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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0448

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diescn neuen Anfcl'ndungen mit Geduld

entgeaen. ^ .

Sie crschöpfte sich „icht, alö die um-
fassendercn Maßregcln, welche Jch in dcr
jüngstcn Zeit, dnrch das Ucbermaß wüh-
Icrischcr Auftci'zung an dcn Gränzcn Mci-
„er italienischen Lande und innerbalb dcr-
sclbcn für dcren Sicherhcit zu treffen ge-
zwungen war, neuerdings als Anlaß zu
gestcigertem ftindlichem Äuftrcten benützt
wurden.

Der wohlwosienden Vermittlung be-
freundcter Großmächte siir dic Erhaltung
des Fricdcns bercitwillig Rechnung tragend,
willigte Jch in die Thcilliahme an eincm
Kongrcsse der fünf Großmächte.

Die von der königlich Großbritannischen
Negierung als Grundlagc der Kongrcß-
Berathung vorgcschlagenen und Meiner
Rcgierung übermittcltcii vier Punkte nahm
ich untcr Bedingungen an, wie sie nur
geeignet sein konnten, daS Werk eines
ivahren, aufrichtigen nnd dauerhaften
Fricdenö zu fördcrn.

Zn dem Bcwutßsein, daß kcin Schritt
vvn Seite Meiner Regierung geschehcn,
der nur im cntferntesten zur Störung des
Friedens hätte führen können, stclltc ich
aber glcichzeitig daö Verlangcn, daß jene
Macht vorläufig entwaffne, welchc dic
Schuld an den Wirrcn und an der Ge-
fahr der Fricdensstörung trägt.

Auf daS Andringen befrcunvcter Mächle
gab Jch endllch Meine Zustimmung zu dem
Vorschlage ciner allgemcinen Entwaffnung.

Die Vermittlung scheiterte an der Un-
annchmbarkeit der Bedingunge», an welche
Sardinien seine Einwilligung band.

Sv blieb nur noch Ein Schritt zur Er-
haltung des Friedens übrig. Jch ließ
unmittclbar an die königl. sardinische Re-
gierung die Forderung richten, ihre Armce
auf den Friedensfuß zu setzen und die
Freischaaren zu entlasscn.

Sardinien hat diesem Begchren nicht
eiltsprochcn. Damit ist dcr Zcitpunkt ge-
koiiuncn, wo nur noch sii der Entschcidung
der Waffen das Recht ftinc Geltung su-
chen muß.

Jch habe Meincr Armee den Befehl
gegcben, in Sardinien cinzurücken.

Jch kcnne die Tragweite diescs Schrit-
tes und wenn je die Negentensvrgen schwer
auf Mir lasteten, so ist cs diesem
Augenblicke. — Der Krieg ist eine Gcißel
der Menschhcit; Zch sche niit bewegter
Brust, wie sie Tauscnde meincr treuen
Ilnterthancn an Leben und Gut zu treffen
droht; Jch fühlc tief, welch' schwere Prü-
fung gerade jetzt der Krieg für Mein Reich
ist, das auf der Bahn geordneter innerer
Entwicklung fortschreitet, und für diesc
der ^ortdauer des Friedens bedarf.

Allein das Herz des Monarchen muß
schweigen, wo nur noch Ehre und Pflicht
gebicten.

An der Grenze steht gcwaffnet dcr Feind,
im Bunde mi't der Partci des allgeuici'neli
Umsturzes und mit dem ofscnen Plane,
Ocsterrcichs Bcsitz in Jtalien an sich zu
reißen. Zu seiner Unterstützung sctzt der
Herrscher Frankreichs, der unter nichtigen
Borwändcn in die völkerrechtlich geregelten
Vcrhältnissc dcr italienischcu Halbinsel sich
einiiiischt, scine Truppcn in Bewegung;
Abtheilungen derselbcn haben bercits die
Grenzen Sardiniens überschri'tten.

Ernste Zeiten sind schon über die Krone
weggcgangen, dic Jch von Meincn Ahncn
fleckcnlos crcrbt; die glorreichc Geschichte
Unsercs Vaterlandes gibt Zcugniß, daß
die Vorsehung, weiin die Schattcn ciner
die höchsten Güter der Menschhcit bedrohen-
dcn Umwälzung über den Welttheil sich
auszubreitendrohten, oft sich des Schwertes
Oesterrcichs bediente, um mit seinem Blitzc
die Schatten zu zerstreuen.

Wir stchcn wieder am Vorabend eincr
solchen Zeit, wo der Umsturz alles Bc-
stehenden nicht mehr blos von Sekten,
sondern von Thronen herab in die Welt
hinausgeschleudert werden will.

Wenn Zch nothgedrungen zum Schwcrt
greift, so empfängt es die Weihe, eine
Wchr zu sein für die Ehre unb das gute
Necht Ocstcrreichs, für die Rechte allcr
Völker und Staatcn, für die heiligsten
Güter der Menschheit.

