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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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Itilung.

D- 1L8.


Donnerstag, 8. Zuli

Znsertionsgebllbren fur die Zspaltige Petit-
zeile werden mit 3 kr. berechnet.

1863.

Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeitung" ncbst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit L.
Zuli 1863 beginnende 3. Quartal
werde« fortwährend angenomme«.

Die Expedition.

* Politische Umschau.

Dic „Wochenschri'st dcs Nationalvcreins"
schrei'bt: „Ekn bis in die Ttesen deS Gemeinde«
und Familienlebens cingreistndeS Spionirspstem
ist der erstaunten Welt burch Zufall oder Jn«
discretion verrathen wvrden. Der Erfinder
dieses Spsteins ist der Bischof von Mainz,
Herr v. Aetteler, die Wrrkzeuge desselben die
katholifchen Geistlichen, sein WirkungSkreis das
ganze darmstädter Land, so weit es kätholische
Einwohner hat. Ieder dcm Bischof von Mäin^
untergebene Pfarrcr hat deinfelben alljährlich
hnndertundachtundvierzig Fragen zu beantwor-
ten, die zum Theil freilich sehr unverfänglichcr
Natur, zum Thcil abcr auch die schlau berech-
neten Mittel einer geistlichen Znquisition find,
welche sich bis auf die Ämtsführung der Staats-
diener erstreckt.

Jn der deutfchen Frage soll daS Wiencr
Cabincl folgende Vorschläge machcn woücn:
1) ein Bundesdirectorium (aus 7 oder 5 Mit-
gliedern besteheud), 2) Volksvertretung. Selbst-
verständlich wird dasselbe zunächst mit dem
Berliner Cabinet darüber verhandeln und soü,
wcnn dieses zu keincm Resultat führen würde,
jene Vorschläge beim Bundestage einbringen
wollen. Zn den Kreijen der Diplvmatie scheint
man der Ansicht zu sein, es wäre an der Zcit,
die Lcitung der nationalen Bewegung selbst
in die Hand zu nehmen.

Zn Paris wird mit nächstem einc „inter-
nationale Commission" zusammentreten, welchc
über die Herstellung eines gemcinsamen Maßes
berathen soll.

Auch bic belgischen VolkSwirthe und Stati-
stiker haben beschlossen, den europäifchen stati«
stischen Cvngreß in Berlin nicht zu besuchen
unb ein ähnlichcr Beschluß dcr holländischen
Statistiker steht bevor^

Nach eiuem Privatbrief aus St. PeterS-
bnrg hat Gorlschakoff am 4. d. M. versöhn-
lich lautende Aniworisnoten dem Kaiscr un-
terbrettet. Dieselbey gehen diesc Woche an
den Ministerrath.

Rußland ernbtet jetzt dic Folgen seines Sp-
stems und sciner Poliiik; die bestechlichen ZoU-
beawten lasscn dic Waffcn durch und in ben

Donaufürstenthümern wird vffentlich für die
Polen recrutirt.

Jn Griccheniand nimmt die Anarchie zu,
Nauplia und Calamata erkennen keine Auto-
rität mehr an, das Volk verweigcrk die Ab-
gaben, Beamten und Heer stnd nicht bezahlt.

Deutschland

Karlsruhe, 7. Znli. Bezüglich der
bei der Zweiten Kammer eingckommenen Pe-
titionen der Gemeinde Zicgclhausen, um
Herstellung einer Straße zwischen Ziegelhausen
u. Kleingemünd, und der Gcmcinden Schönau,
Heiligkreuzsteinach, Hilscnhain und
Lampcnhain, um baldigc Herstcllung eines
fahrbaren Wegs durch den Odeuwald, bean-
tragt die Pctitionscommission empfkhlcnde
Ueberweiso n g an Gr. Staatsministc-
rium.

Der heute ausgegebene, vom Abg. Fauler
erstattetc Bericht über die eingekoviincnen 86
Straßcnpetitionen bewcrkt darübcd Folgcndes,
nachdem er die mit dem Großherzogihum Heffen
im Zuli v. I. angeknüpften Vcrhanvlungen
über Weiterführung der Straßen im Hesstschen
besprochen: „Noch ist von der heff. Regierung
.eine zustimmendc Rückäußerung auf die ge-
machtcn Vorschläge nicht crfolgt, weßhalb vie
Gr.Regierung einstwcilen den Bau ber Straßen-
strecke Schönau-Hciligkreuzsteinach zur Aus-
führung angcordnct hat.

