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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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N 1LS


Areitag, 1«. Jult


1863.

Bestellunge« auf die „Heidelberger
Zeirung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Fainilienblätter" für das mit 1.
Zuli 1863 beginnende 3. Quartal
werden fortwährend angenoulmen.

Die Expedition.

* Politische Umschau.

Während die hessische Kammcr faft mit Ein»
stiwmigkeil ihre Regierung mahnt, dem Han«
delsvertrage beizulreien, und erklärt, daß jede
Zögcruug die materieUen Inlcreffen deS Van.
deS ausS höchste gesährdc unv nur die Noth.
wendigkeit einer Abänderung deS Artikels 31
ancrkannt wurbe, hat bie baperische Kammer
mit einer Mehrheit von drei Bierteln bie biS-
herige unbedingte Ablehnung beS Handelsver-
trags gutgeheißen unb bie Regieruug veran-
laßt, aus dem betretenen Wegc zu verharren.

Die Inbustrie-AuSstellung von inbustiellen,
lanbwirtschaftliche» unb künstlcrischen Erzeug-
niffen auö allen Ländern der Erde wirb tn
Wieu im Iahre 18V6 abgehalten.

Der Kaiser Napoleon ist von Fontainebleau
uach Vichp abgereist.

Per „Kreuzzeiiung" wird aus Warschau
miigethetlt, dag Marquis Wielopolski aus vier
Monale beurlaubt ist und sich mit seiner Fa-
milie zunächst nach ber Jn>et Rügen begtot.

Das Iournal von Neapcl meldet, baß die
Baumwollernte in Neapel unv Äicilicn etwa
100,<R)U Ballen von 300 Kilogrammen cr-
gebcn werbe.

Die „Europe" iheilt mit, baß die am 3. d.
M. von E>ort>chakoff unterbreiteten Antwvrts-
nolen schvn am 7. d. M. im Ministerralh
uiuer Vorsiß beö Czaren beraihen wurdcn.
Ein grvßer Thetl bes RathS war sür Cvn.
ccssionen unb gegen ben Krieg, desonders ber
Miiiister des Iiinem Walujeff, der in aus-
sührliehcm Bericht bie 1!age des Reiches gel-
lenv machle; seruer der Ilnierrichtiiiliilstkr C>o-
lownin uub der Finanzirunister Reuiern. Eiue
starke Opposition erhoben die Generale dcS
Ralhes. Das Cnbergebniß ist noch undckaniit;
wahrschcinlich werden Gvrtschakoffs Enlwürse
aiigeiioiniiicn. Die Noicn mit beu Antworten
werdr'u beninächst veröffentluht.

Deutschland

Karlsruhe, 8. Zuli. Das heute erschteuene Regbl.
Nr. 29 rulhatt: 1) OldenSverleihung an den Hojraih
Profesior Dr. Tischendorf »n Leipztg daS Commandeurkreuz
zweiter «lasie des OrdenS vom Zahnnger Löwen. 2) Dienft^
nachrtchlen: Prvs. Dr. Wegele tn Würzdurg wurde zum

