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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0641

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Heidelberger Tagblatt.


Srschkmt, Moniag» i vierM.

l'ch. Pkk>« m,tN»,rrl,aI-""g«>'l°--°»r>"-
iährlich 3t» rr.

^ n- Jnsertionsgebühren für die^E
Mlttwoch, 25» Zunr li'Ml. °d.r d°r°>. Ranm werdkn


Telegraphische Depesche

Pariö, 26 /27 Zuni' Mittkrnacht.

Der „Moniteur" -cstäu-tt

vrdentlichkn Ausaabe, daß dle vsterrei-

ch'sche Armee äenv'h'gt wnrde, anf

das lnkeMinci'o - Uf er zurnckzugehcn.
Sie svrenatc d"e Briicke bei Gvit». Der
V lust des Zeindes ist beträchtlich, der

un engc g^ Nelen

30 Kanonen, 7000 Gesanqcnc und 3 Fah-
ncn. Nicl hat sich n»t Ruhm bedcckt, dem
Gciieral Auger wurden die Arme weg-

aerisscn.

Dir sardinlsche Armee, welche den
anßersten linken Flügcl bildete, hat dcm
Fclnde empsindliche Verluste beigebracht,
nachdem sie mit Erbittcrnng gcgen über-
lcgene Streitkräfte gekämpft hatte.

Vom Kriegsschauplatz.

Die launische Göttin des Krieges hat
abermals gegen Oesterreich entschledcn.
Wenn es erlanbt wäre, dic bis jctzt noch
dürftlgen Nachrichten zu dcuten, so möch-
ten wir schlleßcn, daß das wcitere Vor-
drinqen elnes Theilcs der östcrreichischen
Armce bis gegen den Chiese hin eine den
Franzosen gar nicht uncrwünschte gewesen
sein dürfte, da sie die Oesterrcichcr von
ihrer ohne Zweifcl sehr festen Stellung
am Mincio ftlbst entferncn mußte. Ohnc
Zweifcl haben auch h.,'er wiedcr konzentrirte
Angriffe, maffenhasteEntwicklnngderKräste
den Ausschlag gegeben. —

Die crwartctc Schlacht ist bei Eav-
riana geschlagen, der Sieg nach der
erstcn französlschen Dcpesche aus Sei'te dcr
AUÜrtcn. Obgleich noch alle Dctails fch-
len, so läßt sich daraus, daß Kaiscr Na-
voleon sein Sl'egesbülletin aus Eavriano
datirtc und Franz Ioseph vorgestcrn skin
Hanptquarticr v°n V'Uatraiica »ach Val-
leügiv auf dcm l'nkcn Uscr dcs Mincio
vorrückte, schlikßen, daß die ^chlacht,
welche 16 Stundcn, von gcstcrn fruh 4
bis Abcnds 8 Uhr wüthete, auf dcm rech-
ten Ufer dcs Mmcio gcschlagen wurde
und die Franzoscn dicsen Fluß noch nicht
überschrittkn habcn. Dcr Plan dcr Ocstcr-
reichcr schcrnt geweftn zu scin, die Allnr-
ten aus dcn von ih„cn ci'iigcnommcncn
Stellungen zu vertrcibcn; beßwcgen übcr-
schrittcn sie auf dcr ganzcn ßl„i'e von
Pcschikra bis Goito den Mlncio. (Dic
Öesterreichcr warcn fthr wcit vorgedrnn-
ffrn, die Franzoftn warcn brs „„ dcn

Chiese zurückgcwlchkii; dort erst Kicltcn
sic Stand. Als die Ocstcrrcicher sie von
dort iii'cht vcrtrciben konnten, zogcn sic
sich in ihre frühcre Stettung hmter dcn
Mi'ncio zurück. So eiklärt sich cs, daß
Napolcon am Abcnd dcs 25. d. in dcm
am Morgen vom Kaiscr Franz Joseph
bewohntcn Zimmer schlief, ohne daß doch
die Franzoscn um ei'nkn Schritt vorwärtö
gckommcn sind, wcil nämlich die Fran-
zosen am Morgen dcs 25. zurückgewichen
warcn und damals Kaiser Franz Joscph
sich auf dem von ihncn vorher inne ge-
habteu Tcrrain befand.

Bis jetz.t li'cgcn kcinc weitern zuvcr-
läßigen Nachrichtcn übcr die Schlacht dci
Cavriana vor. Die Nachricht dcr Patrie,
daß die Franzosen die Oestcrrcicher über
dcn Mincio vcrfolgtcn, ,'st bis jetzt von
keiner andern Scite bestätigt worden und
darf daher hoffcntli'ch als nnrichtig ange-
sehen werden. Offenbar fthr übcrtricben
sind die Bchauptnngen ei'nes Telegramms
ans Bern, nach welchem dic Oesterrcicher
35,000 Mann Kampfnnfähi'ge und 15,000
Mann Gefangenc verlorcn hättcn! (Sclbst
das neueste sranzösische Dulletin spricht
nur Von über 7000 Gcfangenen.)

