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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0309

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M 228. Dienstag. 2». September > L8SS.

EintaÄung zum Rbonnement

auf die

Hei-elbergerZeitung.

Auf die Heidelberger Zeitung werdc» auch für das IV. Quärtal 1863 Bestellungen angenommen. Auswärttge Abonnenten wollen sich damit
frühzeitig an das nächstgelegene Postamt wenden, damit nicht «egen verstiateter Anmeloung nur unvollständige Eremplare geliefert werden müffen. Die
Heidelbcrger Zeitung wird, unterstützt durch tüchtige Eorrespondenz, wie bishcr, auch fcrner dic Bahn des Fortschrittö mit Freimuth beharrltch verfolgen
nnd Ladei den nationalen Standpunkt festhaltcnd, in dieser Richtung namentltch dte Angelegenheiten deS gesammten deutschen und jcne unseres enaeren
Baterlandes Baden der Betrachtung unterziehen, überdicß alle wichtigen und intercffauten Thatsachen der Tagesgeschichte so schleunig als möglich und ebenso
die telegraphischcn Nachrichten mittheilen. Die Verhandlungen unsercr Strndekammern werden jeweils am andern Tage nach der-Sttzung in unserem
Blatte vcröffentlicht.

Mit der Zeitung verbunden ist etn dretmal wöchentlick erscheinendes Unterhaltungsblatt, um auch den für »iesen Theil deS Blattes sich mehr in-
teressirenden Lesern eine größere Auswahl und Mannichfaltigkeit zu bieten.

Wie bisher werdcn wir uns angelegen setn laffen, unferen localen städttschen Verhältniffen gebührende Beachtung zu «idmen

Schlteßlich sei bemerkt, daß wir die odrigkeitlichen Bekanntmachungen sowohl, «ie alle Anzeiaen aus dem praktischcn Gebiete und die Ankündtgungen
der Behörden theils vollständig, thetls aiiSzugsweisc mittheilen «erden. InSbesondere werden dabei alle auf das öffentliche, commerctelle und
sociale Leben sich beziehcnden Ankündigungen eine Stelle sinden. Dieselben werden neben der Zeitung auch noch durch das Tagblatt, zugleich
Straßenanzeiger, verbrettet. Dre Heidelberger Zeitung crscheint täglich (Montags ausgenvmmen) in groß Foliö. Der vierteljährige AboNnements
preis beträgt 54 kr. Kür Auswärtige kommt dazu noch der Postaufschlag.

Heidelberg, tm September 1863.

Wolph Emmerlmg.

, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei.

Preußische Denkfchrift zur Bnndes-
Reform.

(F°rifttzung.)

Bis III die letzken Decennien ist es deshalb
mit Sorgfalt vermieden wvrden, die Halibar-
^ keit dcs Bunbes durch eiue Ecweiierung seines
ursprünglichen Zweckcs auf die Probe zu stelleu.
Man sagte stch mit Recht, baß das Einver-
standiüß der mächtigsten Mitglieder über dic
Zielpuukte der geineiiisauie» Bestrebungen die
unentbehrliche Grundlage jeper wirksamen Ac-
tion des Bundes bildc. Und diese Gemein-
sumkeit ist um so schwerer herzustellen und
festzuhalten, als weder Preußen noch Oester-
rejch der Freihcil vollständig entsagen köniieii,
ihre Stellung zu dcn Fragen europäischer Po-
litik nach den Jnteresten der Gesammtheit ihrer
Monarchien zu regeln.

