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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0381

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Heidelberger Tagblatt.

sri. 8«.

l>ch. Preis mÜlli»»>>Eu"g

jähriich

Dienstag, 12. April

JnftrlivnSgebühreii sür vie Jspaliige Pe. F»

litzeile °ber R°m>> werben mii Lkr. ^

Der Kongreß

Es isi unmöglich, g^au ftstzustellen,
nne es rur risi't nnt dcn Kongrru" > ^

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«n dich.,m di».°m..-,«7
laminkntrcffcndc . Wahrscheinlichkeit

aber d»ch..«'k^'LgmdliMchm Stand
und ""6eft^^,h,naßen. Hiernach wäre
d>s--?nicht erfrculich. Jn Paris, London,
W?c,, k?,rz überall gcwinnt der Zweifel
immcr mehr Naum, ob denn dcr Ivngreß
nur überhanpt zu Stande kouimen werde.
Gewiß folgt daraus nicht, daß dcr Kon-
greß wirklich nicht zu Stande kommen
wervc, aber ein allgcmcin verbreiteter
Argwohn, cine solch aschgraue Stimmung
j„ dcn Tempeln dcs Neichthums ist selten
ohne grvßcre oder geringerc Begründung.
Die Thatsachcn, auf welche er sich stützt,
sind überdieß bedcnklich genug und lasscn
auch im Falle dcs Zustandekominens wc-
nig hoffen. Daß man 14 Tage nach Ver-
abredung des Kongreffes über die Präli-
minaricn noch nicht einig ist, was aus
der Haltung der inspirirtcn Prcffe zicm-
lich sicher hervorgeht, gibt zu gerechtcn
Befürchtungen Anlaß; hierzu kommt di'e
Sprache dcr offiziösen französischen Preffe,
welche mit stei'gendem Uebermuth wieder
in den Ton der Laguerronniere'schen Flug-
schrift verfällt nnd bcreits über die Spezial-
verträgc hinauögcht, die Frage dcr Auf-
hebung dcr vertragsmäßigen Be-
satzungsrechte Oesterrcichs i'n Ferrara
u. s. w., svwie dic Erbfolge Oesterrcichs
in Mvdcna als VerhandlungSgegensiände
des Kongresscs theils fordcrt/theils an-
deutet, cndlich die unläugbaren Rüstungcn
Krankreichs, die Bildung der Kadrcs für
die vierten Bataillonc. Alles dieses läßt
das Schlimmstc befürchten, wcnn es auch
die Friedenshoffnungen «»s-

schlteßt. So gewinnt dcnn dw schon an-
fänglich vvn Vielen ausgesprochene Ansicht
immer mehr Raum, däß Frankrclch mit
seiner hastigen demonstrativen Annayme
des russischen Kvngreßvorfchlages ledtgl'ch
bezweckt habe, einerseits Zeit zu Rüstungen
zü gcwinnen und Oesterrcich zu entkräften,
andercrseits sich «ls den fricdliebeNdsten
Siaat der öffentlichen Meinung aufzu-
drängrn und Oesterrcich, rvcnn es ehr-
verletzenden Forderungen sich Midersetzte,,
Urhcber der namenlösrtt Kalamität
darzustellen. Das Beuinhett alled dett
sranzösischen Regierttttgseinflüffen zugüng-

li^cn Blätter und Korrespondcnten ver-
folgt diesen Zweck; Krieg und Erobcrungs-
sucht ün Herzen, tragen sie den Friedcn
auf dcn Lippcn. Isi man in Deutschland
gerüstct, zu rechtcr Zeit und mit gecinter
Krast für den Frieden und die Selbster-
haltung zu dcmonstriren und zu handeln?
Bcängstigend lastec dicse Frage auf ven
Gemüthern und gestaltct sich zum dringcn-
den Wunsche 5räftiqster Wehrbereitschaft
für alle Fälle.

mächte könnteii ruhig und mit Erfola be-
rathcn, wie in Znkunft ähnltchcn Kom-
plikationen zuvorzukommen sei.

