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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0451

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Heidelberaer Tagblatt.

sr ißßer

Srscheint, MoiitaaS -nSg'n"""'",'

lich. Preis rnitUnterhaltungsbla

jährlich^36 kr. _

Mittwoeh, L. Mai

Jnsmioiisgrrührkii sür die Zspawab Mx,
littcile rder dereii R-mm werden iiis,
berechnet.

1839

Der Art. 46 der BZiener
Schlußakte

Dieser Artikcl bestimmt, daß'weunein
deutschcr Bundesstaat aus Anlatz scincr
außcrdcutschcn Besitzungen mcn Kncg
beginnt, dieser die ^ntc'cffcn und Ver-
pflichtungcn dcs dcutschcn Bundcs mcht
bcrührcndc Kricg dnn Bunde frcmd bleibt.
Es kann dcm blodcsten Auge kaum cnt-
gehcn, daß eüi Kneg, der für Erhaltung
dcs curopälschcn ^erritorialbestandcs und
der europäischen ^Ltaatenordnung aegen
frcchc Naubgier und Umsturzgelffste ge-
führt wird, die Jntereffen und Verpflich-
tungen auoerer lLtaaten nicht berühre.
Namentlich der deutsche Staatenbund hat
schon durch seine ilage im Herzcn Europa's
sowohl Intcresse als Vcrpflichtung, in ei-
ncm solchcn Kampfe auf Seite Dcsjenigcn
zu stehcn, der für die Rechte und das
Besitzthum Aller in die Schranken tritt.
Wenn heute, was Gott verhüte, der östcr-
reichische Kaiserstaat im Kampf für seinc
ltalienischen Besitzungen untcrläge, der
übcrmüthige Sieger vor dcn Thorcn Tricst's
und des dentschcn Küstenlandcs stündc,
wic zweifeln sehr, ob die staatsweiscn
Publicistcn ihn durch ihrc qelchrten Ab-
^ dcutsches odcr nichtdeut-

Z^ereffc und durch Berufunq auf
d»e Wiencr Schlußakte vo,n Anariff auf
unser dcutschcs Bundcsgcbiet abzuhaltcn
vermochtcn. ^ctzen wir dcn skall daß
Preußc" »> seincin Großherzoathum Posen
von einer ahnl.chcn Gefahr, wlc ietzt
^^stcrre-ch m ^talien, bedroht nntr- und
virscr Gefahr durch eincn krüftigcn Hff n-
sivstreich vorbeugen m.ißte. Was wü!de
man in Berlm dazu sagen, wenn Oester-
„ich -md das ubr.ge Dcutschland mstützt
e,„f vcn Art. 46 der Schlußaktc, dcn
Bruderstaat im Kampfe allcin stchcn lassen
wolltcn, wähnend, es sci immer noch Ze,'»
einzuschreitcn, wenn einmal dcr Feind vor
den Thoren Breslau's oder Berlin's stünde?
Wir erinnern hier an den Konflikt Preu-
ßcns mit der Schweiz im Zahre 1857.
Damals handcltc es sich von keinem deut-
schen Bundesgebict, nicht einmal von preu-
ßischem Staatsgebiet, blos von der über-
dies seit 9 Jahren faktisch aufgegebenen
nominellen Souveränetät dcs preußischen
Königshauses über ein entlegenes Stiick-
chen schweizer Erde. Wcnn je §on-
fl-kt dcn Jntereffcn und Verpfl,'cht„„gx„
Dcutschlands fern lag, fo war cs diescr.
Und gleichwohl fand man es in Berlin

ganz selbstverständlich, daß die süddeutschen
Bnndcsstaatcn ihr Gebiet zum Durchmarsch
und zur Aufstcllung der gcgen die Schweiz
feindlich operirenden preußischen Truppen
hergebcn sollten, „nter Aufopferung ihres
so wichtigcn und geradezu unentbchrlichcn
Handcls- und Erwerbsverkchrs mit den
schweizcrischen Nachbarn, und auf die Ge-
fahr hin, sich sclbst und dadurch auch den
Bund in Konflikt mit der Schwciz, ja
möglichcr Weise mit Frankreich zu ver-
wickeln. Wir erinncrn hieran wahrlich
nicht, um Bitterkcit zu erwcckcn; das
wäre im jetzigen Augcnblick mchr als un-
patriotisch. Haben ja einflußrciche und
verbeitete Organe der preuß. Presse i'n
den letzten Tagen das Recht und die Ver-
pflichtung Oesterreichs z„ dem anderwärts
so hart getadelten Vorgehcn mit aller
Entschikdcnheit ancrkannt. Die Wendung,
wclche übrigens die Sachcn seit gestcrn
genommen, muß auch dcn lctzten Zwcifel
beseitigcn. Während Ocsterreich selbst nach
Vcrwerfung dcs Ultimatums sein offensives
Vorqchen verzögcrte, «m noch cinen Ver-
inittlnngsvorschlag zu prüfen und zu ge-
nchmigen, i'st cs Frankreich, das diesen
Vermittlungsvorschlag schnöde abweist.
Frankreich ist es, das, noch effe ci'n öster-
reichischer Soldat den sardinischen Bodcn
bctreten, mit seincr Hccresmacht dort ein-
qerückt. Unddie erste That, in welcher „die
civilisatorische Mission" Napoleons I-».
sich der Wclt kundgibt, ist der Ansbruch
einer offenbar von langer Hand angezettel-
tcn Militärrevolte in dem mit Ocsterreich
erbverbrüdcrten Toskana, die Vertrcibung
dcs Souveräns, die Empörung im Mo-
dcnesischen. Möge daher Dentschland einig
und entschloffen dcm Brudcrstaate zur
Seitc stehcn. Ein vereinigtes Oester-