Turin» Sonntag 26. Juni. Bulle-
tin: Der österrei'chische Kaiser hat in
der Schlacht kommandirt. Die Verbün-
deten habcn 30 Kanonen und mehrere
Fahncn genommen und 6000 Gesan-
gene gemacht.

Deutschland.

KarlSruhe, 27. Lnni. Durch aller-
höchsten Befehl lst nnn der Umfang dcr
im Allgemeinen angeordncten Beurlau-
bung bekannt gcgeben wordcn. Diesclbe
hat heute begonnen und trifft daher mit
der jcdes Jahr iin Monat Juli nicht nur
zur Schonung der Truppen, sondcrn haupt-
sächlich auch zür Unterstützung der Land-
wirthschaft — Hcu und Fruchtcrndte —
eintretenden Bemlaubung zusammen. —
Wie wir vcrnchmen, sind besondere Maß-
rcgcln gctroffcn, durch cin Zusammcn-
wirken der Behöidcn »n Fall des Bedarfes
tie Beurlaubten in kürzestcr Frist wiedcr
bei ihrcr Fahne zu versammeln. (K'.Z.)

Karlsruhe, 27. Zuni. Se. Könftl.
Hoheit der Großhcrzog habcn gnädi'gst
gcruht, bem Karlsruher Eoniitc des ba-
tischen Francnvcreiiis tie Summe
von 500 fl. übersenden zu laffcn.

»AeihelherA, 26. Jnn,. Dxr außcr»
ordentliche Proftssor S. Kuß.„a,.lan
hiestger Hochlchule hat vor cini'acr 4eit
einen Ruf als ordcntlicher Prvftssor. ter
Mctizin nach Erlangcn crhalte» unt dcn-
sclbcn »unmchr angenommcn.

Mannheim, 25. Zuni. Die Gaben
an dcn patriotischcn Hilssverein
habcn dic anschnliche Summe von nahezu
2400 Gulden baar bis jetzt erreicht; an
Charpie und Verbantstückcn ist schon vor
ciniger Zeit einc Kiste von nahczu 2 Ztrn.
an den Kriegsschauplatz besördert worden.

Mannheim, 25. Zuni. J„ dcr heu-
tigen gchcimen Sitzung des Schwurgerichts
wurde Franz Thomas Ucber von Herbvlz-
hcim zwar des Vcrbrcchcns der Nothzucht,
dessen er angcklagt war, freigcsprochcn,
dagegen wegcn becndigten MorkvcrsuchS,
deffen cr außcrdcm beschuldigt war, zu
ciner Zuchtbausstrafc von 18 Zahrcn oder
6 Zahre iu Einzelhaft und 9 Jahre in
gemcinschastlicher Haft verurthcilt. Hier-
'mit schloffcn dic Sitzungen des2.Quartals.

Gttlingen. 23. Juni'. Es laufen
dahier falschc gegosscnc Guldcnstücke mit
tcm Bildni'sse tes Großhcrzogs Leopold
unt der Jahrcszahl 1851 um.

Darmstadt. Dic hiesige Staatsre-
gicrung hat mi't vem Bankhaus M. A.
v. Rvthschlid unv Söhne ,n Frankfurt unv
Moritz Wolsskchl tahier rin 5proccntiges
Anlchcn von 3,200,000 fl. abgeschloffen.

Vom Main, 23. Juni'. Zn vem
Artikcl in Nr. 147 d. Bl. über dic zwi-
schen Oeflerreich und Preußen statt-
gehabten Dcrhandlnngcn sei nur Eins
bcmcrkt. Daß die Entwaffnung Holsteins
und die Maßrcgclunq Kurhcstcns arge
Versündigungen nicht blos ge.p'» dieft dcut-
schcu Buiidcsländer, sondcrn gcgcn die
ganze deuksche Nation warcn, wer wird
das bestrciten woüen? Abcr unbillic; und
ungerecht ist es, wcnn man diese Sünden
immer nur Ocstcrrclch allcin aufbürden
will. Dic Entwaffnung der Herzogthümer
und ihre Ucbcrlicscrung an Dänemari cr-
folqte unter der Lcitung ciner östcrreichiich-
preußischcn Komimssioii. Oestcrrcichischc
Trnppcn bcsctztcn das Lanb, prcußljche
standcn z«>' Hulftlcistung Rcscrve. Die
militärische Erckutwn i„ Kurhesftn geschah
(von Prcußen ungehindcrt) unter Lcitung
dcs gcgenwärtigen östcrreichisch'cn Prcmier-
iniiiistns; abcr die darauf gcsolgte poll-
tischc Maßregelung lcitcte im Verein mit
vcm Grafen Lcim'ngc» ein prcußischer
Koimniffär (Geh. Rath v. Uhdcn). Dft
 
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