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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0385

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Heidelberger Tagblatt

87.

Srfchkint, MontagS auSgkn«m'"^j' 7s

l>ch. Pr-is mi,lluterh°'tuugSbl°-"»»ttl

jcihrlich ^6 kr.

^ Aüer,i°nsgkl'übrrn für tiHH^ F»

Mittwoch , 13. April ü.jkile °hkr R°um wkrden me. . ,r. 18A9.

Vor S2 Jadren

Wir fu.de„ schon .... Zahr l807 cmige
Dmge, wclchc mit gnge,"var 'gen Z istam
den Aehnlichkcit habcn; s° "^g vamaiö

Oesterrn.M^ m e ietzt Nußland, aus eme

Zusa^ ' ?"ußen,

ou,uiiii,iriiei>>! m Mcmcl an, um

Ruh>-»° u ° f'A o-»u.,'. Di- H-u»,.

acleae il?e.tc» vcr Türkcn sollcn gcmäß dcn
frübcrn. Vcrträgen der Pfortc mit
allcn kriegführendcn Mächtcn geordnet wer-
dcn. 2) Polcn soll in dem Zustande ge-
lasscn werden, wie vor dem Kriege. 3) Die
Aiigelegenhcitcn Deutschlands soüen zum
Gegcnstande einer allgcmeincn Untcrhand-
lung und Feststcllung gemacht werdcn, da
sich Oestcrreich unter dcm bloßcn Rhein-
hunde und ohne fernere Bcstimmungen
und Einrichtungen nicht sicher sieht.
4) Dic italicnischen Angelegenheiten
sollen ebenfalls eincr Prüfung und neuen
Gestaltung unterworfcn werdcn, da
Oestcrrcich fühle, daß Jtalicn in sei-
nem gegcnwärtigen Zustande die
Quclle foriwährcnder Streitis,
keitcn scin müsse. 5) Es se» durch-
aus nöthig, den Frieden zu cinem all-
gemeinen zu machcn, und daher England
auch als Theilnchmer an dcn Unterhand-
kungcn zuzulassen. — Alles dieß blieb bloß
auf dem Papier stchcn, die Vcrsammlung
kam gar nicht zu Stande, dcr Krieg
dauerte fort bis z»m Sturze Napo-
I eons.

Zur militärifchen Situation -Qber-
italiens

Nahezu alle sardinischen Truppen
sind zwischcn Turin, dcm Ticino und
Aleffaiidriakonzentrirt; gegcn 20,000 Mann
sichcn in erfter Linik zwischcn Novara,
Bercelli, Voghera und Tortona, der Stcst
weitcr rückwärts bei Mssandria und Ca-
salc; der Schwerpnnkt der piemontesischen
Streitkräfte befindet sich am rechten Poufer,
was zugleich auf dic Absicht hinwcist,
welche Piemont hat, ftinen ersten Ope-
rationen die Richtung gxg,n pie kleinen
Herzogchümer zu gebcn. Der General-
stab ist gut organifirt, und enthält zahl-
reichc junge, fähige und unterrichtete Ofsi-
^ere. Empfindlich ist «ber in der Armee
Sardiniens der Mangel an Generalen
fur die höheren Kommandos, zu denrn
vte Armee Vertrauen besäße; wahrschnn-

lich müßte das Oberkoinmando ciiicm
frcmden General gcgebcn werden. Dic
militärische Stclluiig Picmonts ist eine
zicnilich schwierige. Kann es anch auf
dic Unterstützung Frankreichs rechnen, so
bleibt es doch dcr Gefahr 'ausgesetzt, von
der in der Lombardei aufgcstclltcn vstcr-
reichischcn Armce angegrissen und vielleicht
vernichtet zu werdcn, 'oder doch erheblichc
Vcrluste zu erlciden, che eine französische
Arince übcr die Alpen hcrbcikommen, oder
von Genua aus am Kriegsschauplatz er-
scheincn kann, den wahrscheinlich die Ebene
bei Alessandria bilden würdc. Ocsterrcich
muß, sobald der Krieg cntschiedcn ist, vom
milltärischcn Gcsichtspunkt aus seine an-
sänglichc Ucbermacht über Sardinicn rasch,
und ohne sich durch irgend welche weitere
Rücksichtcn abhaltcn zu lasscn, benutzcn,
nm den Gegner, so lange er noch allcin
stcht, niederzuwerfcii und dadnrch zuglcich
die Beweguug im Lande zu crsticken. Wir-
ken nicht andcre Nücksichtcn von wirklich
höchstcr Bcdeutung lähmend auf seinen
dießfallsigen Entschluß ein, so muß Oester-
reich dic Jnitiative ergrcifen und dcm
Gegner zuvorkommcn; aus dicscm Grnnde
muß cö auch, sobald dcr erste franzvsischc
Soldat dcn pi'cmontesischen Boden betritt,
dies als easus bvlli betrachten.

