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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0474

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Jaqdvergnüquliqen etwas gestört wird,
währcnd gleichzeitlg das Arsenal der Re-
volution um mindcstens 20,000 Gewehre

geschwächt wird.

Deutschland.

Karlsruhe, 6. Mai. Das großh.
bad. Reg.-Blakt Nr. 2l enthält eine un-
inittelbarc allerhöchstc Entschließung Sr.
Kön. Hoheit des Großherzogs vom 5. d.,
die Einberufung des landständischen Aus-
schusses auf 16. d. M. bctrcffend.

Heidelbcrg, 6 Mai. Die in Bern
crschicnene Broschüre: „Studien über die
gegcnwärtigc Lage Europa's" von dem
bekannten Gießener Professor Karl Vogt
wurde von der Polizei mkt Beschlag belegt.

Heidelberg, 8. Mai. Seit dem 2.
d. M. sind die Hörsäle unserer Hochschulc
wieder geössnet, und wie wohl man keine
Hossnungen auf einen starken Besuch der-
selben hegte, so wnrden nnsere Erwar-
tungcn doch noch übertroffen, iichem bis
jetzt 177 ncue EinschreibungenStatt fanden.

Heidelberg, 9. Mai. Wir feier-
ten gestern ein erhebendes Fest. Der ge-
heime Rath Prof. Mittermaier, der in
dcr Rechtswissenschaft sich einen großen
Namen erworbcn hat und als Mensch
allgemein gcliebt und geachtet wird, be-
ging sein SOjähriges Jubiläum als Lehrer
der Hochschule. Schon am Vorabend
brachte ihm die studirende Jugend einen
großartigen Fackelzug, wobei die voraus-
gchende Mustk Arndt's „Was ist des
deutschcn Vaterland?" und zum Schluffe
das schöne Licd „Wo Muth und Kraft
in dcutschen Seelcn flammt", spielte. Jn der
Frühe dcs Sonntags überraschte den freund-
lichen Greis der Liederkranz mit cinem
Ständchen und Nachmittags wurde ihm
zu Ehren im Muscumssaale ein Festessen
qegcben. Ueberall sprach sich der Ernst der
Zeit, aber anch zuglc'ich cine große patrio-
tische Begeisterungaus. Wirwerden unseren
verehrten Lesern spätcr noch ausführlichcrcs
über dicsen denkwürdigen Tag nebst einigcn
biographischen Notizen von dem berühm-
ten Gefcierten mittheilen.

Mannheim. Dfls Gesammtquan-
tum des von unsern hies. Brauereien in
der Zeit vom 1. Mat 1858 bis dahin
1859 gebrauten Bicres beläuft si^ §uf
6269 Fudcr, 6 Ohm 4 Stutzen, nn «r-
tigcs Sümmchen von ca. 25 Millionen
Schoppen!

Bom Mittelrhein, 5. Mai. (Pf.
Ztg.) Wie wir aus glaubwürdiger Ouelle
vernehmen, wird ehestcns eine Zusammen-
kunft des Grafen von Chambord(der
legitime König von Frankreich) mit dem
Grafen von Paris am Rhein stattfln-
den. Letzterer soll von seinem Oheim,
dem ritterlichen, in Frankreich sehr popu-
lären Prinzen v. Joinville, beqleitet
werden.

ZVorms, 6. Mai. Die von Professor
Rietschel in Dresden gefertigtcn beidcn
Modclle zum Lilther-Dcnkmal sind
cben hier in dcr Friedrichskirche ausge-
stellt und errcgen die höchste Bewrinderung.
Namentlich gilt dics von dem größeren
Entwurfe, der an Großartigkeit und qe-
nialcr Aussaffiing wohl seines Gleichen
sucht. Da die Ausstellunq noch bis zum
15. Mai verlängert wird, so dürfte wohl
Mancher gernc dic Gelcgenheit wahrnch-
men, eincn Ausflug uach Worms zu
machcn, um dic Skizze diescs in seincr
Art cinzigcn Meisterwerkes anzuschen.

München, 3. Mai. Der „Baper.
Kouricr" schreibt unterm 3. Mai: ,.Ge-
stern nach der kirchlichcn Feier dcs Georgi-
ritterfestcs rief dcr König mehrere Kava-
liere zu sich, fragte diese über die herr-
schcndk Stimmung uud ermächtigte sie, in
allen Kreiscn zu erklären, daß Bapern in
dcm ausgcbrochcncn Kriege nicht neutral
bleibcn wcrdc, daß die frühcre Verzöge-
rung der Nüstungeu nur durch die Hal-
tung eines andcrn dcutschcn Staates ver-
anlaßt gcwesen sci, daß aber jetzt um 'so
energl'scher gerüstct werde."

München. Es wird vcrsichcrt, daß
alle die bcunruhkgenden Gerüchte, welchc
in lctzer Zeit in München umliefcn, von
französischen Sendlingen ausgestreut
waren, um Mißtrauen und Zwietracht
zwischcn Regierung und Volk zu säen.

