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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0253

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Heidelberger Tagblatt.

S2.

Erscheint, auSgrnommM '

lich, Prkis miiUMrrhaliungsblalir-crttl.

iährlich ä«

Dolrner ft»ig, r;. Mar^

InikNionFgebuhrkn fnr die Zspaliwe ^
litznle odev teren Naum werden mit > >

berechnet.

I8ZS.

8 Dcutsckland und Frunkrerch.

Dic Natlonalzcitung Nr. O^biingt cincn
arößcrn Lcitartikcl, in wclchcm sie cinc
Parallelc zwischcn dcr Stmininiig Dcutsch-
lands nnd Frankrcichs zicht, und crklärt,
dasi daß französische Dolk vor dem Falle
dÄ' crstcn Kaiscrrcichs dcr gleichcn Nicdcr-
a drückthcit wic gcgcnwärtig vcrfallcn ge-
wescn wäre, daß lencoinal w.e hcute der
Dcsvotisnius cillc vatcrländische Gemcin-
sckiaft in Fcsscln geschlagcn; daß hmgegcn
Tcutschland scit cmcm Mcnschcnalter cr-
folgrcich vorwärts gcgangen, nnd daß wir
trotz zahlrcichcr Wirrcn, Reibungcn und
Vlanchfalttgkeit der^Wünsche doch als
Atation bcffer wiffcn, wo wir hinans
wolltcn, als unscr gallischcr Nachbar. Der
Aufsatz schlicßt mit dcn Wortcn:

„So mögcn wir denn dcr Znkunft furcht-
los cntgegcnsehcn; wir habcn Grund cinc
Vcrglcichung der deutschen Zustände mit
dcn französischen nicht zu schcuen. Dcr
Rcdcn bedarf cs nicht, wo dic Gcsimningcn
stark sind; erwartcn wir, was kommcn
möge getrost und ohnc Wortprunk."

D eutschland.

8 Karlsruhe, l.März. Dcn3. d. M.
wird das vlcrzlgjährigc Dieiistjubilänm

des /ouiaiizmliiists-rialpräsidciitcii Hcrrn
GchEath Rcgonancr hicr auf das
Festllchste gefeiert. '

8 Heidl-lbrrg, 28. Febr. Da Na-
polcoii III. wirklich das Dagcsqcspräch
bildct, mdcm semc Kriegsgilnste gan;
Europa cmporc» nnd leicht d.e uiiheil-
volle Krlegsfackel vcrheercnd nach seiiiem
eigcnen Lanke zlkhcn konntcn; so ,»aa
dic Erzählnng, wic emst dxrsclbe aus
Ham cntflohcn, fur manche Leser dieses
Blattes von cinigcm Ziitercsic seü,, „,,tz
dicscs uin so mchr, weil Wir dieselbe aus
einer Qucllc erfahrcn, wo es von Na-
poleon öfters selbst crzählt wurde. Als
Napoleon in Ham streng bewacht ge-
fangeu saß, hatte cr ein ne'ttes Hündch'cn,
welches alle erdenklichcn Kunststücke, die
nur immer Hunden beigcbracht werden
können, in großcm Grade mnc hatte. Dcr
Arzt von Ham, welcher ih» m stmer
El'gcnschaft oft besuchte, stand in einem
mnigen freundschaftlichen Verhältnisse mit
Napoleon und hatte in Folge deffen mit
ihm scine Flucht verabredet, worauf Na-
poleons Kammerdiener Mr. Charles The-

Iln nach Brrisscl gcscndet wurdc, um
da,clbst ein Cabriolct mit zwci fcurigcn
mennern zu kaiifen, und mit demselben i'n
der Nähe Hams m eincm Wald sich vcr-
borgcn z» haltcn. Napolcon stellte sich
Arzt machtc die Anzcigc, daß
esllndheit Napolcons nothwendig in
dessen Gefängniß Rcparaturen angcbracht
wcrden müßtcn. Dle Maurcr, wcl'chc dicsc
Reparaturcn bcsorgcn sollten, wnrdcn bon
dcm Arzt bestochcn. — Als diestlben nun
in dcm Zimmer arbcilctcn, nahm Napo-
lcon von Cincm die Klcidcr, bcspritzte sein
Gesicht mit Kalk, nahm dic Kcllc und dcn
Spciskübel auf dic Schulter und ging
unangefochtcn zur Thnre hinans. Scin
Hündchcn, wclches trotz der Bcrkleidung
scincn Hcrrn erkanntc, folgtc ihm, doch
an dcr Thorwache gab Napolcon dcm
Thicrchcn cin Zeichcn, nnd das gelchrige
Hündchcn sing nnn vor dcn Soldatcn an
scine Kunststücke vorznmachen, Was dst-
sclbcn so ergötzte, daß ste den als Maurer
verkleidcten Prinzcn ohne alle Untersuchung
dnrch das Ehor passirrn licßen, wclcher
nun auch das bestellte Cabriolet erreichte
und glücklich scine Flucht vollbrachtc. —
Sein Kammerdiener Mr. Charlcs Thälin
ist noch in ciner höhcrcn Stellung bci
Kai'scr Napolcon III., und-das Hlindchcn
wurde bis an sein Ende von stmem Hcrrn
mit zärtlichcr Sorgfalt gcpflcgt; doch der
Arzt mnßtc scinc Freundschaft lange Zeit
im Kcrker biißen, welchcm lctztercn die
Manrer nur durch die Flucht entkarne».

