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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0345

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ZA' 77.

Enchkint, Montags --"Sg°>>L"tt„ierM-
l-ch. Preis mitNiiterhaltnngsb
jährlich g«

Freitag, I. April

Jnseriionsgebühre» sür dir gspaltine m,,
litzeile,oder deren Raum wcrden „>,! Sk,
berechnet.



D e u t s ch l a n k».

Karlsruhe 30. März. Se. Kmngl.

Hohklt der Großherzog ha^

B-rn.h,»„i m - ?,» m

gen geluht, daß ^ reine Hof-

lung, we > neuerer Zeit einzig

,r,°ncht,» -M»

Sa>n"il..,'g- 'velche unter der Aufsicht des
F>crrii Hofmalers A. v. Baper verbleibt,
ist niinmehr dcm großh. Ministeriuin des
Znnern unrcrstcllt; künftige Anschaffuugen
n,crden aus Staatsmitteln bestritten und
als StaatSeigenthum der Sammlung cin-
verlcibt und besonders verzeichnet.

Zn Karlsruhe hat sich ein „Vercin
von Kuiistfreniiden" gebildet, welcher nach
erfolgter Geiiehlnigling der Statuten zum
Beitritt resp. Mitwirkung einladct. Der
Zweck des Vcreins trägt dic Absicht, An-
käufe von Bildern dortiger Kiinstler zu
überiichmcn und solche zu verlvosc», nnd
so zur Verwirklichung der hohen Absichten,
welche der Gründung dcr Kiinstslbule unter-
legcn, fördernd beizutrageii. Jedcs Mit-
glied verpflichtet sich zur Abnahme von
10 Loosen L 24 kr., und erwerben sich die
Mitglieder das Rccht, jederzcit das Äus-
stellungslokal besnchcn zu könneu. Vor-
schläge zum Ankauf zu machen und an den
Wahlen des Vereines Theü zu nehmen.
Der Beiem incht svun't sei'nen Zweck aus
-ndhrfache Weise zu erreichen. Dnrch die
permanente Ausstellung g.'bt er dem Pu-
blikum fortwährend Gelegenheit die Lei-
stnngen der Künstler dee Betrachtnng zn
unterziehen, vermtttelt Verkäufe nnd wird
durch Ankauf und Verloosung zur Ver-
werthung wesentlich bcttragen.

Mannheim, 29. Marz. Eui Glück
bei dcm hcutigkll Brandc war cs, vaß
das Gebäudc am Ende der Stadt zi'em-
lich isolirt steht; denn bei diesem Sturm-
winde hätte es, in der Stadt stehend,
ein ganzes Quadrat bedrohen können.
Bei alle dem ist es eine der stärkstcn
Feuersbrünstk, die wir seit langen Zahren
hier gehabt. — Z>n Handel und nament-
lich der Schifssahrt geht es dieses Jahr
ungewöhnlich Me her; im Holzhan-

Mannheiu«, M. März Dic gestrigc
Sitzung des Schwurgenchts war geheim.
Sie eiidcte mit einer Vernrtheilung der
Appollvnia Kleißner von Pülsnngen wegen

Kmdsinords zu 6 Zahren Zuchthans. —
Heute bcglnnt die letzte Verhandlung gegcn
xwhann^Philipp Mack von Reichartshausen
wegen Tödtimg. Diesclbe wird zwei Tage
ln Anipruch iiehuien.

Aus Maden. Der Gcwerbevercin zn
^ ^^ ^ ^ hut bezüglich der Gründimg

emcs Gcwcrbeblattes beschlossen, bis nach
Bescitlguug emigcr obwaltendcn Anständc
den VcreinSmitglicdern, sowic Vereins-
srcunden einstweilcn den „Arbeitgeber" zur
Anschaffung zu empfehlcn. — Der ba-
dische Bieiienvcrem hält in Oberkirch
am 7. Apri! d. I. sxwc erstc Gencral-
versammlung ab, wobc, Bienengeräty-
schaften verloost werden.

Mergentheim, 25. März. Dicser
Tagc ist eine mit zahlreichen Unterschrif-
tcn bedeckte Petition von hicr an das k.
Finanzministerium zu Stuttgart abgegan-
gen, worin gebetcn wird, daffelbc möge
bei ber großh. badischen Regierung dahin
wirken, daß die Heidelberg-Würz-
burgerBahn vvn Mosbach weitcr über
Osierburken ins württembergische Tauber-
thal nach Mergentheim und sofort wieder
iii das Badische nach Kvnigshofcn rc. gc-
führt werde.

