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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0329

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Heidelberger Tagblatt.

srr 7«.

irrschemt, Mvntags anSgk»»mm° ' ' ^

lich. Preis mitUnterhnltm-g-b-att

jcihrtich »-> _

Tonntag, 27. März

Jnscrtlvnsgcbiihrrn fiir dic Uspaltigr Pk'
titzcilc oder deren Ranm werden mit l-



^ Rückblick.

Wenn wir iin lctzten Artckel d>'cuelgiiche

.Haltung Dcutschlands a-s

res curopaiicheii F>''' Stimiiiunq

.st dieses durch Vw fn durch

u" ??"^^^^er>icksichtlcluiig, Ivelche dic

Presse ^cutsck'7a"ds in eden dicsen Notcu,

freilichV'icht zu ihrem Lobe, erhalten hat,

beiiätiat wordeu.

ch-ie Zurcchtwcisnngen, wvmit die fran-
rvsische^Prcssc uns bedachf hat, dic Be-
mühuugc" dcr Diplomatic des Kaiser-
staates, durch die Regicrungcn, bci wcl-
che„ üc beglaubigt ist, ans die deutschen
Zeitschristen mildernd und vcrsöhnlich ein-
zuwirkcn, Bkiniihungen, die in den kleinen
Staaten wenigstens uicht ohne Wirkung
qebliebeu zu scin scheinen, zielcn, so wird
wcnigstcns vcrstchert, dahin, daß die im
Vcrborgcneu aufkcimende Friedenspalme
nicht iu ihrer ersten Entwickluug wieder
verkiiuimcrn soll.

Was fcrner von der Scuvuiig des Lord
Eowley verlantct, steht den Bcrichten
der Wicncr Dlättcr, daß ste geschcitcrt
sei, schnurstracks entgcgcn.

Mag auch der Wortlaut der ueuesten
russischcn Depesche sciu, welchcr ev wolle;
das ist für gewiß anzunehmen,
daß ihre Folge ein Friedenseon-
greßsei n w ird, wahrschcinlich in einer
'prcußischen Stadt des Rheingebietes.

Abcr biü dcrselbe zusammcnkommcn wird,
könncn Wochcn, sa Monate vergehen; jede
Stundc abcr kann in cincr Zeitlage, wic
die gegenwärtige, neue Verwicklungcn brin-
gen. Es kaun die Verirrung einer Pa-
trouillc, cs kann cin zufällig losgchender
Schuß eiuen Zusanimenstoß^dcr öflerrei-
chischcn unv sardinischcn ^ruppen zur

Folge haben, . . ^

Aöer es wird ökl ^u^ammen-

stoße t'le.bcn, ohne daß das nbrige Europa
erschüttert wird.

Wahrschei'nlich aber bleibt auch dieser
außer dem Bereiche dcr Wirklichkcit.

Da Oesterreich m den Kongreß einge-
willigt und so seinc eigene Erbitterung
und das Drängcn der kricgslustigen Partei
dem allgemeinen Wunsche ,,„ch F,icdeu
untergeordnet hat, wird eine Entfcrnung
der beiderseitigen Truppcn von dcn Gren-
zen die nächste Folge sei», wcnn sie auch
nicht schon eingetrossen ist.

Dann wird 'also den Faden abzuwickeln
das Geschäst der diplomatischen Parzen

sein, deren Zahl diesmal abcr nicht die
doppelte Drcizahl, svndcrn die Füufe
sein wird; nicht die böse Sieben, wic
cinc Partei in Jtalicn wohl gewünscht
hat. Von diesen Fünfen aber stnd drei
enrschicdcn für die Erhaltung des Friedcns.
Rußland, weil eS ihn zu seiner inneru orga-
iilsatorischen Entwickluna bcdarf; England,
Weil es einerseits dic nämlichen Wünschc
schon auSgesprochen hatke, deren Erfülluug
Frankreich zu einein Kriegsfall machen
wollte uud andcrerseits die Möglichkcit
abzuweiiden berufen ist, daß in cinem
Continentalkriege Fraukreich wiedcr eine
Stellung erlange, welche unabsehbarc Ver-
wicklungcn nach sich zöge.

Preußcn eudlich, wcil es bei' einem sol-
chen Kriege sich zunächst gerade in jenen
Besttzungen bedroht sehen müßte, welche
zucrst zivar gegcn seinen Willen und gcgen
seiu.Jnteressc im Jahr 1815 ihm zugetheilt
wurden, wclche aber jetzt durch die Eisen-
bahn-Netze von dem Stammlande nicht
mehr getrennt sind und in ihrer Stimmung
keine Disharmonie mehr mit der allge-
meincn Stimmung in Preußen bilden.
Wir glaubcu daher auch zum Schlussc
diescs.Artikels, wie der bciden letzten aus-
sprcchen zu dürfen: DieDinge neigen
znm Frieven.

