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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0531

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Heidetbertzer Tagbtatt.

Sk" 122.

jährlich 36 kr.

Domrerftag, 26. Mai

JascitionSgcbüIir,,! fm- die
,,„k °bkr °er.i N°,.m werbn.

Telegraphische Depcsche

Paris, 24 Mai Dcr Prinz Na-
poleoi, hat bei scincr Lanvung m Li-
vorno am Montaq cinc Proclamation er-
la„e„, worin cs hcißt: Dcr Kai,cr sckickt
wich auf die Al.ffordcrunq Euerer Ver-
treter, ven Kricq M.aen dic Unterdrücker
Jtalicns zu uutcrstützcn. Mcine Sendunq
ist cine ansschließlich militärische; ich
wcrdc mich »icht mit der innercn Organi-
sation deschäftiqcn. Der Kaiser hat er-
klärt, scin cinziqcr Ehrgciz sei, ein Volk
zu bcfrcicn und cr lassc sich hierin durch
kciu Familicnintcrcsse bceinflussen. Dcr
einzige Zwcck Frankreichs sci, cin so be-
frcundctcs und so ruhinrciches Volk an
scinen Gränzcn zu haben. Italien werde
sich nach freicin Ermessen constituircn, und
wcnn es eine Nation geworden, das Gleich-
gewicht Europa's befcstigen.

Piemonl.

(Deutsche Blätter.)*)

Mi't der Verwirrung der Begrissc ist es
schon wcit gckommen. Wie kommt der
L-taat Piemont dazu, von Oesterrcich zu
fordern, daß es die Lombardcn aus seinem
Verbande entlasse Zunächst sind das doch
Angclcgniheiten des lombardischcn Volkcs
selbst^ Seine Sache, nicht die cincs frcm-
den Staates ist cs, auf giitlichcm Wcge
oder mit den Waffen eine Ncugcstaltung
zu sordcrn. Wo ist dic sricdliche Petition,
wo ist der bcwassnctc Volkswille, dcr dcn
Beweis liefcrt, duß cs wirklich der all-
gcincinc Volkswunsch Lombardo-Vcnetiens
'lft den Glanz dcs Hauses Savoyen, die
K-/.iste tcs Staatcö Picmont durch dcn
Zntritt als ncuc sardinischc Provinz cr-
höhen zu hclfcn s

Wir bestreitcn mcht, kaß e„. großer
Theil der Bevölkcrnng un ^erElschen
Jtalicn aus guten oderverwc>fltche»0> >'
den die Lostrcnnung von Ocsterrcich cnt.
schieden anstrcbt. Wir müssen abcr schon
stark bezweifkln, daß der mchrheltllche
Wille des Volkcs, ja anch nur jencr Partcl
dahin gcht, im Jahr 1859 sich durch Kricg
und Aufruhr von der ostcrrcichischen Herr-
schaft gcwaltsam zn befrcicn. Wir stellen
auf das Förmlichstc in Abrede, daß ein
Bündniß mit der neu-napolconischcn Blut-

und Vergrößerungspoliiik in dcm Vcr-
langen sogar cntschiedencr Rcvolutions-
männer liegt. Wir bcrufen uns auf die
cigcncn Proelaiiiationen Mazzini's, eines
dcr bcdcutendstcn Männer der italicnischcn
Biwegungspartci und vicler seiner Ge-
nosskn, wenn wir aufdas Allerentschiedcndste
bestrcitcn, daß cs der Willc der nicht
picmoiitcsischen Jtaliencr sei, Gut und
Blut daran zu sctzcn, um Untcrthaneii dcr
savoyischen Dynastie und provinziclle An-
hängsel dcs sardinischen Staates zu wcrdcn.

Wir sehen bei allcr Achtung vsr dcn
Jnteressen Picmonts und der andercr Län-
der Jtalicns doch auch weder in den alten
Rcchten, noch in den neuen Theorien über
Wille und Souvcränetät dcs Volkes irgcnd
cincn Nechtsgrund, dcr das jctzige Vor-
gehen Sardiniens entschuldigcn könnte.
Mag anch der Sieg ein Unrecht zur vol-
lendeten Thatsache erheben, immer bleibt
das Vorgchen Piemonts ein unverant-
wortlich unredliches Beginnen, das wir
Dentsche v>elleicht als Gegebenes aner-
kcnnen, niemals abcr billigen werden, so
lange noch Rechtsgcfühl und Moral in
unscrer Brust eine Stätte hat. Es ent-
hält eincn Raubzug ni'cht nur gegen Ocster-
rcich, svndern auch gcgcn das italienischc
Volk, das ohne und sogar gegen den
Willen sciner Mehrheit mit Gcwalt für
dic Dynasticn Sardinicns und Frankrcichs
erobert werden soll.

Wir Deutsche werden einen Staat nie
mals achten, dcr sich auf solchc Abwege
dcs Unrcchts durch blvsc Vcrgrößcrungs-
sucht vcrlockcn läßt. Zn wclchem Lichte
muß uns abcr cin Volk erschcinen, das in
so völlig linvcrständigcr und zwcckwidriger
Weisc nach scincm Zielc strcbt, und wäre
oicscs noch so billig oder gerecht?

*) Aus elncm unter diescm Titel in Franksurt
erscheinenden neuen publieistischen Unternehmcn.

