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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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Fürstenherzrn entflammcude Theilnahmc, welche >
lmser innigst gelitbter Großherzog durch «ei»e
persönliche Anwesenheit und durch Seine alle
Herzen gewianende Erwiederung der an Zha
gerichteten Begriißung an den Tag gelegt hat.
Jn Bezug auf güeS llebrige beschräuke ich
mich auf die Bemerkung, daß, soweit baS Ge<
tächtuiß der ältesten Bewvhner Mannheims
znrückreicht, noch niemalS eine solche Mcn«
schenmenge auS der Nähe und Ferne in dem
Weichbilde unserer Stadt versammelt war;
deuu so günstig auch die Bauart derselben
durch ihre Lintheilung in Quadrate und ihre
breiten Straßen und größeren öffentlichen
Plätze zur Aufnahmc und Vertheilung einer
größereu VolkSmaffe ist, und so leer und öde
daher «inzelne Stadttheile sonst, sogar bei
außergewöhnlichem Fremdenbesuch, stch dar-
stellen, so war doch gestern keine Straße an-
zutreffen, in welcher nicht eine dicht gedrängte
Menschenmaffe hin« und herwogte. Daß alle
Wirthschaftslokale angefüüt waren, ist begreif-
lich, und daß der Festplatz, insbesondere aber
die Frsthalle, nicht alle, welche dort Unter-
kunfc suchten, zu faffcn vermochte, konnte man
zwar bedauern, ober es war nicht zu vermei-
den; für die übrigen Festtage wird Raum ge-
nug vorhanden sein. Am Abende waren, der
großen Zurüstungcn und Vorräthe ungeachtet,
doch einzelne Wirthschaften rein auSgegeffen
und auSgetrunken. Dieser Tag wird jedem
Mannheimer in allen Bejichungen unvergeß-
lich dleiben.

Mannheim, 29. Juiii. Den crsten Sil-
berbecher bejm heutige» Schicßen erhielt Herr
Bermeitinger von Schopsheim; den zweiten
Herr Wurz aus Fraiikfurt; dcn dritten Herr
Donner aus Nurnberg, auf der Standkehr-
scheibe. (B. B.)

Aus Sachse», 25. Zuni. Das sächsische
Stäbtchen GeKer ist gegenwärtig wohl der
unglückseligste Ort in Dcutschlanb. Zm Oct.
v. I. hatte eine Feuersbrunst daS halbe Städt-
chen und die eingeheimste Ernte verzehrt; vor
kiurzem hat der Hagel seine diesjährigc Ernte
aus dem Halme vernichtet, und nun hat heutc,
wie Sächs. BI. berichten, eine neue'Feuers-
brunst de» Rest deS OrteS biS auf ein paar
Häuser eingeäschert. Es ist zu hvffen, baß
ganz Deutschlanb ' der ärmsten Einwohner
GeperS sich annehmen werde.

Berli«, 27. Zuni. Zn Börsenkreisen wcr-
deu Klagen über die Ungenauigkeit der hier
einlaufeuben telegraphischen Bolschaften laut.
Die Botschaft über einen Artikel in ber TimeS
(s. gestr. Nr.) hat namhaste Verluste herbei-
geführt. Der Artikel liegt jetzt originaliter
vor und lautet, im Widerspruch mi't jener Bot-
schaft, beruhigend. Die Times crklärl geradezu:
Wir haben durch «inen Krieg mit Rußland
nichts zu gewinnen und allen Grund, dcn
Fricden zu wünschen.

Streifiichter aus Preußen. Eine
feubale Versammlung (bie „pairtoiische Ver-
einigung") hatte dieser Tage in Brandenburg
patt. Dr. Köpke ging auf daS Verhalten deS
Abgeordnetenhauses zur Regierung ein und be-
zeichnete daffelbe als versaffungSwidrig. „Prä-

Münsterthurm angkjündet, eine Festvorftellung im >
Theater gegeben, auf allen Pläden muficirt, und
überall wogtc biS spät in die Nacht cine fröhltche
Bcvölkcrung in dichien Massen, aber ohne Unord-
nung noch Unfall.

