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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0198

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Preußen die Pfljcht, lartt und rückhaltlos
zu erklärcn, vaß es zu terartl'gen Hand-
lunqen sich nichr gebrauchen läßt, daß cs
nicht zum ^wcitcn Male cincr Po-
litik vcrfallen ivird wie jene, wclchc
von eincui Ministerium Haugwitz-Lncche-
sini dcn Baseler Frieden iiiid'die Demar-
kationslinie verlangte, daß cs weiß, was
scinc Ehrc „nd scin Jntcreffe von ihm
fordcrn, „nd daß cs bercit ist, für bcivcs
niit der That, nöthigeiifalls das Schwert
in her Hand, einzustcheit. Bor Allcni ist
es die Dertretung dcs prcußischcn Bolks
.sich selbst und dcm Volkc, das sie vertritt,
schnldig, den ihni von jener Seite ge-
botcneii Kaufprcis fnr dcn Verrath an
seineii natnrlicheii Bundesgenosseii und
Stainmvcrwandtcn mit Entrüstung zurück-
weisen nnd vor allcr Wclt zu bekulidcn,
daß sie dic Fricderlcian'schcn Traditionen,
an welche Prenßen zu crinncrii Herr
Lagueronnlsire die^Stirii hat, ganz anders
versteht, als die Feinde eines eintgen und
starkcn Dcutschlands es wünschen. Wir
sollten ineincii, cine solchc Kuiidgxbung
aus der Mittc der prcußischen Volksvcr-
trctniig dürfte kcinen Tag anf sich wartcn
laffcn, und wir würden uns nicht wun-
dcrn, wohl abcr bcrzlich frcucn, wcnn,
noch che dicse Zcilcu gedruckt sind, der
Telcgraph aus Berlin dic Mcldung von
einer cinmüthigen und energischcn De-
monstration dicscr großeu politischcn Kvr-
perschaft in dcm angedeutcten Sinne
brächtc. Schon ist cinc andcre dentschc
Volksvertrctung, die bapcrische, dcr prcn-
ßi'schen in -dcr ersten patriotischeii Kund-
gebung Angcsichts dcr französischcn liriegs-
drohungcn zuvorgekommcu: cs thut Noth,
daß die letztere wenigstcns keinen Augen-
blick längcr zurückblcibe, damit nicht daS
Mißtraucn, wclches vom Süden her be-
reits in mehrfachen Aeiißerungcii sich ge-
zeigt, wcnlgstcns eincs Schcin dcr Be-
rechtiguilg gewinnc, oder das Ausland,
was noch vicl bedauerlicher wäre, aus
dem Schwcigcn der gesetzlichen Orgaue
der preußischen Natiou Hvffnungen schöpfc,
die, wie gewiß anch uiibegrnndet, doch
schon durch ihr Vorhandensein vcrhäug-
nißvolle, spätcr kaum wieder rnckgängig
zn machende Folgen haben könnte."

Telegraphische Depesche

München, 12. Febr. Der Ministcr-
präsidcnt bcantwvrtete heute vie Lerchcn-
feld'sche Interpcllation in Bctreff eincs
Pserde-Ausfnhrverbotes dahin, daß in
dieser Angelegeichcit noch kcin Beschlnß
des ZollvereinS erfolgt fti. Die Pferde-
ausfuhr aus Norddeutschland sei r'lbrigens
unbedeutcnd, die aus Süddeutschland re-
gelmäßig (nicht außergewöhnlich).. Dic

sricdlichcn Erklärungcn dcr Großmächte
hätten die Kricgsgefahr, die ganz Deutsch-
land vereinigt finden würde, für jetzt

in den Hintergrund gedrängt. — Hcrr
v. Lerchenfcld enigegnete hierauf, daß in
Südbayern bcdcutcnd viele Pferde auf-
gekauft würdcn.

D e u t s ch l a » d.

8 Heidelberg 12. Febr. Ei» altcö
deutsches Sprüchivort sagt: „Gebrannte
Kindcr fürchten das Feucr", Doch hier
scheint dieses Sprüchwort, in Bcziehnng
der herrlichen Schloßruine, gauz vergcffen
zu sein, dcnn wicwohl dcr Blitz im Iahr
1764 in das Schloß schlug und eine grö-
ßere ^Zerwüstung baselbst anrichtete, als
die Schwcden uiid Franzoseu, wicwohl
Herr v. Graimberg werthvollc Samm-
luiigcn von Gemälden, Kleinodien, Mün-
zen uild Alterthümern in dcn Sälcn dcs
Friedrichsbanes bcsitzt nikd Herr Kunst-
händler Medcr zahlreiche trcffliche Ab-
bildimgen dcs Schlosses aufgcstcüt, so sucht
dcr Bcsucher dcr Ruinen doch vcrgcbcnS
auf dcn erhaltenen Bauten des Schlosses
eiiien B l itzab l eiter, und wic sicht cs
nun crst aus, wenn wirklich ein Brand
ausbrechcn wiirde. — Wo sind dic Fcuer-
löschgeräthschaftcn? — Wir wiffeii nicht,
wcr die Schuld trägt, daß man dicö
Alles auf dcm Schlvsft vermißl; doch
glanbcn wir übcrzcugl zu scin, daß es
höhcrcn Orts nur ciner Anregmig bcdarf,
um auch diesem Ucbclstande abznhclfen.

