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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0469

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Heidelberaer Tagblatt.

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Sr chiiiil, M-niogs

lich, PreL mi, Un,krh«>'ungS»l°« »'»»>-
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Sonntag, 8. Mai

JnsertivnSgebühren ,nr bie P,,' _ ^ ^

„,.„e rrc. der.n Rnum^ wepden n,i, .1. K 8 ;?-

Telegraphische Depeschen

Wien, 4. Ma, (Offiz ellcs Bulletin.)
«Ss hat nnc Lmi^

drr Po-Linie stattqefunven. Bcr Conale
wurde eine Briicke geschlagen und der
Neberqanq der Ko'onne bewerkstell.gt D.e
bei Candia stehenden Trnppen nah.nen
tine Demonstration gegen Fraslnetto

vor, kämps^n tapfer nnd hatien 20 Ver-

" P^ariS, Frntag, 6. Mai. Aus A kes-
< a n d r i a vom t. d., Abends. Die Ocster-
reichcr, wclchc in klciner Anzahl dcn Po
bei Cambio^ übcrschritten und ihrc Vvr-
posten bis Sale vorgeschoben haben, sind
wieder über den Fluß zurückgegangen. Die
Rechte des Feindcs drvht immcr noch, bei
Frasinctto über den Fluß zu gchen. Der
Po ist abcr stark angeschwollcn und cin
im Augenblick schwer zn überwindendes
Hinderniß. Es regnct an Eincm fort.
Die Niederungen sind stcts mit Wasscr
bedeckt.

Bern, 5. Mai. W.cner Depcsche:
Alte Ordnung in Parma durch Oester-
reicher hergestellt, provisorischc Regierung
geflohen. — Tessin. Gestern hörte man
den ganzcn Taq Kanonendonn er.

Bern, 5. Mai. (Aus dcr Bundes-
versammlnng.) Zum Oberfeldherr wurde
General Düfvur mit IIO Stimmcn ge-
wählt. Ziegler erhiclt 30. Generalstabs-
chef tvurde Obcrst Ziegler mit 117 Stim-
men. >L>tänderath stimmte nationalräth-
lichen Ncutralitätsbcschlüsscn bc,

?Bern, 6. Mai. Dcr Ucberganq dcr
Ocsterreicher übcr den Po ist theils qe-
glückt, theils vcrunglückt. Sie halseii
Alcssandria und Casale in einem Bogen
vou eirea 40 italienischeu Gilen umfpanut.

Parmn, 5. Mai. Von da mcldct dcr
franz. „Monitcur": Die Großherzogin
ist gestcru zurückgckehrt.

Genna. 5. Mai. (M'ttags.) Wah-
rend der Nacht vom 3. auf dcn 4. hatte
kin Dorpostcngefcchr nach Casale hin
statt. 20 Sardinicr wurden getödtet und

verwundet. Der Fcind, zurückgedrängt,

machre ain 3. eincn Vcrsuch, uin untcr-
halb Frassinetto übcr den Po zu gehen;
das Fcuern währte 15 Stundcn. Gcstcrn
Nachmittag begann dasselbe aufs Ncue und
währte ten ganzen übrigeu Tag; r>,x Sar-
dinier hatten wcnige Vcrwliudcre, die
Ocstcrrcicher sollcn, wie inau hier bchaup-
tet, viele Vcrliistc gehabt habcn. Gesicrn
stand cin 4000 Mann starkes österreichi-

sches^ Truppenkorps zu Castelnuovo an
dcr Scrivia.

