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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0633

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Heiöelberger Tagblatt.

N' L«7.

jährUch »«

Sonntag, 26. Juni

JnsertionSgkbuhren fur d.e Upaltwr Pe.
litikile «der deren Rau», werden m>t /,r
berechnet.

1859.

Telegraphische Depesche

Paris. Frcitaa 24. Nachmittags.
D>e „Patrie" mclvct daß 4000 Mann aus
Alg'er in vcm AdriatLschcn Mccr crwartct
werden. Jhre Einsch>ff»ng habe bereits

begonnen/ . „

Der Kaiser Napoleon machte gestern
Mi't dcm Kvnig Biktor Emanml ei'ne Re-
kognoszirung a»> Garda-Sce.

Aus dcn Verhandlungen zwischen
Oesterreich und Preußen.

Jn dcn Verhandlungcn der bei'den deut-
schen Grvßmächte. nehmcn namcntlich zwci
Momcnte eine hervorragcnde Stelle cin:
die Mission dcs Erzherzogs Albrecht und
die des Generals Willisen. Dcr Erz-
hcrzog Albrccht hatte zwei Mi'ttheilungen
,» Dcrlin zu machcn, eine in Betrcff des
Oberbcfchls des Bundeshecrcs, die andere
in Betress eincs evcntucÜ an Sardinicn
zu richtenden Ultimatums. Zucrst bot er
Preußen die.Stclle des Obcrbundesfeld-
herrn an; nach einigen Tagcn jedoch cr-
hielt er von Wicn die Wcisung, folgendcn
Vorschlag^u niachen: Oesterreich wollc in
Deutschland 200,000 Mann aufstcUcn; dcr
Kaiser von Ocstcrreich aber wiinsche diese
Armee, wclchcr die süddeutschen Armce-
korps (7. und 8.) zugetheill werden möch-
ten, sclbst zu befcbligcn; Prcußcn dagegen
möge dcn Obcrbefchl übcr seine eigcncn
Truppen und die der übrigcn nord- iind
mittcldeutschcn Staaten (9^ und 10. Re-
servedivision) übcrnehmen. Prcußen fand
diesen Antrag zwar nicht den Vcstinimun-
gen der Dundcsakte entsprcchend, stimmte
jedoch zu, daß dicser Vorschlag dcn an-
dern Staaten mitgetheilt werde. Er ward
aber von Baycrn und Württcmberg, als
nicht der Bundesakte konform, vcrworfcn.
Es fehlte sonach emc Grundlage zu gf-
mernschaftlichein Vorgehcn. Erzhrrzvg Al-
brecht brachte ftrnrr jUd Sprache, daß
Okstcrreich/ UNI der auf 'H'N lastcndcn
Ungcwißhcü zu eutgchcn, »nd Anbe-
trac^ der sardinisch^ und ftanzösischen
Rüstungen, sich cvkntueü genöth'gi fthcn
könnte, an Eardinicn ein Ultimatum zu
stellen, und zwar etwa b,s zum 30. April.
Preußen drang in den Erzherzog, jaNichts
zu nbereilen, da es hoffk, ,nit England
noch vor jencm Tcrmin Grundiagcn fcst-
zustellen, auf welchen der Fri'cdcn crhalten
werden könnc; Preußen glaubte, da mitt-
lerweile auch der letzte engltsche Vorschiag

einlicf, in dem abrki'scnden Erzherzog ei'ncn
Fricdcnsbotcn schc„ zu dürfen. Erzherzog
Albrccht reiste am 20. von Bcrlin ab;
am 21. uzgchte der vsterrcichischc Gcsandtc
die Mittheilung, daß das Ultimatum am
19. an Sardinien überqcben sci. Sol-
chcrgcstalt konnte keine dcr Sciten der
krzherzogll'chcn Missivn eine Grundlagc zu
gcmcinsamcm wciteren Vorqehen der bcrden
dcutschcn Großmächte abgebcn.

