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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0447

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Heideiberger Tagblatt.

sr 1Eß2.

MontagS auSgknommm, täg-

"m. PreiS mttUnkerdaltnngSbla,->»er>e>.

lährljch A8 lr.

Dtenftag, 3. Mai

Jniertionsgcbiihrm für >>ic Zspaltige Ie- -» »U

ti.i°i,e ober deren Rann, wcrdcn mtt 5,r. 18»".

Telegraphische Depeschen

BcrliNt 1. Äai. Dic
Zeitung" berichtct, dw RA
wcgen steigender Unl-chc ^ ^

^^«lburN' 'O' '^dlil. g. ie „Hamb.
" enthaltcn ein Tclegramm ans
ikovenhagcn, 29., welches die von
dcn Dlättcrn gebrachte Nachricht des An-
schluffcs Dänemarks an Frankreich
zuvcrlässtgst für durchaus unwahr er-
klärt.

Wien, 29. April. Das gesammtc
französische Gcsandtschaftsper-
sonal ist heutc abgereist. (M.J.)

Wien, 30. April. Es sind heute vier
F i n a n z v e r o r d n u n g e n crschienen:

1) Von den Zinsen öer Staatspapiere
wird sofort bei der Zahlkassc dic Einkom-
mensteuergebühr dritter Klasse abgezogen.

2) Ein Anlehen von 200 Millioncn ist
angeordnct. Da die Begcbung desselben
setzt unangcmcssen crscheint, so wird die
Nationalbank des Nominalwerthcs in
Fünf Gulden-Noten vorstrecken. 3) Die
Nationalbank ist der Pflicht, die Notcn
in Baargeld einzulösen, zcitwcilig ent-
hoben. 4) Die Zölle stnd fcrnerhin in
Silber oder in vcrfallcnen Coupons der
Nationalanleihe zu berichtigcn. (Fr.J.)

Wien, 30- April. Dcr dänische
Gesandte dcmentirt in den hiestgen
Blättern die ffranzösisch-dänische Allianz.
— GrafBuol hat eine Circularnote er-
lassen, worin cr die Kricgscrklärung gegen
Sardinien lichtvvll diplomatisch ünd sso-
litisch motivirt. — Ein Armeebefchl
verkündigt z-chlreiche Militäravancemcnts.

(Fr. I.)

Wien, 1. Mai. Die „Wiener Ztg."
cnthält cine Proklamation des Feld,
zeugmcistcrs Grafen G i u l a p. an dic
Völker Sardinicns. Der Kricg sei
nicht gegen sie, sondcrn qeqen die Partei
des Umsturzcs genchtet.' 'Der fricdliche
Bürger könne auf die Unverletzlichkeit der
Persönlichen Freiheit, der Ehre, des Ge-
setzes und sciner Habe rcchnen. Nach
Wicderherstellung der Ordnung und des
Friedens würden ste die Arme'e ihre Be-
freier und Frcunde neNnen. — Der Ge-
weinderath Wiens errichtct ein Frriwil-
I'genkvrps. (F-I.)

Paris, 29. April. -Dcr Erfolg der
neuesten Vermittlungist wicder zwei-
felhaftcr. Frankreich soll das Vcrlangen
stcllen, daß England verspreche, mit Frank-
reich zu marschiren, wcnn die Vermitt-
lung durch Ocsterrxichs Schuld schcitcre,
und daun hundert Millionen Ent-
schädigung für Piemvnt (!!) und
einc Derfassung für die Lombardei.

(Schw. M.)

Paris, 1. Mai. Mae Mahon ist
mit französischen Truppen in Gcnua an-
gckommen und nach Aleffandria abgegan-
gen. — Ein Circular des Grafen Wa-
lewski wünscht, die deutschenBun-
dcsstaaten möchten einsehen, daß es
nur von ihucn abhänge, die Ausdchnung
und Daner des Krieges zu begränzen. —
Aus London wird gemcldet, das Resul-
tat der Wahlen sei bis jetzt den Liberalen
günstig. (Fr. I.)

