Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

DOI chapter:
April
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0402

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Weise von der Natur vernachlässtgi ist.
Man sollte mit derartigen Märchen gegen-
wärtia das deutsche Publikum nicht untcr-
halten. , (Kln. Z.)

Paris, 13. April. Während die P a-
riser Konscrenz hcutc ihre zweite
Sitzung hielt, um das zukünftiqe Schick-
sal der Donausürstcnthüiner zu bestimmcn,
traf aus Bucharest eine Depeiche hicr ein,
welche von Entdeckung cincr Verschworung
gegen Kusa, Auffindung von Papieren nnd
einer Höllenmaschine, sowie von Vcrhaf-
> tung von 7 Personcn spricht.

Paris, 13. April. Die große Frage
des Augenblicks hat in den letztcn 48 Stun-
den keincn wcitern Schritt gemacht. Bci
der heikeln Phase abcr, in der sie sich jctzt
befindct, ist jcder Stillstand einem
Rückschritt gleich, d. h. ein leidiger
Gewinn für die Kriegsaussichten. Die
Sachen sind auf einen Punkt gedichen,
da dcr Friedc nur noch erhalten werden
kann, wenn er rasch gemachtwird.
Das fühlen auch dic optimischsten Seelen,
und daher die Äbkühlung, wclche wieder
einzutreten bcginnt, wiewohl keine ncuercn
Nachrichten schlechter Art den Eindruck der
guten Nachrichten von vorgestern abgekühlt
haben.

Der ungefähre Wortlaut der Note, die
im Monitcur nicht erschienen ist, aber
erschienen sein würde, wcun die Nachrichs
von dcr Umändcrung der österrcichischcn
Forderung in Betreff der Entwaffnniig
(allgemeine Entwaffnung statt derjenigen
Piemonts) nicht hier eingetroffen wäre,
soll, wie folqt, lauten: „Jn Gegenwart
der neuen Ansprüche und der drohendcn
Haltung Oesterrcichs sicht dse Regierung
des Kaisers sich gezwungen, die erforder-
lichcn Maßrcgeln zu treffcn, um seiiiem
Alliirtcn, dcm Könige von Sardiiiien die
dcmsclbcn vcrsproehene Hülfe zu leisten,
falls er von Oestcrreich angegriffcn werde.
Zu diescm Zwcckc wrrd eine Armce von
80,000 Maiin bei Bellcp aufgcstellt wer-
den. Dennoch hat dic Regicrung des Kai-
scrs die Hoffnnng noch nicht aufgegebcn,
daß Oestcrreich verineiden wcrde, was die
Diplomatie verhindcrn würde, ihre fried-
liche Sendung zu erfullen."

Paris, 13. April. (Köln. Z.) Nach
einigem Bcsinnen und Hiu* und Herzichen
scheint man, nach vielen g'nubwürdigen
Versicherungen, auf den von Oesterreich
gemachten Vorschlag einer allgeme (nen
Entwaffnung hier eingegangen zu sei»,
nicht jcdoch in der Art und Wcise, daß
man unvcrzüglich »nd als Erfüllung einer
nothwendigen Vorbedingnng zum Kongrcß
gleichzeitig in den drei ^änvern entwaffnet,
sondcrn durch Prinzpielle Anerkciinung
der Nothwcnvigkeit ciner solchen Entwaff-
nung gegcnübcr dcm Zusaminkntritk u»d
der Aufgabe des Kongreffes. Dic Be-
vollmächtigtcn des Kongreffes werdcn düiin

unmittlebar nach ihrcr Bereiniguna im
Haag oder in Karlsruhe das Nähcre da-
rüber wie und wo diese Entwaffnung
vollzvgen wcrden soll, bcstiinmcn.

Paris, 14. April. (T. d. Sch. M.)
Dic Damffrrgatten Sanst, Ulloa,
Magellan, Mogador, Panama sind am
14. d. nach verschicdenen Häfen Algeriens
abgcgegangen. (Nach einer Meldung des
Marseiller Kuriers holen diese Fregattcn
Truppen ab.

PariS, 14. April. Das „Eherbourger
Zournal" mclbet, die dortige Seebehörde
habe Befchl erhalten, neuii Kanonen-
boote sofort zn bewaffncn und mit der
erforderlichen Mannschast nach Toulon
abzuschickcn. Dicsc Fahrzcuge sollen einc
Flottille unter dem Namcn einer „erstcn
Division von Kanonenbooten" bilden.