Jnzwischen wurke aber auch vor Kurzem
an Heffen neuerdings die Mittheilung gerich-
tet, daß, wcnn biS 1. August keine zusagenbe
Erklärung erfolgen würde, die Gr. Regierung
ohne Rücksicht auf hesstsche Jntereffen die
zweckmäßigsten Vcrbindungen auf dadischem
Gebiet ausführen zu laffen entschlvffen sci.
Dics würbe am besten daburch geschehen, baß
von Schönau dircct nach Ziegelhausen auf der
einen Dcite und auf der andern Seile von
Altneudorf nach Schricsheim gcbaut würde.

Der Bau eincr Straße von Ziegelhausen
über Kleingemünd nach Neckargemünb kann
gar nicht in Betracht kommen, ba bei ber be-
stchenden Ncckarstraßc und ber Eisenbuhn eine
dritte Verbindung wirklich überflüffig scin
würde.

Hütten wir eS auch tief zu beklagcn, wenn
in wohlverstandenem Vortheile beider deutschcr
Nachbarstaaten bie für ihrc Bewvhner so noth-
wendigen nußlichen Verbindungswege bei dcm
Verhalten Heffens nicht zu erzielen sein soll-
ten, so müffcn wir nichtsbcfloweniger wün-
schcn, daß alsbann bie Gr. Regierung es nicht

Znm badische» Schützensest.

Mannheim, 3. Auli. DaS hcutige Bankett
in dcr Festhalle ist retchcr besetzt, als an dcn bei-
dcn »orhergehcnden Tagcn, denn eS ziihlt nicht
«enigcr ais 400 Thcilnchmer.

AIS erstcr Redncr währcnd des Mahls betrat
die Trtbüne Herr Müller-Rcnz ans Fraukfurt
-a. M. Schützcn, rief er, Schützenbrüdcr, Schützcn-
freunde! Wir haben in den fünf Fcfttagcn zwar
oft und oiclmals dte Scheibe gefehlt, abcr stetS
haben wir gewußt, wonach wir ziellen, «as wir
zu erreichen strebten. Auch vor sünzig Iahrcn
wurden in unserem Vaterlandc dic Büchsen gcla-
den, gelade» durch das Wort eines patriotischen
Fürstcn: „An mein Volk". So üben wir auch
hcute Hand und Herz im Dicnstc des VaterlandcS,
um durch unscrc llcbung dazu beizutragcn, das
Vaterland «chrhast zu machen, abcr wir dürfen
nicht alletn unser gedcnke» i» diefen Tagen; «ir
habcn unS noch anderer Schützen zu ertnnern, der
Schützen dcs WortS, die uns z»r vatcrlandlschen
Th-t begeiftern, begetstern für das Ziel, nach oem
«ir streben, nach dem wir unsere Kugeln senden.

Unsere Äugeln strcben stets voran, nnd so könncn
auch wir nur zur Forschrittspartei gehören. Morgen
kommen Männer dicser Partei aus verschicdenen
Gaucn Deutschlands hirrhcr, um durch patriotische
Wortc unserc Herzen zu entzünden. Mvrgen ist
dcr Tag, wo unS gewiß manchcs deutschc Wort
von diescr Tribüne «ntgcgenschallcn «ird. Hcutc
schon «ollen wir diescn Tag einweihcn, wollcn
diesen patriotischcn Männern unserc Huldigungcn
darbringcn, heutc ihnen entgcgcnrnfen das Wort,
«elches 1848 und 184S im dcutschen Parlamente
üdcr der Tribüne gestandcn hat: „Dcs Vaicrlan-
deS Größe, deS Vaterlandes Glüek, o bringet cs
dcm dentschen Volke doch zurück."

Dr. Eller theilt hierauf der Verfammlung cin
Schreibcn dcr badischcn zweiten Kammer
an das Centralcomitc vom 30. Zuni mit, in wel-
chem es hcißt: Das Fest dks.crstcn badischen Lan-
desschicßens hat im Krcise dcr Volksvertrctuug freu-
digc Thcilnahme gcfunden, nicht allein alS eine
badische Kcier und als ein neues Zeugniß deS
überall frisch fich erhebcnden öffcntlichen Lebcns,
sondrrn auch, wie Sie es angckündigt, als Vcr- !
brüderungsfist sur die uähcrc »nd fcrnere llmgk- !

länqer mehr verzöqere, dem betreffenden Lan-
bestheile die Wohlthat beffercr Verkehrsstraßen
zu Lhcil werden zu laffen."

