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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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April
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Heidelberger Tagblatt.


Srschkint, MontagS
l-ch. Preis mitUnter»--l-""gsblatt°>er-e>
jährlich ^6 kr.

Sonntag» Iv. April

Znstrtionsgebiihren siir bie 3spa«i->e Pe-
titzeile vder deren Rnum werden m,t se.
berechnet.

18SS

^ ^ Das Lächeln des Grnfen
Cavour-

"Graf Cavour hat gclächelt, bcim Aus-
tritt aus den Tuilericn ganz vcrguuglich
gclächelt." ,

So licf die Rcde diescr Tage durch die
Zeitungen, nnd - Europa zitterte abcr-
mals und die ganze Welt schrie. „>z ed e

Fricdenshoffnnng ist eitel."

Es ist dicses nur em neues Zeichen
cincr inneren Vcrstiinmung und Verzagt-
hcit, >n wclchcr sich die Passagiere der
Staatsarche Europa's bksinden, so daß

fie >nit scder Friedenstaube einen Un-
glücksniben heranfliegen sehen.

Und was ist denn das Lachen eines
Diplomaten?

Folgt derselbe nicht scines Herrn:
„Lachen Sie doch, Marinelli!" Läßt sich
nicht das Lachen des gcwiegten Staats-
manncs in ein rosiges, cin grünes und
grüngelbes eintheilen, nnd schwebtc nicht
auch auf der Lippe des Herrn v. Hübner
ein sanftes Lächeln, als der Donnerer
der Tuilcrien jcne Worte an >hn richtetc,
,'n deren Folge Enropa noch in unruhiger
Bewegung ist?

Aber angenoinmcn und zugegeben, daß
das Lächeln des edeln Grafen ein eben
so aufrichtiges als rosiges qewesen sei;
wer klärt den Grnnd aüs, aus welchem
daffclbe hcrvorging?

Gewiß wäre das Wort das Kaiscrs:
„Vous riu,«2 I» ßsueere" wedcr die ein-
zigc, noch auch n«r die zutreffendste Aus-
legung desselben.

Das Versprechcn, daß der Minister
am Ruder bleiben und in dcr innern Po-
litik des Landes nicht beirrt werdeii soüte,
ist gewiß eine wenigstens eben so tref-
fende Erklärung.

Graf Cavour ist — wir müffen dieses
um so festcr behaupten, je mehr die ihm
fei'ndselige österreichische Presse und dercn
Anhang in Deutschland das Gegentheil
anzudeutcn bemüht ist weder ein be-
sitzlsser Abenteurer, „och ein Papierspe-
kulant, der sein Portkfeni'lle für sich selbst
ausznbeuten nöthig hat, sondern einer der
«nabhängigsten begütertsten Männer dcs
Königreichs, der für ftine Stellunq man-
ches finanzielle Opfer bringt.

Was ihn bewog und noch bewegt, die
kast ftines Amtes zu tragen und sich an
sein Portefeuille trotz des Widerstrebens
ttnes großen Theils des sardinischen Vol-
kes anzuklammern, ist sein speeiell

sardrnischer Patriotlsmus und seine

eigenthümliche Änsicht über die Mittel,
dieses Volk groß „nd glücklich zu machen.
Wenn erdiese zunächst inder gei-
stigen Befrriuiig sciner Mirbür-
ger sucht, so kann ftinem Streben die
Epnipathie des gcbildeten Europa's nicht
scylen, und sie ist auch zu ihm gestanden
m dem sünfjährigen Vertheidi-
gungskampfe, welchen er gegen
die Angriffe Oesterreichs zu führen
hatte. Wenn er aber zur Führung dieses
Kampfes in einem Zeughause sucht, deffen
Material ieit einem halbcn Jahrhundert,
mit wenigen Ausnahmen, nur zur Knech-
tung in näheren und ferneren Kreiscn ver-
wendct wnrde, so können wir diesen Jrr-
tyum nur beklagen, wir müssen uns gegen
seinc Folgen rüsten, wir vermvgen nur,
entwedcr den Nuin Sardinicns, oder den
Ruin srcierer Gesinnung und Geistesrich-
tung in Sardinien vvrauszusehen, aber
einen Grund, das Lächeln des edeln Gra-
fen zu fürchten, ja anch nur daraus
Schlüffe für die Trübung der Friedens-
hoffnung zu ziehen, kvniien wir allüberall
nicht erblickcn.

