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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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M 177.


Zreitag. 31. Zuli

InsertiosSgebühren fnr die Zspaltige Petit-
;etle werden mit 3 kr. berechnet.

18S3

Auf die »Heidelberger
Zeitimg" kann man sich
noch für die Monate
August und September mit 36 Kreuzern abon-
niren bei allem Postanstalten, de» Boten und
Trägern, sowie der Erpedition (Schiffgaffe
Nr. 4).

, _-_

Z«r Lage Lesterreichs.

Das Wiederzusammentreten des Neichsrathes
tn Wien und die bei seiner Eröffnung abge-
halteue Thronrede bieten eine paffenve Gc-
lcgenheit dar, um nach längerer Zeit wieder
einmas der Verhältniffe Oesterreichs zu ge-
denken, insbesonvere der guten Leiftungen und
glücklichen Erfolge, deren dicse engere Reichs-
vertretung, bei manchen Unvollkommenheitkn,
stch immerhin rühmen kann. Vor ÄUem ist
die entschiedene Befferung der Finanzen Ocster«
reichs ein zu bedeutendes Ereigniß, als daß
man nicht der Körperschaft Anerkennung zollen
oiüßte, welche hiezu mitgewirkt hat. Diese
Anerkennung gilt ntcht zunächst der Zusammen-
setzung des Re.ichSratheS, sondern sie gilt den
Grundsätzen deS constitutioneüen Staatörechts,
die sich hier so heilbringenv erwiesen haben.
Der bloße Eintritt Oesterreichs in dic Reihe
der VerfaffungSstaaten, die bloße Anwendung
der hier gellenben liberaleren Fvrmen hat dem
schwer bedrängten Reiche sofort dic erheblich-
sten Dienste geleistet. Die Ausgaben werden
jetzt mit dem Bewußtsein der Berantwortlich-
kett beschloffen, und in einem Parlamente fest-
gestellt; i» Folge deffen haben vie Finanzen
und thr Ruf aufs schnellste gewonncn, und
jcne sachverständigen Mäuner aus der Mitte
der Handelsgremien hatten Recht gehabt, welchc
zu Anfang des JahreS 1861 dem Finanzmi-
nister erklärten, zur Beseitignng der Geldnoth
gebe es nur ein Mittel, dic Einführüng einer
Verfaffung und die schleunige Berufung eines
Reichsraths.

Um die Deckungsmittel für die Ausgleichung
der Einnähmen und Ansgaben hcrbeizuschaffen,
müßlen zwar die Steuern wiederholt erhvht
werden; allcin dic Regierung ist andererscits
zu Ersparungen willig, und bei sortdauerndem
Frfeden und bei voUstäudiger Herstellung eines
geordneten Zustandes im ganzen Umfange des
Reichs, wird die Befferung der Finanzen noch
wcitere Fortschritte machen. S» ffnd die Aiis-
gaben sur das Heer bedeutend ermäßigt wvr-
den, und zwar hauptsächlich aus Rücksicht auf
die Wünsche des Reichsrathes. Ueberhaupt
ist auf dem Wege kines gkgenseitjgen Ent-

gegenkommens eine durchgängige Verständigung
zwischen der Regierung und der LandeSver-
tretung erziclt worden.