Zndem bie Commission sich daher schließlich
voUkommen mit ver Großh. Regiernng in ber
wcitcren Behandlunq ber Angelegenheit ein-
verstanden erklärt, stellt sie den oben erwähn-
te» Ankrag mit dem Wunsche, „daß eintreten-
den Falls der fraglichc Straßenbau lediglich
und ausschließlich mit Rücksicht auf unserc
bcsonderen Ländesintcreffcn baldmöglichst zur
Ausführiing gclange."

— Ans BaLen, 30. Zuni. Wl'e tikf und
schmerzlich es bie kirchlich-orthodore Partei
empfindet, daß ihr Einfluß gebrochcn und die
Zeit ihrer Herrschaft vorübcr ifl, geht nicht
ällein aus den unwahren Berichten und Ver-
lcumdungen hervor, die sie stch in ihren Blät-
tern und Oraanen gegen AlleS erlaubt, was
von ihren Gcgnern gksprochen, geschrieben und
gelhan wird, sondern vorzugsweise aus der
leidenschaftlichen Gerciztheit und ungezähwten
Wuth, iu die sie gerath, wenn auf ihr Thun
und Treiben ein dcrcchtigter Angriff gemacht
wird. Weil das ev. Kirchev- und Volksblatt
es durch seine Schmähungen gegen daS Heidel«
berger Predigerscuiinar und deffen Leiter nichl
verhütcn konnte, daß die Zubiläumsfeier des-
selbcn, welchcr jene Partei cinc sehr schwache
Bktheiligung prophezeit hatte, dcnnoch in so
glänzender Wcise staltfand, nimmt es hinten-
nach zu ber durchaus unwahren Bchaupkung
seine Zuflucht, daß von den ehemaligen Schü-
leru der Anstalt, deren es „bedeutend über 300"
scie», nur etwa der fünfte Theii erschienen
sei. Dagegen gibt die Redaction des südd.
evang. pr. Wochenblatts die statistische Nach-
weisung, daß, nach Abzug der gestorbenen,
auögkwanderteii oder auswärts in anderrm
Berufe angestellten, nur noch etwa 230 Zög-
linge vorhanden sind, bie möglichcr Weise hät-
ten erscheine» können, und daß von diesen
beinahe die HLlfte sich durch ihre Anwesenheit
an der Feier betheiligte, 30—40 aber, die zu
erscheincn verhinbcrt waren, wenigstens durch
Begrüßungsschreiben ihre Theilnahme bewiescn.
Dabei verschweigt sie aber nicht, daß von
einem dcr „rechtgläubigen" Partei angchörigcn
Pfarrer unsereS Landes ein in seincr rohen
Art cinzig bastehendes Schreiben cingelairfen
sei, womit derselbe seiner Bildung ein unrühm-
liches Denkmal geseßt habe.

Was sollen wir aber zu der alles Maß
überschreitenden Berscrkerwuth sagen, womit
das gläubigc Volksblatt von Nathusius übcr
ein von dem rheinbapcrischen Consistorium un-

bung. — Doppelt frcudig begrüßen wir in dicsem
Sinne dte Feicr. Wir sehen in ihr eine weitere
Fördcruiig deutscher Wehrkraft, cin lcbendtgcsZcug-
niß der Waffcnfreude und Waffcntüchtigkcit unscres
Boikcs. Gewiß wird unter den Tauscnden von
dcutschen Männcrn, die das Fest zusammcnführt,
nur ein Gedcmke sein, und weiier klingcn in alle
Kreisc, der Gedanke, dicse frisch erwachte Kraft zu
brauchen, «enn es noth thut, um von unsercm
vaterländischen Boden jeden Fuß breit zu wahren,
wic das heiiige Eigenthum Aller.

». Lornberg aus Karlsruhe. Thcuere Freunde
und Schützenbrüdcr! Wir habcn soeben cin Schrei-
bcn der badifchcn Bolksvertrctung gehört. Die ba-
dische VolkSvcrtrctung hat weiterer Zntercffen ge-
dacht, als lediglich badischer. Ja es ist dicses Fest
kein blvs badisches, wenn es auch daS erstc diescr
Art ist, das in Badcn gefciert wird; das badische
Landcsschießen ist eine Tochter des allgemein deut-
schen Schtcßcns, welcheö wir vor eincm Zahre in
Frankfurt feierten, es ist deutschen llrsprungS.
WclcheS dcutsche Land, welchcr dcutsche Staar er-
freut fich in sctnem Fürsten, tn sctner Regieru g
und Voiksvrrtretung einer so deutschen Gesinnung,
 
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