D eutfchland.

Karlspuhe, 10. April. Jhre König-
lichen Hoheiten der Großherzog und
die Großherzogin sind heute Nach-
mittag von der Rcise nach Bcrlin und
Weimar dahier wieder eingetroffcn.

(K. Z.)

Heidelberg, 11- April. Gestern
warcn hier verschicdcne abenteuerlichc Ge-
rüchte in Umlaus. Zuerst hicß es, Ocster-
reich habe an Piemont den Kricg erklärt,
nnd ein Gefecht habe stattgefunden, später
Frankrci'ch habe Ocsterreich den Krieg er-
klärt, der österreichische Gesandte sei von
Paris abgereist, der Kaiser Napoleon
bereits zur Armee nach Lpon abgegangen rc.
Der Tartar kam diesmal auS der Schweiz.
Ein Ertrablatt der „Basler Zeitung" und
eine Berner Depcsche der „Allg. Zta./«
ließen ihn Herumrri'ten. Alle diese Ge-
rüchte haben sich natürlich, wfe bei der
Unlauterkeit der Queüe von Hause aus
angenommen werden durfte, als ungc-
aründet krwiesen.

Vom badischen Unterrhein, 10

April. Die evangelische Gemeinde in

Mannheim hat ihrem Geistlichrn vc.n
Herr» Pfarrer Schellenberg ^lch"
auö Likbe und Anhänglichkcit an six xchx,,
glänzendcn Ruf nach Bremen ausqeschlnn,»
hat, cin Geschenk von 6000 fl. überreicht

Mannheim, 9. April. Das Großh'
Ministcrium des Znnern hat angeordnet
daß die Feldhüter bei Ausübung ihres
Dienstes ein Abzeichcn auf der Brust z„
tragcn haben. Daffelbe besteht aus einem
Mcssingschild, auf welchem das Landes-
wappen und über diesem die Umschri'ft
„?(cldhütcr" angcbracht ist.

Stuttgart, 9. April. Hicsigc Damen
habcn zu Gunsten des Baues einer ncuen
evangelischcn Kirche einen Bazar
vcranstaltet. Arbkiten, Stickereien rc.
gingen selbst von höchfier Hand für den
Bazar ein. Das Ergebniß war eine
Cinnahme von ungefähr 6000 fl., zu
wclchcn der Verkauf von 6000 Loosen
ä 12 kr. 1200 fl. geliefert hatte. Die
noch uuvcrkauftcn Gegenstände haben einm
Werth von mindestens 2000 fl., und sollen
nun glcichfaüs verloost werdcn. Von
der Königin stnd 110 fl., von dcr Prin-
zessin Katharina 50 fl., von dcm Kron-
prinzcn imd dcr Kronprinzessin 250 fl.
für die glcichen Zwecke eingegangen.

Berlin, 7. April. I» der'hcuti'gm
Sitzung des Hauscs der Abgcord-
nct^n stand der GcsetzeScntwurf über
das Ehcgesetz auf der Tagesordnung.
Die Kominission empfichlt im Wescntlichrn
seine Annahme. Refercnt ist der Abg.
vr. Wentzel. Die Galleri'en stnd Kopf
an Kopf gefüllt; auch die Diplomatenloge
ist stark bcsetzt. Die allgcmeine Di'Skussion

wird von dem Abgcordneten Blanken-
öurg (äußerste ?inke) eröfsnet, welcher
im Sinne der Krcuzzcltling gkgen den

Gesetzcsmtwurf spricht. A"' ft'3t, für

das Tesctz redcnd, der Abg. Mathis.
Der Abg. v. Mallt'nkrodt spr,cht im

Siune der katholt'schen Fraktion gegen den
Entwurf. Solle die vor dem Richter ge-
schlossene Ehe gült'g ftm können, ohne
Rücksicht darauf, ob die Kirchc ihrm
Segcn dazu gebeoder nicht, so sinke der
Standpunkt der Kirche der Ehe gegcnuber
zum bloßcn Schem hcrab. v. Pr' ttwttz
für dcn Gescßesentwurf. Der Staat habe
der Omnipotenz der Kt'rche entgegmzu-
treten; ftme eigene Würde erfordere dics,
„nd ftine Pflicht fti es, ftine Unterthanrn
gegen die Gewalt und den Zwang der
Kirche zu schützen. Das fti eine gute
Tradition. (Bravo!) Di» Furcht, dqß
 
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