Dcr vorliegende Entwurf löst diese Schwie-
rigkeit burch den einfachen MechaniSmus einer
Mehrheirs-Abstimmung im Schoße des Direc-
toriums und durch cine Erweiterung des Bun-
deszweckes bis zu dem Maße, daß bie Pvlilik
jeber dieser beiden Mächte in der durch daö
Centralorgan des Bundes zu bestimmenden
Gesäinmtpolitik des Letzleren aufzugehen habe.
Jn dcr Theorie ist diese Lösung eine leichte,
in der Praris ist ihre Durchsührung unmög,
lich und trägt deu Kcim der Voraussetzung m
sich, daß das neue Bundcsverhältniß in ver.
gleichungsweise kürzerer Zeit als das alte,
um uns der Worle der kaiserl. österr. Pro-
memoria zu bedieneii, den Eindruck vo» »Resteu
einer wankend gewordcnen NechtSordnuug ma-

chcn werde, welcher der bloße Wunsch, daß
die morschen Wände den nächsten Sturm noch
aushalten mögen, die nöthige Festigkeit nim-
mermchr zurückgeben könnte."

Um einer beklagenswerthen Eventualität
vorzubeugen, erscheint es uns unerläßlich, daß
der Bund durch eigene Action in die Be-
ziehuiigen der europäischen Politik nur mit
dem Einverständniffe der beiden Großmächte
eingreife und daß jeder der Letzteren ein Veto
mindestens gegen Kriegserklarungen, so langc
nicht das Bundesgebiet angegriffen ist, zustehe.

Dieses Veto ist für die Sicherheit Deutsch-
land selbst unentbchrlich. Ohne dasselbe würde
je nach den Umständen dje eine oder die an-
dere der beiben Grvßmächte in die Lage kom-
men, stch der anberen, durch eine Majorität
weniger Stimmen verstärkten — ja selbst mit
der andern zusamuien, sich der Majorität die-
ser Stimnikn unterwerfen zu sollen — und
dvch der Natur der Dingc nach, und ihrer
eigenen Eristenz halber, sich nicht unterwerfen
zu können. Man kann sich einen solchen Zu-
stand auf die Dauer nicht als möglich denken.
Es können Jnstitutionen weder haltbar sein
noch jemals werdeu, wclche das Unmögliche
vvn Preußen oder von Oesterreich fordcrnd —
näinlich sich fremden Zntercffen dienstbar zu
machen — dcn Keim der Spaltung unver-
kcnnbar in stch tragen. Nicht auf der ge-
zwungenen, vder geforderten nnd doch nicht
zu erzwingenden Unterorbnung der einen Macht
unter die andere, sondern auf ihrer Einigkeit,
beruht die Krast und die Sicherheit Dculsch-
landS. Jcder Versuch, eine große politische

Maßregel gegen den Willen der einen oder
der anderen durchzusetzen, wird nur soförtdie
Macht der realen Verhältniffe und Gegensätze
zur Wirksamkeit hervorrusen.

Es wäre eine verhängnißvolle Selbsttäu-
schung, wenn Preußen stch zu Gunsten einer
scheinbaren Einheit Beschränkungen seiner
Selbstbestimmung im Voraus auflegen wollte,
welche es im gegebenen Falle thatsächlich zu
ertragen nicht im Stande wäre.

Der Anspruch jeder de.r beidcn Großmächte
auf ein derartiges Veto ist um so weniger ein
unbilliger zu nennen, alS die Berechtigung,
eine Kriegserklärung zu hindern, verfaffungS-
mäßig jeder Minorität beiwohnt, welche ^/,
der Stimmen auch nur um 1 libcrsteigt, (Art.
40 d. W. Sch.-A.) ein solches Drittheil aber,
sobald ihm keine der beiden Großmächte angc-
hört, niemals eine Bevölkerung repräsentiren
kann, welche der der preußischen oder dcr
österrcichischen Bundesländer gleichkämc. Iie
vi'er Königreiche, Baden und beidc Heffen bil-
den zufaniiiien das an Volkszahl stärkste Dritt-
theil der Plenarstimmen, welcheö fich ohne
Betheiligung einer der Großmächte combiniren
läßt; ste haben zusammen 12,916,000 Einw.
und 25 Lllimmen im Plenum, also 3 über
Es bcstehen 23 Stimmen im Plenum, welche
zusammen nur 2,400,000 Einw. ihrer Staa-
ten vertreten, und jeder Kriegserklärung ihr
gemeinsames Veto entgegensetzen können. Uin
wie viel mehr.hat Preußen, mit einer Be-
völkerung von 14^/, Millivnen im Bunde, aus
dasselbe Recht Anfpruch.