Paris, 14. April. Es gcht aus den
neuesten Nachrichtcn hervvr, daß die
Diplomatie skit dem 31. März keinc
geringe Thätigkeit an den Tag gelegt
habcn muß, wenn sie trotz der Verschiedcn-
hcit der Ansichten und Ansprüche doch
eine Vcreinbaruug, und zwar so rasch
dcn Wcg bahnen kvnnte. Die Börse.ist
nicht so scst, als man nach den bckannt
gewordcncn Nachrichten über die Situation
vermuthen sollte, allein in politischcn Krei-
sen sicht man den niorgigen Erklärungen
dcs englischen Kabinets mit Ruhe ent-
gegen. — Jn Anbetracht der Wichtigkcit
und Viclfältigkeit der Geschäfte, hat der
Minister dcs Jnnern beschlossen, daß bie
Pariser Börse in dcr Zukunft von 12
bis 3 Uhr geöffnet bleiben soll. — Der
ehcmalige Präfekt de Beaumont-Vaffv
wurde gestern vom Zuchtpolizei-Gericht
zu zwci Jahren Gefängniß, 3000 Fr. Gelv-
buße und zehnjähriger Eutzichung der
bürgerlichen Rechte nach Artikel 42 des
Slrafgesetzbuches verurtheilt.

Paris. Jn dcn ministeriell'en Kreisen
versichert man jctzt mit ber größten Bc-
stimlnthei't, daß ver Zusaminentritt dcs
Eongrcsscs keincmZweifcl mchr unterliegen
kann, daß dersclbe noch vor dem 30. d.
M. zusaminentreten wird, und daß Fürst
Gortschakow, der Rußland vertretcn wird,
im Begriff steht, PeterSburg zu vcrlassen.

— Alle Correspondenzen aus dem süd-
lichen und westlichen Frankreich stimmen
darin überein, daß eine ungeheure Be-
wegung in den Sce-Ärscnalen herrsche.

— Jn der Eonferenzsitzung a,n 13.
wurde die Wahl Cousa's unter Vorbehalt
aller Rechtsfragen anerkannt.

^ S ch w e i z.

13. April. Von Tessin ist
> eine Depntation der ultramontanen Par-
- tei, an dcr Spitze der Parteiführcr Cal-
l laneo von Faivo, angelangt und hat eine

Monsterpetition cingereicht niit dem Be-
gehren um Kassation aller Großraths-
wahlcn vom 23. Fcbruar. — Jn Genf
verunglückten lctztcn Sonutag mehrere
lustfahrendc Barkcn in Folge eiiieS ur-
plötzlichen hcftigcn Windsioßeö, wie sie
auf dem Genfersee oft vvrkommen. Es
sind 13 Pcrsonen ertrunken. Auch ia
Morsee vcrunglückten in diesem Momente
3 Personen. — Jm St. Gallcn'schen Dorfe
Schwarzenbach zündete lctzten Samstag
halb 8 Ühr Abends der Blitz und äscherte
24 Wohnungen und 22 Scheuern ein. Auch
der an der Schweizcr Grenze gclegenc öster-
rcichische Fleckcn Mals in Tirol ist großen-
theils abgcbrannt.

Bern, 15. April. Die Regierung des
Großhcrzogthlims Baden nvtifizirt nun
cbenfalls dcn Empfang der bunvesräth-
lichen Neiitralitälscrklärung. Sie ver«
dankt dieselbe und versichcrt, als Freundin
der Schwciz ein lebhaftes Jntcreffc an
derselben genommen zu habcn, doch hofft
sie, daß der Kricg nvch werde vermiede»
werden können.

B e l g i e n.

Brüstsel.Die größte Regsamkeit herrscht
gegenwärtig in allen militärischen Etab-
lissements; dreihundert Ernennungcn und
Bcförderungen werden im „Monitenr"
crsckeinen, die Gcneralc Capiaumont und
Berten, welche augenblicklich auf der Re-
serveliste figuriren, wcrden auf's Neue
inActivität versctzt; die coinmandirenden
Divisions-Gencrale sind durch ein mini-
steriellcs Rundschreiben eingeladcn worden,
die ihncn angewiesencn Residenzvrtc nur
im «ißersteil Nothfalle und nicht ohne
vorgängige Anzcige an den Minister zu
vcrlassen; dic Cavallcrie, wclche in ver-
schiedenen Garnisonstädten versircut ist,
wird auf einem Punktc vereinigt wcrden.

C n g l a n d.

London, 11. April. Aus verschicde-
nen uud anschciiieud zuverlässigcnQiiellen
wird jetzt vcrsichert, und auch die Timcs
deutct darauf hin, daß eine auf die jctzige
Verwicklung Epoche machcnde Enthüllung
französisch-sardinischcr Plane vor sich ge-
gangen sci. Es hcißt uämlich, daß Oestcr-
rcich in der Lage gewesen sci, Preußcn
und England die geheimen Artikel des
französisch-sardiiiischkn Vertrags vorzu-
legen. Z» ihrer Ucberraschung sollen sie
daraus erfehen haben, daß für Piemont
die kombardei und Vcncdig, für Frank-
rcich Savoycn als Krirgspreis stipulirt
ist> Bcstätigte sich diese Eiikhüllung, sv
wird sie einen erheblichen Eindruck machen
wiissen, nachdcin dcr.Moniteur den Vcr-
trag „definitiv" »nd nichts weiter ge-
nannt hat, und nachdem die ganze Wclt
 
Annotationen