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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0189

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Heidelberger Tagblatt.

sr 36.

Erscheint, Mont-gS »uSg'n°"men , t g

lich. Preis miNln,cr»°l'unsSbl°" b'«lel-

j-ihriich ^<> 'b'

Samstag, 12. Februar

Jnsertionsgebühren fiir dic 3snn,«„b P.,
titieile o»cr derrn Raum wcrden mit
berechnet.

18ÄS

Die Thronrede

des französischen Kai sers

liegt jetzt shrcm Wortlan^ nach^ zur B^-

urthcilunq vor. Es -st ^dcrlun nicht

leicht dic Licroalpphe-'schnst dcs Äai,ers

.7^ '. - ^einc Rcdcn haben immcr

dem einen oder an dem andern
vackt kommt wan zur Fll'edenszuverflcht
oder zur Kl'cgsbefurchtung. Das Beste

ift imincr bcidc zu fasten, wobci freilich
am Ende nur ein allgcincines Mißtraucn
c,ls Europas erstc Pflicht dcr übrig-
blcibende Niederschlag sein wird. Wer
kin Kriegsmaiilfest in der Thronrede er-
tvartete, für den mag sie wic ein Wiegen-
lied klingcii. Der Kaiser „hofft ja, daß
dcr Friedc nicht gestört werde", er bcklagt
dic periodischcn Entmuthiguiigcn, ohne sich
darüber zu wundern, daß dcr durch lange
Rcvolutionkn erschüttcrte pvlitische Glanbc
der Nation noch nicht wi'eder gewonnen
sei. Hiergegen werden die Andern sagen:
das eben miißte die Absicht scin, dem er-
regten Europa ein Schlaflied vorzusingen,
daß cs skch die Mütze wieder über die
Ohren ziehen lasse. Dcr Kaiscr habe cs
gar nicht nöthig gehabt, kricgcrische Worte
auszusprechen, da erder friedvcrheißendcii
Thronrede i!aguerroni«res Manifest voran-
geschickt habe, ein Doppelspiel, welchcs
ganz dem vor dem Staatsstreich einge-
haltenen entspreche. I«, wenn cr ein
xlarrs Wort von der Anerkennung der
europälschen Berträge oder von dcr Ein-
steüung der Rüstungen gesprochcn, wenn
xr greisbare Zu,agen statt allgemeiner
Wortk gegkbcn hätte, wenn das kriegerische
Handeln der Regierung statt dei- Angst
des Publikums dcsavouirt worden wäre
dann könnte MäN etwa dcn friedlichei.
Charaktcr dcr Thronrede zugeben. Abcr
hiervon schwklgt der Kaiser abstchtlich und
stellte sich an, als wüßtc er Nichts von
der wahren Quclle der Furcht des Pu-
blikmns, vvn dcn Rüstungen, als wüßte

er nur von der allgemeinen politischen Ent-

muthignng. Mlßtrauen als dl'e erste Bürger-
pflicht braucht man jetzt nicht mchr kinzu-
schärfen; der Jan. 1859 hat Frankreich das
Vertrauen des übrigen Eurvpa fast unwlder-
bringlich cntzogen; und für Ocsterreich ist
dies ein großer Gewinn. Zur Beruhr'gung
der Völker und zur gedethltchen vertrauens-
oollen Wiederaufnahme ihres mühevollcn
Tagewerkes gehört das zweite, daß man

wisse: eiii ungegründeter Angri'ff aufOester-

reichs Rccht von 1815 würde Dcutschland
rmd England auf der Scite des lctztercn
findeu. Daun wird allerdings, dics darf
aus der im Allgcmcinen doppeldciitigen
Thronrcde mit Fug gcschlosscn werdcn,
dic Ruhc gcsichert bleiben; wenn die fran-
zösischc Thronrcde von der europäischen
Politik praktisch ,n di'esem Sinne aufge-
saßt wird, dami wird ssc den Frieden im
Gefolge haben. Ohne diescs bcjchränkt
sich ihrc sricdliche Bedentung darauf, daß
sic noch nicht das offizielle Kriegsprogramm
gcbracht hat.

D

eutschland.

Karlsruhe, 10. Febr. Das heute
crschicnene Regieruugsblatt Nr. 5 cnthält:

l. Unmittelbare allcrhöchste Entschlie-
ßungen Sr. Königl. Hoheit des Groß-
herzogs. 1) Erlaiibniß zur Aunahme
eknes frcmdeii Ordens. Se. Königl. Hoh.
der Großhcrzog habeu Sich aüergnädigst
bewogen gefunden, dcm Kammerherrn und
Hofmarschall a. D. Frhrn. Röder v. Diers-
burg die untcrthänigst nachgcsnchte Er-
laubniß zu crthcilcn, das ihm von Sr.
Königl. Hoheit dem Großherzog von Heffen
Verliehene Chomthurkreuz dcs Ordcns Phi-
lipp des Großmüthigcn anzunehmen und
zu tragen. 2) MedaillevcrleihilNgkN.
(Schon mitgethcilt.)