Zu beklagen ist nur die fortwährende Un-
voüständigkeit dieserReichSversammlung. Wenn
es auch nach der Mernung der Regierung einen
eugen Reichsrath (für die deutsch-slavischen
Länder) geben darf, so sind doch die Befug-
nisse, welchr er'ner solchen zustehen dürfen, in
der vorigen Session überschritten worden, und
dicseS wird, allem Anscher'ne nach, auch ferner-
hin so sortgchen. Der engere Reichsrath kann
dvch wohl nur zu Gesetzen befugt sein, welche
sich auf die Länder beziehen und beschränken,
die er vertritt; beräth er dagegen die Ausga-
bcn für ganz Oesterreich, so ist dies ein auf
die Dauer unzuköckimliches Verhältniß. Die
fortdaucrnde Abwescnhcit der Ungarn, Kroa-
ten, L-i'ebenbürgen und Benetianer hat nun
auch die slavischen Böhmen (Czechen) und
die Polcn i» Galizien bestimmt, vcr Berathung
der Reichsauögaben ihre Theilnahme zu ver-
weigern; die Ictzteren sind daher von den Ver-
tretern der abwesenden Völkerschaften nicht
mit berathen wvrden, und ein Theil der ab-
weseade» Mitglieder yat diese Verhandlungen
sogar für rechtswidrig gehalten. Solche Zu-
stände müffen endlich aufhören, sonst ist von
eincm festen Boden uüter dea Füßen des lageü-
den Reichsrathes noch nicht zu sprcchen. Die
endliche Einberufung eines siebcnbürgischen
Landtags und das Erscheinen von Abgeord-
»etcn desselben im Reichsrath steht nun aller-
bings bevor; aber waS wichtiger ist, der Ein-
tritt der Ungarn steht noch immer nicht in
Auösicht. Dicser Eintritt ist auch immer noch
nicht vorbereitet; die Rcgierung will immer
noch an der Februarverfaffung festhalten, ste
hat aber noch nichts crhebliches gethan, um
Ungarn mit dieser Verfaffung zu versohnen,
— Es kann nun nicht fehlen, daß die Gegen-
stände sich mehren, welche von Rechtswegen
vor die allgemcine Versammlung gehören sollen,
welche aber ia Ermangelung einer solchen der
Berathung der vorhandenen unvollständigen
Vertrerung unterstellt werden müffen, wenn
fle nichl gänzlich liegen bleiben sollen. Der-
artige Gesctze könnten lei'cht gcgen den Wuiisch
der Abwesendcn entschfeden und auf diese
Weife dgs Mißvergnügcn noch mehr genährt
werdcn. Der jetzt beginncnden Session des l
Reichsrathes fällt dahcr die Aufgabe zu, für
die Ausfüllung dieser Kluft zwischen ben beiden
Reichstheilen zu sorgen, damit die letzte Ge-
fahr, welche dcr Verfaffung noch drohen kann,
bejeitigt wcrde. - !

* Politische Umschau.

Am 27. Jnli, Abends 6 Uhr, verstarb in
Berlin, i'n Folge eines Schlagstuffes, Pri'nz
Friedrich von Prenßen, ein Sohn des Prinzen
Ludwig und Enkel König Fri'evrkch Wilhelms ll.,
geboren am 30. Oct. 1794. Seinc Mütter
war die Schwester der Köni'gin Lüfse, eine
Ptl'nzessin von Mecklenburg-Strelitz, welche in
zweiter Ehe mit dem Prinzen Friedrich Wil-
helm vvn Solms.Braunfels und seit 1815 in
dritter Ehe mit dcm Herzoge von Cumber-
land, dem späteren König EkNst Augüst von
Hannover, vermählt war. DerPrinz, welcher
von 1817 bis 1848 auf Schloß Jägerhof in
Düffeldorf residirte, hinterließ eine Wittwe,
die, durch schwere Krankheit heimgesucht, auf
Schloß Eüer am Rhekn wöhnt, und 2 Söhne,
vie Prinzen Alerander und Georg.

Pariscr Regierungsblätter geben alS sicher
an, Preußen habe den Vorschlag gemacht, die
fünf Großmächte gemeinsam eine Conferknz
über die sechS Punkte halte» zn laffen.

Der Dailp-Telegraph äußert sich folgender-
maßen' übcr die amerikanischen Zustände:
Dunkler werden die Wolken über den Con-
föderirtcn, während der Horizont für die Union
nvch keineswcgs heüer geworden. Lee hat
eine stärkere Niederlage erlitten als man zu-
erst meinte. Fort Hudson hat sich crgeben
und Charleston wird ihm bald folgen müffen.
Dic Confoderirtcn fühlen, daß ihre Macht zum
Angriffskriege abnimmt. So weit steht Alles
schlimm für die Südlichen; aber auch die
Gegenseite hat noch viel für sich. Obschon
sich jetzt zeigt; daß Beauregard m'cht zu Lee
gestoßen war, so konnte stch doch der Lctztc
in vollster Ordnung und öhnc Verlust über
den Fluß zurückziehen; bas glänzendste Zeug-
niß für seine Tüchtigkeit und dic Kriegszucht
seiner Truppen. Obschon die Südltchen offen-
bar in dcm ehernen Kreis, der sich um sic
herzieht, mehr und mehr dem Drucke näch-
geben, so handel» sie auch jetzt noch nach einem
wohlüberlegten Plane, ohne das geringste Zei-
chen der Entmuthigung odcr Verwirrung. Und
mitten in der schlimuisten Krisis der Conföde-
ration erscheint ihr ein Bundesgenoffe im
Herzen des Norden; KönigPöbel erhebt sein
schreckliches Haupt in Newpvrk. Er sprfcht
sein Veto gegen die Conscription aus, und er
setzt seinen Willen durch. Svlche Thatsachen
bedürfen keineS Commentars. Dieser Aus-
bruch muß Gründe gehabt haben, über welche
dic herrschende Partei srüher und bis jetzt den
Schleier zu wersen vermocht hat. Ob aü

* Frirdrich von Baden.