Mannkeim, 27. Febr. Jm Pro-
dnktengeschäfte zeigte sich in dcr vcrgange-
ncn Wochc eine scsterc Haltnng nnd in
dcn Ictztcn Tagcn zicmlichc Ncigung zum
Höhcrgchcn dcr Prcisc. Der Anfschlchz
allcr Gctrcidegattimgcn am obcrcn Neckar,
namcntlich in Hcilbronn, infliiirte ctwas
auf den hicsigcn Platz. Am Niederrhein
hcrrscht „bcr iiiimer noch cine flaue Stim-
mnng, insbesondere für Roggen, man will
stgar noch wenigcr anlegen als seither,
und bei dem jctzigen Stand der dortigcn
Preise, vermögc welchcr ein lohnendes
Geschäft nicht.möglich 'st, läßt sich ej»
Abzug dahin «icht crwarten. Bci der^
ohnchin schon vvrgcrücktcn Jahreszeit nnd
dem ausgezeichnct schönen Stand dcr Win-
tersaaten, wcnn die jetzige milde Wittcruna
nicht umschlägt, läßt sich ein Prcisrück-
schlag erwarten. Jmmerhm kamen An-
fangs vergangener Woche emige bedcu-
tende Posten Gerste und Hasxx .»m Vcr-
kauf und fanden Verschiffungcn nach dcm

Mittelihcinc statt. Wir notiren. Wai-en
9»/ lOVj fl. iiomincll, Roggc,, 7,. ^

Gcrstc 8'/,-8'/- fl. Pcr IOO Ki,7, tzLr
in dcn lctztcn Tagcn iiichrsachen Schwan-
knngen unterworfcn -l'/z—fl. p,-. C^r.
Mehl bci nicht unbedentcndcn Vorräthen
in dcr Mehlwaagc und dem Transitlagcr
flan. Dic in unscrm lctztcn Bcrichte mit-
getheiltcn Prcise sind auch heute mit un-
crhcblichen Fluktuationen mitcrworfen, »u
notiren. Jm Tabaksgeschäfte zeigt sich,
unsere jctzigen Zeitverhältnisse berücksich-
tigend, ziemlich reges Lcbcn, und behanp-
ten sich dic in jimgster Zeit höher ge-
gangenen Preist. Bedeutende Znfuhren,
vom Ucbcrrhcine kommcnd, (zu 7—10 fl.)
finden sortwährend in die hiesigen Ma-
gazine statt. Kleesaamen, deutscher, sehr
flau und zn 30 fl. in schönster Waare
känflich, Luzerner mchr Begehr und mit
28'4 fl. w gnter Qualität bezahlt. Auch
das Geschäft in Rüböl ist sehr still und
der Artikel zu 27'/^—27'/, fl. pr. 50 Ko.,
ohnc Faß, offerirt. Schifffahrt immer noch
stillc. (M. I.)

Mannheim, 28. Febr. Jn Folge
dcr imsichern politischen Vcrhältnissc sind
unscre Geschäfte leider bcdeutend gesunkcn;
die Gcwerbe stocken immer mehr, der
Handcl schr stitt. Bei dcn niedcrn Frncht-
prcistn findcii sich kcine Käufer. Jn Tabak
ctwas mehr Lcbcn, deßohngeachtet bcmer-
kcn wir cin stetes Fallen der Preise des-
selbcn. Die zweifelhaften Hosinungeii dcr
nächstcn Zukunft imtcrgrabcn den'Wohl-
stand mchr als cin gcrcgcltcr Kricg,
vor dem uns jedoch auch dcr Himmel be-
hüte.

Stuttqarl, 1. März. (Schw. M.)
Aus dem Filsthal erhaltc» wir emen
A u sr n s an Württcmbergs Bauc r n. Es
heißt darin unter Nndcrcm: „Fraget ein-
mal dic alten Männcr in Curcr ( cmeindc,
was französischc Erprcss>mg heißt! Sie
könncn cs Euch sageu, !w konnen auch
sagen/ wie viele Söhne braver Väter einst
auf den Schlachtstldcrn verbluten mußten,
bis die Erbstinvc Dcutschlands wicder'zum
Lande hmausgcjagt warcn." Unter Er-
inncrung an cinen vekanntcn Vorgang am

Niederrhcin wr'rd dann aufgefordert; „Ge-
bet kein Pstrd und keinen Haber her, bls
die Pferde- und Haberausfuhr nach Frank-
rcich verboten jst. Trauct Keinem, der
Euch stgt, er kaufe nicht für die Fran-
zostn. Er kauft viellcicht nicht, wohl
aber der, an den cr abliefcrt, und von
dem er Aufträge hat. Waubet aber auch
 
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