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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0221

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Heidelberger Tagblatl.

9!" 1 -Dienstag, 22. F-ebruar

Jnsertionsgebührt-n für

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Der Konsuv>r»rrcin
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n ^ .-in Dctailvcrkänfcr das

f ^cnn hcutc > ^ durch

huchgc ^"^"-^,/flStüchtlgkcit aüen Kon-

uberlcgcnc ( c,chb^ ^ sEi.- waS

.urrenicn a. - Publikum wird

mit^rcud?" dic Gclegenhcit ergreifcn und
?! nc Knndschafl dcm Ankommling zuwcn-
r,e» dcr ibm die täglichcn Lebcnsbednrf-
niffe zuglkich bcsscr und billiger liefert. Es
rvird vicse Umwälzung allerdings nicht ohne
Murren und Widcrstreben Seitcns der
Konkurrcnten abgehen. Um die Obrigkeit
zu gcwinncn, wird man den Ruin dcs
»Mittelstandes in dcn schwärzestcn Farbcn
malen, nnd hilft dics nicht, die ungetreuen
Kunden mit allen Verführungs- und Schreck-
mittel» der Kameraderic festzuhaltcn suchcn.
Auf die Dauer werden aber alle dicse
Künste nicht vcrhaltcn. Vor der Obrig-
keit gilt nur dic allgemeine bürgerliche
Wohlfahrt; dcr Mittelstand bcstehk aber
nicht allcin aus der Krämerzunst, nnd die
bürgerliche Gescllschaft und dic Einwoh-
nrr eincr jedcn Stadt sind dadurch, daß
so lange dic Wclt voranschrcitct, ihr Lc-
bcnsbedarf mit stcts geringercm Kapi-
ial- nnd Arbcitsaufwaiid, d. h. um ge-
ringcre Preise bcfriedigt wurde, nicht är-
mer, sondcrn stets vermvgcndcr gcwordcn.
Untcr dem Publikum wird abcr dieses
Argument und das eigcnc Intcrcsse um so
sicherer ziehcn, als gerade dic Krämer von
dem allgemcincn Fortschritte des Wohl-
standes dcn offenkundigstcn Vvrthcil ziehcn.
Dcr Krämer fragt, sei es sur scin Gc-
schäst, sn es für den täglichcn Bedarf,
nirqends nach dem Nachbar, überall nnr
nach dcn billigstcn Preisen. WaS kümmcrt
>hn der hiesiqe Großhandler, wenn er
scine Waare billiger von auswärts be-
zieht? Was der hicfige Handwfrkcr, wenn
er in dcn Fabriken seine Bcstcllungcn odcr
auf der Mkffc ftine Ankäufe macht ^ Was
die hieffge Arbcitcrfamilie, wenn er sich
einen Dienstboten oder Lehrling auö der
Rachbarsch'aft dmgt?

Wir finden diese Praris der Krämcr
ganz «'n dcr Ordnnng. Lrbcn und leben
laffen ist cin srhr schönrr Grundsatz, wcnn
man ihn nicht nach Arr det Lazzaroni
dcutcn will. Zur tüchtigen ftrcbsamen
Arbcit gehört auch cin voller und frischer
Lebcnsgknuß — zum Gewcrbvercin' dcr
Bürgerball; und eine ehrliche Kamerad-

lchaft ist nnr denkbar, wcnii maii dcm
Rachbar das Brod im Munde gvniit und
ihm vas Fortk.mmcn nicht durch Zunft-
prozeffe sauer macht. Allcin es gibt auch
cin Lcben, das mit dcr Seligkeit dcs
Murmclihicrs vicle Aehnlichkcit hat, wo
alle Kräftc zur Arbcit nnd allc Fähigkcit
zum Genuffe im hergcbrachtcn Gcschafls-
schlendrian nnd ans der hcrgcbrachtcn
Bicrbank einschlasrn. Und es gibt cin
Lcbenlassc», das nur mit dcm gcsinnungS-
verwandlen Schlendrian in Fricden, ba-
gcgen inic Jcdcm, der im Arbciten nnd
Gcnicßen in die Höhe strebt, im iieidischcn
Hader lebt. In dicscm Lebcn und Lcbcn-
lasscn liegt der Ruin des Mittelstandcs.
Indcm dic hicsigkn Krämer ihre Waarcn
nnd Leistungen im eigcnen Jntercsse kau-
fcn, wo sie um den biüigsten Preis, d. h.
durch die fleißigstc «nd fähigste Arbcit
hervorgebracht wcrden, thun sie das Jhrige,
daß diescr verd'erblichc Hang durch dic
Konkurrcnz überwundcn, der hiesige Hand-
werkerstand zur Anstrenguiig aller Kräftc
aufgestachclt werde. Sic werden es nur
billig ffnden, wcnn der bevorstchendc Kon-
kurrent im Tctailgeschäft, wenn ein Vcr-
ein vvn Handwcrkern, Arbcitcrn und an-
dcrii Berussklaffcn cbcnfalls im eigeneii In-
tcrcffe die hiesigcn Detaiüistcn znm Fort-
schreitcn in ihrem Bctricbe drängt. Dcn
Krämcrn wird dics ja noch ungleich leichter
fallen, als dcn Handwcrkcrn,der Großbetrieb
dcs Konsumverkins wird sic nur in einigcn
Artikeln bedrängcn, während den Hand-
werker der Grvßbctrieb dcr Fabriken nach
allcn Sciten bcengt.