Bleibt Deutschland dem Grundsatze treu,
dic Hand am Schwerte zum ssrkedcn zu
rathen, gegen jeden Angriff aber ohne
Zaudcrn sich zur Wehre zu setzcn, so
darf nicht das finstcre Zucken der Braucn
irgendwclches europäischen Fürsten uns
im Geringstcn anfechten, am wenigsten
aber dlls Lächeln des Grafen Cavour.

D eutschland.

Karlsruhe, 9. April. Wegen Ab-
lebens Jhrcr Kaiserl. Königl. Hoheit, dcr
Frau Erzherzogin Anna Maria, Erb-
prinzessiii v'on Toskana, gcborne Herzv-
gin zu Sachsen, legt der großherzogliche
Hof von heutc ab, auf 10 Tage Trauer an.
Großherz. Ober- Ceremonienmeister-Amt.

AuS Baden. Die Vorständc des
dcutscheii Bühnenvereins haben dem Di-
rektor des Karlsruher Hoftheaters
Herrn vr. Ed. Devrient, eine Adreffe zü
ftinem 40jährigen Dienstjubiläum zugehen
laffen, deren Ausführung ein kalligraphisches
Meisterwerk ist. Die dortigcn Bühnen-
mitglieder werden dem um das deutsche
Bühnenwesen hochverdienten Jubilar in
schlichten Worten die ehrende und herzliche
Theilnahme am Festtagr darbrinacn.

Aus dem Murgthal, 7. April.
Die aüjährliche Holzschwallung hinter

Forbach wird nächsten Dicnstag, 12. p U
stattsinden.

Vom Mittelrhein- (A. Z.)

gibt eö noch einzelne kurzsichtige Politiker
welche an dic Möglichkeit einer Neutra-
lität Prenßens glauben, aber ,hre
Stimmen werden iinmer schwächer und
verhallen in dcm aügemcincn Rus der
Entrüstung, welcher, wie der Donner des
Himmels, von Millionen Dcutschen vom
Rhein und den Alpen bis zur Nord- und
Ostsee erschallt. „Es gibt keine Bünd-
niffe als die der Jnteressen und es gibt
keine Neutralität als die der Ohnmacht
odcr Schwäche." Den letzten Theil diefts
Spruchcs bestätigte Friedrich der Große,
indem er die Aeußerung that: „Daß,
wenn er König von Frankreich wäre, kein
Kanonenfchuß in Europa gschehen dürfte
ohne seine Einwilligung." Damals war
Preußen ein Staat von kaum sieben Mil-
lionen. Heute ist Prenßen cine Groß-
macht, und zwar eine deutsche Groß-
macht. Und man könnte glaubcn, daß dcr
Fürst, wclcher in dieftm Augcnblicke die
Geschicke Prcußcns lcnkt, ruhig zusehen
würde, wie Oesterrcich, Dentschlands
Schild imd Vormauer gegen Süden, in
ftinem durch die seierlichsten Vcrträge
gcheiligten Besitz muthwillig aügegriffen
wird? Nein, möge die Preußensähn'e hoch
in der Luft wehen, möge ste es an der
Seite der Fahnen Oesterreichs und der
andern dcutschen Bruderstämme gcgen den
gcmeinschaftlichen Feind des Vatcrlandes,
und nicht fünzigtausend, sondern Hundert-
tausende von FreiwMgen aus allen Gauen
Deutschlands werden sich mit dcm alten
Ruf von 1813 unter denselben sammeln.

Mannheim, 6. April. Der IM vo-
ngen Jahre hier gegründete Necruten-
Verein hat für die Altersttaffe 1868/58
mit 18 Theilnehmcrn ein Resultat gelie-
fert, vas zu fcrnerer Bctheillgung und
Nachahmung ermuntcrt. Das Gesammt-
vermögen dieser Klaffe betrug 3146 fl.
29 kr - bicrvon wurden 900 sür zwee
Jnfan'teristen w't ft 450 fl. und 2000 fl.
für vier andcre Waffengattungen von »e
500 fl., zusammen 2900 fi., verauslagt,
wonach nn Ueberschuß von 246 st.
29 kr. ergab und von welchcm 10 proz.

24 fl- 47 kr. dem Reservefond vnd
drr Rest den Theilnehmern zugetheilt
wurde. Das Facit ist somit, daß ein
Jnfanterist 287 st. 30 kr. und ein Reiter
oder Artillerist 337 fl- 30 kr. über Ein-
zahlnng erhielt.
 
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