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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0193

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Heidelberger Tagblatt.

sr 37.

Erschkint, MvnlagS ausg'n°,m°c"' '"S-

lich. Preis miiNnIkchallnngSbla'- r'-rlkl-

jährlich ^6 kr.

Sonntag, 18. Februar

Insertionsgebühren für die 3spalii.>, P,>-
titzeile vder deren Raum werdcn mit >
brrechnen


Der Konsuinvereiir

am Schciderveg
lt.

p. Definit.v ift iibcr dic Gcstaltunq dcs
Konsunwcrcins/dcr durch dcn Gcwcrbe-
Vcrcin ins Lcbc» trctc» sall, uoch mcht
kNtschicdcn. Dagc-,c» wurdc doch durch d.c

vorläufiqc» Dcscl,-üffs dcr lctz cn Vcr-
sammluna dcr ursprungl.che Plan voll-
ständiq aufäc-icbc» und eine Konstitution
beliebt, dic dcm Kinde, nach unserer Ucber-
zcugung, "ichts weuiger als cin hohcs
und blühcndes Alter vcrheißt. Mau hat
zwar dicsc Be,orgniß damit zu beschwich-
tigcn versucht, daß sich dic erste Einrich-
ti.ng jcdcrzcit durch eiuen cinfachcn Ma-
joritätsbeschluß wicder herstcllcu lasse, und
dcu Dhciliichiner» wird es dazu, stnd wir
. rechc nnterrichtet, auch weder an dem gu-
tcn Willcn, noch — wcnn sic vollzählig zu-
sannnenkommcn — an der Bcfugniß sehlcn.
Allein, wic das Spriichwort sagt, ans
cinem Handkäs wird scin Lebtag kein
Limburger: wir müßtcn dcn ganzcn in
der lctztcn Sitzung adoptirtcn Plan zu
Oberst zu Untcrst kehrcn und den ersten
Entwurf so zicmlich Paragraph sür Para-
graph wicder einsctzcn. Das Wicdcrciu-
richten cincr vcrfehltcn Sache ist aber iu
solchcu Fällen wcit schwicriger als die
erste Gründung; uuscr Untcrucbmcu führt
die Meisten in ein unbekanntes Land, ein-
mal verpfnscht, werden die Schwankcnden
nicht mehr so leicht zn gewinncn, die
Zwcifler unglcich schwieriger zu wider-
legen scin. Außcrdcm abcr hat ja der
Mann, dcssen Autorität für dic jüngsten
Beschlüsse dic Entscheidnng gab, scine
Verantwortlichkkit fnr eincn Vcrein, zu
deffen Konstitnirung er mit so dankens-
wcrther Bercitwilligkeit die Hand gebotcn,
durch cin Prognostikön gedeckt, das diesem
in der sclbst bevorworteten Gcstalt nur
ein kümmerlichcs und steches Dasein ver-
heißt. Wir theilcn diese Ucbcrzengung
voüständig. Aüein wir sind ebcn so sicher,
daß an diescm Ausqang dann nicht die
Konstltution des Patientew, sondern die
eingeschlagcnc Behandlung die Schuld )ra-
gen wird. llnd wcnn wir diese Anstcht
nunmchr näher bcgründen, so rcchtfertigcn
wir damit nicht nur k,n abweichcndcs
Gutachten, wir ffchcrn auch dcn Gewerbe-
verein gcgen deii VorWurf, als ob cr lcicht-
kcrtjg lcbensnnsähtge Kindcr in die Welt
setzc, und schützen cndlich auch das Kind,
das wir selber unter dcm Hcrzen tragen,

gegen cine künstiqc allzu ungnädige Auf-
nahme.

Nach jencm nrsprünglichc» Planc t vcrgl.
dic lithogr. Einladung znm Beitritt) sollte
der Konsnmvcrcin ans dcr Gattung der
»othwendigen Lebcnsbedürsnisse t) An-
käufe aus BcsteUnng vcrmitteln, 2) Ar-
tikel, die nicht nnvorhcrgcsehencn nnd be-
deutcnden Preisschwankuiigcn, dcm raschcn
Vcrderbcn u. s. w. ausqcsctzt sind, auf Lagcr
und für den eigenen Detailverkauf, und
zwar alle diese Geschäftc anf gcmein-
schastlichen Verlust und Gewinn überneh-
mcn. In der anf Antrag des Hcrrn Dir.
Christ beschlosscnen Gcstalt soll sich da-
gegen der Verein ausschließlich aus die
Ausführung von Bestellungen beschränken;
der Aüsschuß würde nur der Kommissio-
när der Gesellschaft, und das Risiko sei-
ner Unteriichmungen siele, nach dcr Natur
des Kommlssionsgeschäftes, auf die Schul-
tern, nicht der ganzen Gescllschaft, son-
dern allein der jeweiligen Besteller der
bcstimmtcn Waare.