ordentlichen Professor tn her Phtlosophtschen Facultät der
Universitat Fretburg, Mintsterialrath tm Handelsmtnistertum,
Hertnann Poppen, unter Belassung tn setner btshertgen
Stellung tm HandclSministerium, gletchzeittg zum Mitgliede
der Dtrcctton der VerkehrSanstaltcn, mit dem Rechte der
Vertretung des DirectorS in Lerhtnderungsfallen ernannt.
Prof. L. Nau tn HohenhetM als lechntschen Nath in dte
Centralstelle für Landwirthschast mtt dem Tttel und Rang
eineS RegterungSraths berufen. Bezirkssörstcr Wtll tn
Müllhetm wurdc nachGLahr, Beztrkssörster Schuberg tn
RhetnbtschofShetm nach Müllheim, Beztrksförster.Kühnle in
Phtltppsburg nach Rheinbtschossheim, Bezirksförster HereS
tn Eberbach nach PhilippSburs, BezirkSförster Hartweg tn
Mttlelberg nach Kippenheim versetzt; dem Forstpraktikanten
v. Äöler, zur Zett Dteustverweser in Lähr, wurde dte Be-
ztrksforstei Eberbach, dem Forstprakttkanten Krutina, derzeit
Dtcnstverwescr in Waldktrch, die Bezirksforstet Waldkirch,
dem Forstprakltkantcn Müller, derzett Verweser der Beztrks-
forstei Zell t. W., dtese Bezirksforstet, dem Forstpraklt-
kanten Eogt, derzeit Dtenstverweser tn Kippenhetm, dte
Bcztrksforstei Pfullendorf, dem Forstprakltkanten Pfeffer,
derzett GemeindebeztrkSförster in SchrteSheim, die Beztrks-
förftet Mittelberg, unter Ernennung zu ländeSherrltchen
BeztrkSförstern, übertragen; die Wahl dcs Forstpraktikanten
Karl Gockel von KarlSruhe zum städttschen BeztrkSförster
in Epptngen wurde bestäligr; die LorftandS - und erste
Lehrstelle an der höhern Bürgerschule in KarlSruhe dem
Professor Dr. K. A. Mayer an der höhern Bürgerschule
tn Mannhetm übrrtragen; Dr. MathtaS Lexer tn Nürn-
berg zum außerordentlichen Professor in der philosophtschen
Facultät der Untversität Freiburg ernannt; dem Prtvatdo-
centen tn der phtlosophtschen Facultät der Untversilät Het-
delberg, Dr. Karl Dtetzel, Len Character alS außerordent-
ltcher Prosessor, und dem Privatdoccnten in Lcr medtctni-
schen Facultät der Universikät Heldclberg, Dr. ZachariaS
Oppenhetmcr, den Character ats außerordentticher Prosessor
verttehen.

äiailSruhe, 8. Zuli. Das heutc erschtenene Regbl.
Nr. 29 enthält (außer Personalnachrtchtensl

I. Verfügungen und Betanntmachungen der Mintsterten.
1) Bekannlmachungen des grvßh. MtntsteriumS des Znnrrn:
a. Die Generatagentur für Lte Berttntsche Feuerversiche-
rungSanstalt bctreffend. Der von dtcscr Anstalt zu ihrem
Generalagenten für daS Großherzogthum ernanntc Kauf-
mann Retnhold Glöcklcn in Mannheim wurde als solcher
bcstältgt. b. Dte Characsertsirung dcr Lehrer an den Ge-
lehrten- und höhern Bürgerschulen betrcffend. (Darnach
gehört auch Dr. Fridegar Monc, zur Zett noch bet dem
Generallandcsarchiv verwendct, zu denjentgen wissenschast-
lichen Lehrern, welche Lie Benennung „ Prosessor" zu
führcn haben.) 2) Bekanntmachung dcs großh. HandelS-
mtntstcriums: Die Grthetlung von ErfindungSpatenten be,
treffend. Ein solcheS wurde dem kön. preuß. Commercien-
rath Gerhard Uhlhorn zu Grevenbroich bet Köln für die
von ihm erfundcne Combtnation von Bewegungsmechants-
men behufs der Erzcugung einer langsamen Vor- und
schnellen Rückbewegung des WerkzeugträgerS bet Werkzeug-
maschinen erthetlt. 3) Bekanntmachungen dcs großh. Fi-
nanzmtntsteriums: a. Dte dtesjährtge StaatSprüsung tm
Berg, und Hüttenfach betreffeud. Nach erstandener vor-
schrtftSmäßtger Prüfung ist der Berg- und Hültencandtdat
Karl Gerstner von Karlsruhe unter dte Zahl der Bcrg-
und Hüttenpraklikanten ausgenommcn worden. b. Dte
Aushebuttg deS Nebenzollamtes ll. zu Stetten bet Lörrach
betreffend.

