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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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Heidelberger Tagblatt.

N' 7«.

jährlich 36 kr.

Dienstag, 2S. März

JnsertionSgebiihrcn für die Zspatttqe Pc-
nt,eile vder deren Ranm werdrn mi,
brrechnet.

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Äbonnmtnts-L^i^Ä

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z 2luch eine Ausleguna

D,'c Zeituiigsschrelbcr sind in den lctzten
Monaten wiederzu Ehren gekommcu, unsere
vcutschen zumal, die fast cinstiminig Be-
weise dcs wärmsten Patriotlsinlis abgclegt
habcn. Hoffentlich wird auch ferner die-
ser Patriotisinus mit der Achtung vor der
Presse Hand in Haud gehen. Die Presse
wird nicht mehr einer landesverrätherischen
Deputation an das Pariser Kabiiict, wie
sie ini Jahre 1849 von der badischen re-
vollitionären Regicrung abgcschickt wurde,

. das Wort reden. Andcrerseits wird man
aber auch uicht mchr dic Prcsse kncbclu
und chikauiren, vaß anständigc Leute nüt
Gcwalt zur Opposition gedrängt werden.

Darill vermag ich jedöch einein großen
Thcil unscrer dcutschen Zeitungsschrciber
nicht bcizustiiniueii, daß sie zu vicl deuteln
und drcben und dnrch Wortklaubcreien,
u,ie cinst unsere berühmtcn Philologen,
den iiatürlichcn Zusammcnhang nicht zu
finden vcrmögen.

Es ist rccht schön, wenn man den deut-
schen Michcl jetzt dahin bclehrt, daß er
cin „Thouias" ftin soll. Attein die Un-
gläubiqkeit unv Wachsamkeit soll sich doch
,1,'wk in ein unbcgrenztcs Mißtraucu vcr-

wmideln, wornach der kaiserliche par>o.n.

eine Pandora-Büchft öst"et, d.c n u r eui
vielgestaltiges Ucbel citthalt. Daß em
so-ches unbcgrenztes M'ßtrauen große
Störungen im öffcntlichcn Vertehr, nn
Handel und Wandel im Gcfölge habcn
muß, liegt auf der Hand. Man söll dahcr
den Teufcl nicht allzn schwarz malen.

Schrcibcr diescs kann fich wcdcr rühmen,
cine politischc Nase, »och allwisscndc Kor-
rcspondcnten in Paris zu habcn.. Asicin
es drängt ihn doch, auch einmar seincn
Gänsekiel für Politik in Bcwegung zu
fttzen und die jctzt jung und al.t bcschäf-
tigcnde Frage über Krieg und Friedcn in
ver cinfachsten und zugleich natürlichstcn
Auffassung zu beleuchten.

Louis Napolcou hatte sichcrlich dic
.lbsicht, mit Oestcrreich in Jtalicn cincn
Kricg zn führcn. Konitte er Ocsterrcich
von Deutschland und England hicbei tren-
nen, io war wcnig zu riskiren, abcr Vielcs
(nänilich später die NiedcrwerfungDcutsch-
lands) zu gewinnen.

Nun trat ihm aber Berschicdcnes in den
Weg, was khn bewog, seinc Absicht vor-
erst nicht auszuführcn. Zunächst war cs
die- ci'uinüthige kriegcriscbe Haltung des
ganzcn dcntschen Volkcss die ihm nicht
verborgen bleiben konnte, sodann die öffent-
liche Stluimung in Frankrei'ch, die von
eincin Kriege in Ztalicn nichts hören
woüte, weiter die nichts weniger wie
frcundliche Gesinnung aller Parteicn im
englischen Parlainent und endlich die Scheu
Rußlands, mit einem pgrvenu, deffen
Regi'crung über Nacht gestürzt werdcn kann,
sich in ein folgenrciches Bündniß einzu-
laffen.

Auf svlche ungünstigeAnzeichen hiii mußte
ein Rückzug unternommcn, es mußte
aber vor Allcm dafür gesorgt werden, sich
nicht lächerlich zu machen, denn das Lächer-
lichmachcn ist einem Herrscher in Frank-
reich gefährli'cher, als das Verhaßtmachen.