Bcrn, l. Mai. Die Oesterreicher be-
sctztrn Jntra, Pallenza und Arona am
Langensee, nnd unterbrachcn daselbft die
Telegraphenverbindung mit der Schweiz.
Die sardinischen Truppcn zogcn sich darauf
znrück. Die sardinischen Dampfer auf dem
Langensee wurden auf Bcfchl dcs Obersten
Bontems unter strcngen Beschlag ge-
legt und die sardinische Flagge auf den-
selbcn eingezogen. Dcr telegraphischeDrath
längst dcs Langensee's ist mehrfach zcr-
stört. — Der österr. Feldmarschalllieute-
nant v. Benedck ließ gestern 7 große
Barkcn von Sesto Callcndo nach Angera
remvrquiren. Die Kommunikation zwischen
Lokarno und Turin ist unterbrochen. Der
Persvnen- und Waarenverkehr zwischen
Graubündkn und Mailand dauert fvrt. —
Der hiesige französische Gcsandte über-
rcichte heute dem Bundesrathe ein Ma-
nifest, wvrin Frankreich, dcn europäi-
schen Staatcn gegenüber, seine im Kriege
einznnehinende Haltung auseinander setzt.
(Vorstehende Nachrichten sind demSchwei-
zer Regierungsorgan, dem „Bund", ent-
nommen.) ^ ' (Fr. I.)

London, 30. April. Der „Morninq
Herald" erklärt unter Bczugnahme auf
höchstc Ermächtigung die gemeldeten
Vertragsab schiüssc Frankreichs mit
Rußland und Dänemark als müssioe
Erfindung. (Fr. I.)

Wien, 29. April. Das telegraphisch
schon berührte M anifest des Kaisers
lautet vollständig:

Kaifcrliches Mnnifest.

An Meine Völker!

Jch habe Meincr trcuen und tapfcren
Armce den Befchl gegeben, den von dem
Nachbarstaate Sardinicn seit ciner Reihe
von Jahren ausqchenden, in dcr jüngsten
Zeit aus i'hrem Höhcpunkt angclangteii An-
feindnngen nnbestrcitbarer Rechte Mciner
Krone und dcs uuverletzten Bestandes des
Mir von Gott anvertrauten Reiches ein
Ziel zu setzen.

Jch erfüllte damit eine schwere, aber
unvermeidliche Regentenpflicht.

Rnhig in Mcincm Gewisscn, kann ich
zu Gott dem Allmächtigen aufbli'cken und
Mich Seinem Richterspruche unterwerfen.

Ich stelle getrost mcinen Entschluß der
unparteiischen Bcurtheilung dcr Mit- und
Nachwelt anhcim; der Zustimmung Meiner
treuen Völker bin Ich gewiß.

Als vor inehr denn zehn Jahrcn der
gleiche Feind, mit Vcrletzung alles Völker-
rechts und Kriegsbrauches, ohnc irgend
eine ihm gegebene Veranlassnng, nur in
dcr Absicht, das lombardisch-venetianische
Königreich an sich zn reißen, in das Ge-
biet dcffclbeu mit Heeresmacht einfiel, als
cr, zweimal von Mcinem Hcere nach rnhm-
wnrdigem Kampfe anf's Haupt geschlagen,
der Macht des Siegcrs preisgegkben war,
übte Jch nur Großmuth uud reichte die
Hand zur Versöhnung.

Ich habe keinen Zo'll breit seines Landes
Mir angeeignet, kein Recht, wclches der
Krone von Sai dinien im Kreise der curo-
päischen Völkerfamilie zukommt, angetastct;
Jch habe keine Gewähr gegcn die Wieder-
holung ähnlicher Ereignissc Mir ausbe-
dungen; — ,'n der Hand der Versöhnung,
die Jch aufrichtig darreichtc und die an-
gcnvmmen ward, habe Jch sie allein zu
findcn geglaubt. ^

Dem Frieden brachte ich das Blut zum
Dpfer, welches von Meinem Heere für
Oesterreichs Ehre und Recht vergossen
wurde.

Die Antwort auf diese in der Geschichte
wohl ei'nzig dastehcnde Schonyng war die
ungesäumte Fortsetzung der Feindschaft,
eine von Iahr zu Iqhx flH steigernde,
mit allen Mitteln der Treulosigkeit aus-
gerüstete Agitatiou gegen die Ruhe nnd
das Wohl meines lombardisch-venetia-
nischcn Königreiches.

Wohl wiffend, was Jch dem kvstbaren
Gute des Friedens für Meine Völker und
sür Eurvpa schuldig bin, trat Jch auch
 
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