Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
April
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0350

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
hriuimittel verbote», was i,i Hiustcht auf das
allqemeine Wohl n»r zu lvben rst.

— Aus Baden, 15. April. So lanze
die Schulverordnung vvm Jahre 1834 rechts.
kräftig besteht, kan» natürlich auch der, eine»
integrirenden Bestandtheil derselben bildende
§. 36, welcher dem Ortsgeistlichen als solchem
die Ortsschulinspection überträgt, »icht will-
knrlich beseitigt werden. Anders verhält es
stch dagegen mit dem §. 37, welcher den christ-
lichen Ortspfarrer auch für die dort befindliche
israelitische Schule als Jnspcctor bestellt.
Dieser §. steht mit dem untcrdeffen in das
Lcben getretenen Geseße über dic Gleichbe-
rechtigiing der Confcsstoncii im Widerspruch;
er ist burch daffelbe rechtsungiliig geworden,
nnd solltc darum förmlich und ausdrücklich
außer Krast gesetzt wcrden. Jn denjenigen
Städten wcnigstens, wo wiffenschaftlich ge-
bildetc Rabbiner angcstellt stnd, gebührt diesen
auch, so lange die confesstonclle Schulaufstcht
nvch nicht aufgkhvben ist, die Bezirks- und
Ortsschulinspection, wozn stc fich, deS israe-
litischcn ReligionSuntcrrichtes wegen, auch bes-
ser eignen würde», als christliche Pfarrer.
Für die israelitischcn Schulen auf dem Lande
würde freilich nicht leicht ein confesfloneller
Jnfpector in dem Orte selbst zu finden sein,
und es fragt sich, vb dort ein weltlichcr Orts-
schiilvorstand nicht genügte, da der israelitischc
Bezirksschulvisitator, der nicht zu sehr mil
Geschäften überladen sein würde, auch die ein-
zelnen Ortsschulen einer spccielleren Ausstcht
unleiwersen könntc. Diesc nur so hingcworfe-
nen Gcdanken dürftei, wohl dem großh. Ober-
schulrathe eine Veranlaffnng geben, diesem Ge«
gensiande seine Aufmerksamkeit zu schenken,
bamit das Gesetz über die Gleichstellung der
Confesstonen auch den Jsraeliten voUkommen
gercch! wcrde. Am besten wäre es aber, wenn
die Aufhcbung der confesstonellen Schulaufstcht
nicht yiehr lange auf sich warten ließc, da
nur ste alle Ungehörigkeiten vollständig be-
seiligt.

Wiesbaden, 12. April. Der Ausschuß
des deutschen Resvrmvereius hat vorgcstern
in unstrer Stadt, dem Domicüe des genann-
ten Vereins, getagk. Die Ausschnßmitglieder
hatt'en stch mit Ausnahme des durch ernstcs
Unwohlsein verhiudcrten Prvfessor Brinz aus
Prag sämmtlich eingefunden. Es waren er-
schienen: Heinrich v. Gagern, Frhr. v. Ler-
chenfeld aus München, Dr. Hepdenreich, Frhr.
v. Barnbühler aus Ltuttgart, Dr. v. Wänker
aus Frciburg, Graf v. d. Decken aus Han-
nover, Buchhändler Frommann aus Jcna,
Prvfeffor Schäffle aus Tübingen und Consul
Wiener aus Darmstadt. Dic Berathungen
des AusschuffeS dauerten, mit einer kurzen
Unterbrechuttg von Morgcns 9 bis Abends 8
Uhr.

Leipzig, 7. April. Das großartige und
,'n jeder Beziehung dankenswerthe Untcrnehmen
des blinden Dichters Theodor Apel, das ge-
sammte Schlachtfeld von 1813 rings uin un-
sere Stadt durch Marksteine zu schmücken, welchc
der Mit- und Nachwelt zur Orientirung auf
dcw klassischen Gefilde dienen sollen, ist bis
jetzt so weit vollendet, daß bereits 25 solcher
weithin crkcnnbaren Steine, sämmtlich den am
16. October 1813 geschehenen Thaten gewid-
met, an den verschiedenen Punkten aufgestellt
stnd.

Berlin, 11. April. Der Bericht über dic
Militärvorlage wird eine Neihe schr interes-
santer Tabellen und Zusammenstellungen brin-
gen, die die größte Aufmerksamkeit verdienen.
So ergibt flch aus einer Zusammenstellung der
in den Jahren 1849 bis 1860 gemachten Aus-
gaben sür Flottc und Heer, daß die erstere in
diesen zwölf Jahren 16 MiÜionen. das letztere
dagegen fast voll 452 Millionen, durchschnitt-
lich jährlich 37,600,000 Thlr. gekostet hat.
In deo Jahren 1852 und 1853 wurden nur
30 Millionen, in den 7 Zahren 1849, 1850,
1854 bis 1858 33 bis 37 Millionen, 1849
aber 44 Millionen, 1860 41«/, Millionen und
1859 sogar 59 Millionen verausgabt. Das
sind so enorme AuSgaben, 1859 sogar mehr
als drei Thaler Per Kopf, daß Prcußen ste
unwöglich lange tragen kann, ohne stch zu
ruiniren. Ferner bat außcr den für das Mi- ^
litär nothwendigen Steuern noch das Land

