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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0373

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Heidelberger Tagblatt.

M 8^t.

Srschemt, MontagS auSg«>°

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jährlich^ir- _

Samftag, S. April

Jnsertionsgebühren für die Zspaltige Pe-

ntzeile oder werden mir 2kr. ^

Eine Stimme aus Arankrci6)
über die Krieaakkau

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wlegendmllitärlschcmChara . ^racht

ed.r z-..'.n-f>7^-L LL.,2 A

!as -aths bctrachten und gegcn,eltlg lhre
Ansicht austauschen, ob man angreisen oder
auf der Defensive blelbcn soll, vb man
stürmeii oder dcn Sturm aufschieben, einen
Platz bclagern soll, odcr nicht. Wir wünsch-
ten, daß in der sog. italienl'schen Frage
ein ähnliches Verfahren er'ngehalten würde.
Wir wünschtcn, daß Jene, wclche Frank-
reich dazu drängen, sich in Abcnteuer ein-
zulasscn, sich wem'gstcns cnthiclten, die
Andersdenkenden zu beschl'mpfen und zu
verläumden, die „Anhänger des Friedcns
um jeden Preis", „Bestochene, Blasirte
und Egoisten", sogar „Oesterreichcr" zu
schclten. Wir wollcn daher etwas näher
untersuchen, welches die Art nnd ^dag-
weite des Kampfes ist, in welchen diesk
kriegslustigen Publizisten uns theils durch
Lärmen, theils durch Schmeichkleien zu
stürzen versuchen. Vor Allem bemerken
wir, daß die Sache, um welche es sich
handelt, durchaus nichts Nationales an
sich hat. Man schlägt uns mir nichts,
dir nichts vor, einen Krieg für Rechnung
Ztaliens zu bcginnen, für cin Volk von
25 Millionen Seelen, das sich nicht zu
schlagcn weiß odcr sich nicht schlaqen will,
dasabcr, w.e man sagt, von dcr öster-
reichischen Herrschaft und obcndrein voü
allen Souveränen, welchc über die ver-
schiedenen Theile herrschen, befreit scin
möchte. Man übersehe jedoch nicht. daß
es keineswegs gewiß ist, daß Jtalicn diese
Emanzipation innig und aufrichtig wünscht,
da Alles, was man darüber weiß, im
Grunde nur auf Konjekturen beruht, die
auf mißlungene Verschwörung und Jn-
surrektionsvcrsuche, auf Manifestationen
durch Hüte von gewisser Form, auf Rauchen
oder Nichtrauchen von Cigqrren, aufAus-
wanderung von Unznftiedenen, wie es
dercn überall gibt, und auf Morden fußeu,
die im Namen der Gerechtigkeit, der Frei-
heit und des Fortschritts bcgangen werden.
Die Ausfü^dung eincs solchen Unterneh-
mens würde vor Allem die Austreibung
der Oesterreicher aus dem lvmdardisch-
venetianischen Königreich erhetschen. Wir
sind a,sy ,-,n Krieg mit Oesterreich. Eine
Klemtgkeit! — antworten die Freunde des

Krieges, auf die raschcn Sicge der fran-
zösischen Armee uiiter einem jungen, ehr-
geiziqen General, den größten Feldherrn
der Nciizei't, hinweisend. Gut! Sie mögen
Recht haben. Aber Oesterrcich gehört zum
Dcutschen Bnnde. Mit Recht oder Un-
recht würde die deutsche Nation von der
Nord,ce bis zum adriatischen Mcerc, Preu-
ßen inbegriffen, sich solidarisch haftbar er-
achten, und bald müßte unserer Alpen-
armec auch einc Rheinarmee zur Seite
stehen. Ah bah! Es ist nicht das erste
Mal, daß Frankreich siegreich aus dem
Kampfe mit einer solchcn Ligue hcrvor-
geht! — Das ist wahr; sehen wir aber
auf die Haltung Englands, eine Macht,
die namentlich durch ,'hren ungeheuern und
soliden Kredkt schwer m die Waagschale
der Ereignisse fallcn würde. England,
sagt man, ist unser Verbündeter. Ofsiziell
ist das wahr; ob aber England grvße
Spmpathicn für die Freiheit Jtaliens und
der andcrn Völker hegt, wie behauptet
wird, das ist sehr bestreitbar. Vor Allem
will England die Aufrechthaltung der Ver-
träge von 1815, an deren Ausarbeitung
es so reichlich betheiligt war. Jst cs nicht
zu befürchten- daß diese eifersüchtige Macht
sich früher oder später zu unscrn Gegnern
schlagen wird? Am Ende wäre das frei-
lich nur ein Feind mehr, und unsere Don-
Quirotte der revolutionären Propaganda
nehmen das nicht so genau. — Es sei!
Aber auch uns, auch uns, die wir weder
die Gercchtigkeit, noch die Nothwendigkeit
eincs Kriegcs einsehen, auch uns sei es
erlaubt, die Sache des Friedens, der Ver-
nunft, des moralischen und materi'ellen
FortschrittS Ver Mcnschheit zu vertheidigen;
auch uns sei es erlaubt, zu saqen, daß,
wenn Frankreich nochmals die Last einer
Koalition tragcn soll, es nur sür eine
Sache geschehen möge, deren Gerechti'g-
kcit erwiesen ist. Wir glauben bis dahin
eben so gute Patrioten zu sein, als die
franzvsischen Kämpen der italienischen Un-
abhängigkeit.

