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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0389

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Heidelberger Tagblatt.

N? 88.

NLS:?,:.:»"

jährlich 36 kr.

Donnerftag, 14l. Aprtl

JnsertionSgebühren für diHspElHb-
titzeile oder deren Raum werden mtt 2 kr
berechnet.

1839

Die Rüstungen in Frankr-ich.

Die Aussicht auf vc» Kongrcß, hat,
w.'e cs lcider schcint, d.c kan.n bcgonucncn
deutschcn Rüstunacn wicder ms Stocken
gebracht- wcniqstcns blcibcn dicte, tvwe.t
wir Kundc habc cntschiedm wc.t

hinter den französiichc" zmuck, d.c m.t
einer scltcncn Encrg.e und Umsicht b^
tricben wcrdcn. Nnch den uns durch
militärischc Bcobachtcr drrckt zugeganqc-
ncn Rachrichtcn muß in sehr kurzer Zeit
dic ga»ze franzvsische Rciterei und dcr
qrößtc Thcil der Feldartillcric kricgsbereit
scin. An ans.qebildcter Jnfantcrie lcidet
Frankrcich kcinen Mangel, nnd da d.'e
Rahmcn vorhanden, so w.'rd dann in
hvchstens 14 Tagen vom Tage dcr Ein-
bcrufungsordre der franzvsische Kaiscr

500.000 Mann Jnfanterie, 80,000 Mann
Reitcrei und ctwa 1000 Feldgeschütze znr
Disposition habcn. Rcchncn wir 40,000
Mann Jnfanterie und 10,000 Mann
Rciterei und 100 Gcschütze für Algerien
ab, so bleibt noch immer eine Armec von

460.000 Mann Jnfantcrie, 70,000 Mann
Neitcrei und 900 Geschützen für Enropa
übrig. Von diesen mögen 60,000 Mann
Jnfanterie und 5000 Rc.'ter im günstigen
Fall für die Aufrechthaltung dcr Ruhe im
Ä.^rn gknügen, so daß e.iie Armce von

400.000 Mann Jnfanterie. 65.000 Mann
Reiterei n. OOO Geschütze zurDurchführivig
dcr äußercn Politik bercit sind. Rechnen
wir, daß d.e Tuilericn 100,000 Mann Jn-
fantcric und 20,000 Rciter Picmvnt zur
Hülfe scnden, so bleiben 300,000 Mann
Jnfanteric und 45,000 Reitcr für Deutsch-
land übrig. Ncchncn wir von diescn

100.000 Mann und 15,000 Pferdc als
Beobachtunqsarmcc gegen Preußen, so
kann doch die Pfalz ic. mit 200,000 M.
und 30,000 Pferden angegriprn werden.
Man sieht. daß mit diesen Kraftci. rin
sehr hcftiger Stoß auf dic deutschen Rhem-
landc geführt werdeu kann, denen sclbft
die verb.indeiicn süddeutschcn Staatcn nach
Monaten nicht zu bcgegnen im Stande sind,
wenn sic nicht st<,rk rüsten. Die Ru-
stungen in Frankre.'ch wcrdcn, wir müssen
das wiederholen, mit beisp.clloscr Energic
betriebcn, nnd inan incldet uns, daß der
Kaiser gesonnen scin soll, „ach 'dcn crsten
Erfolgen Nationalgarden zu crr.'chtcn. Ber
eincn, siegreichen außern Krieg darf man
auf keine Partei des Friedens im Jnnern
Frankreichs rechncn. Mittelst derselben
können sich hjx Regierungen Ressoureen

schaffcn, welche ins Ungchcnrc gchcn bürf-
ten. Dic Aufgabe Deutschlands muß sein:
die Zcit, welchc der Kongrcß schafft aufs
Encrg.schste ;u benützen, sonst wird die
Friedensaussicht, die er bietet, nur die
Wahrschci'iilichkeit eincs Kriegcs, nnd zwar
eines unglücklichen Krieges", vcrgrößcrn.
Es hcißt absichtlich die öffentlichc Mcinung
in Dcutschland täuschen wollcn, wenn
man glaubcn machen will, daß gegen-
wärtig noch die italicnische Frage oder
die Kriegsbereitschaft Oesterreichs und
Pieiuonts den Schwerpnnkt der Bcrwick-
lung bilden. Dicsclbc gipsclt in Deutsch-
land. Rüstet es mit allcr Macht, jeder
nach allen Kräften, ohne zu fragen, ob
dcr Nachbar auch eben so vi'el thut, nur
dann können wir hoffen, der Krisis ge-
wachscn zu sein. Ietzt Tausende sparen,
wird uns später Millioncn kosten; was
wir für nnserc Vcrtheidignng auszngeben
anstehen, das wird der Feind zehnfach
später für die seinige fordern, wenn er
siegreich ist.