Berlin, 2. Mai. Jch bceile mich,
Jhnen die Ml'ttheilung zu machen, daß
bald dkc Mobilmachung unsercr gesamm-
ten Armee cinschließlich der Landwehr an-
geordnet wcrden wird. Es zeugt dies
wohl mehr alS alles Andere für den ge-
waltigen Ernst der Lage, in welche wir
eingetreteu sind. Die Mobilmachung ent-
hält mehr als die bewaffnete Neutralität
zumSchutz Deutschlands, wozu dieKriegs-
bereitschaft genügte. Es ist unverkennbar,
daß Preußen sei'ne Mkssion als europäische
Großmacht erfüllen und in der zwölften
Stunde seinen maßvollen Wortcn im Rath
der Kabinete den nöthigcn Nachdruck vcr-
lcihen will. Bin ich recht unterrichtct, so
sind es drei oder vier Momcnte, welche
den entscheidcndcn Schritt hicr so über-
raschend schnell veranlaßten: 1) das fran-
zösisch-russische Büiidniß, desscn Inhalt
und Tragweite bishcr durch die wider-
sprechendsten Angaben keineswegs aufge-
klärt erscheint: 2) die rcvolutionäre Be-
wcgung in Jtalien, dcrcn Gang lcicht
alle Berechnungen, selbst die in Turin
und Paris, durchkreuzen könnte; 3) das
dringende Gebot, unsere Rheingrenzen
gegen alle Bewcgungen sicher zu ftcllen,
bon welcher Seite sie immcr kominen
möchten; 4) endlich die Nöthl'gung, flch
energisch an die Spitze Deutschlands zu
stcllen, znr Anlehnung und Ermuthigung
sür die Eincn und zur warnendcn Belch-
runfl für die Andern.

Berlin, 5. Mai. Jn der heutigcn
Sltzung dcs Hauscs dcr Abgeordneten
erfolgtcn die auf die Zeitvcrhältni'sse be-
ziiglichin flnaiiziellen Vorlagcn der Staats-
Regieiung. Am Mwistertische befanv sich

das Gelainlntstaatsini'nlsterl'ilm. Den Reden
des Ministels dcr aiiswärtiqen Angelegen-
hciten und dc. Flnanzininlsters, folgte man
mit gesponnt>r Uliflncrksamkeit, ^

brach lauter BeisaU aus, als dcr Minister
der Auswärtigen es aussprach, wicPreußen
seine Aufgabe löftn werde: zu wachen für
die Sichcrheit Deutschlands nnd sciner
Jntercssen für die Erhaltuug x„ro-
päischen Glei'ch.qcwichts. Er vcrlangte
für den außerordentlichen Gcldbedarf der
Militär- und Marine-Verwaltung
Anlcihe von 40 Millionen Thlr.

Wirn, 3. Mai. Die Nachrichten
von der Armee lauten schr befriedigend.
Das piemontesische Landvolk kommt un-
scren Truppen frcuiidlich entgegen. Lebens-
mittel und Dienstleistungen werden in Fülle
angebotcn nnd, wie sich von selbst versteht,
gerne angciiommon und prompt bezahlt.
Die Stellung unserer Truppen in Lo-
mcllo und ihr Marsch nach Candia wird
in allcn milttärischcn Krciscn sehr günstig
bcurtheilt. Lomeüo l'st dcr Ort, nach wel-
chcm die ganze Lomcllina ihrcn Namen
führt. Diese Provinz, wclche früher zu
dem alten Herzoqthmne Mailaud gchörte,
ist im Jahrc 1815 von diescm getrcnnt
und zu Piemont geschlagcn worden. Diese
Abtrennung hat praktische Mißstände zur
Folge gehabt, in welchen der Grund zu
manchen politischcn Erscheinungen in der
Lombardei zu suchen ist. Viele lo;nbar-
dische Nobi'li sind auch in der Lomellina
begütcrt und die Zollschrankcn zwischen
Oesterreich und Picmvnt haben für diese
Herren pekuniäre Nachthcile, die man in
Turin in Permancnz zu halten bemüht
war, weßhalb man auch dem Zollvertrage,
dcn Oesterreich seiner Zeit mit einigen
italieni'schen Staaten abgcschloffcn hat,
nicht bcitrat. Dic Richtung, in wclcher
das kaiserliche Heer marschirt, läßt vcr-
muthen, daß cs seinen Marsch gcgcn Ea-
sale nimmt, um dort eiue großc Operation
auszuführcn und den von Gcnua herbei-
cilcnden Franzosen dcn Weg zu versperren.
Allen Andeutungen zufolge sind die fran-
zösischen Kolonnen kciiieswegs,noch in so
großer Zahl guf p>cmontestschcm Boden
eingetroffcn, wie manche Blätter glanben
machen inöchtcn. Es ist eine Thatsache,
daß die Franzoscn ihre Artillerie nicht
über dcn Mont-Ccnis bringen konnten
und nach perqeblichen Vcrsuchen ihr Ge-
schütz umkehrcn laffcn mußten. Der Mont!
Cenis ist zwar nur so hoch, wie der St.
Gotthard, aber er licgt viel uiigünstiger,
als selbst viele höhcre Bergstraßen, z. B.
öer Splügen. Umgeben von anderen viel

mächtigerenAlpenspitzcn, wehen dem Mont-

Cenjs noch in. späten Frühlingsmonatea
 
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