eutschtand.

Karlsruhe.O.April. Zur Aufnabr
Prüfung der Schulaspiranten wurden
das evang. Schullchrerseminar Karlsr
der 10. Mai, für das katholischx Semü
Ettlingen der 5. Mai und für das kat
lische Seminar Merröburg drr 9. 2
bestimmt.

Aus Baden. 6. Apnl. Jn 10

vcs „Frciburger Kirchenblattes" es

u. A. üb'cr die neue badische Agenpx wört-
lich: „Wir betrachten vorderhand die neue
Gottesdienstordnung als neue Abschlggs-
zahlung, in der guten Hoffnung,
die Acceptirung des ganzen ka-
tholischen Eultus nicht mehr so
fxrne sein möge."

Von der Murg, 6. April. Die
durch die Kn'egsbefürchtungen gcnährten
Zwcifel an einer ernstlichen Ausführung
der neuen Murgstraßc von der würt-
tembergischen Grenze bis Weissenbach sind
jetzt definitit> gehoben durch die am 4. d. M.
stattgehabte Verakkordirung des Arbeits-
looses zwischen Gansbach und Langen-
brand, wobei die großartigstcn Felsen-
sprengungen crfordcrlich sind. Ueberhaupt
wird diese Straße durch die nngcheuren
Terrainschwierigkeiten, die bei ihrem Baue
zu bewältigen sind, ein Kunstbau im vol-
lcn Sinne des Wortes werden und nach
ihrer Herstellung dem wegen seiner Na-
turreizc ohnedieß vielbrsuchten Thale noch
manchen weiteren Fremdenbesuch zuführen.

Kehl, 6. April. Zm Laufe des März
sind 230 Personeir nach Amerika aus-
gewandert. Der größte Theil dieser
Auswanderer bestand aus Angehörigen des
Königreichs Württcmberg, durchschnittlich
jnngen kräftigen Leuten.

Illu», 3. April. Von einer Rcise aus
dem südlichen Frankreich zurückgekchrt,
kann ich nur bestätigen, daß die Rüstungen
in rrhöhtem Maßstabe fortdauern. Mar-
seille Wimmelt von Soldaten aüer Waffen
und täglich kommen Verstärkungen an;
bei Lpon ist ein Lagcr für 25,000 Mann
errichtet.

München. 4. April. Gegen die am
28. v. Mts. von Profkssor M u lIer zum
Säcularjubiläum der Akademie gehaltene
Festrede, in welcher er die Jesuiten und
überhaupt die Geistlichkeit ftüherer Zeit
scharf angriff, habcn die briden Erzbischöft
von München und Bamberg Protcst er-
hoben. Zctzt wkrd auch ein solchcr aus
der Mitte der Akademie selbst eintreten,
bereits haben vierzehn Mitglieder ,hre
Unterschrift zwesagt. Jm Publikmn Wtrd

piesk Angelegkffheit fthr eifrig -besprochrn.

Kaffel. 1. Aprik. Z» der gestrigen
Sitzung der zweiten Kammer veran-
laßte die vvn der Rcgierung beantragten
Erhöhs'ungen der Staatsdiener-
gehalte lebhafte Berhandlungen. Ver-
 
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