Bürgerschule in Karlsruhe sind vier Lehrstellen durch wiffen-
schafllich gcbtldetc Lehrer zu besetzen. Einer dieser Lchrer
soll sür Mathemattk und Physik tn den obersten Klaffcn,

ftanzösischen und engltschen Sprache besonderS befähtgt setn.
Zur Besoldung dieser vier Lehrer tst die Summe von
4800 fl. verfügbar. Dte Besoldung ber einzelnen Lehrer
wtrd nach ihren persönlichen Verhältnissen bestimmt werden.

III. Todesfälle. Gestorben sind: am 14. M ärz d. I.
der penfionirte Secretär Rapparint tn Hetdelberg ; am 25.
Mat d. Z. der katholtsche Pfarrer Frtdolin RöSltn von
Oeflingen.

Karlsruhe, 4. Jult. (38. öffentlkchc
Sttzung der 1. Kamnier. Verwaltungsorga-
nisation. Schluß.) Jn der Einzel-Dtscussion
wtrd dem Titel ces Gesetzes betgefügt „und
dte Verwaltuiigsrechtspflege", und werden dte
4 ersten Abschnttte des Gesetzes, §. 1—21,
nach den Commissionsanträgen erledtgt. Bet
etnzelnen Bestimmuiigen entspann flch etnc
längere Besprechung. So zunächst über die
Frage der kürzeren oder längcren Amksdauer
der Beztrksräthe. Eiu von Mohl unterstütz-
ter, von Staatsrath Lamep und Blunt-
schlt bekämpfter Antrag p. Stotzingen's,
die zweisährige Amtsdaner auf 4 Jahre zu
verläbgern, wird abgelehnt. Gras Berlt-
chtngen tst mit der Ernennung der BeztrkS-
räthc durch Vas Ministerium nicht einverstan-
ben, dadnrch werde Servilismus und Wohl-
dienerei begünstigt; bcffer sei. freie Wahl.
StaalSrath Lamep enigegnet in der schon
in ber allgcmeinen Discujsion crwähnten Rich-
tung. Binntschli bemerkt, in dieser Frage
sei Graf Beriichingen noch demokratischer als
dic demokratische Schweiz, da selbst dort die
Richler nicht ganz frei gcwählt würden, das
Richleramt müsse immer vom Slaat abgeleiiet
werben, nicht zu vergleichcn seien die Schöffen
und Geschworene, diese urlheilen nur, das vvm
Siaal ernannte Gericht richiet. Z« §. 10 wird
folgender Zusatz angcnommen: Das Versahren
. in Vcrwaltungsstreitigkeilkn wird vorerst burch
Regieruiigsverordiiiing geregclt, gemäß den
Gniiibsätzen, welche bas Gesetz in 8. 16 über
das Verfahren vor dem Verwaltungsgerichts-
hof fkststellt. Diescr 8- 16, ebensalls ein Zn-
satz der 1. Kammer, bestimint im Gegcnsatz
zu dcm Beschluffe der 2. Kammer, wonach
vorläufig das bisherige geheime und schristliche
Verfrhren noch in Geliung bleiben soll, daß
die Verhandlung der Bcrwaltungsstreiligkelleii
vor bem Verwaltungsgerichtshof in der Regei
öffentlsch unb mündlich geschehen soll unb dic
Parteicn sich durch Bevollmächtigte vertreien
laffen könneii. Bluntschli spricht sich mit
allcr Enischiedenheit sür die Durchführung des
öffentlich-münblichen Versahrens aus, ebcnso
Mohl, der dieselbe geradezn als Bedingung
seiner Zustimmnng zn bem Gesetz erkiärt.
Uebrigens sei das Vcrsahren gleich durch Ge-

Zum badischcn Schützensest.