D e n t s ch l a n d.

-Darmstcsdt, 24. März. Das heute
krschicnene „Regierungsblatt" publizirt das
auf dem lctzten Landtage mit den Ständen
verabschiedete Gesetz über die Verant-
w or tli ch kci t der Geme inden fiir Ver-
lctzungcn und Bcschädigungcn in Folge von
Zusaiiiiiicnrottungeii.

Ltuttgart. Jm Oberlande fallen
die Futterprcise überall. Bei Laupheim
z. B. zahlt man den Centner Heu nur
noch mit l fl. 30 kr.

Würzbura- Es kursiren falsche Laub-
thalcr aus miiiderhaltigcm, vierlöthiqem
Silber, 36 kr. werth.

MÜncken, 23. März. In der heu-
tigen Sitzung der Abgeordnetenkam-
mer verlas der Präsidcnt ein an ihn so
eben eingetrvffcncs Schreiben des k. Ober-
ceremonienmclsters, Grafcn Arsch, dcs Jn-

halts: „durch atterhöchstcs Signat sei der-
selbe beauftragt, dcm Präsidcnten zu er-
öffnen, daß anf die am 16. d. geschehene
Amneldung zur lleberreiHmig ejnxx von
der Kammer beschloffencn Adresse Se.

Majestät sich nicht in ver Lage
bcfändcn, dicselbe entgegenneh m e n
zu könuen, nachdcm durch dcrcn Vervffciit-
lichung sie bercits zu allgeinciuer Ke„nt-
niß gclaugt und Gelegenhcit gegeben se,,
ohnehin Einsicht von ihr nchmen zu kön-
nen." Unter dem tiefen und schmerzlichen
Eindruck, den diese Mittheilung hcrvor-
rief, fuhr dcr Präsidenk fort: er halte es
für ungeeignet und unehrerbictig, irgend
eine Bcmerkniig hier anzukiiüpfen; aber
zur Rechtfertiguug dcs Ganges in ver
Behandlung diescr Angelegenheit sei er
genöthigt zwci Umstände zu konstatiren:
1) daß die sämmtlichcn Minister schon
mit der Einlavuiig in die geheimc Sitzung
vom 15. aukvgiaphirteAbschrift des Tenors
des Adrcßcntwurfs erhiclten, 2) daß die
öffentliche Vcrlesung der hierauf beschlosse-
nen Adresse in der Sitzung des 16. mit
Znstiminung saiiimtllcher Minister geschah.
Unmittelbar nach dieser letzteren Sitzuug
sei dic Anmcldung bei dcm K. Obercere-
monienmeister, ebenfalls unter Mittheilung
ciuerAbschrift dcrzu überreichcndcn Adressc,
crfolgt. — Von den Ministcrn war heute
nicht ciu cinzigcr anwesend: sie hätten sich
überzeugeii könncn, daß die Wirkung die-
scs Entschlusses ein tiefcr und unverholener
Schmcrz war. - Die Kammcr dcr
Reichsräthe ist heute, nach einer so
encrgischcu Diskusston. wic sie in diesem
Hause wohl kanm noch vorgekommen, ven
sämmtlichen Verwahrungen der Abgeord-
neten gegen die Etatsüberschreitungcn bei-
getreten.

Bcrlin, 23. März. Jn unscreiu Ab-
geordnecenhause hat der Haiidclsminlstcr
am Sonnabcnd bei Berathung der Eisen-
bahnveri' altung »ach dem Gesctz von 1854
einc empfindlichc Nicderlagc erlittcii. D,e
Kammer erklärte mit großcr Niajorität,

daß die Eisenbahnsteuer »nd ihre Ver-

Wendung zuin Ankauf von Eisenbahnaktien,
nm diesc endlich särnmtlich in die Hände
bes Staateö z» bringen, aufgegeben sei.
Eine andere Niederlage wandte der M>"
nister am Montag dadurch ab, daß cr

sich bereit erklärtc, die den Nealschulen

durch seine Defchle entzogenen Rechte hcr-
zustellcn. Die Stellung des Herrn von
der Hepdt ist jedoch schon seit einiger Ze,t
so schwankend gcworden, daß »>an semen
baldigcn Nückzug aus dcm Staatsministr-
rium annimmt.' Auch den Justizminister
erwarten lebhafte Angriffe bci der Budget-
dcbattc, und auch von ihm wird ange-
nommen, daß er sich zurückzuziehenwünscht.
 
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