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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0477

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Heidelberger Tagblatt.


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i'öbrlich 3b kr-

. Insertionsgebühnn für die 3spaltige Pe-

Mlttwoch , 11. Mai lit;e,lk °>-er bkren R°,m, wkrdkn m„


Telegramme
Bern, 8. Mai. Zn tsomo
emc revolutionäre Dcwc.V'ng erwar-
tct, dreifarbiqe Fahne" ^or dsm

Schlosse aufgcpflanzt. 1«00 Kroaten ,md

Ä^Imd'vcmKensmittt^

«sswes Dnllctin Vvm 8. Abcnds mel-
d°.- „Der Fc-nd ist von Vercelli auf
Buronzo mid Salluzzola Vorgerückt. Er
fährt fort, auf beiden Ufcrn der Sesia
und bn San Germano (westlich von Ver-
celli) sich zu befestigen. Die Oestreichcr
haben Rekognoszirungsposten bis an dcn
Brückcnkvpf vvn Casale geschickt; lebhast
von den Unscrcn angegriffen, zogcn sie
stch zurück. Tie Oestreichcr setzen ihre
Kontribiitionen fort. Vercelli haben sie
300,000 Fr. aufgclcgt. Ein östcrrcichischer
Spion wurdc in Biclla (nordwestlich von
Bcrcelli) erschvffcn. (Schw. M.)

Zur Bolksstimmung.

Ein Hauptpnnkt, wclcher der soust so
schlau angclcgten fraiizvsischcn Kricgspo-
litik cntgangen ist, war der dcntsche Na-
tionalgcist, der sich ln Folge der nach
Wicn geschlcudrrtcn Heraussorderimg als-
bald in eincr Loeisc zu rühren begann,
die lebhast an die Zcit der Befreiimgs-
kricgc criniicrn mnßte. Die deutsche Na-
tion, >nit emcm Nechtssinn ausgestattct,
u)ie keinc andeie, empsand auss tiesste die
Kränkung, die oh«e alle änßcre Veran-
laffung das Recht erfahren; sie ftjhltc
instiilktmäßig; daß dic einem ihrer Glic-
'der zugedachtc Schwächnng die Schwächung
des Ganzen bcdeute; sic sagte stch, vaß,
wcnn cinmal k'eser Angriff gelnngen und
der Eine zu Bodcn geworfen sci, der An-
griff auf die Andern incht aiisblciben imd
dann die Gegcnwehr i»n s» schwicriger
sein werde, da der zuerst Niedcrgeworsene
bei der Vertheidigung leicht fchlen könnte;
fle erinnertc sich, daß aücs Uebel seit
Jahrhundcrten vom Wcsten gekommen, und
fragte stch, wie es wohl gchen werde,
wcnn dicsmal nicht blos der Westcn, son-
dern auch der Süden sich auf Dentschland
werfen würde — kurz, sie kste,t Gx-
fahr, die dem Einen drohte, zugieich sür
einc Gefahr für Alle. Wäre Preußen
statt Oestcrreich der bedrohte Staat, gc-
wiß wäre bie Stimmung der Natioii die
gleiche odcr noch erregter.

Wenn sranzöstsche Regierungsblätter nm
die Wette versichern, die Besorgniß der
deutschen Nation sci eine ganz müßige,
dcnn Dentschland hqbe von fraiizösischcr
Seite dnrchaus kcincn Angriff zu fürchten,
so ist Dics — wie wenig Anspruch auf
Glaubwürdigkkit dicse Blätter sonst auch
haben mögen — für dcn jctzigen Au-
genblick ebcn sv anfrichtig äls wahr
gemeint. Denn Frankreich muß jctzt
hcrzlich srol) sein, wenn eS ihm gelingt,
auch nur mit dcm einen Gegner fertig
zu werden; cS wird sich dahcr liicht gleich-
zeitig auch »och Dentschland, das eine
glcich starke Armee, wie Frankreich hat,
auf den Hals laden wolltcn. Jn so weit
kvnnten wir in Wahrheit jetzt ganz rnhig
sein, ohne auch nur einen Mann mehr
aufzubieten oder auch nur eine einzige
Kanvne auf nnscrn Festungswallen auf-
zustellen; wir brauchten kcine Vertheidi-
gungsmaßregeln und keinen Schntz zur
Sicherheit Deutschlands, von weui es auch
sein möge. Aber werden damit obige
Bcdenken niedergcschlagen?