Mannhcim, 4. Jnli. Fehlte cs bci dcm Be-
ginn dcS Fcsteö gewiß nicht an allgcmcinem Zn-
tercffe' so ist bicses im Verlaufe nur gcwachsen,
dic Theilnahme an ben einzclnen fcstiichcn Veran-
stattungen, an dem Waibsest in NcckarauS Walde,
und ganz bcsonders an ber wahrhaft glanzvollen
Nachtseier auf der Mühlau war eine alle Erwar-
tungen wcit überstcigendc, und daö heuligc Bankctt
in der Festhalle zeichncte sich nicht minder durch die
Zahl der Gäste, als ganz bcsonders durch bie Fülle
und Bcdeutsamkcit Ler bci demselbcn gehattcncn
Ukden aus. Freilich war heute auch eine Rcihc
herborragender deulscher Männcr hierher gekom-
men, unser F-st durch thre Gcgenwart zu ehren,
und begeisterte vaterlandische Worte zu der Vcr-
fammlung zu reden. Zwar rrregtc cs vas schmerz-
liche Bedauern aller Anwesenden, daß dic Mitglic-
der unserer badischen zwciten Kammer der an fie
ergangencn freundlichen Einladung nicht glanbtcn
Folge lcistcn zu können; dagegen waren Landtags-
Abgeorduete aüs Nassau, Hcffcu-Darinstadt, Frank-
surt und Würtiemberg !n beirächilickir Anzahl

eingetroffen, und ihre Anwesenheit war ohne Zwei-
fcl vorzugsweise dic Vcranlaffung, daß bei dem
Banketi alle Tische dcr Festhalle vollbcsctzt waren.

Den erstcnTrinkspruch brachlc der grcise Welkrr,
der diescs Schützenfest als ciwas sehr Schöncs und
Heitcres begrüßie, hintcr dem aber auch ErnstcrcS
j im Hintergrunde stehe, die Verthcidigung dcr Frei-
heit, die Ehre dcuischer MLnner und Siämme.

^ Doch schon bevor es zu dieftm Kampfe komme, sci
der tüchtige mannhasie Beirieb dcs SchießcnS eine
Wohtthat fürs Baterland, für daS mannhaftc
tapfere Rcchtsbewußtftin. Ein mannhaftcs Rcchts-
bewußtftin besriedjgt sich nicht blos mit dem thco-
retischen Gedankm, daß man ein Rccht hat; eS
dringt in die Hand hinein und wehrt jedc Beiei-
digung ab. Es ist zwar eine schönc Sache um die
leidcnde Unschuld, aber die lerdendc Unschuld hat
Iioch ketne Freihciisschlachten gkschlagen, man muß
sich wehrcn auf die rcchtc Weise, und so glaube
ich, daß vor Allem zu wünschen ist ein stetes Wach-
ftn deS deutschen RechtshewußtftinS, das im vollen
Gefühl der Würde freier Männer wvhl sich mit
dem Kürsten vercinigcn kann, wenn, wie hier in !
Baden, ein cdier Fürst au dcr Spitzc steht-i aher I

^ auch ein Rechtsbewußtftin, das keine Kürstenall-
machi will, dcnn diese ist Thrannri. Nicht cine
! Raubihicrgewalt wollen wir haben auf dem Throne
, und raubthierartig ist jede Tyrannci. Also dicsem
deuischen wahrhaftcn Rcchtsgesühle, daß eS ncu
crwachse «nd fich kraftigc, cin Hoch!

Nach ihm brachte L. Seeger die Grüße der
FortschrittSpartei und der demokratischen Partei in
der Kainmer von Württcmberg. Solchc Versamm-
lungcn können alten Kämpfcrn frifchen Muth gebeu;
sie enthalten so vtele Jnltiative dcs VoikeS, daß
ein Blick auf dicftlben cin crquickender Morgen-
trunk sei. Muth brauchen sie aber, denn die Geg-
ner seien zäher ats vie Schlangen und leben noch
über Sonncnuntcrgang hipauS. Seicn aber dic
Schwicrigkeitcn,' gegen welche dic FortschrittSpartci
kämpfe, auch groß im cigenen Lanbe und noch
> größer im Großen und Ganzen, so wcrden fie boch
fortkämpfcn, so lange noch etne Adcr im Leibe
! flicßc, wcnn der Name Deutschland erklinge. DiescS
orme Deutschland habc an seinem Halsc einen
Kropf, den BundeStag, und eine Kropfoperation
fei schwicrig. Doch cS werde der Tag kommen, da
auch dieser Stcin voin Herzen genommen werdc;
 
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