Bom Kriegsschauplatz

V»m Kricgsschauplay ist noch immer
kcui Zusammcnstoß von Bedeutung zu
melden. Nachdein am 4. die ganze Po-
unie von der Sesiamündung abwärts bis
Saunazaro allarinirt und mit ganz we-
nigcn Truppcu bci Cambio der Po über-
schritteii war, hat am 5. ein strömendcr
Regeu weiterc Opcrationen vkrhindcrt.
Die Oestcrreichcr haben ihre bis Sale in
der Nichtung auf Alessandria vorgescho-
benen Postcn wieder auf das linkc Po-
Ufer bei Cambio zurückgezogen. Ob der
Negcn die Opcration vcrhindert hat, ob
es von Anfong auf eine Scheindemonstra-
tion abgesehen war, ob, wie di» Sardi-
nier verinuihcii, der Hauptangriff auf Ca-
salc und das mit Hartnäckigkeit bestrittene
Frassinctto gerichtet ist, ist natürlich nicht
zu sagen. Nach der Meldung drr Wien.
Ztg. haben die Oesterrcicher unweit unter
Cambio eine zweite Brücke geschlageii, bei
Cornalc nämlich, auf das rcchte Ufer der
Scrivia hinübcr; sie rücktcn von da auf
Castelnuovo. Nach Vorausfctzung der Pic-
montesen steht die Hauptmacht der Oester-
reicher, vvn dencn fctzt ungefähr 140,000
Mann auf sardinischcm Dodeii sich befin-
dcn sollen, in dem rcchten Winkel, den der
Po zwischcn Candia (Frassinctto gegen-
über) bis Sannazaro bildet. Cs ist das
ein sehr snmpfiges Land, wo den Oestcr-
reichern bei fortdaucrdcm Regen nicht wohl
und gcsund gsbeltet scin würde. Das Ter-
rain soll für den Reisbau noch künstlich
durchschnitten und die Kanalanlagcn von
den Pieinontesen zur Versumpfung dcs
Landes benützt worden sein. Gegcnüber
auf dem rcchten Po-Ufcr von der Scsia-
mündung bis zur Scrivia, von Casale
über Frasinctti, Valenza, Alessandria bi's
nach Tortona, stcht, wcnn man Turiner
Nachrichtcn Glaubcn schcnken darf, die
Hauptmacht der Picmontesen und auch
schon eine grvßk Anzahl von Franzvsen
Die Division Niel soll schon am 2. von
Turin auf Casale abmarschirt sein und
von Genua her rückten am 2. hix
zoscn angcblich schon 30,000 Mann stark
ni dcr Stellung an dcr oberen Scrivia
bci Nvvi und Tortona ein. — Das Ein-
rückcn dcr Franzvsen über dcn Mont-
Ccnis, wie übcr Gcnua, gcschicht in
großcn Massen. .Die Truppen waren voll

leichtsinniger Hcitcrkcit. Cine Abtheilunq
Znaven hing an dcn Ciienbahnwaggons
eine Tafel hinans, wotaus staiid:

«1e plamir uach Okstcrreich". >sie dürften
sich aber täuschcn; deun nach Allcm, was
man über die österreichischcn Kommandan-
teu Gyulai, Bcnedck und Zobel hört, sind
es Männer von eiserncr Cncrgie, welchen
hoffcntlich daö taktische Gcnie eines guten
Gencralstabs zur Scite stcht. Sie dürften
den Franzoscn den „trsin cke plsi^ir nach
Oesterreich" sauer machcn, und wenn es
erst an dcr Minciolinic wäre.

Dentschland.

Freiburg, 4. Mai. Jn der heute
stattgehabten' Bürgermeisterwahl
wurde der bisherige Gemeinderath Herr
Fanler mit 82 unter 84 Stimmen ge-
wählt. Herr Fauler hat sich acht Tage
Zeit ausbedungen.

Berlin- Dic „Natioaalzkg." schreibt:
Nach dem, was ich bis zu diescm Angcn-
blick gksehcn und gehört, und was mir
aus schr vielen Thcilen der Provinz von
kundigen Männcrn mitgetheilt wird, darf
ich es mit vollster Ueberzeugung ans-
sprechen, daß allüberall, bci Alt unv Jung
und bei Personen jeglichen Bcrufs nu'r
Cin Wunsch lebeüdig ist, nämlich der, daß
die Regierung eher heute als morgen das
Volk zu dcn Waffen rufen möge, gegen
den grmeinsamen Feind der europäischen,
insondcrheit aber der deutschen Bildung,
Gesittung und Freiheir. Nicht, daß w«r
den Einfluß, dcn Oesterreich in Ztalicn
übt, nicht, daß wir dic Prinzipien, nach
dencn die österreichische Regicrung die
inncre Politik des eigenen Landcs und
seine äußeren Brziehungcn geleitet hat,
aufrecht zu erhalten wünschten. Aber
gegen diese Dinge mit Wort und That
aufzutreten, so spricht wun hier überall,
'wird erst dann an dcr Ze>t sein, wenn
zuvor dic Feinde niedcrgeworsen sind, denen
Oesterrcichs Stcüung >n Ztalien nur ein
Vorwand ist, »m d'eses Reich und
dann das gesanunte — eutschland niedcrzu-
wcrfen. . .

Berlin, ^ai. Die auf die ge-
sammte Armee ausgedehnte Kricgöbereit-
schaft vcrsctzt uns schon jetzt m kinen
Zustand dcr Aufregung und der Bcfürch-
tiingen, die in luancher Bezi'chung schlim-
mer sind, als dcr Krieg sclbst. Nicht allein,
daß alle Werlhpapicrc dcrartig gcsunken
sind, wie es nach verlorenen Schlachten
 
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