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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0249

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Hetdelberfter Tagblatt.

S»:. »i

Erscheint, Montaqs ansgenommen. tag-
lich. Preis mitUnterhaltungsblatt vrertel-
jährlich Z6 kr.

Mittwoch, 2. Marz

Jnser,i°°Sgebiihnn fiir
titzerle oder deren^arrnr werden


werden „rit L kr'

Rückblick.

Und wieder ist die „Sltuativn" um
einc Wochc Zeit weitcr gcriickt, doch nicht
um einc Spanne wcitcr gcgcn eincn be-
friedigendern Zustand gcdichcn. Nur daß
gerade dic Befürchtung cincs Krieges, die
wir mit unserm ersten Worte aussprachcn,
eine Bcfürchtung, wclcher cs an Wioer-
sprnch von viclcn Seiten nicht fchlte, die
allgcmcinc Empfindung Europa's gewor-
den ist.

» Dcr allgcmcinc Schrcckcu, wclchcr dic
zwci letzteii Dage hcrrschie, war desscn ein
lautrcdcudcs Zeugniß.

Und worüber entstand dersclbe?

Wcil sich abzuklärcn anfängt, was bis
jetzt nur in den Hcrzen der Einzelncn
gährte, was die Tiefe der bürgerlichen
Gesellschaft bewegte, während dic höhern
Regionen, wie die Gipfel der Gletscher-
welt, in „eisiger Ruhc" zu thronen
Ühiencn.

Es ist die Frage: „Was wird Deutsch-
land thun?" '

Der alte Flnch, der seit Tiberius Tagen
auf dcm Volkc lag, dcssen Bcstiliiinung
es zu scin schcint, sich selbst im Lichte zu
stehen, wirkt fort bis in diese Tage der
Prüfung.

Solche Worte der Befürchtüng wcrden
nicht nur im Gcheimen gesprochen, ste
wurden auch in der Pressc laut und habcn
namentlich in der Hcrausfordernng Prcu-
ßens durch die süddcutsche Prcsse einen
Eharakter angenomllicn, dcr abcr gecignct
777.. 7' angcbliche Klnft zwischcn'den
c/rn »7//^n Großmächten zu erwei-
tern, statt sie auszufüllen.

Hiciaus mochte auch jcnseits dcs Nheincs
gercchnet wordcn scin. ^

Dic Erfahrungcn der neunzigcr Jahre
erwccken dort inimer noch zn Züße Er-
innerungen, um so bald Vcrgcssen zu werdcn.

Da trat aber inzwischcn cin andercr
Faktor hinzu, in welchem man sich, wie
ks scheint, doch verrcchnet hatte, die
Stimme dcs Volks. Und diese hat
gesprochcn', hat laut und vernchmlich ge-
sprochen, allübcrall, wo eine deutsche
Kanimer tagte, allüberall, wo ein
deutsches Zeitblatt geschriebcn,
wo ein deutsches Dichterwort ge-
hört wurde. Dies war die „Demon-
stration" des deutschcn Volks!

Solche Kundgebungcn, mögen sie auch
zunächst auf Geringeres sich beschränken,
stnd deutlichere Zeichen noch, als das

Nhcinlicd dcr Vicrzigcr Jahre, sie sind die
Blättcr am Feigcnbaum, die Botcn dcs

Völkerfrühlings.

Dic deutsch'e Nation fühlt sich als Nation;
dicses Zeichen wird von dcn <L>turmmachern
aii der Sciiicftrand nicht überschen wcrdcn.
L>ie sind abcr auch nicht übcrschen worden
von dencn, dcrcn schöne Bestinimung es
ist,^die Gcschickc dicscr Nation zu lenken.

Oestcrrcich, das zunächst bcdrohtc,
hat gcrüstct: Preußen hat nicht ge-
sprochen, weil es sein Wort für die Frie-
densvermittlung sich frei behalten wollte.

Doch sa es hat gesprochen — wir dür-
fcn dcr Vcrsichcrinig glauben —: „Wird
Deutschland bedröht, so wird man Prcußcn
gerüstet finden."

Und gerade in die Stunden deö Schrek-
kens der Geldmänner zu Wien und Paris
fällt dic Nachricht, daß bei dem deutschcn
Bunde die Kriegsbereitschaft berathen
werdc.

Es ist uns diese Berathung kein „cke-
iibecante 8enntu p«iit 8nKUntum", kein
,/währcnd sie zu Rom berathen, wird der
Span'sche Fisch gebraten", sondern sie ist
nns cine Bürgscha'ft des Friedens.
Jetzt kann die Fricdcnsscndung dcs Lvrd
Eowley Erfolg haben, denn sie ist keine
Sendung zu einem allein stchenden
Oesterrcich, sondern zu ciiiem Ocster-
rcich, hinter wclchcm die gesammte deutsche
Nation steht. Jcnes mußte Alles auf den
Würfel des Krieges sctzen, um der De-
müthigung zu enlgehen, dieses kann im
Gefühl der Stärke die Hand zum Frieden
bieten.

