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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0613

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Heidelberger Tagblatt.

—- -. ^-, JnserlionSgkbührm sür rie 3st>a„jgx P^. ' ,E

R 112

, t-ig-

Srschein«, M-nt-gs ausg viertel-

lich. Pr.-«mUNn.e^°-^»

Dienstag, 21. 2un»

JnsertionSgebühren für rie Zspaltige Pe- -« L2 eL
tit,eil« oder deren Ranm werbcn mi, !l kr. I

berechnei. ^

Telegramme

^ 'iq czuni. Dre.tau,end
Casta,eanci. Colico (nahc

Franzoftn marsch.ren ^ Comer-Sce)
„ ver Adda, im untcrn
WabrÄc.n"ch geht ihr Marsch

""A ^'au^dcm Engadi n meldet man,

d„5"v c Franzosen in Ellmärschen vor-
D°s Stilfser Joch ist von den
^Ncr'rcickern mit Artillerie bcsetzt. Sie
vcrsckanzcn sich zu Naudcrs.

Die Folgen der Schlacht von Ma-
genta und die preußische Mobil-
machung .

Die Nachrichten aus Frankreich stimmen
varin übcrein, daß L. Napoleon, nachdcm
er bei Maqenta die Schärfe dcr osterrei-
chischcn Waffen verspürt, großartige Ver-
fiärkungen an sich ziehe. Bicllcicht wird
hierdurch den revolutionären Landschaftc»
kin Licht nbcr ihre Bcfrcier aufgchcn;
denn am Geldbeutel fängt der Dcrstand
an und dic Jtaliener sind nicht die Lcute,
wclche nicht rcchnen. Wenn abcr auch
dicse Lection für die Zukuuft von guten
Folqcn beglcitct sein mag, sür dcn Augen-
blick hat dcr Rückzug der Ocsterrcicher
dcn AMirten reiche miütärische Hilfsqucllcn
,'n die Hand gegeben; und dies ebcn ist
der jammcrvolle Nachtheil der Schlacht
pon Magcnta, daß vcr Sicg, dcr mili-
tärisch wcder groß noch glänzend war,
dic matcriellen Folgrn cines'großen Sieges
hatte. Verstärkt durch die Kraft dcr Lombar-
dci, derHerzogthüiner unddcr Romagna und
untcr Heranzichung neucr großrr Truppcn-
maffcn würdcn jctzt die Aüiirtrn im Stande
seiii selbft untcr den Fcstungsmaucrn von
Vcr'ona und Mantua den Oestcrreichcrn
he.'ßr Tage zu bemten. Em gut ge-
wählter Moment war cch daß Preußen
jetzt sein Schach nach Ost und Wrst ge-
botrn hat. Die Kundc von der Nr obu-
machuIIg von sechs preußl 1 chcn Ar-
meecorps wirv, vas braucht nm)t ver-
sichert zu wcrden, den bestcn Eindruck
machen, so wcit die dcutsche Zunge klmgt.
Der Hadcr zwischen Nord und Süd wrrd
verstummen, die Frage dcr militänsch'cn
Jnitiative ist gclöst, wcil Prcnßcn sie
factisch crgriffe» hat; kem dcutschcr Stamm,
keine deutsche Regierung wird sich wcigcrn,
Preußcn das natürlich bcgrundete Vor-
gehen bei der militärischen Führung ein-