Wir schließen mit dem Wuiftchc, daß
sich die Frennde uiijcrcs Konsumvcr.inS
in der nächsten Zusammcukniift rccht zahl-
rcich einsinde» mvchten. Es war aller-
dings das Letztemal nich't vvrauszusehcii,
daß der Ausschuß semen Auftrag, die
wicderholt durchbcrathenen und-gebi'lli'gten
Statutcn zu rcdigiren, m dicser rcvo-
lutivnären Weise löscn würde, Noch ist
es jedoch Zcit, die Folgen diescr Ucbcr-
raschnng abzuwenden. Es gilt, die pro-

pisorischcn Beschlüsse der letztcn Versamm-
lung sämmtlich abzuwerfcn und den ur-
sprünglichen Statutcncntwurf Punkt für
Punkt wicder cinznsctzcn. Es mag, ja
cs muß sein, daß di'e früher vereinbartcn
Bestimmungen in der Form ihrer Re-
daktion zu wünschcn lasscn; gerade zu
ihrer schärferen Fassung war ja dcr er-
nannte Ausschuß bcauftragt. Allcin cs
ist doch Etwas Anderes, den Statutcn

von Dclitzsch an dcr Fovm z„ sticken.
odcr unter diesem Vorwand, vie vort und
in allcn Konsuinvereiiicn befoig^,, und
erprobten Grund^sätzc über Borb :,i
wcrfcn.' Bei der Forinnlirniig wird »ns
dcr Ansschuß nicht schwicrig finden, für die
Grundsätze mußten wir im Namen der
Volkswirtyschaft auch an diese Slelle em-
stehen.

D eutschland.

KarlSruhe. 19. Fcbr. Durch allcr-
hvchste Ordre (Nr. 15) vom 18. d. M.
wird dem Rittmcister v. Roggcnbach vom'
3. Dragonerregi'ment die untcrthänigst
nachgesuchte Entlassung, mit der Erlaub-
niß, di'e Uiil'form vom Armcekorps zu
tragcn, ertheilt. Durch fernere allerhöchste
Ordres (Nr. l6 und 17) von dcmselbcn
Datum wird dem in Ruhestand versctzten
Obcrsten v. Renz, bisherigcn .Komman-
dantcn dcr Gcndarmcrie, ver Eharaktcr
alö Generalmajor, mit dcr Erlanbniß,
di'c llniform des GendarmeriekorpS fort-
zutragen, erkheilt, und Oberstlieutcnant
v. Renz, bishcr Ehes des Generalstabes,
wegen Erncnnung zum Kommandanten dcs
Gendanncriekorps, unter Bcsörderung zum
Obcisten, aus dcm Armcckorps cntlaffcn.

Heidelberg, 17. Fcbr. Tei» Ver-

nihmen nach sind dic Vermeffungsarbeitcn
der Gcometer bchufs der Erpropriation
für die nach Würzburg projectirtc Eiscn'-
bahn, so weit sie die hiesigc Stadt bctrcs-
fen, vor emigen Tagen vollendet woidcn.

Es kann sonach zur Erpropilacioii ivglnch

gcschritten werden, weim die i'rftculiche
Nachrichr eintrifft, daß das großh- staats-
ministerium die Ausführung dcr ftaglichen
Bahn beschlossen hat. 'Ic »>chr allmälig
die Kri'egsanssichtcn verschwmrcn, desio
stärker werdcn die Hoffniiiigcn auf cine
baldige giinstiqe Entschc>p""ff- ^edenfalls
aber können an vem Bau der Bahn er-
hebliche Suiiimcn crspart werden, wenn
noch vor Eintritt vci bcfferen Iahrcszcit,
wo die Accorde gewöhnlich ei,,e Steige-
runa erlciden, wlt den Erdarbcitcn be-
qonnen wirv. (B. Ebl.)

Heide'berg, 17.Febr. Jndcmdurch
dir Beinühungcn des Herrn Mcdcr aus dem
Schlossc geöffnetcn AusstellungSlokal wird
nächstcns ei'n besonders iiitcressantes Gc-
mälde zur Ausstcllung kominen. Es ist
dikscs die von Herrn Dietz selbst i'm ver-
jüngten Maßstabe verfertigte Kopie des
großen vaterländischcn Gemalbes „Die
 
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