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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0306

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(Nr. 66) bespricht in cinem längeren Ar-
tikel „V o m Neckar" dic rege Gewerbs-
thätigkcit Hekdelbcrgs und vcrglcichtdicsclbe
vn't derjcnigtn, welchc in den beiden Hanpt-
schwestcrstädten des Landcs herrscht; wenn
wir in dieser Besprechung dcm Refereiltcn
jenes Artikels auch frcudig in dem Lobe
Heidelbergs beistimmen, so theilen wir doch
immcr mchr die Ansicht, daß es jctzt nicht
an dcr Zcit wäre, an die Narrenkappen zn
denke», jetzt, wo der ruhigc Biirger mit
ängstlichrm Gemüthe die Blicke in die
Zukunft richtct, wo eine ernste Zcit das
schöne Vaterland mit eknem unabsehbaren
Kriege bedroht, dic Gcschäfte stockcn und
Allcs in banger Erwartung ist dcr Dinge,
die da kommen! Geht diese Katastrophc
glücklich an uns vorüber, dann ist es im-
mer noch Zeit gcnug, der Freude Opfer
zu bringen; doch die Gegenwart ist zu
rrnst, dcnn wo die Brandfackel des Krieges
droht, da baut die Schellenkappe dcr Freude
kein Ncstchcn.

Rastatt, 15. März. Gestcrn sind von
Karlsruhe Pioniere hicr eingetroffen, um,
durch Spannung dcr Murg, einen Ver-
such vollständiger Untcrwaffersetzung der
Festungswerke zu bewerkstelligen.

Offenburg. Am 14. d. hat in dcr
hiesigen Bäumwollenspinnerei und
Weberei dcr Spinnereibetrieb begonnen,
nachdem jcner der Weberei schon im vorigen
Oktober seinen Anfang gcnomincn hatte
und bisher so weit ausgcdchnt wurde, als
nöthig war, einen ordcntlichen Stamm von
Arbeitern heranzuziehen. Vor einem Jahr
wurdc dcr Aufbau der Fabrikgebäude in
Angriff genommcn.

17. März. (Frbgr. Zcit.)
Wclchen Anklang die Einladungen zu dem
hier abzuhaltenden Sängerfestc finden,
geht darauö hervor, daß sich bis heutc
schon 50 Vereine aus dem Großhcrzog-
thum, von Weinheiin bis Konstanz, mit
nahezu anderthalbtausend Sängern zur
Theilnahme gemeldet haben, — und noch
stehen vikle Antworten auf die erganqc-
nen Einladungen aus.

Vom Oberrhein. 17. März. Jn
Bezug auf unsere neulichc Nachricht wegen
rnafscnhafter Pferdeankäufe von Sei-
ten eines StraßburgerLieferanten
theile ich Jhnen in Eile mkt, daß — w,-x
tuan sagt . in Folge einer eingegange-
tien telegraphischen Dcpesche dke Pferde-
ankäufe plötzlich eingestellt worden
sind.

Mainz, 16. März. (M> 9 ) Der
Prinz-Regent von Preußen hat zum Be-
hufe der Wicdcrherstellung des hiesigen
Domes eine Beihilft von 2000 Thalern
bewilligt.

München, 15. März. Jn der heu-
tigeu geheimen Sitzung der Kammer der
Abgcordneten, worin der vom Kriegs-
minister vorgelegte Gesetzentwurf berathen
«nd schließlich angenommen wurde, hat

der Ministerpräsident Frhr. v. d. Pfordten,
nachdem die Zögerung der dcutschen Re-
gicriingen viclseitig getadelt wordcn war,
die betreffcndcn diplomatischen Ver-
handlungen unter den deutschen Ne-
gierungen mitgetheilt. Daraus nun ist
die erfreuliche Wahrnchmung zu machen,
daß unter allen dcutschen Ncgicrungcn die
crschnte vollkoiiimcne Einigkcit hergestcllt
ist, daß jedcr Angriff anf ein Bundcsglied
auch in seinen außerdeutschen Be-
sitzungen als ein Angriff auf ganz Dcutsch-
land betrachtet wird. (Mainz. I.)

Derlin, 16. März. Die Ungewißheit
über den Verlauf der politischen Frage
zwischen Ocsterreich und Frankreich, hat
sich trotz aller in Unilauf gesetzter fricd-
lichen Gerüchte nicht gcklärt; es herrscht
dieselbe Unsicherhcil darüber, vb Lord Cow-
ley günstige Erfolge erreichte oder nicht,
wie in letzter Woche. Daß der Lord
wenigstens Aussichten mitgenommen hat,
Oesterreich werde zu diplomatischen Ver-
handlungen geneigt ftin, wird jedoch be-
stimmt versichert nnd man kann hinzu-
fügen, daß sowohl von Bcrlin wie von
London aus, fortgesetzte Schritte gcschehen,
um Konferenzcn zu ermögllchen' und den
Diplomaten die Aufgabc zuzustellen, dcn
Krieg zu hintertrciben.