Wir werdcn alsbald prüfen, inwiefern
eine solche Beschränkung dcr Vcrcinsge-
schäfte aus iniiern Gründcn, vom Stand-
punkte cines sichcrn unv vorthcilbringcn-
den Betricbs gcrechtfertigt crscheint. Lorerst
sragcn wir, wie wcit die Wirksamkcit eincr
nach bcn Ehrist'schcn Vorschlägen gebilde-
ten Gesellschaft reichen würde^ Jhr Ur-
hcber selbst gab darauf in seiner einlei-
tenden Begründung bie Antwort: aus-
schließlich auf die billigcre Licferung von
Waaren, dic keinen Gegenstand dcs hie-
stgen Großhandels bilden. Warum diesc
Bcschrünkung, warnm nicht die Vercins-
gcschäftc, wjc sich soaar viele der An-
hänger dcs Christ'schcn Planes schmeichcln,
auch auf die Artikcl des Großhandcls,
Zucker , Kaffee und was man sonst in's
Haus brancht, ausdehnen? Mit Hcrrn
Dir. Christ ift darauf jeder praktische
Geschäftsmann schon instinktmäßig mit der
Antwort bei der Hand: weil die pro-
jektirte Association mit dem selbstständigen
Grvßhandler nicht konkurriren, weil' fic
ihr Geschäft nicht .qlcich einsichtig z» be-
trciben, dem Publikvm nicht die gleschen
Vortheilc zu.bicten vermag. Wch sind
ganz derselben Ucberzeugung. Wsr sehen
uns abcr darum nicht minder genöthiqt
unsere Uebcrzeugmig mit Gründen zn bc-
lcgen, weil dicsc Gründe r„'Ht nur qeqen

die Möglichkeit einer Konkurrenz mit dem
Großhandel, wcil sie mit gg„z glx,chn«
Gewicht gegcn jede Kvnkurrenz mit dem

Handel sprechcn, dcr, wie d,c projcktirte
Affociation, vorwiegcnd m vcr Spckula-
tion auf billige Nn Preisc scinen
Gewinn sucht.

D e u t s ch l a n d.

Knrlsruhc, l l-Fcbr. Scine König-
liche Hoheit der Großherzog haben mit-
tclst höchster Entschließung aus großh.
Staatsministkrium vom 3. d. M.:

die Amtsarzt-Stelle zu Bpnndorf dem
Amtsarzte vr. Rasina zu Triberg und

dic dadurch erlcdigtc Amtsarzt-Stcllc in
Tribcrg dem Amtschirurgen Müller in
Herrischried, untcr Ernennung zum Amts-
arztc, zu übertragen geruht. (K. Z.)

K K'arlsruhe, 11. Febr. So vicl wir
aus sicherer Quclle vcrnommcn, wurde
dcr Oberpostbehörde von dem Mini-
stcrium des Acnßern die Mitthcilung ge-
macht, daß nach dcm Königreich bcider
Sicilien wcdcr Brtcfe noch Packetc auf-
genommcn wcrden dürfcn, indcm, außer
dcr Hauptstabt Ncapel der österreichische
Staat keine Garantie für dic andcrii nea-
poliianischen Landc übernehme. — Nach
Neapcl hingcgen fahrt cin östcrreichisches
Postschiff. —

8 Heidclberg. 12. Febr. Der heu-
tige Tag ist sowohl für die hicsige Uni-
vcrsität, wie für jeden Bewohner Heidel-
bcrgs von großem Jntercsse, denn hcute
sind es 300 Iahre, daß dcr Bcgründcr
der Reformation in der Pfalz, Kursürst
Otto Hcinrichder Großmiithigc dahicr
anf dcm Stammschlosse scincr crlauchtey
Ahnen das Zcitliche segncte.

Groß sinb die Verdienstc, welche yH
diescr cdle Fürst durch die Reformei, deK
Kirchen -, SchuI - mch Staatswe -
sens crworben. Die Univcrsttät Heidel-
berg, welche er nur seine Tochtn- nannte,
verehrte in ihm ihren größten Wohlthäter.

Mit dicsem würdigni Fürstx„, welchein
man den schönstcn iLheil des hicstgen
Schlosses verdanh, starb djx alte Pfälzisch"
Heidclberqer Linie aus, »np dcr stcrbendc
Fürst änßerte sich noch auf ftinem T.odten-
bette, daß er m Aussterbcn seme.s
Stanunes eine Strqft des Himmcls erblrcke,

weil ftin erlauchftr Ahn, stndwig Ilft,
als Reichsrichter auf dcm Conciliuui zu
Konstanz kvirkte, und unter ihm der Prager
Profcssor Johannes Huß für seine
Ueberzeugung den Feucrtvd erftiden inußte.
 
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