, die sehr bedeutende Einquartierungslast, zu
deren Erleichterung 4 bis 5 Milll'onen jährlich
nothwendi'g sein würden, zu tragen und stehen
außerordentliche Ausgabcn für Umbau der
Festlingeii, Vergrößerung der Aril'lleri'e und für
die Marine, die auf 40 Millionen geschätzt
werden können, in Aussicht. Wenn das Mi-
nisterium nur Lust hätte, die Verhältniffe und
die Lage des Landcs ernstlich ins Auge zu fas-
sen, es würde selbst ei'nsehen, daß die Aufrecht-
erhaltung der Reorganisation unmöglich ist.

Berlin, 14. April, Bei dem CultuS-
ministerium soll, nach der feudalcn „Zdl. Corr.",
eine Petition „zahlreicher Männer wegen Ab-
schaffung dcs Geschi'chtSunterrichts in den höhe-
ren Lehranstalten eingegangen scin. Als Grund
! wird angeführt, wie das Auftrcten eines be<
rühmten Historikers im Abgeordnetenhause den
f Beweis gebe, daß die umfassendsten Kenntniffe
! der histvrischen Vergangenheit nur dazu bei-
! tragcn, daS Verständniß der Gegcnwark voll-
ständig zu trübcn." So berichtet die Börsen-
f Zeitung.

l Köln, 12. April. Heute fand hierselbst
eine Versammlung vvn Mitgliedern rheinischer
l Arbeiter- und Handwerkervereine statt, i»
l welcher sich eine Sußerst stürmische Dcbattc
! entwickelte. ES handelte sich nämlich darum,
ob man dic Grundsätze, wclche die Laffalle'sche
l Schrift über die Arbeiterfrage enthält, adop-
tire und stch den zu Leipzig am 24. März
! gefaßten Beschlüffen anschließe vdcr nicht. Es
gelang dem Düffeldorfer Arbeitervcrein, der
l einen Antrag auf Beitritt zu den Leipziger
Beschlüssen, namentlich auf Agitation zur Er-
zielung directer Wahlen, gestellt, Hrn. Muschart
von hier als Prästdenten für die Versamm-
! lnng durchzusetzen, eine Persönlichkeit, der dic
Befähigung dazu abgeht. Der Sprecher der
zahlreich vertretenen Düffeldorfer und Wupper-
l thaler, Herr Levp von Düsseldorf, stcüte sich
auf den Standpunkt der Laffalle'schen Bro-
l schüre, sprach für den Anschluß an dic Leip-
; ziger Beschlüffe und dic Eröffnung dcr Agi-
tativn für das genannte Wahlrecht. Bei seinen
Ausführungen ging er so weik, u. A. zu sa-
! gen, der Nürnberger Protcst gegen die Leip-
! ziger Beschlüffe könne unmöglich vom dortigen
Arbeiterverein ausgcgangen sei'n, es werde da
wohl ein „Fvrtschrittsinann sciüe Hand im
! Spiele gehabt haben. (Auf den Antrag Bür-
l gcrs wurde Levp zur Orbnung verwiesen.)
l Literat H. Bürgers warnt davor, dic Bro-
! schürc des Lassalle als Manifest der deutschen
! Arbeiter aufzufaffen, und erklärte stch beson-
i ders dagegen, die Agitationen zur Hcrbeifüh-
l rung des allgemeinen WahlrechtS auszuspre-
! chen, wcil dieses leicht Conflicte zwischen den
! Behörden pnd Arbeitern hervorrufen könne,
welche lctzteren entschieden zum Nachtheile ge-
! reichkn würden. Trete man dem Düffeldorfer
Antrag, resp. der Laffalle'schen Schrift bei,
so sei das cine KriegSerklärung gegen die be-
stehenden Schultzc - Delitz'scheu Affociationen,
und inau verfeinbe sich mit der dcutschen Fort-
schriltspartci. Aehnlich sprachen sich Redac-
leur Gicbe aus Düffeldorf, Sanr, Mitglied
des dastgen Handwerkcivereins, Nittinghaus
uud Moitzheim vvn hier aus. Die Jntelligenz
war auf Seite Kölns, die Majorität aber re-
präsentirte der Düffeldorser Arbeiterverein.
Mit 64 gegen 57 Siimmen stegtc Düffeldorf,
so daß man also den Beschlüffen Leipzrgs bei-
getreten ist und stch zu Laffalle's Grundsätzen
bekennt. (Fr. Z.)

Wien, 14. April. Di'e „General-Corre-
spondenz" theilt mit, daß zwischen dem Prinzen
Chrtstiän von Däncmark und vem baprischen
Hof Vorverhandlnngen eingeleitet seien, deren
Resultat alS Basts für die Verhandlungen der
Unterzeichner des Protokolls von 1831 dienen
solle.

