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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0605

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Heidelberger Tagblatt.

R > 1»

MontaaS anSgenommen, täg-
FreiS mitUntcrhaltungSblatt viertel-
t'ährlich ^6 kr.

Eamstag, 18. Zum

JuftrlimSgkbüd'eil sür die »spartiq, ,nx,
ritznte oder deren Raum werden „ttr >
berechner.

18SS.

l^ >4^--» Wir Mackcn hicrmit bckannt,
daß von hcntc an zugchcndc
ncae Abonnentcn anf vaS nachste Halb-
rayr unser Blatt bis 1. Iuli unent-
gcltlich erhaltcn, nur die Postpiovisivn
'ubst Iustellgcbühr für dicsen Monat zu
bejühlcn habcn wcrdcn.

Eomptoir dcs Heidelb. ä.agblattes.

Telegramme

LSien, t6. Juni. Das „Rcichsgcsetz-
blatt" vcröffentlicht eine Bekanntmachung,
„ach wclchcr dic Zrnscn dcs National-
anlehcns für dic Dancr der außerordcnt-
lichcn Verhältniffe in Banknoten mit cnt-
sprcchendcm Aufgelde ausgezahlt wcrden.
Diescs Aufgcld ist bis zu Ende September
d>. I. auf 25 -pCt. festgesetzt. Auf Vcr-
langcn kann auch dic Zahlung der Zinsen
in neuen Obligationen geschehen, die nach
fünf Jahren mit Zinscn und Zinseszinsen
zum Cours von k28 für 100 baar ein-
qelöft wcrden.

PariS, 16. Juni. Dcr „Momtcur"
mcldct: Das cnglische Ministcrium
ist noch nicht vollständig, abcr folgcndc
Ernennungen sind gewiß: -Palmerston,
Prcmicr; Ruffell, Äcußeres; Gladstonc,
Finanzen; Wvod, Jndicn; Lewis, Jnnercs.

Bern, 16. Juni. Drr B und e s r a th
beantragt bci dcr Bundesversammlung dic
Aufhcbung jcder frcmdcn bischöflichcn Ge-
richtsbarkcit auf Schweizergcbiet. Lostren-
nnng Dcfsins von den Bisthümern Como,
Mailand. Den kriegführenden Mächten
wird frcie Schifffahrt auf dcm Lanqcn-

se e unterncntralcrFiaggeundAusliefcrung

der Garnison von Lavcno vorgcschlagcn.
Bei Wcigcrung rincr Macht bchält sich
der Dundcsralh den Entscheid vor.

Gescsiicktliche Rückblicke.

Es dürftc nicht unintcressant scin uus
vcrschicdene ActcnstückkN aus dcn Zciten
Napoleons I. ins Gcdächtniß zu rufen,
und beginncn daher mit eincm Tagcsbcfkhl
Napolcon l. aus Mailand im Ma' 1756.
Derselbe lautet: „Wir sind die Frcunde
aller Völker und lieben vor UÜcu ^le
Enkel des Drutus und Scipio. W:r
werdcn das Capitol wicder aufrichtcn und
das Volk dcr Römer wicder crwccken."
Schon am 22. 2l>üi brachcn nntcr dcm
Landvolk Anfstände gcgcn die Franzoscn
aus. Erklärung Napolcons am 4. J„ni
zu Maiiand: „Zch erfülle euern Wunsch,

