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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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Hei-elberger Tagblatt

«L 188. NV.^SK""--

Teleara»»»e

" Timcs" und

London^ 14. 3?"",- babc das Por-c-

k' ^E anqcnommen. —

feu.lle des 'Ausmart.gc.^^^

"^'"bs" woUcn sn Unabhängigkcit

und Nusscil w ^,^^,g,nin äufnehmcn.

.ttaliens Ncws" wird Frankreich

",s wünsche kcinen Thron in

'für cincn kaiscrlichen Prinzcn.

DnriS, 14-3»m, Nachmittags ^ 5U.
Das kaiserliche Hauptqnartier
befindet sich zu Cassano (amUcbcrgang
dcr Eisenbahn übcr die Adda.) Montag
Abcnds hat der Ucbergang über dic Adda
begvnncn und wird heute bcendct werdcn.
Der Kaiser ist anwcsend. Die Picmon-
tescn gingen bci Vaprio (nördlich von
Cassano) übcr den Fluß.

Turin, Dienstag, 14. Juni. Die
Ocsterreicher zcrstörten dic Brücken
über dic Adda und blieben am Oglio.
Sie sammeln sich in großer Zahl zu Monte-
chiaro (am Chiese, eincm Nebcnflüßchcn
des Oglio, auf dem Weg von Brcscia
nach Mantua.)

Der Legat (oberster päpstlicher Pro-
Vinzialbeamtcr) hatBologna verlassen;
die Munizipalität hat die Diktatur Niktor
Emanucl's proklamirt.

Die Oesterreicher habcn Reggio und
Brescello (im Modcnesischen) geräumt,
und bereiten sich vor, auch die Stadt M o-
dena zu räumen.

Ucber dic Führung dcr österrei-
chischen Armee.

Nach der cinstimmig anerkannten Tapfcr-
keit der östcrrcichischcn Soldatcn könncn
die cwiqen Niederlagcn nur in der Führung
licaen Die österreichlschc Kricgsführun'g
war seit dcn crstcn Tage nicht die rich-
tigr, und den Bcwcis dafür gibt nicht
em vereinzeltes Begebnlß, l^ndern eine
ganze Reihe von Oksechlen, dcrcn eines
ganz dnrch dieselbcn Fchlcr wie das an-
dere verlorcn g,ng. tztcts hnßt es m
den österreichischcn Bcrichten: „Wic waren
schwächer, viel schwächcr als der Feind."
Ja, abcr warum wart ihr schwächer? es
fehlt euch doch wahrlich nicht Truppen!
Nein, das nicht; abcr sie warcn anders-
wo, oder sie sind nicht rasch g,„„.
beigckommcn, oder sie kamcn erss z„r Zcit
da' das Trcffen schon entschicden war'.
So cben lescn wir in der österrcichisch,„
Zeitung, daß an den zwei Tagen vvn

Magenta, „das Gros dcr Annec zu cnt-
fernt war, um an der Scklacht Theil zu
likhmkn." Wir wisscn nicht, ob die öster-
rcichische Zeitung wußte, daß sic mit die-
scn Worten cine schwere Anklage dcr
Unfähigkeit gegcn die Führer des Hcercs
schleudcrt. Wcnn am wichtigste» Cnt-
schcidungstage die Hauptkräftc zu fern
md, iim mit ciitschcidcn zu köniieii, so ist

Wicn, 8. Juni. Die neue Arinee
die jeßt zwcifclsohne wird gebildct werdcn^
wird bestehen aus den bisher nicht in den
Kampf gekommcnen Corps dcr ersten und
aus der zwciten Armee. Die Bravour
unscrer Truppen erregt hier allgemcinen
Enthusiasmus, insbesondere die Tapfer-

das Urtheil über den Feldherrn gcsprochen. ^ Regimcnts Großherzog von Hessen,

Der erste Napolcon verstand gerade Das
so mcistcrlich, auf dcn wichtigstcn Punkt
im rechten Augenblick die größten Maffcn
zu wcrfen. Statt dessen lesen wir: »Bci
Montebello warcn wir zu schwach; bei
Varcse zu schwach; bei Magcnta zu schwach.
Was hclfcn bei solcher Äberlcitung dic
Hcldenthatcn und Wunder cincs »herr-
lichen Kriegsheeres", das diesen Namen
vcrdicnt? 3a, es sind die bestcn Trup-
pen Europas, die Oestcrreicher; um so
schmcrzlichcr blutet die Scrle, sie so ver-
bluten zu schen. Man preise ihren Muth,
rühmc ihrc Austauer, erhebe ihren un-
vergänglichcn Ruhm: immcr ist Eins sicher,
spricht Eine Thatsache laut über Europa
hi'n: Die Franzvscii sind in Mailand.