S ch w e i z.

Bern. Dl'e Ehrengaben für vas eidgenöff, !
Festschi'eße» haben Ende voriger Wochc den
Betrag von 80,080 Fr. 80 Cent. erreicht.

I ta l i e n

Die Zeitung von Florenz erzählt, daß auf ,
der Reise nach Flvrenz in Serzena dem Kö- s
nigc einc Menge Blumensträuße angcboten i
worden seien, daß er aber nur Einen ange-

nommen habe, welcher ihm von einer in schwar-
zen Flor gehüllten venetianischen Dame über-
reicht worden war.

Rvm, 13. April. Gestern wiirde der
Jahrestag der Rückkehr des Papstes von Gaeta
mit einer aUgemcinen Jllumination gcfeiert.
Auf den öffentliche» Plätzen, wo prachtvolle
TranSparente angebrachi waren, spielten Mu-
sikcorpS; überall drängte sich eiiik große Volks-
mcnge, welche Hochrufc Pius IX. anstimmte.
Alles ging in vollkommcner Ordnung vorüber.

Turin» 13. April. Die Organe der ge-
mäßigt liberalcn Partei mißbilligen einstimmig
das Auftreten der Actionspartei. Die Depu-
tirtenkammer setzt ihre Debatten über daS
Budget fort.

Turin, 14. April. Dic „Opinione" de-
mentirt das Gerücht, demzufolge die Regie-
rung bei der Schweiz auf Entfernung der
Leute von der ActionSpartei, welche im Can-
ton Tessi» conspirire«, gedrungen hätte. Die
italienische Regierung hat einfach die eidge«
nöfflsche Regierung durch eine Note vom 26.
März von den Vorbereitungen der ActioiiS-
partei in Kenntniß gesetzt, um dadurch der
Schwciz beklagcnswerthe Wirren zu ersparen,
welche daraus cntstehen könnten, wcnn bewaff-
nete Rotten auS dem Schweizerlande kommend,
ins Nachbarland eindräiigen. Dassclbe Blatt
gibt der durch die „Presse" von Wien mitgc-
thcilten Nachricht, daß die l'talieuische Regie-
rung dic Schwetz Vvn den beabstchtigten An-
griffen aufs italienischc Tprol in Kenntniß
gesetzt habe, ein entschiedenes Dementi.

SPanten

ERadrid, 13. April. Die Abgeordneten-
Kammer setzt ihre Discuffionen über dic Ur«
sachen des Stnrzes deS MinisteriumS O'Don-
neü fort.

s

Portugal

! Lissabo», 13. April. Die Kammern find
bi'S zum 20. Mai prorogi'rt. — Man spricht
vo» cinem Heirathsprojcct zwischen dem Prin-
zen Aiigust von Portugal, Bruder des Königs,

! und ei'ncr brastlianischen Prinzeffin. — Die
gepanzerte Fregattc „Normandie" ist abqe-
^ gangen.

i Schwed e n

> Christiauia, 10. April. Am 7. d. M.
fänv hier etn Polen.Meetiiig statt; gegen 4000
Personen ware» versammelt, wclche große
Spmpathicn für Polen aussprachen und ein-
! stimmig die vorgeschlagenen Resolutionen an.

! nahmen.

Rußlanv

! Petersburg, 14. April. Die Zcitungen
veröffeiitlichen den Tert el'ner am Ostertag
! dem Czaren übcrreichten Adreffe der Miini'ci-
palität von Petersburg. Dieselbe drückt, wie
die AdelSadreffe, Hi'ngebnng und Liebe für den
Kaiscr und die Jntegrität des Reiches auS.

Griechenland.

Athen, 11. April. Dic Commiffärc, welche
. dem Prinzen Wilhelm das Decret der Natio«

, nalversammlung über die Königswahl über-
, bringen, stnd heute nber Triest nach Kopen-
! hagen abgegangen.

Nachrichten über Polen

Das Warschaucr Centralcomite crläßt täg-
lich neuc Morbukthcile, die pünktlich auSge-
führt werden; so vör einigen Tagcn an einem
' Gutsbcsttzer bei Czenstochau und bald darquf
an einem Colonisten in Salzfeld bei Lodz.
Zene „nationale inierimistische Regierung"
vollftreckt als Rcvolutionstribunal die Mord-
urtheile, ohne dic Angeklagten z„ hörcn, wo-
bei jedcr Privatrache Thor und Riegel geöff-
net flnd.

IVarschau. Wie bereits angedeutet, wurbe
durch kaiscrliche Entschließung vom 15. (27.)
März für die westlichen riisflschen (ehemals
polnischen) Provinzen die VermögenSbeschlag-
legung gegcn alle Theilnehmer am Aufstand
ausgesprochen, und zugleich der Statthalter
von Polcn angewiesen, die ihni iwkbwcndig
scheinende» glcichcn Antcäge a»ch bezüglich
 
Annotationen