znräumcn. Mvge es nur folgerichtig fort-
schrcitcii auf dcr einmal bctrctenen Bahn.
Prcußen hat sich guf den Bodcn der dcut-
schen Volkskraft gestcllt, und nirgendwo
sonst hat cs cin'cn natürlichcren Stand-
pnnkt. Die wichtiae Maßrcgel in ihrcr
Rückwirknng auf die Haltung Deutschlands
wcitcr zu vcrfolgcn, ist übcrflüssig: es
gcnügt uiis, unscrc aufrichtige Anerkcn-
nung ausznsprcchcn. Jhrc nächstcn Ein-
wirkimgcn auf die Kricgführung n»d euf
die Haltung des Auslandcs lasscn sick mit
wenigen Wortcn bczcichncn. Die Mobil-
machung hindcrt Frankrcich, die beabsich-
tigte Concentratioi, sciner militärischen
Kraft in Jtalien vorzunchmen. Dic tapfere
östcrrcichische Arince wird so außer der
moralischcn Erhcbung eine matericllc Wir-
kung von dcr SteUiingnahme des prcu-
ßischcn Buiidesgcnvsscn cmpfindcn. I»
Frankrcich wird dic Nachricht u», so
mchr stiitzig machcn, als dcr Glaube an
die Uiithätigkeit Deutschlands bercits bis
zur Gewißheit und bis zu Ausdrücken
verächtlichen Hohncs gegen deutschc Bim-
dcstreuc sich gestcigcrt'hat. Man wird
dort in größercn Krcisen einsehcn, anf
welche Bahn dcr Abcnteuer Frankreich
fortgeriffen worven ist. Dcr Wahn von
der Untüchiigkcit der östcrrcichisckcn Arincc
ist in Paris schon zcrstört. Jn Eng-
land, wclchcs auf dcm Faulbctt dcr ab
svlutcn Ncutralität sich wiegt, wird die
Haltung Prcußens viellcicht von gutcn
Folgen sein. — Sie wird den Zcrsetzungs-
proceß bcschleunigcn und Palmcrstons Stcl-
lnng nicht stärkcn. Wcnn inm so Prcu-
ßen mit Ocsterrcich und Klciiidcutschland
verbündet Frankreich und Rnßland dic
Stirne bicten wird, so kann England dcm
EntschcidungSkanipfe nicht ferne bleibcn.
Es muß crkeimen, daß mit Deutschlands
Loos auch dasjcnige Englands besiegelt
wäre, daß ci» ftanzcsisch-russischer Sicg
über Mittcleuropa Karihagos Loos übcr
England vcrhängen rviirde; denn dcn wei-
tcrcn Vorihcil würde Nußland bci Frank-
reich suchcn, „nd so lange würdc cs mit
L. Napoleon, desscn Nuhmcsgipfel E„g-
lands Ernicdri'gunq wäre, cinen gemein-
samen Weg gchcn, bis England gcdcmüihigt
wäre. Frankreichs jctzigc Obcrherrschaft
bcruht wescntlich anf Pcrsonen/ Rußland
muß die letztcrcn ansnützrii, »m oiejcnigcn
Mächte zu schwachcn nnd z« vcmichtcn,
deren Kraft nicht mit zwci Augcn crliicht-
— Wie R nßland auf die prcußische Auf-
stcüung antworten wird, muß das höchste

Zntercffe erregcn. Jcdes g„te veutschc
Herz wird sich darnber sreuen, vaß dcr
russischcn Note an Dcmschlaiw cine so
kräftige Antwort von Prcußcii erthcilt
woiden ist. Es muß sich nun zeigcn, ob
Nußland scine Drohung wahr machen
ob es, das bisher Mvolutionäre Mittel
zwar nie scheute, abcr stets insgehcini
anwaiidte, offen mit Napöleon und der
italienischcn > Rcvoluiion gegen Deutsch-
laud gehcn wird, nm das „nene öffent-
liche Nccht" gcgcn das altc durchsctzcn zu
hklfen. Mit Aufopftrung, Muth und
Patriotismus ist Deutschland nntcr Prcu-
ßens nnd Oesterrcichs Führerschaft wohl
im Stande, dcn Kampf gegcn die zwci
qrößten Militärmächte zu bcsteheii. Der
Preis, die Rehabilitation Deutschlands
im Nathe dcr Völkcr, würde wenigstcns
so groß sein, als die Anstrengung, die
dafür zu machcn scin würde.

Vom Kriegsfchauplcitz.

Ans dem Hanptquartier Codogv den
7. Jimi schreibt die Ocstr. Ztg.: „Das
zwcitc Regimcnt der Frcmdcnlcgion ist bci
Magcnta bcinahe ganz aufgerieben. Un-
sere sehr großen Verluste, die vorzugs-
wcise anf das zweite Korps fallcn, werden
sichcr durch jcne der Franzoscn wcit übcr-
troffen. L. Napoleon hat-in Person seine
Gardc, dic vlcle Gcfangene in unscren Hän-
den ließ, übcr dic nur unvollkommcn ge-
sprcngte Brücke von Maqcnta gcführt,
und soll sich stark dcm Fcucr ausgeictzt
habcn, um scme wankendcn Linien zum
Strhcil zu bringcn. Zwci Kaiscrkanoiicn
fielcn in die Hände der Zäger, und F-M.L.
Baron Ncischach, der aus vrcr Wunden
bluiete. hmtk das Glück, d'e Eroberung
dicser Trophäe dcm Felvherrn zn nielden.
Die fcindliche Artillerie hat uns wie
gewöhnlich wcnig Schaden gcthan, und
die Kaiscrkanonen haben ihre Probe nicht

glücklich bcstandcn.

Die pariiicsai'ischen Truppkn habcn stch

über dcn Po z-'"'ckstdzogkn und sicl) der
österrcichischcn Armee anqeschlosscn. Das-
sclbe habcn die modenesischcn Truppen ge-

^^Man schreibt dkr Vossischen Zeitnng
a„s Wicn. 13. Juni': „Eiiiein Privat-
brieft alis Jtalieu kninchmen wir folgcnde
iiitcreffante Daten: Vom 7. Jäger-Negi-
„icnt sind zchn M„„n übrig gcblicbcn.
Von dcm Jiifantcrl'c-Rcgimciit Großhcrzog
von Hcssen, wrlchcS achtmal hinttrciiiander
 
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