Me große Mehrzahl der deutschen Na-
tion scheint Dics nicht zu glauben. Da-
für spricht dic Haltunq des größten Theils
der deutschcn Preffc, die Stimme fast aller
Volksvertretungen, worunter namentlich
injüngsterZeit wieder dic württembergische,
die Aufregnng in Bayern und anderwärts,
der allgemeinc Jubel, den alle kriegerischen
Vorbereitnngen erwecken, ver Ändrang
junger gebildeter Männer zum Offiziers-
dienst und vicles Andere. Wohin wir
sehcn, gcbcn sich dic vatcrländischcn Ge-
fühle und Gesinittingcn laüt und unvcr-
hvhlen kimd, worüber wir nns nur freucn
können.

Vom Kricgsschauplatz

Es schcint stch immer dentlicher hcraus-
zustellen, daß die österreichische Ärmee nicht
angreifend vorgehen wiü. Jn der That
dürfte die Verthcidigung für sie jctzt un-
gleich mehr Vortheile bieten, als der An-
griff. Der Feind hat einc festc Stelluna
am Fnß der nördlichen Apennincn, und
in den übcrschwemmten Po-Niederungcn
wabei ihm das befestigtc Lager bei Alcs-
sandria als Mittelpunkt dient. Die Eisen-
bahn von Genua nach Novi, Alcssandria,
Turin macht übcrdies die rajcheZuseimmen-
zichling aller seiner Streitkräste möglich.
Zndcm die östcrreichische Arrnee nunmehr
aus dcn Angriff verzichtct, nöthigt sie den

Gegner, ans seiner fcsten Stcllung herans-
zuachen, den llcbergang über den Po, ken
sie beietzt hält, zu versuckmi und dabei alle
dicjenigcn Ortsschwierigkcitcn mit m dcn
Kauf zu nchmcn, die dcm Angreifenden
so lästig werdcn müssen. Die Verschan-
znngcn, wclchc die Otstcrreicher bci Ver-
cclli anlcgen, dcutkii darauf hin, daß sie
sich auch gcgcn einen vom linken Po Ufer
herkommcnden Angriff in dic rechte Ver-
faffung sctzen. Zu cinem Angriff auf dicse
starke Stellung dürfte sich die vercinigte
sardinisch-fraiizösische Armcc bis jctzt viel-
leicht noch nicht gcnug gerüstct halten;
viclleicht soll auch der erstc große Akt dcs
kricgcrischcn Schauspiels nicht cher vor
sich gehen, bis der oberste Leiter des Gan-
zen, Kaiser Napoleon, angelangt ist. Auf
dcn Rath dcs MarschallS Canrobert ist
dic Doralinic, die Turin dccken svllte, auf-
gegeben nnd sind die dortigen Truppen,
20,000Mann, nach Casale gezogen worden.

Dom La,zo maggiore. Eine Kor-
respondenz der „Dcmokrazia" aus Zntra,
2. d., gibt Aufschlüsse über die so viel-
seitig gcdeutctkii Strcifzügc der Oester-
reichcr von Lavcno und Sesto-Calcnde aus
nach dcn sardinischen Ufcrn des Langen-
see'S. Es war auf dic Wcgnahme und
Zerstörnng sämmtlicher größeren Darken
an dcr sardinischen Küste abgcsehcn, von
wclchen auf Anordnnng dcr Behörden
sämmtlichcs Militär, soivie die bishcr in
Pallanza ausgcslclltcn Kanonen ins Znnere
abgcführt wordcn waren. Am 1. Mai,
Nachmittags 4 Uhr, dampften 2 Schiffc
von Laveno aus direkt auf Pallanza, sticßcn
ein Boot mit 16 Mann ab, überzeugtcn
sich von dcr Entscrnuiig der Battcricn,
nnd nahmen drci große Barkcn wca, die
sie auf der Höhe des See's in den Grund
bohrten. Nachdcm ste ganz imgcstört die-
lcs vollcndet, fnhrcn sie »ach der Ein-
müiidung des aus dcm Thol von Dvmo
d'Offola hcrabströmcndcii Fluffcs Toce.
Dort lagen gegen 30 Barkcn, Zufällig
abcr auch im Gebüsck) verstcckt eine a'us
einem Korporal »nd » Mann bestehende
Wache, Nclche, als dcr Dampfcr scine

Boote aussandte, um sich dxx Barkcn zu

bcmächtige», stchenn Vcrstcck auf die-
sclben feucrte, dcn Oesterreichern 3 Sol-
datcn tödtctc und 2 verwundcte. Schnell
zogen sich di'e Bvote nach dem Dampfer
znrlick, der anf die Salve dcr Patrouille
»,,t scchs Kartätschcnschüffcn antwortete,
wclchc aber Niemand vcrlctzten und dann
nach Lavenv zurückfnhr. Zn Sesto-Ca-
 
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