Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

DOI Kapitel:
Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0185

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger Tagblatt.

sr » s.

Erscheinl, MonlagS

lich. Prei« mi,NnI'rh°l'""gSbl°'' r»°rl°>.
jährli-b -!«> 'r-

Freitag, II. Februar

JnsertioilSgel'uhrci, sur t,e ^spatti^, m..

,,!>eile oder deren Raun, wervcn mtt u
berechnett

I8S»

Der Konsuniverern
am Schcideweg
t

l>. Wer untcr unscr" Mitbürqcr» anßcr
dcn Fntereffcu scmes Bcruss und seincs
Krä.nchcns n ch cin bffcntlichcs Jntcrcssc
lcnnt w." d mit Frcudcn wahr..ch.i,cn, daß
auch in unscrcr Stadt wieder e.n offcnt-
lichcs Lcben z» crwachcn beginnt. Wir
sprechcn nicht von dcn, in diesen Tagcn
selbst untcr dcn Fricdfertigsten ncubelcbteii
Wunschc, daß inan dcn curopäischen Groß-
mächten mit der dcutschen Faust den Fleck
weise, wo nach dcr Mcinung der Sprach-
forscher und Dichter ein deutschcs Volk
und ci'» deutsches Land eristiren soll. Mag
man in Frankreich den Gewobnheitcn dcs
Staatsstrcichs trcu blciben, was kümmert
uns ,der Lindwurm des europäischcn Frie-
dens, so lange'in Preußcn das Schwcrt
und Schild Dcutschlands in Thrvn- und
Kammer-Reden wiederklingt? — Der öf-
fcntliche Wirkungskreis, dcn wir iin Auge
haben, bietet für ein unterhaltendcs Kanne-
gießcrn einen unglcich beschränktcren, da-
gegen für erreichbarc, wenn auch bcschci-
dcne Erfolge eincn jcdcnfalls günstigcren
Spielrauin. Wir mcincn die Pflcge dcr
hiestgcu Lokalintcreffcn durch sreien Mei-
nungstansch und fteie Association, wic
fie fich der biesige Gewerbevcrein zur Auf-
gabc macht. Währcnd dcr lctzlcn zehn
Jahre war es auch i» unserer Stadt auf
diescm (, ebiete st,ge und immer stiller ge-
workm. Uus dem Hiu- und Her-Rcven
und Tragcn uber die Menschen und Vcr-
hältnissc, d.e in eincr stürmische,, Vergan-
genhcit vor unscrn Augen Schiffbruch litten,
war schlicßllch kaum „och fue den Kaffec-
klatsch ein Gewinn zu ziehen; die Verhält-
nisse uud mit thnen dic Mcnschen warcn
zusehends andere geworden, wcr durch
unsere Lokalgeschtchte gelernt und

vergessen hatte, mußtc dssse Todteii längst
in Ruhe lasscn. Ein fchöpftrlsches Ge-
Mkininteressc abcr rcqte sich außerhalb dcr
Rathhaussälc nur „och in dM Vcrschs-
ncrungsverciue. Jn, Krcise des hicsigen
Gewcrbevereins yat ,„an sich das zu Her-
zen genomuien. Man bespricht sich dort
nicht über Männer, svndern übcr Maß-
rcgeln und nicht über die pokitischen Nich-
tungen der Bcrgangenhcit, sondern übcr
die praktischeu Reformcn dcr Gegenwart.
Allcrdl'ngs handelt es sich dabci'nur um
technische und polkswirthschaftliche Rcfor-
men, um zweckmäßigere Einrichtung des

Gewerbcbetricbs und Verkchrslcbens; mit
dcrVcrschönerung unftrerGegend beschäftigt
sich der Gcwerbevcrein so wcnig, wic mit
dem Agendestreit. Allcin dcr Sinn für das
Schone findet doch auch nur da die rcchte
Stimlnung uud die nvthigen Hülfsmittcl,
wo vorcrst für daö Nothwendige und Nüh-
liche gcsorgt ist. bl„d cin blühendcr Haus-
halt und dic Sorge für den Erwerb führt
nicht ctwa zum Materialismus: für die
Sittlichkeit ist dcr Wohlstand ün Gcgen-
theil der uneiitbchrlichc-Rückhalt und in
unsercr auf Eigcnthuui und Tauschvcrkehr
gegründctcn Gcscllschaft rückt cin Jcder
dicsem wirthschaftlichcn Zielc nur ün Ver-
hältniß nähcr, als cr an Fleiß, Mäßig-
kcit, Verträglichkeit, Rechtlichkeit, kurz an
allcn christlichcn Tugendcn rcichcr wird.