Aber nicht blos da, wo es auf Verhütung

x Zur Gründung eincr hohereü Töchterschule
in Heidelberg.

(Fortsetzung.)

Di« Zahl und Vertheilung der Lrhrstunden zeigt
fvlgende Neberstcht:

Lehrgegenstände. Klaffen.

I. II. III. IV. V. VI.

I. Für dic dciden erstcn Liaffrn,
in denen dcr Clcmenlarun-
terricht abgefchioffcn.

1. Reiigion ...... 2 2

2. Anschauuugs-, Dmk-und
Sprechübungen ... 1 1

s. allgemeine
6. vorbereitendc

e. für dte Naturgeschichtc. — 2
ä. für die Erdbcschreibung — 2

3. Schrcibleseii .... 8 8

4. Rechnen.6 6

5. Stngen (2 halbe Stunden) 1 i

6. Handarbeiten ....'44

7. Turnen (2 halbe Stunden) 1 1

Lthrgegcnstände. Klaffen.

I. II. III. IV. V. VI.

II. Für die odcren Älaffen.

1. Religivn.. 2 2 2 2

2. Deutsch. 5555

3. Englisch .....--4444

4. Franzöfisch ....-.4444

5. Geschtchte .....- 2 2 2 2

6. Naturwiffenschaft . .- 2 2 2 2

7. Erdbeschreibung ...- 2 2 2 2

8. Rechnen.—— 3333

9. Zeichnen .....- 2 2 2 2

10. Schönschreiben . . .

11. Singen .— — 2 2

12. Handarbciten ... — — 4 4 4 4

13. Turneu(2halbeStunden)-- 1 1 1 1

Summe d.wöchentl.Lehrstund.23 27 33 33 3H

Der llnterricht beginnt mit AnschauungS-,
Denk- und Sprechübungen und danebeii
Schreiblcseunterricht.

Jn dcr drtttcn Klaffe tritt der Untcrricht in der
Gkschichte, Ratiirwiffciischaft und Erdbeschreibnng,
Schönschrciben und Zeichmn ein, „achdem ailcs
diefts bereitö in den zwei ersten Klaffen vorbereitel

wvrden ist. Zugleich wtrd jetzt mit den fremden
Sprachen begonnen. Religion, Rechnen, Hand-
arbeit, Singen, Turnen gehen durch alle Klaffcn.
^ Nächst der Reltgion legen wir ein Hauptgewicht
auf dte Sprache, als unmittelbärer Ausdruck des
geistigen Lebcns, und vor Allem soll die Mutter-
sprache erzogm iind gepflegt werden. Sie bildc
den Eckstein tn uris-rein Töchterschulbau. Als gei-
stigeS Eigenthum bringt sie das Kind mit, befesti-
gen und erwcitern wir ihm diesen Besttz und trach-
ten wir, thm den Genuß dcffelbcn zu erleichtern
, und zu erhöhen. Großcs Gewichi legen wir sodann
auf die Gewandtheit rn der englischen und fran-
f zösischen Sprache; dte Kenntiiiß der Sprachcn tst
für den hicsigcn Platz bci dem wachsenden Frem-
denverkehr so zu sagcn unerläßlich. In Verbin-
dung hiermit stehi auch die Buchführung, fie soll
zur Ordnung deS Haushalts, somtt zur Vermeh-
rung und Befesttguug des Wohlstandes, also zum
Glück der Familic beitragcn. Noch keinc der Töch-
terschulen bcsitzt diesen llnterrtchtSzweig.

Was endlich

die Lehrmittel

betrifft, so lommcn zuniichst die Lehrer tn Betracht.
 
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