Die „Allgemcine Jllustrirtc Zeitnng über
Land «nd Meer". herauSgegeben von F. W.
Hackländer, Berlag und Druck von Eduard
Hallberger i» Stuttgart, auf welche wir schon
früher die Aufmerksamkeit lenkten, übcrraschte in
threm fünsten Jahrgange das Lesepublikum plötz-
ltch mtt der außerordentlichcn PreiSherabsctzung
auf „nur 1 Thlr. für daS Quartal". Es war
dirß ei» Schritt, welchcr den größten Dank ver-
dient und i« Drutschland zuerst cinc wahrc allge-
meine illustrirle Zeitung in'S Leben fördcrt. Doch
könnte man diese Thatsache nicht desonderS ancr-
kcnnen, «enn etwa gegen früher cine Vcrminde-
rung des InhaltcS und der Ausstattung stattgcfun-
den habcn würde. Abcr in dem novcllistischen
Theile begegnen «ir den Namen : Gusta» vom See,
Hackländer, Hopfen, Silberstcin, Smith, Willkomm,

> fident Grabow, so schloß er, habe gesagt, daS
Volk würde stch uun um so mehr an sei'ne
Vertreter anklammern"; «r mögt dieß immer-
hin sagcn, die Anwescnden aber würden es
bteibcn laffe». — Hieraiif ergriff Prediger
Dransseld das Wort: Mtt ernem Präsidenten,
der solche Rcden führt, haltea wi'r es nicht,
und mit einem Vice-Präsidenten, bei dem es
heißt,: Jmmer mit'n Hut! halten wir es auch
nicht. Anklammern! ja anklammern möchte
ich mich, daß ihnen die Rippen im Leibe knacken;
wie Blei möchte ich mich an ihre Füße hän-
gen, damit sie nicht di'e Post oder bcn näch-
sten Bahnhof erreichen können und hübsch zu
Hause bleibcn müßken. — Hierauf öffnete der
Cantor aus Parei die Schleuscn seincr Be-
.redsamkeit: Unser ganzes Dorf, vom Schulzen
bis zum Nachtwächter, ist streng conservativ;
HSttea die Demokraten gesiegl, so wäre es
unS gcgangen, wie den Christe» in Sprien!
— v. Kleist: Zch habe Gespräche dcr Bauern
gehört, wissen Sie, wie die über den Schluß
der Kammersitzungen »rihcilen? ES sei ganz
gul, daß die Abgeordneten zu Hause geschickt
wäre», denn es fehle ja so an Arbeitslcuten,
und wenn sie zu weiter nichtS zu gcbrauchcn,
so könnten sie' auf dte Ziegeleie» alS Abtrage-
JnngcnS gehen. — Dr. HaSner führle aus,
daß vor Allem dic Prcffe geknebelt werden
müffe, damit nicht die HerzenSergüsse vcrdor-
bener Scribenten dem Volke znr Belehrung
gegeben würden. — Prcdiger Niedlichr Ja,
meine Herren! verdorbene Subjrcte sind die
Literaten, die ihren Lebenszweck verfehlt ha-
ben. Dr. Zabel z. B., der Redacteur der
„National-Zeltung", war Hauslehrer in mei-
nes Vaiers Hause; er wurde wegen demago-
gischer Umtricbe von der Universität errludirt,
auf meineS Vaiers Vcrwenden wiedcr ange-
nommen. Es war damals schon einzusehcn,
daß er die einem Tbkolvgen nöthigen Kcnnt-
niffe nicht würde erreichen können. Er fiel
in jeinem Eramen durch; jetzt steht dieser
Mann an der Spitze eines solchen Blattcs!
Sie schen, meinc Herren, cS sind verdorbene
Sudjecte, dic ihrcn Lcbensberuf vcrfehli haben.