Als den besten Führcr ersehnte man
daher V»n Anfang an den Feldzcugmeister
Hcß. Denn die wcnigcn Anordnungen,
die er bis jetzt gctroffcn, scheinen gut. —
Daß der Rückzug über den Tessin dereits
eine Folge der Anwesenheit des F.Z.M.
Heß gewescn, unterliegt'keinem Zweifcl.
Dcrselbe ist von vornherein nur für das

das aus Obeiöstcrrcichcrn bestcht und am
5. Morgcns zur Erleichterung des Rück-
zugs für dic Armee noch einmal Ponte
di Magenta erfolgreich stürmte, nachdem
es am Schlachttag vorher, außcr 25 ver-
wundeten Offizieren, 1 Stabsoffizicr und
9 Hauptleute verloren hatte. (Um diesen
Verlust zu würdigeu, bedenkc man, daß
das Füsilierbatailloii vollzählig 26, das
Grenadierbataillon 18Offiziere hat.) Die
wackern Oberösterreichcr, noch vor Kurzem
ein Theil unserer Garnison, haben wie
todtgeweihte Männer des Lconidas ge-
fochten. Auch die Ungarn, Haller- und
König von Preußen-Husaren, und das
Jnfänterie-RegimeiitDomMiguel rc. haben
schon Gelcgenheit gefnndcn, in diesem Fcld-
zng sich besondcrs auszuzeichnen. Der
Muth der Bevölkerung und des Hecres
ist durchaus nicht gebrochen; abe/ alles
Militär und Civil, spricht sich hier ein-
stimmig, unverholen und ohnc Scheu über
die Führung aus.

Wien, 9. Juni. Die „Ostd. P." 'st

Haltcn dcr Mincioli'nie gewesen und hat, voller Unmuth über die i'ünastcn kriege-

wie bcstimmt verlautct, dcn Obcrbeschl
nicht übernommen, weil er gegen den An-
griffskricg war, und nun hat er um so
mchr auf dic rückgängige Bewegung ge-
drungcn, als man sich aus dcr vorthcil-
haften Steüung in Picmont ja doch schon
hatte vcrdrängen lassen. Hoffentlich tre-
tcn bald untcr den jüngcren Gcneralcn
bcdeutende Persönlichkeiten hervor, denn
bei Hcß schcint doch, wie sich aus Obigeni
crgibt, die Bedächtigkcit des Alters schon
vorzuherrschen. Neben «'hm und Wimpffen,
dcr auch kein Jüngling mehr ist, werden
jctzt besondcrs Zobel und Frciherr Reischach
gcnannt als Führer, zu dcncn der Soldat
Vertrauen hat. . Die Uebernahmc des

Obercommando's dvrch den Kaiscr sclbst

mit F.ZÄ. Hcß als Generalstabschef,
somit als kl'gcntlichcm Leiter des Kriegcs,
würde nntcr allcn Umständcn frcudig be-
grüßt werden. Ofsizikll.lst darübcr noch
nichts bekannt.

rischen Ereignisse. Sie' sagt"„das Be-

wußtsein zu haben, daß un'sere Soldaten
mit ciner löwenherzigen Tapferkeit ge-
kämpft, wie die altrömische Gcschichte
keme glänzen^ere au^uzäh!en hut; djx
Uebcrzeugnng in sich zu tragcn, daß der

Feind dem Vcrdcrbeii.nabe stand und den-
noch durch cin unbegrciflichcs Glück, über
das er selbst crstaimt ist, ihn jw Pxsitz
des Erfolges zu fthcn, dies ist rine Auf-
gabe, die qllicklicherwkise zu den großen
Ausnahmcn unftres Berufes gehört. Hier-
auf theilt das gcnannte Blatt den Armee-
befchl des franz. Gcnerals Mac Mahon
mit, von dcm sie sagt, daß er auch viel
„Lchrrciches" cnthalte (der Leser wird
errathcn für wen?), hftont aber vorher
das frcudige Erstauncn der Franzosen, den
Ort Robecchetto unbesetzt zu finden. (Wer
zwischcn dcn Zeilxn zu lcscn versteht, wird
. vcrstchen, was mit dt'csen Hindeutunqen
jgemeint ist.)
 
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