D eutfchland.

Mannheim, 27. Febr. Nach allcrhvchster Ordre
v°m 26 d. M. wtrd Major Graf v. Sponeck v°m
Gcncralstab jUM Flügcladjulanten Scincr koniglichcn
Hohcit dcs Gros-Hcrzogs; Obcrstlieutcnant Friedrtch
Keller, Commandant deS 2. Fufilicrt>ataillonS, zum
Ehcf dcs GcneralstabS und stimmführendcn Mitglied
des Kriegsministcriums ernannt; Hauptmann von
Petcrnell vom 3. Füftlicrbataillon zum Generalstab;
Haupimann v. Scutter vom Generalstab zum 2. Jn-
fantericrcgimcnt Prinz von Preußen versetzt, Obcr-
lteutcnant Schneider tm Generalstab zum Hauptmann
2. Claffe und Major v. Neubronn, Cvmmandant des
Zägerbataillons, zum Obcrftlicutcnant befordert Major
Götz vom 2. Jnf.-Ncg. Prinz v. Prcußen, wird rum
Commandanten des 2. Füfilierbataillons ernannt-
Hauptmann 1. Claffc Hoffmann im 2 Anfantcrie-
Regiment Prinz von Preußcn zum Major bcfördert;
Hauptmann Hasenstab im 2. Füfilier-Bataillvn und
Hauptmann Spccht im 2. Znfanteric-Regimcnt Prinz
von Prcußen rücken in die crstc Claffe ihrer Chargc
vor. Oberlieutenant Wolff tm 2. Jnfanterie-Regi-
ment Prtnz »vn Preußen wird zum Hauptmann

2. Claffe befördert und zum z. Füfiller-Bataillon
vcrsctzt. Licutenant von Hornstei,, j,„ .eib-Grenadier-
Regiment wird zum Obcrlicutenant bcfördcrt und
Lieutcnant Ratzel vom 4. ^nfantkrie-Negiment Mark-
graf Wilhclm zum 3. Znfantcric-Rcgiment vcrscnt

Karlsruhe, 28. Febr. Seit em,cher
Zeit ist in unscrer Zcughaiiswcrkaiistalt
hicr einc Kugclprcssc in Wirksamkeit, die
mittcist Dampf, bei voüer Thätigkeit der
Maschine, ctwa 20,000 sog. Spitzkiigeln
tägtlich prcßt. Die Konstruktion und die
Zcichnung dicser Maschine selbst ist von
Zeughaus-Werkinspektor Kiefer.

" Heidelberg, 1. März. Zn ver-
floffener Nacht starb in Folge längercr
Krankheit Hr. K. Dürr, Gastwirth zmn
Badischen Hof dahier.

Pforzheim, 26. Febr. Gestern wurde
der kleinere, 600 Fuß lange Tunnel zu
der Eisenbahn Durlach-Pforzhcim bei Er-
singen durchbrochen. — Die Holzpreise
behaupten stch hicr immer noch auf eincr
bcdeutenden Höhe. Kürzlich wurde in
unserm Bezirk das Klafter Buchcnholz für
27 fl. versteigert, wozu noch 4 —5 fl.
Fuhrlohn bis hieher zu rechncn sind. Das
Hundert tanncnc Wellen kam an einem
andern Ort auf 18 fl.

Aus dem Murgthale, 27. Febr.
Jn der letztcn Nacht wurde in Folgc ge-
richtlicher Anordnung ein Stiftungsver-
rechner in unserm Thale wegen Üntcr-
schlagung sRcchnersuntreuc) von ungcfähr
14,000 fl. verhaflct. Da derselbe frch für
krank ausgab, soll er bis auf Wcitcrcs
durch cincn Gcnsdarmen in sciiicin Hausc
bewacht werden. (K. Z)

Aus dem Wiefenthal, 26. Febr.
Gestern Nachmittag nm 3 Uhr wurdc m
hiesiger Gegend abcrmals eine Erder-

schütterung wahraenommen.

Aus dem Amtsbezirk Breizach,

26. Febr. Vor knrzer Zeic wuide zwijchen
Wasenweilcr und Jhringcn em kostbares
goldenes Armband, durchaus massiv und
geprägt, im Goldwerthe von etwa 22 fl.,
und zwci bronzene Gesave ein größeres
und cin klcincres, mit bcjvnders schöner
Verzierung gef«»k"'- 4eider wurdcn die

beiden letztcrcn Alterthnmer durch d«s

Ausqraben, wobei, wie so oft, dic gcbuy-
rende Vorflcht mcht angewcndet wordcn
ifl zertrümmert; die einzclncu Stucke
qeben aber nvch ein hinreichcudes Bild
des Ganzen imd der schöncn Arbeit. Es
„nterliegt keinkin Zweifel, daß die Fund-
stücke rvmischen Ursprungs sind, und
es ist Wahrscheinlich, daß sie einem rö-
mischkn Grabe, und zwar, da auch keine
 
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