So wurdc denn ni'cht ein französischer,
sondern ci'n fr emder Diplomat von Louis
Napolcon mit Frkedensvsrschlägcii nach
Wien geschickt, der aber vorher zu dieser
Reise sich bci seiner Regierung in London
Zustimmilng uud Verhaltungsbefehle holte.
Man muß Gcwicht darauf lcgen, daß die
Wiener Blättcr noch währcnd dcr Hin-
reise Lord Cowlcp's von einciii Vor-
Kongreß sprachcn, der in Wien abge-
haltcn würde, iind zwar zwischcn Bevoll-
mächtigtcn von Ocsterreich, Frankrcich,
Prcußcn, England imd Rußland. Wäh-
rend dicscr Vorkongreß tagtc, erschicn der
erste friedliche Artikel im Moniteur, bald
darauf crfolgte die Entlassuug des prinz-
lichen Ministers —- damit unterstützte Louis
Napolcoi, die mündliche an Cowley ge-
gcbenc Jnstrnktion. Der Vorkongreß mochte
ffch überzengen, daß die Fricdensversiche-
rungen crnstlich gkiucint scien und er hat
wohl über dic H a n p t fra g cn sich
bercits gceinigt. Er konnte darum
auch auf eknc Rücksichtsnahme für Loius
Napolcon in so fcrn Bedacht lichmen, als
sein Rückzug vcrdcckt und so wenig wie
möglich lächerlich gemacht werden sollte.

Darum miißte dcnn nicht etwa England
oder Preußcn — bcnn die Kabinctc die-
ser Staaten hatten sich in der Kricgsfragc

scho» zn wcit gcgen Frankreich engagirt
sondern das anschcineiid ganz „eu-
tralc Rußlan d mit dcn, Vorschsiag auf
Bcriifung eines Kongresses vorangehen
darum war auch Napolcon der erstes wcl-
cher diesc Osserte offiziell annahm, darum
tratcn England und Prenßen später bei',
und daruin kam Oesterreich mit seincr Zu-
stiminung zuletzt.

DiescrKvngreß, wovon Sardinien höchst-
wahrscheinlich ausgeschloffen werdcn wird,
wird fricdlich cndigcn, denn in Wien iff
bereits eine Verständigung crfolgt. Es
läßt sich nicht annchinen, wie es jetzt häufig
geschieht, daß L. Napoleon diesen Kongrcß
benutzen wird, nm aus dcn Verhandlungeu
nencn Stoff für eiuen Krieg zu nehmen.
Einmal spricht dagegen -die vortreffliche
Diplomatie Oesterreichs, öie sich, ehe ffe
ihre Zustimmung zur Beriifuiig cines Kon-
grcffes gegeben hat, dic sichersten Garan-
tien für einen günstigen Verlauf des Kon-
gresses ausbedungen haben wird. Es
spricht ferner dagegen die öffcntliche Stim-
mung in Frankreich; denn je mehr die
friedlichen Demonstrationen von L. Na-
polcon ausgingcn, dcsto mehr befestigte stch
die Friedciislicbe im französischcu Volk
unv es wäre dahcr sehr gewagt, diescr
vcrstärkten Friedensliebe gegenübcr plötz-
lich wieder dic Kriegstrompcte erklingcn
zu lassen. Es spricht endlich dagcgen,
die Lagc Sardiuicns, in bem der Flibustier
Garibaldi mit seinen Genosscii eine
Rolle Ipiclt, die zu dem System eincs
L. Napoleon so wenig paßt, daß Lctzterer
seine ganze Vergangenheit Lügen straftn
müßte, wenn er sich zum Assoeie des er-
stern erniedrigcn wollte.

D

l a n d.

ntsch

Karlsruhe, 26. März. Tas heute

chienene Regieriingsblatt .u. s^.

U: ' . ^ '

I. Uiwüttelbare allcrhochltc ts»t,chlteßungcn Sr.
nigl. Hoheit dcs G/°^"z°gS. 1) Erlaulmiß
- Aunabme etnes freuiden OrdenS. Se. Kou gl.
chett der Großhcrzog habcn sich allergnadigst
voaen qefuudcn, dcm Direktor dcr polytcchnischcn
lmle Hoftath Prosks,or Redtenbachcr dahtcr,
ftnittrthänigst nachgesuchte Erlaubniß z» °ffh«lcn,
z ibm von Sr. Kön. Hohett dcm Prinz-Rcb°iüm
Schwcdcn und Norwegen vcrltehcne mnterkreuz
i norwcgischen Lt.-OlafS-OrdenS anzunehmcn und
tragen. 2) Dienstnachrichtc». Ahßcr den schon

tgctbcilten noch folgcnde: Se. Konigl. Hohctt der
coßherzvg haben Sich gnädigst bcwogen gefun-
,: untcr dem 10. d. M- dcn Dckan Pfarrcr Za-
i Heimich Nicgcr tn Maulburg auf sein unter-
inigstes Ansnchen, untcr Ancrkennnng seincr lang-
 
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