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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0161

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Heidelberger Tagblatt.

R 2».

.^schklnl, M-nkagS auagenammcn, läg.
"ch. Preis mil UnIcihalmngSl-Ian vicrikl,
l'ä'hrlich 36 kr.

Freitag, Februar

Jnskrti°nSgek>ührcn für dic »aächflD,.
litzcile °der deren Ranm wcrdcn mi, > kr
berechnet.

188».

Zur Tagcsfraae

Dcm kncizerischcn Zci-"u^l^mlistjitzt
in Frankrcuch dcr Lär.n^dcr Nustungc»
gcfolqt. Dic vor acht Tagcn gegcbcnc
Nachrichi von großcu M"dcan a„sc» M
sich cüdcm dcstü.igti »nd Dnttschland sclbst
nr/rtcr cn».„f,...scs, bcrtttc.ch w.e d.e von dcn
Gräittämtcrn bcrichtctcn Pscrdcausfuhrc»
bewciscn i allc irgcnd vcrwcndbarciUrricgs-
sckinc in vcn franzosischcn Hafcn wcrdcn
scklacht- ovcr transportfcrtig gemacht, in
Tonlon allcin 62 Schiffe. Jn Marscillc
wirv Charpie und sonstigcr Lazarcthbcdarf
aufgchäjift, es sind Licfcrungsvcrlrägc ab-
geschloffcn, in dcn Alpcndcpartcmcnts ist
die Einlagerung großcr Truppenkorps mit
Eifcr vorbercitct. Die Thalsachcn sprcchcn
somit laut dafi'ir, daß man sich zu cincm
Frühjahrsfcldzng fcrtig macht. Der übcr-
scharfsiniiige Börfcntrost, mit wclchcm jcyt
die Londoncr Börse sich schmcichclt, daß
nämlich diese Nüstungcn nur dcn Zwcck
zu schrccken hättcn, hält lcidcr nicht Stich;
dcnn wcr gcschrcckt wcrdcn solltc, kann
nur Oestcrreich scin, und eine solche Macht
findet Mittcl und Wege, sich über Schein
vdcr Wirklichkcit von Rüstungcn Gcwiß-
heit zu vcrschaffcn, und wird sich nicht vom
Dunst uuterlegterZeitungsgerüchte schrcckcn
laffen; übcrdies sind dic Rüstuiigcn, so-
wcit die Zuverlässigkcit dcr Nachrichtcn
hicrubcr bcurthcilt wcrden kann, That-
sachcn und wohlgcmerkt, sehr theure That-
sachcn. Es hicßc dahcr Sclbsttäuschung,
den ticscn Ernst der jctzigen Laqe sick
nicht zu bckennen. llnd währcnd man den
Säbcl fchlcift, wctzt man sich auch dic
diploinatifchcn Vorwäude z„m Fricdcus-
bruch zurccht. Dic Haltung von Eng-
land, Prcußen und Nußlaud wird dic
Fragc, ob -llricg odcr Fricdcn, cntschcidcu.
Am'3. Fcbrnar tritt das cnglischc Par-
lamcnt zusamincn. Dic Stimmung in
Euglaud ist gcgen den Kricg; die Sprache
drr Timcs beweiSt cs. Dl'e Frage ist
nur: Ncutralität odcr aktivcs Auftrctcn
gegen Fraukre.ch, mcnn cs die Vcrträgc
von 1815 umwirft. Dic Entschcidung
wird so schncll kaum fallcn, da die Kricgs-
frage mit eincr Ministerfrage vcrquickt scin
wird. Gut ist cs indcffc,',, daß dic Sce-
rüstungcn im größtcn Maßstab vor sick)
gehcn; sie könncn nur gcgen Frankrcich
gcmüuzt scin. Wenn Oestcrreich daucrnd
die italicnische Stcllung bchauptcn will,
braucht cs England; dcnn durch scine
ungehcucr vermchrtrn Flottenmittel kann

Frankreich dcr Miiiciolinic cinc furcktbarc
Opcrationsbasis im adriatischcn Mcere
cntgegciistellen; dcr Fchlcr, daß cs keiue
dcutschc Flsttc gibt, tritt wicdcr jäinmer-
Uch zu Tage! Dic mctstc Aufincrksamkcit
in dcn iiächstcu Wochcn niüffen somit die
englisch.il Parlamkiitsvcrhandlungcn er-
rcgcn; hicr niuß einmal einc dcr drci
nvch nicht aktivcn Großmachtrcgicrnugcii
Rcde sichcn. Rußlaiid wird wahrschcin-
lich mindestens bis zu Ausbruch dcs Krie-
gcs mit sciiicn Absichtrn zuriickhaltcn. Dcr
Gcdankc liegt nahc, daß cs viclleichr noch
längcr zaudern wird, um seine Frcudc
daran zn haben, wenn allc seine Krimm-
gegner sich in die Haarc koliimen durch
dic Schuld dcsjcnigcn Klcinstaates, wel-
ckcn es 185ö in scincr Kriegserklärung
so derb abgcfertigt hat. Das Spiel würde
dcr russischcn Diplomatie Ehrc machcn,
der Gcwinii wäre groß, die Rachc ävohl-
fcil, dic Entscheidung schcint dcmjcnigcn
gehörcn zu niüsscn," welchcr zuletzt den
Kampfplatz bctritt. Unter dicscn Uin-
ständcn sicht jctzt ganz Deutschland mit
gcspanntcm Auge auf Prcußkli. Dic
Stimmuiig im Volk hat sick noch nicht
dnrchwcg ausgesprochcn, dcr Landtag ist
siuinm, ein Theil dcr Berliner Preffc
glänzt dnrch Schwcigcn; nur in dcn Nhein-
landcn schcint, wcnn man aus der Sprachc
der Kölnischen Zcitung schließcn darf, ein
eittschiedcner Geist sich zu äußcrn. Vicl-
leicht wird dics auch in Berlin geschehcn,
sobald man übcr die lctztcn Absichtcn der
Rcgierung, wclche jetzt noch mit bcrcch-
tigtcr Vorsicht sich bcwcgt, Kundc haben
wird. So muß jctzt dic ganze Aufinert-
samkeit auf England und Prcußcn fich
richlcn. Dic Eiitschridling -kann nicht zu
langc ausbleibcn. Es gilt bald Hand
lnngcii, wcnii cs Fricden blcibcn soll.