rcich - Preußen - Deutschland hat

nicht den Frieden zu cmpfangen, es hat
ihn zu diktiren, und wenn es sein muß,
niit dem Schwerte. Kcin Autokrat im
Ostcn oder im Westen, selbst kem Bund-
niß dieser bcidcn Antokraten kann diesem
Bunde etwas anhaben, dcr sich überdieß
aus den Beistand und die Unterstützung
aller europäischen Staaten verlassen darf.

Deutfchlan-.

Heidelberg, 3. Mai. Den neuesten
Nachrichten zufolge hat der deutsche Bund
die Mobilmachung des achten Armce-
korps beschlossen.

Mannherm, 2. Mai. Unscre qestcru
bcgonnene Maimeffe gewährt gerade kei-
ncn crfreulichen Anblick. Ein großcr Thcil
der Vcrkaufsbuden ist nicht bezogcn und
sclbst mchrcre Plätzc, an dencn sonst Buden
errichtet wurden, sind lccr. Diese That-
sachcn bckundcn, daß sowohl von Seite
dcr die Meffe beziehenden Handelsleute,
als von Seite dcr Vermiether der Ver-
kanfslokalitätcn weni'g Vertraucn zu einem
lebhaften Geschäfte vvrhanden ist. Der
heute und morgen stattsindende Pferds-
und Rindviehmarkt kommt sciner seit vielen
Jahren anerkannten Bedcutung auch nicht
imgeringstennahe. Die bedeutendsten Pferde-
händlcr Wolf, Fränkel und Heß haben
zusammcn 24 Luruspferde am Markt.

Vom badischen Mittelrhein 26.
April. Schon frühcr wurde bestimmt, daß
der Sitz dcs Bczirksamtes Rastatt nach
Gaggenau verlegt werde. Auch das dort
befindliche Lyzcuin muß Rastatt verlassen
und wird dasselbe cntweder in die Stadt
Baden übersiedeln oder vorübergehend auf-
gehoben werden.

Wiesbaden, 30. April. Die Kriegs-
erklärung Oestcrrcichs an Sardinien wurde
hier, als unvermeidlich, mit Enthusiasmus
aufgmommen. Man ist in allen Schichtcn
der'Bevölkerung zn den gröfitcn Opfern
bereit; die ersten Famllien des Landes
stellcn ihrc Söhne freiwillig.

Stuttgart, 27. April. Der „Staats-
anzeigcr" bringt folgenden bedeutsamen
Artikel: „Es taucht hin und wieder das
Gcrücht auf, daß entgegen der Bnndes-
verfaffung kcin Bundesfcldherr crnannt
werden soll, sondern die vier Armeckorps
dcr rein deutschcn Staaten nnter eine
preußische und österreichische Armce ver-
theilt werdcn sollen. Dicsc Maßregel,
gegcn die bestiinmten Verträge dcs Bundes
gerichtet, würde auf die Re.ql'erungen; so-
wie auf »hre Truppen dcn nachtheiligsten
Eindruck machcn. (?) Wcnn der deutsche
Bund beschließt, seine Arnice auf den Kriegs-
suß zu stcllcn, so kann es nur im dcutschen
Jnteresse scin; »ur m dieser Gesinnung
kann man dem deutschen Volke so grdße
Opfer zumuthcn und jedc andere Absicht
könnte nur von unabänderlichen nach-
thciliqcn Folgc» sein. Wir wollen also
an solche Berabredungcn nicht glauben
und das Bcste für unser gcmcinschaftliches
dcutschcs Vaterland hoffen.

Stultgart, 2. Mai. Die Kammer
votirte einstimmig die Einberufung der
Landwehr, die Zwangsremontirung und
 
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