DeN deutschen Helden wir in Friedrich grüßcn,
Der deutsche Kraft in vollem Sinn bewiesc»,

Um dcn die Lcutschcn alle gern sich schaarcn,

Die beuksche Treue männiglich zu wahrcn:

Mit Lem das Volk von Badcn «ohl bcrathcn,
DaS Er ersrcut mit cdlcm Wort und Thaten,
Drin freier Geist zur Wahrheit tsi gewordcn,

Daß groß ijt deß Triumph jctzt aller Orten.

Wcm ist nicht «ohl bei desscn Flügclschlägen,

Die uns dcn dcutschen Genius verkündcn,

Dem fret und mächtig sich die Schwingen rcgcn,

Die uns gebracht den hvchstcn geist'gen Segen,
Drtn Fürst und Volk fich tnntgltch vcrbinden:

Fest zu beharren stctS auf deutschen Wcgen.
Heidelberg, t,n Zuli 18tii!.

Ein Itzjähriger Mörder.

DaS Journal dcS „loir-et-oker" meldet auS der
Stadt Montrichard ein mit wahrhaft graucnvoller
Rohhcit vollbrachtcS Verbrechen. Herr Legendre-
Cousin, der angesehenstc Kaufmann deS Ortes,
besand fich zu Vichy im Bade, während seine Frau,
cine allgemein bciiebtc und geachtete Dame, in
Montrtchard geblieben war. Am 16. Juli, AbendS
II llhr bcgab fich dic Dicncrschaft zu Bett, darun-
ter quch der Ikjährigc Lehrling Leroy, dcr ein Zim-
mer für sich hatte. Eine halbe Stunde später
bcgab fich auch Madamc Lcgendrc in ihr Schlaf-
zimmcr. Eine Magd, welchc in d» Nähe schläft,
hörte fie noch ihr Zimmer »errtcgeln. Die Magd
schläft cin, erwacht aber nach kurzer Frist durch
ein Stvhncn aus dem Zjmmer ihrer Herrin. Sie
eilt uach dcr Thüre, findet fie abcr verschloffen;
fie läuft in dic Küche hinab, um Licht zu machen:
im Hcraufkommen sieht fie dic cben verschloffcnc
Thür klaffend angelchnt. Ste stürzt htnein und
findet Madame Legcndre im Blute gcbadet mit
gräßlich verstümmeltem Gesicht, aber noch athmend,
im Bette liegend. Auf den Lärm der entsetzten

Magh stürzt Allcs herbei, und Leroy wird zum
Friedensrichter geschickt. Dte cinzige Spur ist das
offcne Fenster; ein Jnstrument findet man nicht;
ebensowcnig wcrden Gcld und Effekten vermrßt.
Hr. Legendre, telegraphisch bcnachrichtigt, trifft im
Laufe des Tages ein und empfängt die allgemein-
sten Beweise von Theilnahme* nanientlich auch von
Leroy, welcher in Thräncn schwimmt und dje treff-
lichen Eigenschaften sciner zwcitcn Mutter preist.
Zm Laufc des 17. machtc die Austiz keine Fort-
schritte; allein am 18. sollte fich plötzfich die Sach-
lage ändern. Man fanb in cinem Schoppen im
Hof, wohlversteckt, etn Holzbeil, welches nvch Blut-
spuren trug; dieses Bcil war Tags zuvor, als man
dtc nämliche Stelle durchsuchte, nvch njcht dagiwe-
scn, mußte also tnzwischen dvrt versteckt wordcn
sein; der THSter mußte also zum Hause gehören.
Ganz evident wurde dies dnrch cinc zweitc Ent-
deckung. Man sand tn der Dunggrube ein blut-
gedrängtes Schnupftuch mit den Jnitialen — Le-
roy's. Sofort vcrhaftet und von diescm Bewcis
überwältigt, legte er ein umfaffen.deS Geständniß ab.

Scit der Abreise feincs Herrn hatte er den Ent-
schluß gefaßt, fich in das Zimmer ftiner Prinzipa-
 
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