Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

DOI Kapitel:
März
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0321

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger Tagblatt.

M 71. ^SLSSSSW^: .-xrcitag , «. Marz

iäbrlich 36 kr.

Jnftrlionsgkbührrn ,ür diHlsOsHr ^

titzeile odkr deren Raum wkrden m,t L kr. 1

3«r Tagesfrage-

Die Börsenqerüchtc habcn d.eßmal Bv-
den qehabt; cin Konqrcß 'st angcbahnt,
angcbahn.t durch dic schcn'barc odcr wnk-
liche Initiativr Rußlands, wclä)es
M„ nstm M-t° --„-d-uch d°r V,r.

M-Ilschm L "ch'

lich vie Gcdcnkung dreser Wendung schon

ie«t wiirdigen, noch weniger ist es
inöglich, dcn Ausgang auch nur muth-
maßlich vorauszusagen. Der Zweck des
von Frankreich mit eincr gewissen Hast
angcnommenen Kvngreßvorschlags kaun ein
dopxeltcr sein, cntwedcr kann es darauf
abgcsehen scin, Frankreich die Brücke zu
eincin anständigen Rückzug zu bauen, oder
Larauf, ihm eine günstigere Stellung zum
Kriege gegcn Oesterreich zu vcrschafsc».
Die plötzlichc Initiative bes bisher so
zurückhaltcnden Rnßlands kann als ein
Akt frenndlicher Aushülfe an Frankreich,
wodurch Oesterreich von eincm grollenden
Gegner vor die Schranke cines curopäi-
schcn Tribunals gefordert wird, aufgefaßt
wcrden; sie läßt abcr auch die Deutung
zu, daß, wenn Frankreich wirklich zurück-
gehcn will, Rußland cs ist, welches ihm
am unverfänglichstcn die Brücke zu baucn
verinag.DiebekaiintcnAeußeruiigen,welche
in letzter Zeit offiziell und offiziös von
Par,s gckommen sind, duldcu ebcnfaUs die
zweifache Auslegung^ die Noten des Mo-
nitcur sind fricdvcrsichernd und heraus-
fordcrnd zuglcich gewesen. Von Rußland
wciß inan uicht, ob der Haß gegeu Oester-
reich oder der Wcrth der Verträge von
1815 schwerer bei ihm wicgt. Nach allen
Seiten zeigt somit die augcnblickliche Kvn-
junktur noch ihr bisherigcs doppeltcs Ge-
sicht. Glcichwohl dürfte die Bedcutung dcr
neuesten Wendung eben darin liegcn, daß
sie En tschiedenheit in die Lage brin-
gcn wird, ob nun der Kongreß wirklich
zusammentritt oder nicht, ob ihn Ocster-
reich annimmt vder ablehnt. Auf einein
etwaigrn Kongreß wird Oksterreich nicht
an sich iir ungünstiger Lage scin. Es wird
dic Verträge von 1815, deren ausdrück-
licher Anerkennung die französische Politik
bis jetzt tminer sich cntzvgen hat, zu neuer
Sanktion empfchlcn, cs wird, wenn man
von ihm die Löschung ltalienischer Ver-
träge verlangt, auch die Vorlegung und
Aufhebung des bekannten sardinisch.fran-
zösischcn Allianzvertrags fordern kvnnen.
Für die Vcrträge von 1815 irdenfalls hat

es Preußens und Englands Stimme, so-
mit die Mchrheit, wcnn dießmal Sardinicn
nicht zugezogen würde. Erwähnt wird lctz-
teres vvm Monitenr nicht; für das Gc-
lingen des Kongresses wärc cs gut, wcnn
endlich einmal 'der gleichberechtigten Zu-
ziehuug Sardiniens in den Nath Europas,
in wclchcm nicht nur ebcn so große Staa-
ten, z. B. Bayern, sondern sogar und
lrauriger Weise der deutsche Bund keine
Stimme haben, cin Ende gemacht werden
würde.

D e u t s ch l a n d.

Mannheim, 22. März. Auf dcn
Gülererpcditionen des hiesigen Eisenbahn-
Amtes wurde gestern ein Erlaß der
großherz. Direktion der Verkchrsanstalten
zur Eiusichtsnahme initgetheilt, wornach
Vcrscnderu, wclche sich auf Jahresfrist
zur Befördcrung eines bestiminten größern
Quantums Roheisen und Masseln
mit der Bestimmung für Augsburg und
wciterbin gelegene bapcrischeSta-
tioiien vcrpflichten, 35 Proc. Rabatt an
der Tariftare 2. Klasse, sowie für rohe
Baumw 0 lle in ungepreßten Ballcn
nach Baycrn bei größeren Versendun-
gen binncn eincr gcwissen Zeit einc Er-
mäßigung von 6 kr. an dcm Frachtsatze
von Mannheim nach Ulm gewährt wird.