Spätcr ward General Willisen nach
Wie» geschickt, um sich mit Ocstcrrcich
iibcr dic von Preußcn an Frankreich z»
richtende Note zu vcrständigen. Preußcn
erklärte, für den östkrreichischcn Bcsitz-
stand in Jtalicn ei'ntrctcn zu wollcn; cs
sprach zngleich an Oesterrcich dcn Wunsch
aus, eine Rcvision dcr vstcrreich. Verträge
mit dkn üalienischkn Staaten vorzunchmcn.
Oestcrreich erwiederte, seine Auffassung
über dic Bedcntung des Kriegcs sei cine
andcrc; es fti ein Krieg, unternommcn
im Sinne der Rcstauration; man müffe
daher als Zi'cl festsctzcn, daß das König-
reich Sardinien unschädlich gcmacht wcrde,
daß es scine Verfaffung abschaffe und
nicht wicder einführc; die Verträge mit
den andern üalienischen Staatcn scicn
aufrecht zu erhalten. Preußcn glaubte,
wenn es auch dr'e Rechte und dcn Besitz-
stand Oesterreichs, somit das bestchende
Glcichgewicht aufrecht crhalten wolle, doch
nicht (sclbst ein koiistüuti'oiieller Staat) in
die inncrn Konstitutionen andcrer Staaten
sich inischen und für dicsc Zwcckc Prcußcns
und Deutschlands Kräfte nnd Blut ein-
sctzen zu dürfcn. Auch dicse Mission zcigte
somit so vcrschikdcne Auffassung bei den
beiden Großmächtcn, daß cin vcreintcs
Vorgehcn unmöglich blicb. Preußcn blicb
untrrdeffcli nicht müßig; es beantragte
Kriegsbercitschaft dcs Deutschen Bundcs;
cs war aber gegen voreilige Aufstcllung
eines Obscrvatiouskorps, denn u»'t »nfer-
tigen und nicht vollständi'g ausgerüstetcii
Aftncrkorps ri'chtct man durch eine Ab-
sendung an die Grenze so wcnig aus,
als zu Hanse; man verzögert damü nur
die wirkli'che Volleudung. Es hat nun
scchs Armcckorps mvbil gemacht, h. h
diesc sind in Wirklichkcit vollständig marsch-
bereit. Die Trupprn der übrigcn deutschcn
Staatcn nähern sich mchr odcr wenigcr
jcncr Marschbcreitschaft. So stehxn 'die
Dinge heute.

Vom KriegSschaupkatz.

Uebcr de» Vormarsch dcr vcrbündcten
Armec gegcn den Mmcio tragcn wir fol-
gendcs nach: Die „Gazz Piem." enthält
folgcnde amtliche Mittheilung: „Am ii.
Zuni rückte die Armce des Königs auf
die Adda; die Ocstcrreicher hattcn Mor-
gens Vagrio geräumt und sich über Tre-
viglio in der Richtung auf Mantua zu-
rückgczogen. Noch a» demsclben Morgen
rücktcn die Truppen Sr. Maj. in Vagrio
ein nnd stcllten die Brücke, wclche dir
Ocsterreichcr unbrauchbar zu machen ge-
sucht hatten, wieder her. Bci Sonncn-
untcrgang lagerte dic jüngste Di'vision jen-
scits Cauonica. Am solgendcn Tagc gingen
dic vier andern Divistonen übcr die Nidda,
zwei über die Brückc bei Vagrio, die zwei
andcrn über cine bci Drezzo geschlagene
Schiffbrücke, wozu das Material von Lago
di Lccco geholt worden war. Hierauf
nahm die Armee am Serio Stellung.
Brcscia wurde von den Oestcrreichern
untcr Zurücklaffiing vvn 17 vernagelten
Kanoncn gerüumt.

Die „Ällg. Ztg." thcilt einen Bericht
übcr das Gefecht bci Castelnedolo
mit, wclchcm wir Folgendcs entnehmen:
„Dcn 15. Juni Morgens wnrden die Vor-
postcn dcr Truppcndivision des Feldmar-
schaU-Licutcnants Frhrn. v. Urban bei
Castelnedolo von dem Garibaldi'schen Korps
angegriffcn. Es entspann sich cin hcißer
Kampf, an dcm sich die Brigade Rup-
precht und Major Eckert bcthciligten, um
so mchr, als der Angreifcr diescn Trup-
pcn die Nückzligslinie nach Montechiarv
abschneiden wollte. Nach vier Stunden
hartnückigen Widerstandcs vo» Seücn Ga-
ribaldi's dcr aüc Cascinen dcr Ilmgegend
besctzt hatte, wurde cr total >'n die Flucht
geschlagen, zog sich nack, Brescia zurück
und ließ vicle Verwundctc unv Gefangene
>n unsern Händen. Trotz dcr lokalen Vor-
theile, die Garibaldi mü seincr Schaar
für sich hatte, gc'ang es den, Major veS
Gkneralqilarticri»c>sterstabs Baron Bour-
quignon, einc Umgchung gegen El'liverghe
mit dcm dritten Bataillon Raincr-Znsan-
terie einer Schwadron Haller-Husaren und
cineni Zug Geschütze zu bcwirkcn, die
fcindliche reguläre piemontcsische Reserve
anzugrciftn und zu zersprengen. Ebenso

wußtc» sich Major Graf Welsersheimb
und Major Schmidt, crsterer mit einelq
Bataillon Rainer-Znfanterie, lctzterer mit
dem ersten Bataillon Zobel-Jnfanterie,
 
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