D e utsch l an d.

Karlsruhe, 30. Jan. Tie Kirchen-
gcnikindcräthe der untcrn und obern Stadt-
pfarreien der ResidenzKarlsruhc beschloffcn
in ihrcr außcrordcntlichcn Sl'tzung vom
21. b. in Bctrcff dcr Einführung der neucn
Kirchcnordnung Nachsolgcndcs durch dcn
Oberkirchtnrath dcm Großhcrzog zur allcr-
höchstcn Genchmi'gung vorlcgcn zu laffcn :
Die bisherigc Gottcsdicnstordnuiig, wic
sie durch die Union .qeordnct, und in der
Agendc vom Jahre 1836 in Vollzug ge-
setzt ist, wird unverändcrt bcibchaltcn-
Die Gcbcte drs neuen Kirchcnbuches wcr-

dcn, init Ruckßcht auf die K.'rchcnzeit,
sta-t dcr Gcbctc dcr altcu Agcnde Gc- -
brauch genomiiicii, ,o wcit dicscs ohne
Störung für dic bisherige Gottesdi'cnst-
ordnung geschchcn kaun. Folgen d,e Grund-
sätze dcr Anwenduiig. Diese Aiiordnnng
ist bci allen Gottcsdienstcn in den bciden'
Stadtkirchcn für alle Geistlichcn vcrbind-
lich. Diese Anordiiungcii sind bleibend,

bis die i.'irchcngcincindcn des Laudes durch

ihrc vcrfaffuiigsiiiäßigen Organc sich über
ci'nc gemcinsamc Gottcsdl'eiistordnung vcr-
cinbart und die Sanktion ves Großhcrzogs
als Landesbischof crhaltcn haben. Bei
dcn Sonn- und festtäglichcn GottcSdicnsten,
ebenso wic bei dcn Ncbengottesdiciistcn
nnd gottesdienstlichen Handlungcn fallcn
wcg: alle Responsoricn ver Gcmcinde und
drs Chors, die nicht in Form von Licdcr-
versen gcsungcn wcrdcn. Nur Liedcr aus
unscrm badischcn Gcsangbuchc wcrden von
dcr Geinciiidc gesungcn. (Chorgesang steht
die Wahl srei.) Die Ccrcmonü' des Knie-
bcngens unterbleibt und wird nur gcord-
net für dic Eiiisrgnung dcr Coiifiriuaiiden,
dcr Convcrtiten und dcr B'rautpaare. Das
bishcrige Choralbuch bleibt für alle Ge-
sänge der Kircheiigeuiciiidcn maßgcl'cnd. —
Abeudmahl: Nach dem Formular der alten
Agcnde, der Union wcgen, und weil dcin
Formular der neucn Agcnde' ohnc die
Respoiisoricn und Gcsängc die wiirdige
Einleituiig mangelt. — Taufe: Nach der
alten Agende, oder bcim Gebrauch ecr
iicucn, ohnc Fragen an dic Taufpalhen
für die cinzelnen Artikcl, und »'il Z'»-
maliger Antwort. Kcin bcsondercs ^sr-
mular sür dic Taufe unchclicher Kiubcr. ,

— Eibesvorbcl-eitulig: Nach c>er altcn
Agcndc, weil in dcr »cuen »icht berück-
ffchtigt. '

Karlsruhc. 2. Fcbr. Dcr großh.
cvangclische Oberkirchcurnth yat den Voü-
zug der Gesetzesnovcllc nngcoidnet, wor-
nach sämintlichc Unterlehrer i»i Schulhanse
Wohnuug und Verkostigling crhalten, unv

uiitcr Aiifsickt des Dauptlchrcrs gcstcllt

scin sollcn. Es'st übrigcnö sclbstvcrstänv-

lich, daß die Verordiiling nicht gcgen solche

Untcrlchrer dcr größercn Städte in An-
wcndung koinmcil sgh, wx,chc vermöge
ihres Dicnstaltcrs längst Hauptlchrcr sein
kvnilten, cs aber vorzichcn, i» eincr gro-
ßen Stadt als Untcrlehrcr, sta" in ciüein
Landvrte als Hauptlehrcr z» wirken.

Schvpfheim, 1. Febr. Gestern srüh
5 Uhr fand dahicr und in dcr Unigcgcnd
cilie Erderschüttcrung statt; gegen halb
 
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