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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0297

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Heidelberger Tagblatt.

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Erichcmt. M°magi> ausgkmMu '» - g

l-ch. Pre,smiiu,MrhaltungSb,a--v-kr,k.

iährlich W kr.

Frettag, 18. März

gmmionsgrbiihre» für dir P,. -E

titzrile oder drrk^n Ramn wrrdrn m,i ^ ,r.

Die Rede für Lchleswig-H"^^ein,

welche Herr Brater vcr S><öung der
bairischci, Kammcr am
lautet: Mcine Hcrren! D" ^lskus,ien
hat auf das Gibiet kcr muern und dcr
deutschku Politik qcfnhrt; geftatten sie
mir a„f d esem Geb.ete noch e.nen Au-
acnbliek ;n vciivcilcii. Am gcstrigcn Tag
hat nach den telcgraphischen Bcrichten öf-
scntl/ckcr Blättcr dw holsteini,che Stände-
vcrsammlnng Bcschlüffe gefaßt, welche für

dic Schicksalr der beiden Herzogthümer
von ctttscheidcndcr Wlchtigkeit wcrden kön-
nen. Es 'st burch cin solches Zusammcn-
treffcn dvppelt nahe gelegt, auf dicse
Schichsalc, m diesen Spiegel der deutschen
Erniedrlgung einen Blick zu werfen. In
seincn Grundzügen kennen wir alle das
uralte Recht der Hcrzogthümer Holstem
und Schlcswig: sclbstständige Vcrfaffung,
gemeinsame Verwaltung, der Verband mit
Dänemark, darauf beschränkt, daß dasselbe
Rcgcntenhaus übcr das Königreich und
di'e Herzogthümer hcrrscht, abcr auch da
mit vcrschiedener Erbfolgeordnung, die
über kurz oder lang zur Ausiösung dcr
Persoiialuiiion, also zur vollständigen Trcn-
nung von Dänemark fiihren müßte. Nach
dcm tragischen Ausgang des Kampfes, dcn
die Hcrzogthümer, von Deutschland preis-
qegcben, um di'e Bewahrung ihrcs altcn
Rechts gcführt haben, ist d„rch vas Lon-
doncr Protokoll vom 8. Mai 1852 die
bcstehende Erbfolgcordiiuiig umgcstürzt nnd
die Persoiialliiiioii mit Däncmark vercwigt
worden — das weiiigsteiis dic Ab-
sichtz und es ist durch das Patent vom
28. Januar 1852 dic Rcalunion der
Herzogthümer zcrriffcn worden. Man hat
sie dem gcwaltthätig nengcschaffcnen Ge-
sammtstaät als untcrff'chte Provu.zen eim
verlcibt, und in welcken Zustand ,.e durch
diese Revoluti'on von oben hera versetzt
wordcn sind, darüber habcn wir mit dcm
'gemischtcn Gefühle des Zornes lind dcr
Scham seit Iahrcn hnndertfache Berichtc
gclcscn. (Der Redncr theilt aus der
Schrift cl'iies angcseheiicn holsteinrsche»
Staatsmanncs, der jryt die Verwaltung
eines dcutschen Staates leitet cine dra-
stische Schi'lderung mit, „,,d fährt fvrt):
Als sich endlich vor Jahr „nd Tag die
Bundesversammlung aufraffte, dcm
Ruf nach Abhülfe wcnigstcns des schreicn-
stcn Unrechts zögernd Gchvr'qab, galt
ihre Einschrei'tung dkli Holsteiiierii allcin;
das Rccht Holstci'ns anSchleswig, so