Arankfurt a. M., 17. März. Heute
sind bie dahier in Arbeit stehenden kur-
hessischen Handwerksgesellen,
welche zur Reserve gehören, durch Befehl
dcs Kricgsministeriums für den 21. d. zu
zu ihren Fahnen einberufen wordcn.

Dresden, 23. März. (T.D.d.Fr.J.)
Das hcutige „DrcSdner Iournal" ver-
sichert, dem von Rußland beantragten
Eongreß scicn England und Preußen
jetzt beigetretcn. Als Versammlungsort
werde Gcnf bezeichnet.

Müncken, 22.März. (Sch.M.) Der
Landtag wird künftigen Samstag geschlvs-
sen, und fst mit diescm Akt der Verweser
des Finanzministeriums, Staatsrath v 0 n
Fischer, beauftragt.

MÜnchen, 23. März. (T.d.Sch.M.)
Die Annahme der Adresse jst von
dem König verweigert worden, weil ste
bcreits veröffcntlicht und dadurch Gelegen-
heit gegeben worden sri, Einsicht davon
zu nchmen.

Hannover, k9. März. Im Hof-
theater, wo gestern die Puritaner von
Bcüini zur Aufführung kamen, brach bei

dcr Stclle: „Wenn dw Trompeteii tönen
Eil' ich zum blutigen Strcit, Muthig dem
Tod entgegen, Für Freiheit «nd Vater-
land" ein wahrcr Beifallssturm los. Der
französische Gesandte, nach deffcn
Loge in dcm Augenblicke, wie auf Kom-
mandowort, sich alle Blicke richteten, ver-
ließ glcich darauf das Theater.

AuS dem Süden, 17. März. Immer
inehr stellt es sich heraus, welch ein ge-
waltiger politischer Mißgrifs für Oester-
reich der Abschluß des Kvnk 0 rbats mit
Rom war und. daß Oesterreich sich da-
durch ungemkin viele Gemüther in Deutsch-
land im höchsten Grade entfrcmdel. Aber
nicht nur, baß es die Bevölkerung in
Deutschland svwohl wie in seincm eigenen
Lande durch jene großen Konzessionen an
den katholischen Klcrus vcrlctzte, hat es
damit auch in Jtalien etwas gewonnen'f
Hat es sich die Lombardei nur im Ge-
ringstcn günstiger gestimmt? Laßt uns
sehcn, ob der Papst und die gesammte
italicnische Klerisei nur etwaS bie Anti-
pathie der Italiencr gegen dic österrci-
chische, Herrschaft zu mildcrn im Stande
scicn?' Wir vürften schwerlich zu weit
gchen, wcnn wir behaupten, vaß an der
gegenwäru'gen Lage gerade das Konkor-
dat nicht geringcn Antheil hat. Denn da
sich der Papst seit dem Abschluß deffelben
immcr mehr auf die Seite Oesterreichs
ncigle, so ift eö begreiflich, daß Frank-
rcich, vas sich in Rom so ziemlich aus
dem Feldc geschlagen sah, den österrcich'-
schen Einfluß in Mittelitalien cin- für

allcmal zu schwächen und zurückzudrängen

sncht. Gelänge es Frankrcich, den Papst
und die Könige in Mittelitalien überhaupt
seinem Einfliiß zu unterwerfen, so könnte
das Konkordat geradczu als Waffe gegen
Ocsterreich benutzt wcrdcn.

Wien, 17. März. Daß Fran kreich
dcm Köniqc Viktor Ewanucl femen Länder-
besitz unter aüen llniständen garantirt, be-
stätiqt sich, ebenso, daß es ihn gegen jedcn
agqressivcn Akt Oesterre.chs vertheidigen
wolle. Der wicht'gftc Punkt ist aber m
einem qeheimen Artikel enthalten, welcher
von der Abtretung Savoyens an Frank-
reich handelt. Sardinien würde aus d«ese
Provinz zu Gunsten Frankreichs Verzicht
leistcn, sobald cs mit Hülfe dcs Letzterm
in den Besitz der Lombardei gelangt sein
würde. (Jst leicht gefagt).

Wien, 18. März. «eit dem Beginn
dieses Jahres haben viele junge Männer
I aus Hannover, Mecklenburg und Sachsen
 
Annotationen