Muinz, 29. März, 2 Uhr lO Mm.
Die Generalversainmluiig dcr Taunus-
bahngcsellschaft' ist biS 2 Uhr noch nicht
zu Ende. Der Vorschlag, eine Dividende
von 22 fl. zu bezahlen und ein Doppel-
geleise zwischen Flörsheim und Hochheim
zu legen wurde genehmigt. Der Antrag
, auf Legung ei'nes Doppelgeleises auf dcr
ganzen Bahn wurde an cine Kominl'ssion
verwiesen, die provisorische Dampffähre
gcnehmigt. Die Briickcnfrage geht an eüie
Kominissioli. Die Diökusston war iehr leb-
haft.

Aus dem Württembergifchen,

27. März. Der Verfaffer der „Grund-
sätze ver Realpolitik", die vor sechö Jah-
ren Aufsehen erregten, hatte eine Einlei-
tung vazn geschrieben, in welcher er seme
Anjichten auf die Zustände der süngsten
Zeit anwendet. Wir heben cini'ge der ori-
ginellsten Stellen hervor. „Lndwig Bo-
naparte schaltet als Eroberer nach Gut-
dünken mit Gut und Bluk von 36 Mill
Franzosen; seine Herrschast, so ,a„ae
sic überhaupt dauert, hat keine andere
Grenze, als die nach eigcner Klugheit zu
bemessende Linie, nach deren Ueberschpxi-
tung der Widerstand der Verzweiflung
beginnen würde." Aus der Fnrcht vor
dem Haffe der national-gxsi„nten Jtalie-

ner erklärt der Verfaffer ven plötzUchen
Wechsel, „vermögc desscn 0er Wiederher-
steller des Papstes und vcs rönii'schcn

Priesterreglmciits nuinnehr als Riticr der

itali'enlschkn Nationalitüt iu dic Schranken
tritt. Wei! Napoleon tkl. zütert, sM
Europa beben! Was er zu seincr Be-
ruhigung bedars, ist Mehr, als ihm wlbst
jene uniieiilibare Politik gcwähren kaim,
welche dic ?Ruffen gcgen die empörten
Ungarn zu Hnlfe gcrufen nnd den Papst
zum „Mitregeiiten Ocstcrreichs" gemacht
hat. Sardinien thitt seine Schuldigkeit,
wenn es alle Kräfte ausbietet, um Oester-
reich aus Jtalien zu verdrängen, ebenso
wiis Oesterrci'ch seine Schuldigkcit thut,
wenn es ben letzten Mann daran setzt,
sich in Ztalien zu behaupten. Die Stel-
lung Prcußens ist eine schr schwierige.
Wenn Oesterreich vor neun Jahren cin
Hecr gegcn Schleswig-Holstein abschickte,
so hatte es dabei keinen andern Zwcck,
als dcn preuß. Einfliiß aus den deutschen
Landschastcn zu verdrängcn, in denen es
die dänische Fremdherrschaft wiedcrherstellt.
Und jetzt soll Prenßcn jcine Heere aus-
rücken lassen, um Ocsterreich jm Besitze
sei'ner ltalienischeii Provinzen zu schützcn?
Von dem Augenblicke an, wo Preußen
in den Krieg eintritt, wird der Haupt-
schanplatz desselbcn natürlich an denRhci'n
verlegt werdcn. Ein Kampf mit cinem
übermächtigen Gegner und für einen
Bundesgenosse'n, dessen Undank so
gewiß ist, wie ein mathcmatischer satz:
Das ist es, was Prenßen uiit ver öster-
rei'chlschen Bundesgenvffcnschast zu über-
nehmen hat; gleichwvhl will viese uber-
nommen scin! Denn der Sieg Frankretchs
übcrOesterreich wäre unschlbar vcr.lnrang
des Untergangs Preußens. Dcr d eutiche
Volksgeist' ist am aüerwenigsten aufge-
iigt, für die Schutzherrlichken in dte
Schranken zu tretcn, wclche Oesterreich
jedem' priesterlichen oder suritlichen Des-
potismus in Jtalicn angedeihen läßt. Aber
der gesunde Verstand deffelben läßt si»
dadurch ni'cht '» der Ueberzeugung 'rre
machen, daß cs sich jetzt vor allen D.ngen
darum handelt, Frankreich die Sp'ßc zu
bietcn. Es ist eine falsche Nechnung, wcnn
der prcußische Landtag sieh emen
Schein von politischer Bedcitt-mg dadurch
zu gebett sucht, daß er sich schuki Ulid^ückt
n„d drückt nnd ein zartfühlendes Still-
schweigen übcr die cmpörenden Thatsachen

der jüngsten Vergangcnheit sowohl, wie
über di'e brennenden Fragen der Gegen-
 
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