unzwcifelhaft es glcichfalls Anspruch aus
Bundesschntz hat, blicb unbeachtet. Von
Schleswig, sagt Deselcr, war nicht mchr
die Rede, als wemi das Meer es ver-
schlnngen und all seiiicm Jammer cin
Endc gcmacht hätte. Man setzte den Ge-
sainiiitstaat, dlc Verwandlniig dcrHcrzog-
thünier in dänische Prvvinzeii, als unab-
änderlich voraus; man nahm zur Grund-
lage dcr Forderung an Dänemark eincii
Zustand, der dem altcn Rccht, den natür-
lichcn Vcrhältniffen, dcm Jntercffe Deutsch-
lands unvcrsöhnlich widerstreitct, densclben
Zustand, der die Wurzcl allcr Bedrückun-
gen und Plaqcn war und ist. Auf diese
Grundlage hat sich „„„ „,,ch dcr Bcschluß
der holsteinischen Landesversammlung ge-
stellt, obwohl ihre Verfaffnngskommisston
ffch zu dcr ausdrücklichen Erklärung ge-
zwungen sah, daß eine zufriedenstel-
lende und daucrnde Ordnung von da
aus nicht zu erwarten sei. Hiermit ist
ancrkannt, daß jede Gestaltung derDinge,
die man auf diesem Grunde etwa zu schaf-
fen sucht, für die Bevölkerung der Herzog-
thümer nnd l'n den Augen Deutschlands
ein Provisorium ohne biiidcndc Kraft
scin muß. Sie wird den nationalen sitt-
lichen und materiellen Jntereffcn der Her-
zogthümer niemals Bcfriedigung gewäh-
rni, sie wird ebcn so wenig Deutschland
gestatten, die Machtsteüung im Norden
einzunehmen, die es haben und erringen
m uß. Dem verbrieften Recht und allen
politischen Eristcnzbedingungen in gleichem
Maße widcrsprechend, kann eine solchc
Ordnung auf die Dauer nicht bestehen.
Die zchnjährige Sündenschnld Dcutschlaiids
wird nicht eher getilgt sein, bis der Zu-
stand wiedcr hcrgcstcllt ist, dcr
vor Beginii des Kr i cg s Iah rh u n-
dcrtc lang unan gcfochten Geltuiig
hatte: Untrennbarkeit derHerzogthümer,
gcmeinschaftllche Gcseßgebung und Verwal-
tung in allen wescritlichen Punktcn, Unab-
hängigkcit von Däncmark, Bcschränkung
dcs Verbandes mit diesem Könkgrel'ch auf
die reine Personalunion. Wie lange es
währen wird, bis der dcutsche Bund dicses
cinfacke Programm sich ancignet nnd durch-
sührt, liegt freili'ch außcr dcm Bereich
menschlicher Bcrcchniiiig; abcr die zwin-
gende Natur der Vcrhältnisse,

Mt der wachsenden Macht des National-
gefühls, wird endlich noch sixge„.
dürfcn auch hoffcn, daß die österrcichische
Politik künfti'ghin geneigtcr ft,„ wird,
dieses Gefühl zu achten und zu berücksich-

tigen, und die heutige Rcgieri,„q Preußx„s
deren Wahlspruch „Gercchtigkett" ,,,,
ciucn würdigen Anlaß, dieies
auch hier zur Wahrheit ;u machrn,

sie beim Bund auf Gerechtigkeit
für dic Hcrzogthümer tringt.

D eutschlarrd.

KarlSruhe, t6. Mürz. Se. Königl.
Hoheit dcr Großher^og haben ver-
mittelst höchster Entschließung vom lO. d.
giiädigst geruht, jedem der beidm Rech-
iiuiigsräthe Herrer und Kempsf bei
der Direktion vcr Forste, Berg- nnd Hüt-
tenwerke den Eharakter eines 'Oberrech-
nungsrathes zu verleihen. (K. Z.)

Karlsruhe , 14. März. Heute liegt
ein Erlaß des Kriegsmiliisteriums, zwar
schon vom 8. März, vor, welcher bestimmt,
daß die Erkapitulanten der 1853er
Konskription, im Hinblick anf eine mbg-
liche Mobilmachung, auf den 1. April
nicht zu entlassen seien, und einc Ab-
theilnng Ploniere ist nach Rastatl abge-
gangen, um znm Fertigeii von Palisaden
verwcndet zu werden.

^ Hcidelberg. 17. März. Gestern
wurden an drei vcrschiedenen Punkten
Grabungcn (z. B. hntter der neucn An-
lage) znm Beginn der Odenwäldcr Eiscn-
bahn gemacht; doch der mit allen Arbei-
terkräflc» cigentliche Bcginn des Baues
dcrftlbcn um unserc Stadt soll fcierlichst
ersi in nächstcr Zeit eröffnet wcrdcn.

Mannhcnn, 15. März. Die Kandi-
datcn dcr Hcilkunde, wclchc sich der ord-
iinngsmäßigcn Vorprüfung nnterziehen
wollen, hadcn ihre Meldung unter An-
schlnß der erforderlichen Schriststucke bis
zum 12. April bei großh. Sanitätskorn-
»iissioil zu Karlsruhe ei'iizurei'chen.

. Aus Badcn. Die Schwurgerichts-
sitzungen dcs See- und Mittclrhemkreifts
beginnen am 28. d. M.

Frankfurt, März. Die gestern
mitgctheilten B cn'chte vcrschiedener Bundes-

regierungen gcbcn zur Kcnntniß, daß aür
Kontinqentc iiinerhalb 14 Tqgx,, mobil
qemachi wcrdcn können, und daß bis zur
'Ml'tte April sämmtliches Matcrial zur
Kricgsaufstcüung bereit gehalten ist. Auch

ist bcrcits angeordnet,' wclche Bundes-
truppe" bci eintreteudem Kncgsfall die
Bundesftstungen zu besctzcn haben.

Frankfurt, 15. März. Die schon
gestcrn Abcnd cingetretcne Festigkeit hat
 
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