie mit dcm
Wickclkinde und dcr Dicnstmagd aniSpinn-
rade stch bcfand, wohl aber.mehr Bicr
als Waffer, lctztercs von ci'ncm Fröschlcin
spärlich gespcndet, verbranchi wurde. Das
lachcnde Auge bcgcgnct jkht plötzsich ci'ncm
schwarz umhängtcn, mit dc» äußercn Zci-

chen des Iägcrstandcö gcsch,,,,-,^^,,

und ciiicr zahlreichcn tyicrischk,, Leichrii-
bcgleitung Ml't deu; >>c> e dcg Iägcrs,
ganz nach dcm hckanntcn Bilrc: „pxs
Iägers Tod." Di'e Traucr hvrt übrigc„s

fofort wicdrr auf, dcnn die Union musicale
mit ihrcm viclgeschäftigcn und „taktvollcn"
Kapcllmcistcr erregte dnrch ihre himmrl-
Ichrcicnde Musik viel Lachcn nnd sogar
die hlntcn koinmrndc vornchnic türkische
Hcrrschaft in ibrcr Equipage kann sich
nnes vornchmcn Lächelns nicht crwchrcn.
Gvtt Bachns auf dcni Fassc folgt „nd
ihm znnächst cine Vcrsammlnng von Ra-
turforschcrn, sich mit Astronomi'e, Schädel-
Ichrc, Mineralogie rc. und Bicrtrinken
bcschäftigend. Hinter ,h„tn wackclte cin
großcs Scgclschiff ei'nhcr, das Karlsruhcr
Packctboot, wclchcS kü„ftig den Kanal
vo» Karlsruhe nach Lcopöldshafen be-
fahren wird; eS war gut bcmannt und
mit Passagi'ercn aus allcn Nationcii, wo-
runtcr sich bcsondcrs cin Engländcr aus-
zcichnet, angcfüllt. Wagen mit Har-
Ickins und Hänseln und cin andcrcr mit
kcm cwi'g Bicr vcrtilgcndeii licdcrlichen
Klecblatte gingcn jcncm init dcr HofkapcUe
Sr. närn'schcn Hohcit dcS Pri'nzen Karncval
voraus. Irtzt folgte anf cliicm Fclscn-
wagcn, ,'n cincr Ri'escnninschcl imd nnter
prächtigcm Thronhimmel sitzend, Prinz
und Prinzessin Karncval in cbcn so rcichein,
als schöncm Kostümc, und fürwahr die
beidcn Hckren, welche für dicse Noücn
auscrschcn wurdcn, crwarbcn sich i'n jcder
Hinsicht die allgcmeinste Anerkcnnung. Den
pri'iizlichcn Wagcn umgabcn Hofkavali'cre
»nd zwci alte dcutschc Krirgcr folgtcn als
Lcibgarde; glcich daranf/ auf ci'geiiem
Wagen, Hr. Meloni, der Lcibarzt, Chirurg,
Zahnarzt und Friscur dcr prinzl. Herr-
schaftrn init sci'nki, Gchülfcn und Kmidcn
i'n der rcich ausgcstattctcn Barbi'erstube;
der Wagen i'st mit Aushäiigeschilbcn voll
b.hängt, worauf »amciitlich die Anprei-
flingcn vcrschicdincr Hcilmittel, wie die
Haarcrzeugungs- u. Eiithaaruiigsmittcl rc.,
gezüchti'gt wervcu. Eine durchaus ge-
schlosscne lcere Chaise, von dcn, Mühl-
burgcr Thore bcrufen, mit dcr Ucber-
schrift „Politische Gkhcl'miii'ffc" crregte
grofie Heitcrkcit; eine andcre war durch-
aus mit Zcitschriften übcrzogcn. Auf
ei'nem wcitcrcn Wagcn sahcn wir cin
photographischcs Atclicr, umgcbcn pon
zahlreichcn Künstlcrn; im Vorüberfahren
nahmcn sie die hervorragcndcn Viider aus
dcm Publikuin auf, zogcii im Nu dic fertiqc
Abbildnng aus der Maschine und rcichtcn
sic dcn Aufgcnommencn umsonst dar. Wir
koinmcn jetzt zu 2 Wagen, wclche überall
lautcn Zubelruf, namrntlich der mitzichen-
dril Iugend, errcgten. Hier umstanven