Wien, 13- März. Das östcrreichische
Observationskorps an dcr ser-
bischen Gränze, aus einer Brigadc
bestehend, hat Befehl erhaltcn, nach Pesth
abzugehen; die Rcgierung hält demnach
die Fortdauer der militärischen Vorsichts-
maßregel daselbst nicht mehr für nothwendig.

F r a n k r e i ch.

Paris. 15. März. Aus den Zoll-
einnahmcn in Nantes geht hervor, wic
sehr die Einfuhr in Folge der politischcn
Unsicherheit gelitten hat. Jm Monat Fe-
bruar habcn dicZolleinnahmcn 877,937 Fr.
weniger betragen, als in dem entsprechen-
den Monat von 1858. Besonvers hat
die Einfuhr von Zucker, Kaffee, Stein-
kohlen, Gußeiscn, Oel, Baumwolle und
im Allgcmeincn von Rohstoffcn abgenom-
mcn. Jn dcn übrigcn Häfen Frankreichs
stehen die Dinge sichcrlich nicht besser.
Die Jndustrie hat alle Ankäufe von Roh-
stoffen eingestellt, bis die Kriegs- nnd
Friedensfrage entschieden scin wird. Die
Ausfuhr hat wcnigcr gelitten; die mei-
sten auswärtigen Märkte, welche seit der
großen Krise von 1857 Nichts von' sich
hatten hören lassen, sind mit ihren Vor-
räthcn zu Ende nnd wenn sie auch nur
vorsichtig einkaufen, so haben ihre Bc-
stellungesi doch ausgereicht, um die Fa-
bNken zu beschäftigen; in Lpon kst Arbeit
fur mehrere Monate gesichert; ebenso in
Rouen und Mühlhausen. Der Pariscr
Bcrkehr ,st sehr ins Stocken gerathen
und dke Magazine wcit entfernt, von den
Fabriken neuc Waaren zu nehmen, haben

noch nicht einmal die altcn verkaust, welche
jetzt bezahlt werden müssen.

Paris. 16. März. Die Mittheilungen
aus Turin stimmen sämmtlich in der An-
sicht überein, der König Viktor Emanuel
werde genöthigt ft,n abzudanken, wcnn es
nicht zum Kricqc konimen wird.

Paris. 17.März. DieKaisergarde
hat Befehl crhalten, sich ffür Sonntag zu
eincr großenNevüc zu rüsten, an dcr
etwa 30,000 Ma»n Thcil nehmen sollen.

— Jn Folge ddr Nachricht und der
günstigen Aufnahme ^ord Cowlep' s in
den Tuilericn fanden beträcluliche Käufe
statt und die Rcntc hob sich a»f 67,85.
Mob. 772,50. Orleans 1335. Lyon 830:

Paris, 18. März. (Tel. Dcp.) AuS
Rom vom 17. d. wird gemcldet, daß eine
Note, welche möglichst baldigc Näumung
Roms verlange, am Freitag dem franzö-
sischen Gcsandtcn Grammont übergeben
worden sei. — Jn Lissabon hat sich
ein neucs Ministerium unter Terceiras
Vorsitz gcbildct.

I t a l i e n.

Neapel, 8. März. (A. Z.) Nach
jahrelangen Krankheitslciden ist Herr E.
Scholl aus Stuttgart, großherzog-
lich badlscher Konsul, in Ncapel
dicsen Morgen gestorbcn.

Turin, 12. März. Nach drei Zabren
sind endlich dic türkijchcn Krim-Mcdaillen.
großen und kleincn Medschidies für die
sardinischc Armee angckommen. „Jhr
kommt zwar spät, doch ihr kommt."

(A. Z.)

Rußlan

Pctersburg, 16. März. Ein heute
Vormittag veröffentlichter llkas vcrbietet
die Pferdeausfuhr über die Gränzen
Rußlands und Polcns.

Vermischte Nachrichten.

/lX Heidelberg, 19. März. Schon
wi'eder wüthct die'mörderischc Art in den
chrwürdigen Haine» des ischloßgartens
nnd bald wird dieselbe diesen so umge-
stalten, daß er in seincr jugendlichcn llin-
wandlung zu den Ruincn der alten Schpren-
burg, wic der schmucke Friihlingskranz auf
deiii Haupte cincr Matrvne, zu vergleichen
ist. Wir haben uns schou öfters übcr die
Versündigung an diesem herrlichcn Ver«
gnügungsorte Einhkimi'scher und Fremder,
ausgcspvochen, und wcrden nicht aufhören
tzx,- Stimme des Publikums in dl'eser Be-
zichung Worte zu gcben, bis man den,
in Harmonie mit den altehrwürdigen Ruinen
stehenden Baumgruppcn, statt sft zu fällen,
n'ne sorgsamere Pstege zu ihrer Er-
haltung schcnkt. Möchte es, wenn man
zu dieser Einsicht gekommen, dann abec
nicht zu spät sein!
 
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