Wien, 25. Juni. Die Aeußerungen Ber-
gers über die deutschc Frage in der heutigen
Sißung des Abgeordnetenhauses (dercn Ver-
lauf unseren Lesern bekannt ist) lautet nach
dem officiellen Bericht:

„Man soll in diesem Augenblicke nicht von
uns glauben, daß wir die lraurigc Lage bes
preußischen Volkes, welches denki und fühlt,
ctwa benützen wollen, um hastig auf seine
Rechnung dentsches Capital herauszuschlagen.
Nichi mit Unrecht betont die Adreffe die Aus-
gestaltung des Bundes. Wie die Verhältnisse
jetzt in Deutschland stehen, ist eine tsbtils
rüsL.Politik nicht denkbar. Jede Politik, bie
gesuiid sein soll und auf rcalc Verhälwisse
bauen soll, muß den Bund zur Boraussetzung
haben. Jm Bunde ist aber wedcr Ocsterreich
noch Preußen zu contumaciren. Die Dcvise
muß seiii: „kein Deutschland ohne Oesterreich,
aber kein Deutschland ohne Preußen." (Bravo.)
Der ri'chtige Weg in der deutschen Frage
schiene ihm Lie Entwicklung der freiheitlichen

! und aus den Jllustrationcn nennen «ir nur dte >
hcrrlichen großcn Märchenbildcr von G. Dorö. !
Der fcuilletonistischc Theil, mit scltener llmstcht
redigirt, läßt kcine Erscheinung außrr Acht, allc
Zwcigc der Kunst, Bildung, alle Zeitereignisse
finden darin Platz und Würdigung, so daß daS
Ganze eine svrtwährendc und überfichtlichc illustrirtc
Lhronik der Zeit bildet. Für Wicn und Berlin
find cigene Bcrichterstatter, für letztercS Kossak.
Jntercffrntc Pcrsönlichkeitcn, Ereigniffe, Gegen-
den, Baulichkeiten aus allen Welttheilen finden
sich in trcfflichen Bildern und mit Terten bcwähr-
ter Schriftsteller vor; der amerikanische Kriegs-
schauplatz, d'cr polnische find mit fcffclnder Leben-
digkcit intercffant anschaulich gemacht, und dic
AuSstattung, wöchcntlich sechzchn drelspaltige Groß-
Kolto-Seiten (genau so viel, wie früher bei dem
doppeltcn Preisc) auf feinem Belinpapier, läßt
unwillkürlich dic Fragc auftauchen, wie es dcr
Verlag Hallbergcr'S ermöglicht, so VieleS für so
geringen Betrag zu bteten. Das Geheimniß licgt
einestheils tn eincm UnternehmüngSgeiste, wclchcr
cinem Bedürfntffe stlbst mit Opfern bereit ist ent-
gegen zu kommen, in Ler Voraussttzung, daß das

Jststituiionen OesterreichS zu sei», dann wer-
den jene Spmpathien i« Deutschland, die stch
bereits ihm zuzuwendea beginnen, mächtiger
werden. Man bilde und gestalte das österr.
BerfaffungSleben selbst cingedenk der deutschen
Mssion Oesterreichs aus, dann werde stch für
dic schwierigc, schcinbar noch unlösbare deutsche
Fragc die praktische Formel bilden. Zndem
er aber für diesen PaffuS der Adreffe stimme,
verwahre er sich gegen die Jnierpretation in
Bcziehung darauf, daß die rege Theilnahme,
welche cr und seine Gestnnungsgenoffen den
Bemühungen der kaiserlichen Regierung ia
dieser Frage schenke, etwa ei'ne' Thctlnahme
oder Spmpathi'e für die bisherigen Bemührzn-
gen sei. Es ist die Theilnahme, die stch ihnen
mit Aufmerksamkeit zuwcndet, aber eine Spm-
pathie empstnde er und seine Genoffen für
das glücklicherweisc gescheiterte Delegirtenpro-
ject nicht. (Rufe „sehr richtig"!)"