Waschcrinnen eincn Zubcr und besckäitia-
trn sich mil Waschcn; sie plaudcrtcn
zanktcn sich und trankcn; sic warcn schr
gut kostümirt; dort sahen wir einc Bicr-
stubc mit ci'ncr schöncn, abcr anch kcckcn
Kcllncrin und tüchti'gcn Zcchbrüdcrn. Ein
mic Fruchtgarbcn angcfülltcr Wagcn, wo-
rauf im schönsten Kostüme dcr Fuhrmann,
ein Schnittcr und eine schönc Schin'tterin,
die man für cinc wirklichc wei'bll'chc Schön-
hcit haltcn konntc, sich befindcn und ein
zwcistöckigcs Bauernhans, worin im un-
tcrn Stvckwcrkc cinc westphäli'sche Hoch-
zci't gcfcicrt wird, wahrend im obcrcn
Slocke Aussteuer und Kindszeilg ausgcstcllt
sind, werdcn allcnthalbcn bcwnndcrt. Dcr
solgende Wagcn trug die Ucberschrift:
„Karlsruhe, die Wicge des schönen Ge-
schlechts." Dcr Krähwinkler Landsturm
war gut nnd bie großcn Wickclkindcr mit
ihren Ammcn boten viclcii Stoff zumLachen,
wie auch dic mit dcm Esel nnd -'r Zicge
bcspanntcii Wagelchcn und die cinzclneu
Maskcn in ihrcr oft origl'ncllen Ausstattung.

8 Heidelborg, 10. März. Schon
haben die Corps der hicstgen Universität,
wic alljährlich, in dcr Hirschgaffe ihrc
Abschicdsvcrsammlung gehaltcn; und da
sckon inchrcrc Herren Professorcn ihre
CoUegicn beendigt, so habcn nun auch
manche hcitere Muscnsöhne dcn Wander-
stab crqrisscn. — Nächstcn Samstag, den
12. d. M., werdcn die Vorlcsungcn für
dicscs Scmestcr geschlosscn, nnd den 15.
d. M. beginncn die FrühllngSferi'en, welche
Lchrer und Schüler zu mannichfaltigcii
schöncn Ansflügcn bcnutzcn werden, invcm
sic biS zum 2. Mai währen, wo dic aka-
demischen Bürgcr flch nach und nach wicdrr
in unsern Manern vcrsammeln, nm auss
Ncue aus dcm Born der WissknschffO zu
schöpscn. Wie schön sagt Acneas Syl-
Phius: „Die Perle dcr Wiffenschaft ,'st
cs kl'nzi'g, wclche dcn Bcttlersohn nebeu
dcn dcs Königs erhcbt."

Kelil, 8. März. Abend gegcn

7'/^ Uhr war die ncu "baute Hjlföbrückc
! über dcn Rhein großer Gcfahr ausgesetzt,
cin Raub der Flainmcn zu wcrden. Zwet
daran gcankcrtc grvße Rheinschiffe, woraus
sich ein Schlagwerk zum El'nrammcn ver

Pfähle ncbst Dampfiiiaschiue befanv, stan-
den nänilich plötzlich j„ hcllcn Flannncn,
ohne daß llrsache dcs mit reißender
Scknclligkcit um sich grcifenkcn Fcuers
entvcckt wcrdei, konnte. Die schnell hcr-
bcigcciltei, franzvsischcn Zngcilieiire kapp-
te» die Ankerkcttcn, ließcn die bcidrq,
 
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