An Euch aber, Meine Völkcr, die Jhr
durch Eure Treue gegen das angestammte
Hcrrscherhaus ein Vorbild seid für die
Völker des Erdkrciscs, ergeht Mein Ruf,
Mir mit der altbewährten Treue, Hin-
gebung und Opftrwl'lligkeit in dem aus-
gebrochenen Kampfe zur Seite zu stehcn;
an Eure Söhne, die ich in die Ncihen
Meines Heercs gerufen, sende Jch, Zhr
Kriegsherr, Meinen Wafsengruß; mit Stolz
dürft Jhr auf sie hinblicken, in ihrcn Hän-
den wird der Adlcr Oesterrcichs hoch in
Ehren sich schwingen.

Unser Kampf ist ein gerechter. Wir
nehmen ihn auf mit Muth und Vertrauen.

Wir hofftcn in diesem Kampfe nicht
allein zu stehen.

Der Boden, auf dem Wir kämpfen ist
auch mit dem Blute des deutschen Bruder-
volks gedüngt, als eine seiner Schutzwehrcn
errungen und bis auf diese Tage behaup-
tet; dort habcn Deutschlands arglistige
Feinde zumcist ihr Spicl begonnen, wenn
es galt, seine Macht im Znnern zu brechen.
Das Gefühl einer solchen Gefahr durch-
zicht auch jetzt dic deutschen Gauen, von
der Hütte bis zum Throne, von einer
Grenze zur andern.

Jch sprechealsFi'irstimDeutschcnBunde,
we„n ich auf die gemeinsame Gefahr auft
werksam mache und an die glorrciche»
^-agc erinncre, wo Europa der allgcincin
anfflaiiunenden Bcgcistcruiig seinc Bcfrci-
ung zu danken hatte.

Mit Gott für's Vaterland!

Gegeben in MeinerRcstdcnz- und Reichs-
Hauptstadt Wicn am 28. April dcs Jahres
1859. -

Franz Joscpb m. i>-

D e u t s ch l a n d.

f Heidclbcr^, i.Mai. Unscre Hoch-
schulc hat fur die,es Semcster schr trübe
Aussichtcn auf eincn starken Bcsuch, in-
dcm sich bis heute erst 51 „xue Studie-
rende angemeldet habcn, während voriges
Jahr um diese Zc>t schon uu-hr als dop-
pclt so 'viclc Jiftkri'ptioncn stattfanden.
Es ist dies für dic hiesigen Einwohner
sehr fühlbar und dürfte auch vor tzxx
Hand keine Besserung der Vcrhältnisse zu
erwarten sein, indcm fthrviele'vtudlerende

sich, von kricgerischcn Zcl'tell begeistert, dx,n

Militärdienste wl'dmen.

8. Schwetzingen, 1. Mai. Es ,'st
jetzt vvn dem Eoiiiit« des Vereines zum
Hcbclsdenkmal festgcsetzt, daß den 10. d.
Monats, als am Geburtstage des nn-
sterblichen alcmanischcn Dichtcrs P. He-
bel, deffcn Denkmal auf dem hiesigen
Friedhofe fcierlichst eröffnet wird, wobei
der erste Begründkr diefts edlen Vereins,
Herr Junker, evangel. Pfarrcr hier,
Festordner ftin wird, Dieser würdige
Geistliche hat sich durch Begründung die- -
ses Vereins cin schönes Verdienst crwor-
ven, indcm durch daffclbe nicht nur das
nun gänzlich vollendete, aber bis zu seiner
Einwcihung noch verhüllteDenkmal hervor-
ging, sondern noch ein weitaus blcibendes
Andenkcn in dcr „Hcbelsstiftung" an
den verewigteii vaterländischen Sänger
erwachsen ist. Es läßt sich erwartcn, daß
von Nah unb Fcrn zu diesem schöncn Feste
Vcrehrcr deö alcmanischen Sängers her-
beiströmcn, wozu dieser Tagc — wie wir
aus guter Quelle vernommen— der würdige
Festordner in öffcntlichen^Blättern ;Ein-
ladungcn ergchen lassen wird. Möchte
eiu heiterer Frühlingshimmcl das schöne
Fest beglücken! Die Zcichnung des Hebel-
denkmals verdankt man dem Herrn Ober-
baurath Fischcr.

München. Am 1. Mai wird die Er-
höhung dcr Platzpreise um 20 pCt. bei
den Eilzügen der Eisenbahn 1. und H.
Klasse eintreten.

— Durch vie eben angeordnete neue
Aushebung aus den Altersklassen 1836
und 1837 wird das bayerische Heer UIN
18,000 vcrmehrt und somit auf eine Stärke
von 108,000 Mann gebracht.

ZZerltn, 27. April. Nach Nachrichten
der „Kreuz.-Z.« ig xs linzweifelhast, daß
cinzelne dcutsche Staatcn Verträqe mit
^cstcrreich abgeschlosscn haben, dahin, daß
flk ledenfalls zu ihiu stehen würden in
der bevorstehenden Krisis.

Wien, 28. April. (W. Staatsanz.)
Dic aus Turin angelangtc Antwort ist
 
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