Zur Entwaffnungsfrage

Die dl'plomatische Konvknienz verbietet
es, von Frankreich die Einstcllung dcr
Rüstungen zu vcrlangen, einmal, weil
Frankrei'ch diese Vorbcreitungen in Abrede
stellt, obwohl sic kein Gcheimniß sind;
dann abcr, weil man dort lcicht den Ehren-
punkt, das Decorum, die nationale Würde
vorschieben kann, die an dcr Seine stets
eine Rolle spiclen, wo es an verständigen
Gründcn fehlt. Man kann sich aber an
dcm halten, was greifbar ist, hinter dem
man srci'Iich noch ganz andere Motoren
wciß, als i'n der äußercn Erscheinung
hcrvortreteii; i'n dem gegebcnen Falle also
an Sardlni'en. Will Frankreich mit dem
Bcispl'el vorangehen, so daß Sardi'nien
folgen muß, dann würde frei'll'ch die Ge-
stalt dcr Dingc mit einrm Malc wechscln.
Will Frankrcich seine Truppcnlager im
Süden aufgebcn, so wird auch dcr Spnk
in Piemont augenblicklich verschwinven.
Frankreich und Sardinien müssen mit dcm
Entwaffnen bcginncn. Oefierreich kann
nicht, auch wcnn es wollte, wcil es sich
der Hcrausfordcrung und Aggression gc-
genüber bcfindet. Sardi'nien bchauptet,
einc Enlwaffnung könnte ihm gefährlich
werden, dcnn seine Alliirten, die Gari-
baldi', Branchi, Giovini rc., könnten ihm
das Dach über dcm Kopf anzünden.
Wi'e soll aber Oestcrreich , dem man die
Brandlegung nicht blos 'angedröht, son-
dcrn bei dem man stc bcreits versucht hat,
die Löschini'ttel entfernen? Am leichtesten
und sichersten kann Frankreich Vorgehen.
Die französische Nation würde die Nach-
richt, daß die französische Regieruna ihre
Rüftungen einstelle, mit Jubel willkommcn
heißen, damit würdett auf einmal die bösen
Geister gebannt srin, Die Wetterwolken
in Piemont selbst wurden verschwindcn,
sobald der Himmcl ,n Frankreich sich er-
heitert; dann würdc Eutvpa wieder atts-
athmett und dieBcvollmächtigten derGrvß-

Telegraphtsche Depefche

Paris, 10. April. Der „Moniteur"
veröffentli'cht in Bezug auf Dcutsch-
land einen Artikel, worin es heißt,
Frankreich wolle keine Eroberungen. Der
Artikel weist ferner darauf hin, Frank-
reich habe seit zehn Jahren sich stets ver-
söhnlich gezeigt; die Billi'gkeit krheische,
daß es in Deutschland das Princip der
Nationalität rcspektire, welches es in Ita-
lien vcrtheidigc. — Der Londoner„Globe"
bchauptct, die Regierung habe vernom-
mcn, daß Oesterreich an Piemont den
Krieg erklärt habe. In Pariö hat man
keine Bestätigung dieser Nachricht er-
halten. (Fr. I.)

D eutfchland.

KarlSruke. 9. Aprtt. Da« heutr erschltncnk
RegierungMatl Nr. 1b enlhält:

I. Unmtttelbare allcrhöchste EntschUcßungen Sr.
Königl. Hoheit deö Großherzogs. 1) Erlaubntß
zur Annahmc »nd zum Tragen eine« fremden OrdenS.
2) Dienstnachrichien. (Schon mttgethktlt.)

II. Nerfugungen und Bekanntmachnngcn dcr Mi-
ntsterien- 1) Bekanntmachung dcS großh. Mtniste-
riums des großh. Hause« und dcr auSwärligcn An-
gelkgenheite»: Dtc Erxichtnng eincr Stsenbah»-Bau-
tnspekltoii tn Hetdelberg betreffend. 2) Bckannt-
machungen des großh. Ftnanzmintsteriums: -) Dt-
Einlosung der 3>,prozentigcn Rentcnscheinc bctreffend.
d) Die Ttlgung der 4-/,prozcnttaen Etscnbahn-An-
lchen von 1854 und 1858 betrcffcnd. «) Dtc crfte
dtesjährigc Gcwinnztehung dc« LottertcanlchcnS der
Etseiibahn-EchuldenIilgungS-Kaffc zu >4 Mtllionen
Gulden vom Zahr 1845 bctreffend.

M. Dicnstcrlcdtgungen. Dtc evangeltsche Pfarrei
Handschnchshctm mit dem M->l Neuenhcim,
Dtvzesc Ladenburg, mü etncm Komp-tenzantchlag von

87k st. 8 kr. Dte Am.Sarz.stcllc zu Brettcn.

>V. Todcsfall. Gestorden tst: Am 4. Marzd. Z.
der pcnsiontrte Oberämtinann^P > c iscr tn KarlS-
ruhe. (K. Z.)

Heidelberg, 7-April. Dei der An-
lage einer äußcrn «lhutzmaucr und dcn
deßhälb nöthig gewordencn Erdarbciten

und Ausqrabiingen hat Herr Wagner,

Wirch ank der Molkenkui, kürzlich wieder
ttiehrere zwölf- und achtzehnpfünder Stück-
kuqeln gesunden, die höchst wahrschnnlich
aus dcm ersten Viertel dcs 17. Jährhun-
deöts herrührett, qls Tillys Truppen bei
her Erstürmuttg hiesiger Städt (I. 1622)
Liö auf ber jetzigctt Molkrttkurhöhe ge-
lftsettö Stcrnschanft' bkschoffcn! Römische
Münzen nnd Pfeilspitzen sind an drrselben
 
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