ich merde ench „nt meincm großen Volk
vercinigen." Deni picmoiitesischcn Staat
hatte dcr französischc Minislcr dcs Aus-
wärtigcn am 29. Oclober 1800 erklärt:
„Die französische Regierung fei unablässig
daraus bedacht, dcm Lande die Eristenz
cincs uiiabhängigen Staatcs zu sichern."
Sechs Monate darauf hieß es: „Piemont
hat vcrdicnt, bas Schicksal der Ncpublik
zu thcilen, den Ruhm ber französischen
Nation, dcn Nuhm bes Hclbcn zu mchrcn,
deffcn höchstes Bestrebcn bahin gehc, ans
dcn Völkcrn, die er beruhigt und bcglückt,
eine einzige Familie zn bilden. . . . Der
lange gchoffte Tag ,st endlich erschicncn;
jener Name, schon vor der Entdcckung
der Menschenrcchtc in Europa, ist dir gc-
schcnkt; dein politisches Loos ist nnwider-
rufiich entschicdcn: dic französischcn Ge-
sctze wcrden die deinen!" Jm Jahr 1802
verschwindct sogar ver Namc Piemont,
an dessen Stelle trcffen wir die Departe-
mcnte des Po, dcs Tanaro rc. Jn ciner
Adresse an das sranzösischc Volk vvm
14. Juli 1801 (nach dem Fricden von
Luncvillc) sagt Bonaparte: „Unsere Grän-
zen sind aus dic Linicn zurückgeführt, welche
die Natnr nns angcwiesen ckjatte; Oester-
rcich — und hicr liegt das Unterpfand
dcs Fricdens — ist forthin durch wcit
ausgcbreitete Ländrr (pn^ cke vsste« >-«-
^ions) von Frankreich geschieden; jene
Eifersucht, jcnc Sorgen, wclche Jahrhnn-
derte lang das Elcnd von Europa be-
wirkien, habcn cin Ende." Mit der Un-
tcrwcrfung von Pi'cmont, der Lombardci,
Parma und Piacenza unter Frankrcich
hört die Trcnnung durch „ausgcbrcl'tetc
Ländcr" wicber aus, unb Frankrcich gränzt
wicdcr an Oesterrcich. Ervffnungsrcde
Napoleons im gcsctzgcbcnbcn Körpcr am
28. Deccmbcr 1804: „Jch will das Ge-
biet Frankrcichs nicht erwcittrn, aber es
ungeschmälcrt crhaltcn. Jch habe nickt
den Ehrgciz, i'n Europa eincn grvßercn
Einsiuß 'zu üben, aber ich will nicht den
bereits gewonnencn vcrlicren. Kcin Staat
wird ferner in das Reich (Lmpir«) em-
verlcibt, abcr ich werdc meine Rechte nicht
opfern." Das Tribunal antwortete hicr-
auf: „Di'esc fcicrliche Erklärung wird für
Europa das sichere Unterpfand für die
Gcsiliiiungcn dcr Mäßigung und des Frie-
dens sein, von dencn Sie stets bcseelt
warcn." Dcr gesctzgcbcnde Körpcr ant-
wortcte: „Ew. Majcstät erklärt sclbst, daß
Sic das Gcbict Frankreichs nicht fcrncr
crivcitcrn wollen. Diese Worte müsscn

nnscrn Feindcn jedcn Vorwand nehmcn "
Napolcon replicirt: „Die Gesinnunqeii
dic ick> Zhnen bei Ervffnniig dcr Sitzniia
zu crkcnncn gab, wcrbcn bie Richtsch„ur
mcincr Regicrung scin." Am 19. Märr
1805 crklärtc cr in eincr Anrebe an vcn
Scnat bei Slifkung bcs italicnischen Kö-
nigrcichs: „Der Geist dcS Bösen wird
vergeblich einen Vorwaüb suchen, nm den
Contincnk in Krieg zu stürzen; was mit
Unscrem Rcicb durch Staatsgrundgcsetze
vereinigt ist, blcibt damit vercinigt. Aber
keine neue Provinz soll fcrncr hinzugethan
wcrdcn." Hicrauf antwortet ain 26?März
der Senatspräsidcnt: „Sire, wir dürfen
nicht daran zweifeln, Jhre lctzte Rcde
wird wiederhallcn aus dicscn Räuinen biS
>zu allen Höfen Europa's! Welche Antwort
i auf die Vcrlänmbniigen Frankreichs! Uno
wenn die Thatsachen so laut reden, welche
Voieingenominenbeit könnte allcin sie im'ß-
vrrstchcn! Eroberungen Napoleons von
1805 bis 1813: Parma (1808), Tos-
kana (1808), römische Staaten (1809),
Holland (1809 und 1810), Wallis (1810),
Hansestädte, Thcilc von Hannovcr, Wcst-
phalcn (1810) u. s. w.

Aus dcr Adreßdebatte im ena-
lifctien ^berhaus.

Marquis v. Normanbp (vor einem Zahr
nvch Gcsandter beim Großhepzog von Tos-
cana) bemerkte, nachdem er vorausgcschickt,
daß scine cdelii Freunde (Graf Granville
und Graf Malmesburp) der cinc bnrch
scine jctzlge, ber andcre burch seinc vicl-
leicht zu erwartenbe amtliche Stcllung,
zur Zurückhaltung vcranlaßt wordcn icien,
daß cr aber durch keinen solche» ^rund
an einer freien Mcinuiigsäußcrung ver-
hindert sei: „Das Ministcrium Dcrby hgt

sich währenv dcr lctztcn Untcrhanblungen
über eincn Conqrcß durch die bezüglichen
französische» Vcrsicherungcn, sowie durch
die fernere Vorspiegelung, daß Frankreich
gar nicht gerüstct habe, täuschen, und zwar
recht grob täuschen lassen. (Hört!) Und

die Rcgicrung licß sich ferncr wcißmachen,
die Bc'rathungc» deü vorgeschlagcncn Con-
grcsses sollten geführt werdcn' n'it schul.
di'ger Nücksichl aus dle Verträge von 1815,
aber — "nd hi'er sprcch' ,'ch aus persön-
li'cbcr W'ffcnschaft — kaum war dic fran-
zösische Flotte in Genua gclandct, so brach
andcrn Tags ,'n Florcnz ciiie unter dcm
SchuL der diplomati'schcn Flagge Sardi-
j nicns ausgkheckte Verschwvrung auö, und
 
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