III. Verfügungen und Bekanntmachungen
der Ministcricii. 1) Bekanntmachungcn
des großh. Ministeriums des großh. Hauses
und der auswärtigcn Angclegenheiten:
u) Die Errichtiing cincr Telegraphen-
station in Eberbach betreffend. l,) Den
Bau fortisikatorischcr Anlagen bei der
Eiseubahnbrückc über dcn Rhein bei Kehl
betreffcnd. 2) Bekanntmachnng des großh.
Iustlzmiliisteriums: Die Anwaltschaft des
Rcfercndärs Alerander Fürst von Mann-
heim betrcffend. (Wohnsitz: Hcidelbcrg.)
3) Bekanntmachiingcn des großh. Mini-
sterimns dcs Innern: -») Die Staatsge-
nehmigung vou Stiftungen betrcffend. k)
Die Staatsgenehmignng von Stiftunqen
im Unterrheinkrcis bklreffend.

III. Todesfällc. Gestorben sind: Am
19. Dez. v. I. der Amtsarzt Sanerbeck
in ?örralh< Am 30. v. 8R, der Bezirks-
baumcister Baurath Dyckcrhoff in Mann-
heim. (K. Z.)

T Ans dem Obcraintsbezirk Heidet-
berg. Die Anerkcnnung, wclche dcm
Hrn. Rechnungsrath Wvlf in dcr Frci-

burgcr Zcitimg von Emmendmgcn ans
zu Theil gcworden ist, hat hicr ven vollstcn
Anklang gcfimdcn. Auch IN uusereni Amts-
bezirk 'hat ma'i die Bicdcrkcit „nd ge-
wisscnhafte Thätigkcit keiiucn und schätzeii
gelcrnt, mit der Herr Wolf neben der
größtcn Anspruchlosigkcit und Frcundlich-
keit sein Amt verwaltet. Wenn das
Rcchnungswcscn der Gemcindcn des hie-
sigcn Bczirks i'n bestcr Ordnung ffch be-
sindct, so hat Herr Wolf hicbei wohl das
größte Vcrdicnst. Möge er noch recht
lange den hicsigen Amtchgenossen cin freund-
lichcr Rathgcber seink

Mannheim, 10. Febr. Die gestrigc
Aufführung des Pntlitz'schen Schanspiels
„das Tcstament des großcn Kurfürsten"
crrcgte bei dcn betrcffcnden Stcllcn na-
tionalcr Emphase in Berücksichtigung der
Zcitverhältniffe das Jntcreffe des Publi-
kums in hohcm Grade. - Lange anhalten-
der, lcbhafter Applaus solgte jcdcr cin-
zclnen Acnßerimg des Patriotismus.

(M.J.)

Vonr Schwarzwald, 10. Februar.
Dic Kricgsgerüchtc haben anch in unserer
Gcgcnd sehr imangenehm berührt; dcr
bedcutcnde Holzhandcl, nach Frankreich
besonders, dürstc durch längcres Anhalten
dieser schwankendcn Zustände in Stockung
gerathen. Der Schwarzwald ist mit fast
allen Ländcrn in Berührung, weshalb er
auch an aücn Weltereigniffen so rcgen
Anthcil zu nehmen hat. Sclbst in unserer
holzreichcn Gegcnd sind die Preisc dcs-
sclbcn schr hoch; cin Klafter Tanncn-
holz kommt zuweilen auf 10 fl. ,

Frankfurt a. M., 8. Fcbr. Unscre

Börsc hat die französische Thronrede un-
günstig ausgelegt: es sind sammtliche
Kursc gefallen. Gcstern HE" ei-

iiige Matadore, namcntlich RMHschlld,
auf.Grund von Pariscr Rachnchten sehr
grvße Einkäufe qemacht, oyne jedoch die
Kurse dadurch hcbcn zu konnen. Es sind
bcdeiltcndc Smnmen veiioren gegangen.

Müncken, ^ alle Kaval-

lerie- und Artiüerie-Regimenter ist Befehl

ergangen, so vwl Fvmage anznkaüfcn,
als die verfügbaren Räumlichkeiten zu
kassen vern'ögcn.

8. Febr. Der Ehef deö
K 'Gcneralquartiermcisterstabs, General-
licutcnant v. d. Mark, ist he»te Morgen
von hier nach Berlin abgercist.

München. S. Maj. der König hat
wicder eine Reihe von Bewilligungen aus
der königlichen Kabinetskaffe vollzogen, und
 
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