D eutschland.

Heidelber^, 12. April. Als Ant-
wort auf d.'e französische Moniteur-Note
vom 10. April, dcren Absicht nach dem
Schlusse dessclbcn offenbardahin geht,Prcu-
ßen vonOesterreichzu trcnnen,und ersterem
die Hegcmon.'e in Dcutschland in Aussicht
zu stellen, theilen wir unsercn Lesern in nach-
stehendemArtikel die neuestc Erklärung der
preuß. Negicrung mit:

Jn dcn letzten Tagen hat sich eine gcwiffe
Unruhc dcr Gcmüthcr bemächtigt, welchc
sich an die Nachr.'cht knüpfte, daß dcr
Zusammcntritt des Congrcffes der fünf
Mächtc wicder in Fragc gekommen sei.
Die daraus hergcleitete Voraussetzung
ciner nahcn gefährlichcn Cr.'sis stcigcrt die
Dcsorgniffe. Ohne den Ungrund jener
Nachr.'cht bchaupten zu wollen, glauben
wir dennoch annehmen zu dürfcn, daß mit
der ersten Wendung die Versuche der ver-
mittelnden Mächte noch nicht als beendet
anzuschen fe.cn. E.'n solch ncuerVer--
such ist socben von der köniql
Regierung gemacht worden. Noch
bleibt demnach, zumal bei dcn sich wseder-
holendcn offenen Erklärungen Frankreicks
im friedlichen Sinne, die Hoffnü„g be-
stehcn, daß die VermitlelungAu der schwe-

benden schwierigen Frage werde eingeleitct
wcrden können. Jnzwischen wird

das Land s.ch m.t zuversichtlickcm
Blick auf kommende Eventual.-
täten vor Allem durch dasBe-
wnßtse.'n stärken, daß die Regie-
rnng während der Vermittelungs-
vcrhandlungen kcine Schri'tte
verabsäumt', welche Preußen ,'n
den Stand setzen, die Pflichten
zu erfüllcn, die seine Stellung
zu Deutschland und Europa ihm
auferlegt. D.'e Regierung darf auf
entgegenkommcndes Vertraucn des Landes
hoffen und d.'e Erwartung hegen, daß sie
e.'nem von gle.'chen Bestrcbungen beseelten
Vertrauen auch bei ihren deutschen
Bundesgcnossen begegnen wcrde.

4 Heidelberg 12. April. E.'n öster-
reichischcr Osfizicr hat sich d.'eser Tage —
von einem hessischen begleitet — über die
Lcistungsfähigkeir des Transportmater.'alS
der Main-Neckar-Eiscnbahn — und wohl
auch anderer Bahncn — verlässigt.

Vom Neckar. Vom 30. April d. I.
bis znin 8. Mai wird in dem zum Amtsbe-
zirke Eberbach gehörigcn Orte Spechbach
eine Mission durch drei Patres aus dem
Jesuitenorden abgehalten wcrden.

Bom Oberrhein, 11. April. Zm
Gcgensatze zu einzelnen überrhcinischcn
Nachrichten kann auf das bcstimmtestc
vcrsichcrt werdcn, daß am fr'anzösi-
schen Obcrrhein mehrfache, wenn anch
nicht auffallcndc und in großen Maffcn
angeordnctc Truppcnbcwegungcn stattfin-
dcn, und daß die vberrheinischen Garni-
svnen allmälig verstärkt worden sind.

(K. Z )

Frankfurt. II.April. Cnrlich scheint
auch die vo» Westen drohcndc Gcfechr v.s
in die sv lanqe stumm gcblicbcnen Ranme
des Bundespalais Lcbcn gcbracht zu
habcn. Schon qcstcrn fa»d auf einge-
troffcne Dcpeschc» e.'nc vcrtraul^che Be-
sprechunq mehrcrer dcr erstcn Dundes-
taqsqesandtcn statt, was zu dem Gcruchte
Veranlaffung gab. daß c.ne außerordcnt-
licke Bundestagssitzung gestern abgchalten
wordcn sci- Hc"te hielt die Bniidcsin.l.-
tärcommisston eine Sitzung und soll, wic
man cs in der Gesellschaft vernimmt, d.e
vollständige Armirung der Bundesfestun-
acn von derselben dringend befürwortet
chorden scin. Ohneh.'n werden vie öster-
rcickischen Regimcnter in denselben noch
i'in Laufe dieser Wochc anf den Kriegs-
fuß gesetzt und dnrch cin Bataillon ver-
mehrt werden. I» der nächsten Donners-
 
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