Vom Kriegsschauplatz

Das neuestc Tclegramm übcr dcn fran-
zösischen Vcrlnst bci M ontebello ist be-
mcrkenswerth. Nach dcm crsten Telcgramm
betrug der Verlust 500, »ach dem zweiten
5—600, jctzt nach dcm dritten 6—700.
Und dabci wird vorläufig erst vvi, cincr
„annähcrnden" Schätzung gesprvchcn. Fast
könnteman an das Anwachsen von Fallstaffs
Stelfleinenen denkcn. Thatsache ist jcdcn-
falls, daß die Oesterrcichcr m der aller-
besten Ordnung sich zurückzogen, daß von
einem Sieg der Franzoscn bei dieser for-

cirtcn Nckognvszirung kaum mehr dic Rede

seii, kann ; vicllcicht war cher Eiwas vom
Gcgcntheil Vcr Fall. Z„r Beinänteluna
der so großcn Verluste lüßt man jcnt das
östcrrcichischc Korps von anfängiici, i'--
bis 15,000 Mann auf 18,000 ansch>vb,,
lcn. Die österreichischcn Detailbcrichte
werden Gelcgenheit gebcn, vie Sachc in
ein noch gcnaueres Licht zu sctzen. —
,AUcn Anzcichcn nach dürfte nun cine '
Schlacht nicht mchr ferne sein. Die
Ocstcrrcichcr scheincn sich in Erwartung
dcsscn in nähcrcm Umkrcis um Pavia und
in der südlichen Lomcllina zu konzcntriren
nnd haben deßhalb den Sardiniern untcr
Cialdini wcdcr dcn Uebergang übcr die
Scsia bci Vcrcclli nvch dem Gcneral Ga-
ribaldi dcn Ucbergang übcr dcn Tieino
und das Schwärmen um den Langensee
strcitig gemacht. Von „Rückzügen" im
schlimmcn Sinnc kann bei diesen Konzcn-
trationSbewegmigen der Oesterreicher wohl
kaum die Rede sein.

Deutschland.

Karlsruke. 23. Mai. Allcrhöchstc Ordr°S vom
21. und 22. d. M. (Schlnß):

Jn Folgc der durch allcrhöchsten Befchl vom 17.
d. M. (Nr, 46) fcstgcstclltcn Kricgsformalion und
dcr angcordnctcn Marschbcreitschaft dcö großh. Armcc-
kvrps Irctcn bci drm ärztlichcn Personalc folgcnde
Vcrschungcn und Srncnnungen cin:

Es werdcn vcrsctzt: 1) RegimentSarzt Maycr vom
3. Dragoncrrcginienl zum Divisionöstab alö fimktio-
nirendcr ObrrstabSarzt. 2) Rcgimcntsarzt Ncrlingcr
vvm (1.) Lcib-Dragonerregimcnt zum dirigirenden
Arzt dcs HaupthospitalS. 3) RcgimcntSarzt >>r. Bcck
vom 2. FüsilicrbataiUon zum dirigircndcn Arzt der
Sanitätskompagnic. 4) Rcgimcntsarzt Wcbcr v°m
2, Dragonerrcgiment Markgraf Marimilian zm"
(Rcscrvc-) Fiisilicrbataillon. 5) Ncgimcntsarzt Ne-
benius vom 3. Füsilicrbataiilou z„m 4. Äiifantcrte-
rcgimcnt Markgraf Wilhclm, 6) Rcg'mcntSarzt
Briimmcr »vm 1. Füsilicrbataillon 1

Dragoncrrcginient. 7) Obcrarzt ^flllchlrr von der
FelluiigSartillcric znm 1. Füsillcrbatatl>°u- °) Ob„-
°rzt »c. Schmidt vom 2. Iiifa'itcrtercgtmciit Pri,,z
vou Preußen z»m 2. Füsilicrbataillon. „) Obcrarzt
Katser vom (l.) Lcib-Grcnadiciicg.mcnt zum 3. Fu-

sllicrbataillou. 10) Obcrarzt ' „ Mariin vvm 4.
Jnfantcrieccgimcnt M°rkjicaf Duhclm z»m (1.)
Lcib-Grenadtcrrcgtmcnt. Ol erarzt Steinam v°m
Ar.iUcricrcgin.cn, zn"' ^^''"regimcnt. 12) Obcr-
arzt Guttcnbcrg v°°- ''"icregiment zur Fc-

stungSartillcric. >3) ^cra zf Krumm o°m (1-)

Lcib-Grenadicrrcglmcnt zum Aufnahmshoipital, t4)
Obcrchirura Ho'ibach vom 3. Draqoncrrcgimcmeiit
^m Haüp--"'fl^'- >5) Obcrch.rurg Maicr v°».

2, Dragoncrrcglment Markgraf Warimiltan zur Sa-

Sodanu ^vcrdcn fofg'endc praktischc Acrzte auf
Kr,,x,sd°ucr zu Oberärztcn cruaimt: 1) »r. Leopold
Arnspcrger nnd 2) 0r. Fritz v. Wurthenau bctm
(1.) Lcib - Grenadicrrcgtmciit. ->) ^amill Waidelc
„nd 4) Hcrmann Krc'uzcr bcim 2. Jnfantcricrcgi-
ment Prinz von Prcußcn. b) Lcv E»z beim Re-
 
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