Zta lte n

Turin» 27. Zuni. Der Senat hat sich
heute mlt der Berathung des Budgets beschäf-
tigt. Der Finanzmintstcr constatirtc, daß die
in der ersten Hälste dieses Jahres bewerk-
stelligten Ersparniffe fich auf die Summe von
20 Mlllionea belaufen und vcrfichcrte, daß fie
am Schluffc des Zahres den Belrag von 25
Millionen erreichen werden. Er fügte hinzu,
daß die neuen Steuergesetze in vier Jahren
das in seiiier Auseinanderseßung der finan-
ziellen Lage ZtalienS angekündete Resultai er-
geben werden.

A m e r t k a.

New-Udrk, 17. Zuni. Eine Armce un«
ter dem Befehl Lce'S ist in die Nordstaaten
eingedrungen, sie wird auf 100,000 Mana,
daruntcr 30,000 Mann Cavalleristen, gcschätzl.
— Das frühere CorpS Jacksvns, jetzt unterm
Befehl Ewells, welches 18,000 Mann stark
ist, kam in letzter Woche über Culpepper unv
ging nach dem Shcnandoah-Thal. Am letzten
Samstag griff Ewell bei Winchester Milrop
an und am Sonnlag Abend nahm er mit Sturm
di'e änßerii Festungswcrke von Winchester.
Nachdem Milrop scine Kanoncii vernagest
haite, zog cr sich nach der Richtung von Har-
perS Ferrp zuriick, aber er fand di'e Landstraße
besetzt unb bei' seincr Ankunst in Harper« Ferrp
soll er 2000 Mann verloren haben. Am
Samstag Abend haben sich die Confvdcri'rten
Perpsville's bemächtigt. Sonntag Abcnd ha-
ben sie Marti'nsburg angegn'ffen und die Unio-
niften genöthigt, sich auf Harpers Ferrp zu-
rückzuziehen. Am Monkag Morgcn haben dte
Confödcrirten Hagerstown in Marpland be-
setzt. Sie gingen schon in drei Colonnen von
je 5000 Manii gegcn den Norden vor. Mon-
tag Abend befetzien ste Green-Castle in Vir-
ginien. Man hat gestern die Nachricht erhal-
ten, daß sie in Chambersburg i'n Pennsplva-
ni'en angekommen waren; man wciß nicht, ob
ste später auf Harrisburq, Pittsburg oder
Baltimore marschiren werden. — Jn Folgc
der Bewegung Lee's hatte die ganze Armee
Hooker'S am Sonntag die Ufer dcs Rappa-

Pnbliknm gerechi genug setn werde, durch zahl-
reichste Theilnahmc den Bestand zu «rmöglichcn
und den Fortgang zu immer höherem Aufschwunge
zu dringen. Die seit 1. Oktobcr 1862 von 10,000
auf die cnormc Höhc oon 40,000 Ercmplaren ge-
sticgene Austage bcwcist berettS die Anerkcnnung,
wclche fich immer noch mehr entwickeln wird und
muß, zu wclchem Wunschc wir unscre beste Empfeh-
lung hinzugescllcn.

Unlängst wurde in der Nachbarschaft von Bruch-
sal eine Prcücrei verübt, welchc zur Vorstcht mahnt.
Ein durchtriebener Schwindlcr ersühr nämlich auS
dem Gesprächc mit einem Mitrcisenden deffen Na-
men und Familienvcrhältniffe, nahm nun in ciner
auswärtgcn Stakt deffen Namen an und telegra-
phirte unter solchem an den wohlhabenden Bruder
drffelben, daß er in Noth sci und dringend Geld
bedürfe, worauf ihm Zener ciiiigc hundcrt Gulden
schickte, mit denen dcr Betrügcr alsbald spurloS
vcrschwand.
 
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