Von allen Standpunkten und in jedem
Lichte betrachtet erschcint das Streben
unseres GewerbcvcrcinS als cin so ge-
meinnütziges, daß die Frage des Gelingens
von Anfang an mit der nach der Kraft
dcs Vollbringcns zusainmcnfiel. Wir wol-
lcn uns nicht selber lvben; aber im Ge-
wcrbevercin hat jeder an sciner Stelle
jeine Schuldigkeit gethan, und die Früch.e
sind nicht ausgcblicbcn. Die Resultate
beS von unö begründcten Vorschußvereins
(dcm bereits in eincm Nachbarstädtchen,
in Schönau, nachgreifert wird) licgen vor,
aus unsercn kurzcn Sitzungsberichtcn hat
man sich überzeugt, daß in unseren Ver-
sammlungcn nichts Verfängliches oderHim-
nielstürmkndcs, dggegen mancherlci gctrie-
ben wird, was zum Sclbstdenkev und Vor-
wärtsstreben anregt; die Früchte sind, daß
die Zahl unscrcr Mitglieder fortwährend
zunünmt, und daß sich uns dic Thcilnahinc
der Außenstchendcn in steigendcui Maße
zuwcndet.

Für den Gcwerbcvereiii ist es eine Le-
bensfragc, daß dicsc Theilnahmc nicht er-
kaltc; der Vcrein bildet den Boden, die
Sympathie des Publikums, die Atmo-
sphäre, woraus wir unsere Nahrung zichn.
Mag diese Ansicht mit der hergebrachten
Erclusivität zünftiger Bestrebungcn und
Anschauuugen im Widerspruche stehen, wir
unsererseits legcn auf die Gunst und dcn
indirekten Beistand dcr öffentlichen Mei-
nung ein so hohes Gcwicht, daß wir uns
gegen alle Fcylgriffe, die uns die Sym-
pathicn unserer Mitbürger ohne Noth zu
entfrcmden drohen, kräftigst z„ rühren ge-
dcnkcn. Eine Vcranlassung z„ solchcr Ab
wchr gibt uns die gegenwärtig in- und
außerhalb des Gewerbevereins diskutirte

Fragc übcr dic Einrichtiin^ r>es ru be-
gründenden Konsunivereins.

D e u t s ch l a n d.

ck' Heidetberg, 10. Fcbr. Gestern
wurde dic durch dic Gnade L>r. Königl.
Hoh. dcs Großh erzogs an Hauptlchrcr
Fees dahier vcrlichene goldene Civilvcr-
dienstmedaille demselben in dcm großen
Rathhaussaale dahicr feicrlich überrcicht.
Jn Anwcseuhcit dcs Herrn Stadtdircktors
vr. Wilhelini, der beiden HH. Bürger-
meister der Stadt, Krausmann und
Sulzer, des gesammtcn Schulvorstandcs,
vieler Genicüidcrathsmitglicder und Bür-
ger, dcr Lchrcr dcr Bürger- und Gcwerbs-
schule und der Volksschulcn mit ihren
Vorstehcrn, sowie der Schülcr des Ge-
feierten hielt der mit der Uebcrrcichung
beauflragte Schulvisitator, Hcrr Dekan
Sabcl, einc ergreifende Ansprache an
den Gefeierten und die Versammlung,
worauf nähcr einzugehen hiei" nicht be-
absichtigt ist. Mit Bczcigung dcs tief-
gefühltcn Dankes gegen unsern allverehr-
ten Großherzog, dcr nach allcn Seitcn
hin dcm Verdicnste die gebührende Aner-
kennung zu Theil werden läßt und mit
dcn herzlichsten Glückwünscheti aller An-
wescndcn gegen den Gefeicrten wurde die
Brust deffelben mit der Auszeichnung ge-
schmückt, dic die landesvätcrlichc Huld
spcndete. Ein dreimaliges Hoch auf den
allgclicbtcn Großhcrzog und bcffcn cr-
hobcnc Familie schloß den feicrlichcn Ukt.

» Heidelbera. 9. Febr. Der Vorlcse-
katalog für das init dcm 2. Mai^egin-
ncndc Soinmersemestcr ist socbcn
erschicnen. Wir begegncn in allcn Fachern
Männern von hcrvorragcnder Bedcutung,

und haben insbcsondcrc auch anzucikcnnen
Ursache, daß die Staatsrcglcrung fur die
Gcwinnung ausgezcich'ft ' aste in die
mcdizinischc Fakultät bcreits seit einiger
^ieit Vorsorqc getroffcn hat.

^ Üntcr ncu sich h"bilitirtcn Privat-
docciiten bemerkcn wir nur Hrn. vr. Le-
beau in der philosophischxu Fgknltät fur
das S.ud'."n,dcr Philologie

Mannbeim, 9. Febr. Eine gestern
hier eingctroffene telegraphischc Depesche
melvet dcn plötzlichen Tod deö Herrn
Gehciuien RegierungsrothS Franz von
Friedrich in Konstanz. (M. Z.)

Vom badischcn Sberrhein, dcn
3. Fcbruar. Der evang. Oberkirchenrath
 
Annotationen