Bruchsal, 10. Febr. Gcstcrn Nach-
mittag wurdc zwischen hicr nnd Heidcls-
hcim, iliifern der Landstraße, aus dem
sogcnannteir Schwcllcnbrunncn, die Leichc
ciucs nengcborncn Kinvcs, männlichen
Geschlcchts, hcraiisgezogcn. Ueber dic
Urhebcrschaft dcs Vcrbrechcns schwcbt bis
jetzt noch vollkommencs Dunkel.

Oberkircl), 12. Febr. Am 9. uiid
10. d. M. wurde dahicr cinc Ausstellung
von Wcincn und gebraiiiitcn Wassern,
insbcsondere Erzeugnissen der zwci lctzten
Iahrgänge, abgchalten. Es warcn nbcr
300 Wcinniuster eiiigegangen nnd auch
die gebrannten Waffer in jeder Art würdig
vcrtreten, ein sicherer Bewcis, wic schr
unsere Weinproducentrn dic hohc Bcdeu-
tung ciner solchen Ausstelluna zu wür-
digcn wisscu. Nach den einzclnen Gc-
meinden wurden die vcrschicdenen Mustcr
in dem sinnig dckorirten Schulhaussaale
anfgestellt, wosclbst dann die Prüfnng dcr
Sorten stattfand, die denn auch eine schr
auffallende Thcilnahme von Fremdcn aus
versch,kdx„x„ Theilen des Landcs nnd
folbst aus weitcrer Ferne hcrvorgcrufen
hatte.

Aus dem Kinzigthal H Febr.
,lm 8. d. M. wurdc eine Biectelstililde
oberhalb dem fürstl. v. Fürstcnbergischen
Hüttenwerke zu Hausach in dem Gewcrbs-
kanal die Leiche der 64 Jahre alten F. Arm-
bruster Wittwe von Lehengericht aufge-

sunden. O>b hier cin Mord. odcr eine
Tödtnug, odxx „„ UnglückSfall vorlicgt,
wird sich crst ^cr gerichtll'chcii Ilnier-

suchung ergeben.

Tübinaen, 8. Febr. (Schw. M.)
Profcffor Brmis Halle hat dcn Ruf
an dic Hicsigc Uiiivcrsität als Professor
ber Pan^ekten anqenommen.

Leutkircll UII Köiiigrcich Würtcmb.,
7. Fcbr. Das hiesigc sogenanitte Furten-
bachische Schloß 'st unlangst nm 18500 ff.
von dem Kapuzinerpatcr Thcodosius aus
den Händcn cines Privatnianns erwor-
ben wvrden.

Lindau, 3. Febr. Von Seite dcs
Königs von Wllrtteuibcrg wurdc dic un-
weit hicsigcr Stadt ailf'württcmbcrqischein
Gebicte bei Langcnargcn gelegcuc Schloß-
rninc „Moutfort" niit Glundbcsitzungen
angckanft, um mit Eintritt dcs Frühjahrs
cinen Nenbau in großartiger Wcife be-
giiiuen zu laffcn.

Wiesbudon. Il.Fcbr. HcuteNach-
mittag ist Hr. Ober-Appcllati0ns-GerichtS-
Präsident Muffet gcstorben.

Mt'iningen, 10. Fcbrnar. Dcr Zu-
sammentritt des Landiags wird am 24.
d. M. erfolgen.

Boriin, 7. Fcbruar. Der fast neun-
jährigc Kampf Uhlichs zn Magdcburg
für dic Intereffcn der dortigen freien
Gcmciiidc, wclchcr von ihm mti ciner
seltcnen Ansdauer gcführt worden ist, hat
eiue» plötzlichcn und glänzenden Erfolg
gchabt. Der Mmistcr des Jiiticrn hat
dic Rcgiernng z» Magdeburg angewiesen,
von allcn bcschränkcnden Maßregeln gcgen
dic dortige freie Gemeinde von üun an
günzlich abzuschen.

Berlin, 11. Febr. Dcm „Elbingcr
Anzciger" wird aus Berlin von einein
Erlaß des Königsbcrger Coiisistoriums,
von dcin Oberpräsidcnten Eichinann nn-
tcrzcichnet, mitgcthcilt, der als ein uner-
hörter kirchlicher Ucbcrgriff i» das poli-
lischc Gebiet bczeichnct wird. Diescr Er-
laß Verwarnt vier cvangclischc Pfarrer
in herber Weisc dahin, daß sic „Dictier
der evangelischen Kirche, dere» Brod sie
effen", bei dcn letztcn Wahlen dcm rö-
misch-katholischcn Rcchtsanwali v. Forken-
bcck ihre Stimmen gegeben habcn.

Wien, 8. Febr- Dcr „Schfts. Z."
zufolge wurde der Befehl z„,n Ankauf
von 20,000 Rcmontcpferden nach den öst-

lichen Provinzen gcsendet; eine derartige
Maßregcl ^at nm fo mehr Bedcutung,
als seit 1856 die Ariiiee ohnehin stets r'n
Kricgsbcrcttschaft gehaltcn wird.

LSien, 10. Fchx, Die „Militärztg."
schrcibt: „Die jn auswärtigen Blättcrn
vcrbreitete Nachricht eincr Verstärkung der
Garnison in Ancona, Bologna und Fer-
rara ist eben so irrthnmlich als jene, daß
ein oder das anderc Armeekorps bereits
auf den Kriegsfuß gesetzt wurde. Bis
jur Stunde ist die Arinee in allen Pro-
 
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